In memoriam Hans Jendretzky (1897–1992)
Im Juli jährten sich Geburtstag und Todestag des aufrechten und standhaften Kämpfers für Recht und Gerechtigkeit der arbeitenden Menschen in Deutschland. Mitglieder des „Vereins Freie Deutsche Gewerkschaften e. V.“ und der Basisorganisation Berlin-Adlershof der Partei Die Linke ehren sein Andenken besonders, weil etliche von uns noch als Zeitzeugen leben, die ihn aus seiner Tätigkeit vor allem in gewerkschaftlicher Arbeit kannten, mit ihm kämpften oder gar verwandtschaftlich mit ihm verbunden waren.
Hans Jendretzky wurde vor nunmehr 120 Jahren, am 20. Juli 1897, als Sohn einer Buchdruckerfamilie in Berlin geboren. Nach seinem Schulabschluß erlernte er den Beruf eines Schlossers. Schon im Alter von 15 Jahren wurde er Mitglied der Metallarbeiterjugend und als 19jähriger Mitglied im Deutschen Metallarbeiter-Verband. 22jährig trat er 1919 der USPD bei und begann ein Jahr später in der KPD seine politische Laufbahn. Er leitete den Roten Frontkämpferbund in Berlin-Brandenburg und gehörte von 1928 bis 1932 dem Preußischen Landtag an. 1933/34 war er Mitglied der illegalen KPD-Bezirksleitung Berlin. 1934 wurde er wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat von den Nazis verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Luckau verbüßte. Danach wurde er ins KZ Sachsenhausen verschleppt und erst 1938 entlassen. Im Oktober 1944 wurde er wegen Mitarbeit in der Widerstandsgruppe Saefkow-Jacob-Bästlein ein weiteres Mal verhaftet und erneut zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er verbüßte sie im Zuchthaus Brandenburg und in Nürnberg. Kurz vor der endgültigen Zerschlagung des faschistischen Deutschland konnte er im April 1945 aus der Haft fliehen.
Unmittelbar nach Kriegsende engagierte sich Jendretzky beim Wiederaufbau der KPD und war Mitunterzeichner des Aufrufs der KPD vom 11. Juni 1945. Zu dieser Zeit ging es noch in allen Besatzungszonen und Berlin um die Bildung einheitlicher freier deutscher Gewerkschaften.
Hans Jendretzky stand in Berlin an der Spitze dieser historischen gesamtdeutschen Bewegung. Er war Initiator, Mitverfasser und Mitunterzeichner des entsprechenden Aufrufs des Vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für Groß-Berlin vom 15. Juni 1945. Wie man heute weiß, wurden diese Bestrebungen von den westlichen Besatzungsmächten hintertrieben und damit die gesamtdeutsche Gewerkschaftsbewegung gespalten. Mit dem Befehl Nr. 2 der Sowjetischen Militäradministration in der sowjetischen Besatzungszone vom 10. Juni 1945 wurden die begonnenen Aktivitäten des gewerkschaftlichen Neubeginns anerkannt und die Gründung antifaschistischer Parteien und freier Gewerkschaften zugelassen. Damit wurde der Gründungsaufruf vom 15. Juni 1945 die Geburtsurkunde des FDGB. Voller Energie widmete sich Hans Jendretzky nun dem organisatorischen und strukturellen Aufbau des FDGB und war dessen Vorsitzender bis 1948. Von 1948 bis 1953 stand er an der Spitze der Berliner Parteiorganisation der SED. Zudem war er Mitglied des ZK der SED und ab 1950 Kandidat des Politbüros. Im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 17. Juni 1953 und den darauf folgenden Anklagen gegen die Zaisser-Herrnstadt-Gruppe wurde er seiner Parteifunktionen enthoben. Bis 1957 war er Vorsitzender des Rates des Bezirks Neubrandenburg. 1956 wurde Jendretzky rehabilitiert und wieder ins Zentralkomitee der SED kooptiert. Danach machte er sich in verschiedenen Staatsämtern verdient. Mitglied der Volkskammer der DDR war Hans Jendretzky von 1950 bis 1954 und wieder ab 1958, nun als Vorsitzender der FDGB-Fraktion der Volkskammer der DDR.
Für seine Leistungen wurde er mehrfach mit staatlichen Auszeichnungen geehrt, so mit dem Karl-Marx-Orden (1962), dem Großen Stern der Völkerfreundschaft (1977) und anläßlich seines 90. Geburtstages 1987 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold.
Vor 25 Jahren, am 2. Juli 1992, starb der hochgeachtete Kommunist und glühende Antifaschist Hans Jendretzky im Alter von 95 Jahren nach einem erfüllten Leben, in dem er alle Kraft stets dem Wohl der arbeitenden Menschen gab.
Wir und andere noch lebende Weggefährten ehren ihn jedes Jahr am 8. Mai an einem Gedenkstein auf dem Gelände des Treptower Ehrenmals, den er am 1. Mai 1946 an den Gräbern Tausender gefallener Sowjetsoldaten einweihte.
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