RotFuchs 190 – November 2013

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Eure Wünsche zu meinem 85. Geburtstag sind mir sehr teuer. An jenem Tag dachte ich an meinen russischen Vater Nikolai, der die Revolution 1917/18 in Petrograd miterlebte. Nachdem er die Technische Hochschule in Saratow besucht hatte, ging er zunächst nach Sibirien, um Geld zu verdienen. Nach einer Kriegsverwundung schickte man ihn als Instrukteur in die Traktor-Schule von Zarskoje Selo – das spätere Puschkino. Von dort aus fuhr er mit seinen Kollegen allabendlich nach Petrograd, um die Redner der Revolution zu hören.

Ich erinnere mich an seinen Vergleich zwischen Lenin und Trotzki. Während Lenin in kurzen klaren Sätzen gesprochen habe, so daß ihn jeder leicht verstehen konnte, sei Trotzki zwar ein begnadeter Redner gewesen, der die Massen aufzuputschen vermochte, ohne daß man hinterher wiederholen konnte, was er eigentlich gesagt hatte.

Mein Vater gehörte zu den ersten 10 000 Mitgliedern der KPR, die später ein goldenes Parteibuch erhielten. Er wurde zunächst auf einen hohen Posten der 6. Roten Armee im Kaukasus gestellt und später, als Kriegskommissar Trotzki seinen Vertrauten sämtliche Spitzenämter übertrug, nach Sibirien versetzt.

Seine Frau, eine Lettin, wollte angesichts der schweren Erkrankung ihres Kleinkindes und fehlender ärztlicher Hilfe nach Riga zurückkehren. So verließen beide Rußland 1922. Die Ehe zerbrach, denn plötzlich war Nikolai nichts anderes mehr als ein armer Emigrant.

Nikolai heiratete dann meine Mutter, eine Balten-Deutsche, die gut Russisch sprach. 1928 kam ich zur Welt.

Heute ruhen meine Hoffnungen auf Euch – auf den Erben der DDR. Wir alle sind den Schöpfern und Gestaltern des „RotFuchs“ zu tiefstem Dank verpflichtet, haben sie doch den einzig richtigen Weg eingeschlagen. Die Zeitschrift ist zum Sammelpunkt von Sozialisten und Kommunisten geworden, ohne sich in endlosen ideologischen Streitereien zu verlieren.

Dr. Vera Butler, Melbourne

Unlängst habe ich Bernd Fischers Buch „Der Große Bruder“ erhalten und es gleich mit lebhaftem Interesse gelesen. Dabei wurde ich in längst vergangene Zeiten meiner Tätigkeit in der DDR und zu meinen alten Freunden zurückversetzt. Dieses Buch ist die erste wirklich gründliche Darstellung des Entstehens und der Entwicklung einer langjährigen, äußerst engen Zusammenarbeit zwischen den Aufklärungsorganen der UdSSR und der DDR. Bernd Fischer vermochte nicht nur ein objektives Bild der wirklich brüderlichen Zusammenarbeit zu vermitteln, sondern auch den Geist der Arbeitsatmosphäre zwischen Mitarbeitern beider Dienste zu schildern.

Die DDR-Aufklärung war einer der effektivsten Nachrichtendienste der Welt. Die hochwertigen Informationen der HV A des MfS – z. B. über aggressive NATO-Pläne und die Wiederaufrüstung der BRD – waren von größter Bedeutung für die UdSSR und das gesamte sozialistische Lager. Die Einschätzung des Chefs der sowjetischen Aufklärung W. A. Krjutschkow trifft völlig zu: „Die DDR-Aufklärung hat für uns weit mehr getan …“

Ich habe natürlich, lieber Klaus, auch Deinen Artikel im Februar-„RotFuchs“ über das Fischer-Buch gelesen und bin mit Dir völlig einer Meinung. Mich beunruhigt Dein Gesundheitszustand, und ich möchte hoffen, daß Du auch in diesem Fall der Sieger sein wirst.

