Jeremy Corbyn bleibt Labour-Chef
Jeremy Corbyns überwältigender Sieg vom 24. September wird viele seiner Unterstützer mit Freude erfüllen. Mit 61,8 Prozent der Stimmen hat er ein noch stärkeres Mandat errungen, die größte Partei Britanniens zu führen, als bei der Wahl im vergangenen Jahr. Das ist bemerkenswert, denn seit der Abgeordnete aus Islington North, altgediente Vorkämpfer für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit sowie langjährige Kolumnist des „Morning Star“ zum ersten Mal zum Labour-Vorsitzenden gewählt wurde, steht er unter Dauerbeschuß.
Seine Dankesrede am 12. September 2015 hatte er noch nicht beendet, da warnte Premierminister Cameron das Land bereits, der neue Oppositionsführer sei „eine Bedrohung für unsere nationale und ökonomische Sicherheit sowie die unserer Familien“. Es dauerte weniger als eine Woche, bis Generale über die „Times“ ausrichten ließen, die Streitkräfte würden einen Premierminister Corbyn „nicht akzeptieren“ und „meutern“, sollte er gewählt werden. Seither verging kaum ein Tag ohne Diffamierungen oder künstliche Skandale, die von den Massenmedien verbreitet werden, um Corbyns Autorität zu untergraben oder seinen Namen in den Schmutz zu ziehen. Unabhängige Untersuchungen haben die konstante Voreingenommenheit der Medien gegenüber dem Labour-Vorsitzenden und dem neuen politischen Kurs, für den er steht, aufgedeckt. Selbst die BBC ist da keine Ausnahme.
Trotz alledem: Was war das für ein Jahr! Labour hat sich seither um den Faktor drei vergrößert, selbst der unterlegene Owen Smith erhielt mehr Stimmen, als die Konservative Partei Mitglieder hat. Neben ihrem beachtlichen Wachstum hat die Partei unter Corbyn wirkliche Fortschritte für die Menschen erzielt, indem sie Pläne der Tories auf wichtigen politischen Feldern verhindert hat – von der Streichung von Sozialleistungen über einen widerwärtigen Gefängnisdeal mit dem saudi-arabischen Folterregime bis zur Verweigerung einer sicheren Zuflucht für unbegleitete Flüchtlingskinder. All dies ein starker Kontrast zur Hoffnungslosigkeit und dem Abdriften der Labour-Politik in der Zeit vor Corbyn.
Seither gewann die Partei jede Nachwahl und errang das Bürgermeisteramt in mehreren großen Städten. Es gibt indes nicht nur Erfolge – so ist der Abwärtstrend in Schottland noch nicht gebremst –, aber jeden Rückschlag Corbyn anzulasten, wie seine Kritiker es tun, ist ganz offensichtlich absurd.
Angesichts des Ausmaßes und der Beharrlichkeit, mit der er angegriffen wird, wirkt der Erfolg von Labour seit dem vergangenen Jahr inspirierend. Die Attacken zeigen auch, daß die Superreichen, die den britischen Staat und seine Institutionen kontrollieren, in der von Corbyn angeführten Bewegung eine tödliche Bedrohung sehen.
Unsere Aufgabe besteht nun darin, diesen Prozeß zu vertiefen. Sozialisten inner- und außerhalb der Labour-Partei müssen zu einer Armee der Veränderung in unseren Kommunen, Straßen und an Arbeitsplätzen werden.
Ben Chacko („Morning Star“, London)
Aus „junge Welt“, 26. September 2016
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