RotFuchs 188 – September 2013

Kubas „Libreta“:
Rationierung oder Existenzsicherung?

RotFuchs-Redaktion

Seit vielen Jahren spielt in Kuba die während der extrem harten Sonderperiode nach dem plötzlichen Wegbrechen der UdSSR und der sozialistischen Staatengemeinschaft Europas eingeführte „Libreta“ keine geringe Rolle. Dabei handelt es sich nicht, wie im Westen behauptet wird, um eine staatliche Rationierungsmaßnahme, sondern um eine landesspezifische Form elementarer Existenzsicherung. Jede Familie erhält am Beginn eines Monats ein als Libreta bezeichnetes Heft zum extrem verbilligten Bezug einer bestimmten Menge von Grundnahrungsmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Dabei können auf Diät angewiesene Personen während der Gesamtdauer ihrer Erkrankung spezielle Lebensmittel per Libreta erhalten.

Während eine Reihe von Artikeln im Laufe der Zeit aus dem Angebotsfächer herausgenommen wurde, blieb anderes davon unberührt: So ist z. B. das kleine Rundbrot, welches zur täglichen Kost aller Kubaner gehört, weiterhin auf Libreta erhältlich – ein Stück pro Tag und Person für nur 0,05 Peso. Im Handel kostet es das Zwanzigfache davon – 1 Peso.

Für den monatlichen Wasserverbrauch zahlt jeder Libreta-Inhaber ebenfalls einen Peso. Auf das zum kubanischen Alltag gehörende Heftchen werden für einen symbolischen Preis pro Person abgegeben:

6 Pfund Reis, 3 Pfund Weißzucker, 2 Pfund Rohzucker, ein Viertelliter Öl, ein halbes Pfund schwarze Bohnen, ein Liter Milch für Kinder bis zu sieben Jahren, 1 Liter Sojagetränk für 7- bis 13jährige. Jede Familie erhält alle zwei Monate ein 500-Gramm-Paket Salz. Hinzu kommen bestimmte Mengen Hühnerfleisch und Hackfleisch für Kinder zwischen 7 und 13 sowie 10 Eier. Sämtliche erwähnten Nahrungsgüter sind auch zum vielfach höheren Normalpreis erhältlich.

Zu den Errungenschaften der letzten Jahre gehört ein reichhaltiges Obst- und Gemüse-Angebot auf überall eingerichteten Produzentenmärkten.

RF, gestützt auf „Initiative Communiste“, Paris