Als Sekretär der Vereinigung ehemaliger Kundschafter der UdSSR übermittle ich Euch freundschaftliche Kampfesgrüße.

Oberst a.  D. Vitali Korotkow, Moskau

Ich hörte förmlich Obama und seinesgleichen mit den Hufen scharren, wann es denn in Syrien endlich losgehen könne. Bei meiner Meinungsbildung half mir der September-RF sehr. Hut ab vor dem britischen Unterhaus, dessen mehrheitliche Absage an einen Überfall sicher nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit geschehen sein dürfte.

Manche von jenen aus dem Osten, welche wie Angela Merkel in der BRD etwas geworden sind, haben, als sie in der DDR aufwuchsen, sicher auch voller Inbrunst gesungen „… daß nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint!“ Heute müssen in Syrien und anderswo unzählige Mütter ihre Söhne beweinen.

Die systematische Verteufelung Putins läßt erkennen, daß er offensichtlich nicht so mitspielt, wie sich das der Friedensnobelpreisträger wünscht. Für mich ist es ein Beweis, daß der russische Präsident – zumindest in dieser Frage – Stehvermögen besitzt. Würden ihn seine Feinde wegen Syrien loben, hätte er bestimmt etwas falsch gemacht.

Marianne Wuschko, Hoyerswerda

Meine Meinung zu zwei Beiträgen der Septemberausgabe des RF: Die Feststellungen Torsten Scharmanns zur „Russen-Phobie“ teile ich voll und ganz. Mein Beruf brachte es mit sich, daß ich in Moskau u. a. zwei Akademien absolvieren durfte und dann in meiner Leipziger Dienststellung enge Beziehungen der Waffenbrüderschaft mit dem belorussischen Militärbezirk pflegte. Während des Studiums besuchten wir auch das Schlachtfeld bei Borodino, wo einst die russische Armee der napoleonischen widerstand. Bezeichnenderweise hatten Einheiten der faschistischen Wehrmacht in dem dieser Schlacht gewidmeten Museum eine Fleischerei betrieben. Alle Ausstellungsstücke wurden geraubt oder vernichtet. Ob Frau Merkel wohl Auskunft geben kann, wo diese „Beutekunst“ abgeblieben ist?

In Chatyn bei Minsk sahen wir in einem der fast 300 restlos niedergebrannten Dörfer Belorußlands die Skulptur eines Schmiedes, der das einzige überlebende Kind auf seinen Händen trug. Denkt Frau Merkel auch an solche im deutschen Namen begangene Untaten, wenn sie mit Präsident Putin spricht?

Und auch Pastor em. Hans-Joachim Brühe möchte ich zustimmen. Um den 7. Oktober 1954 waren wir – die ersten DDR-Offiziere an der Lenin-Akademie der Sowjetarmee – im Moskauer Bolschoitheater. Dort trafen wir Otto Nuschke. Er hörte, daß wir deutsch sprachen und wandte sich uns sofort zu. In herrlich väterlicher Art erkundigte er sich nach unserem Befinden, wollte er wissen, wer wir seien. Wenn das Gespräch auch nur wenige Minuten dauerte, hatten wir das Gefühl, einen echten Kampfgefährten getroffen zu haben – einen sozialistischen Christen, wie es in der DDR nicht wenige gab. Heute wünschte man sich, daß viele ehemalige Mitglieder der DDR-CDU Nuschkes Vorbild vor Augen hätten.

Generalmajor a.  D. Heinz Bilan, Leipzig

Liebe „RotFüchse“, ich bin schon seit ein paar Jahren Euer Leser – übrigens durch einen West-Linken – und jedes Mal überwältigt von dem Herzblut und dem fundierten Wissen Eurer Autoren. Für mich, Jahrgang 1961, kann ich nur sagen: Es war ein großes Glück, fast 30 Jahre in der „Gänsefüßchen-Republik“ gelebt zu haben. … Was Besseres kriegen wir wohl nicht mehr.

