Jean Effels unnachahmlicher Strich
Der 1908 geborene und 1982 verstorbene Jean Effel – er hieß eigentlich François Lejeune – war ein künstlerisches Multitalent. Als Zeichner und Karikaturist bediente er eine ganze Palette renommierter französischer Blätter – von Satire-Magazinen bis zu seriösen Zeitungen –, vor allem aber linke Publikationen. In der damals mit hoher Auflage erscheinenden kommunistischen „Humanité“ machte er sich weit über Frankreich hinaus einen Namen. Gleich, ob es sich um die Illustration eines politischen Leitartikels oder um Betrachtungen über das Universum handelte – stets waren die humorgeladenen Beiträge Jean Effels mit der Kraft seiner schöpferischen Ideen und der Poesie unnachahmlicher Ausdrucksformen gepaart. Sie vermittelten Millionen Menschen in vielen Ländern der Welt starke Impulse.
Jean Effels erste Zeichnungen erschienen Anfang der 30er Jahre. Ein hochbegabter Autodidakt, vermochte er es, seinen unverrückbaren Platz in der französischen Presselandschaft im Sturm zu erobern. Proletarischer Internationalismus und poetischer Realismus gehörten zu seinen Markenzeichen. Einem vielschichtigen Publikum prägte sich besonders sein 1937 erschienener Zyklus „Die Erschaffung der Welt“ ein. 1958 machte der tschechische Regisseur Eduard Hofman daraus einen wunderbaren Film, bei dem er den Figuren des Künstlers Leben einhauchte. Effels Strich ließ die Betrachter schmunzeln und rief Nachdenklichkeit hervor. Über 5000 seiner Zeichnungen und Skizzen waren dem „Debut unserer Erde“ gewidmet. Effels Alben wurden in 15 Sprachen übersetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bot sich vor allem General de Gaulle dem Karikaturisten als eine nie versiegende Quelle immer neuer Inspirationen an. Dabei dienten Effel sowohl die physische Beschaffenheit des Generals als auch dessen Diskurse und Manieren als Zielscheibe für treffsichere Satire. Mit seinem scharfen Blick für de Gaulles Schwachstellen leistete Jean Effel einen wichtigen Beitrag zur seinerzeitigen Auseinandersetzung mit einem ebenso bedeutenden wie reaktionären Staatsmann.
Als einzigem Karikaturisten der Grande Nation widmete Frankreichs Post dem angriffslustigen, bisweilen aber auch sanften Meister des kühnen Strichs im Oktober 1983 eine Sondermarke.
RF, gestützt auf „Ètincelles“, Paris
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