RotFuchs 209 – Juni 2015

John Reed – Chronist der Revolution

St. K.

Es mag manchen verwundern, wenn in der Reihe der Helden des Roten Oktober auch ein junger Amerikaner, ein Absolvent der Harvard-Universität, erscheint. Diese Tatsache beweist einmal mehr, daß auch im amerikanischen Volk – damals wie heute – Kräfte existent sind, die sich von der kapitalistischen Umwelt nicht irritieren lassen und für das revolutionäre Morgen kämpfen.

John Reed wurde 1887 in Portland geboren, zeichnete sich während seiner Schulzeit durch hervorragende Leistungen aus und spielte auch bald an der Universität im studentischen Leben eine maßgebliche Rolle. Nicht nur, daß er als Redakteur der satirischen Zeitschrift „Lampoon“ aufmerken ließ: Zum Entsetzen der bürgerlichen Professoren gründete er auch noch einen sozialistischen Klub!

Nach seinem Studium widmete sich Reed ganz der schriftstellerisch-journalistischen Arbeit und war als Kolumnist bei einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften tätig, die den glänzenden Stil seiner gesellschaftskritischen Beiträge zu schätzen wußten.

Der erste imperialistische Weltkrieg sah ihn dann auch an den verschiedensten Fronten in Frankreich, Deutschland, Italien, der Türkei und schließlich in Rußland. Seine Reportagen waren aber keinesfalls – wie die anderer Kriegsberichterstatter – lediglich informierend und betrachtend, sondern engagiert, offen parteilich – und zwar für die in den Krieg der Mächtigen hineingerissenen Völker. Aber gerade das vertrugen die Zeitungsbosse der bürgerlichen Welt am wenigsten. So boykottierten sie ihn, ließen seine Arbeiten unveröffentlicht.

Doch John Reed hatte bei den amerikanischen Arbeitern bereits einen solchen Ruf als einer der ihren, daß er auf Versammlungen und Kundgebungen außerordentlichen Zulauf erfuhr. Und wie der Student seine Position als Gründer eines sozialistischen Klubs deutlich machte, so wurde er jetzt zum Mitbegründer der Kommunistischen Partei der USA.

Sein hohes Ansehen als für die Arbeiter Partei ergreifender Journalist ließ ihn in den Tagen vor und während der Oktoberrevolution mehrfach mit Lenin und anderen Persönlichkeiten der Bolschewiki zusammentreffen. Gemeinsam mit den Rotgardisten nahm er am Sturm auf das Winterpalais teil. Das hautnahe Miterleben dieser Wende in der Menschheitsgeschichte inspirierte ihn zu seinem bedeutendsten Werk „10 Tage, die die Welt erschütterten“. Lenin sagte hierzu in einem Vorwort: „Dies ist ein Buch, das ich in Millionen Exemplaren verbreitet und in alle Sprachen übersetzt wissen möchte. Es gibt eine wahrheitsgetreue und äußerst lebendige Darstellung der Ereignisse, die für das Verständnis der proletarischen Revolution und der Diktatur des Proletariats von größter Bedeutung sind.“

John Reed arbeitete seit November 1917 im Büro für internationale revolutionäre Propaganda des Volkskommissariats für Auswärtige Angelegenheiten. Er war Delegierter des 2. Kongresses der Komintern und Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). Einer Typhuserkrankung vermochte er infolge starker Überlastung nicht genügend Widerstand entgegenzusetzen, so daß er, erst 33jährig, im Oktober 1920 verstarb. Der Internationalist John Reed hat neben anderen bedeutenden Persönlichkeiten der Oktoberrevolution an der Kreml-Mauer seine letzte Ruhestätte gefunden.

St. K.

Dieses Pseudonym – eines von mehreren – benutzte unser heute fast 93jähriger Autor Helmuth Hellge, der unlängst seinen 70. RF-Abonnenten gewann, bei der Westberliner Zeitung „Die Wahrheit“.