Ich leb noch dort
Ich leb noch dort, wo ich geboren,
wo ich als Kind geweint hab und gelacht,
wo ich in Liebe und rechtschaffener Arbeit
mit Freunden die besten Jahre verbracht.
Und dennoch,
ich hab meine Heimat verloren,
in glücklosen Jahren zum Fremden gemacht.
Wir haben keinen Gott, wir können ihn nicht rufen,
ach, Bruder Mensch, was hast du dir dabei gedacht,
du hast dir schon wieder die falschen
Freunde genommen,
sie sind es doch, schon einmal verjagt,
die der Frau den Mann
und dem Kind die Mutter genommen,
die Juden vergast und die Roten erschlagen,
die willst du nach deiner Zukunft fragen?
Du hast dir deinen Glauben nehmen lassen,
warum nur?, frag ich dich, du merkst doch,
sie haben dir Marx und Lenin verargt,
du sollst nicht nach vorne schauen,
sie wollen, daß du im Gestern verharrst.
Ach, Bruder, glaub ihnen nicht,
sie haben sich nicht gewandelt,
sie führen schon wieder ihren Krieg
mit frömmelndem Blick, die Hände gefaltet,
zieh’n sie die Welt ins Gestern zurück.
Und du schaust zu, du gehst zur Arbeit,
wenn du noch welche hast,
und gehst zu Karstadt
und in andere Warenhallen,
du kaufst dir dies und kaufst dir das
und läßt ganz fern die Bomben fallen.
Du hörst ja nicht das Krachen und Schrei’n,
du siehst auch nicht, wie die Fetzen fliegen,
du machst es dir gemütlich
und machst dir’s fein,
und meinst, du hast gefunden dein Glück.
Doch glaub mir, so wird es nicht bleiben,
wenn du dich nicht wehrst
und kämpfst um dein Glück,
dann kommt der Krieg, des sei gewiß,
zu dir und deinen Kindern zurück.
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