Und ich bedaure, daß ich nicht ein paar von diesen ehrlichen und aufrichtigen Redakteuren, Autoren und Leserbriefschreibern des RF persönlich kenne.

Was die Bücher betrifft, die Dieter Fechner da immer wieder herauskramt, werde ich wohl auch kaum eines davon kennenlernen. Aber daß es Euch gibt, ist in einem solchen Grade bewahrenswert, daß es in der „Opa-Kiste“ für den im Dezember 2012 geborenen Enkel gewiß eine „RotFuchs“-Ecke geben wird.

Steffen Czubowicz, Ludwigshafen am Rhein

Im Artikel „Berlin hält an München fest“ (RF 188) heißt es: „Die Tschechoslowakei blieb bis 1945 das ‚Reichsprotektorat Böhmen und Mähren‘ des SS-Generals Heidrich und seiner Nachfolger.“

Die Sache verhält sich jedoch anders: Der erste tschechisch-slowakische Staat entstand am Ende des Ersten Weltkrieges. Damals zerfiel die österreichisch-ungarische KuK-Doppelmonarchie. Im nördlichsten Teil wurde die Tschechoslowakische Republik gegründet, im Westen lebten die Tschechen, im Osten die Slowaken. Dadurch wurde die zunehmende Germanisierung des Westteils ebenso aufgehalten wie die Magyarisierung des Ostteils. Die ČSR wurde 1938 durch das Münchener Abkommen zerschlagen. Hitlerdeutschland gliederte aber nur die früheren KuK-Kronländer Böhmen und Mähren – was territorial in etwa der heutigen Tschechischen Republik entspricht – an. Zur gleichen Zeit erklärten politische Parteigänger der Nazis um Hlinka den slowakischen Landesteil für unabhängig. Die Slowakei blieb bis 1944 ein Satellit des „Reiches“.

Böhmen und Mähren waren auch nicht „Heidrichs Protektorat“ – als Protektorats-Macht fungierte das faschistische Deutsche Reich.

Als dessen selbsternannte Rechtsnachfolgerin sollte die BRD ihre bisherige Position zu „München“ endlich aufgeben. Dieser Forderung Horst Schneiders stimme ich uneingeschränkt zu.

Wolfgang Mäder, Neubrandenburg

Bemerkung der Redaktion:

Der Fehler geht nicht auf das Konto des Autors, sondern entstand beim Redigieren.

RF

Schon seit längerer Zeit wollte ich mich bei den Autoren und Gestaltern des „RotFuchs“ bedanken. Die Zeitschrift macht Mut, da man in ihr die eigenen Gedanken und Ideen bestätigt findet. Sie gibt uns Kraft für die weitere Arbeit.

16 Leipziger nahmen Ende August am bereits 91. Treffen tschechischer, polnischer und deutscher Antifaschisten in Mala Upa am Fuße der Schneekoppe teil. Ein Höhepunkt war dabei wieder die internationale Kundgebung an diesem auf tschechischem Territorium gelegenen traditionsreichen Ort. Schon die Busfahrt dorthin erhöhte die Vorfreude, Gleichgesinnten zu begegnen. Gemeinsam sangen wir Lieder von Ernst Busch, die Prof. Koenitz auf einer CD zusammengestellt hatte. Beeindruckend war die Übereinstimmung aller beteiligten linken Kräfte. Wenn dann am Schluß der Kundgebung mehrsprachig die Internationale gesungen wird, ist das ein ergreifender Augenblick.

Gerda Uhlig, Leipzig

Am 23. August brachte der „Weser-Kurier“ einen Leserbrief, den ich der Redaktion zu einem von ihr veröffentlichten Beitrag über die Bibliothek Peter Sodanns gesandt hatte. In meiner Zuschrift bezog ich mich auch auf deren Werbeprospekt, in dem es u. a. heißt: „Das Vergessen ist die Mutter der Verwahrlosung. Kultureller Vandalismus ist eine Strategie der Sieger. Mit dem Raub des kulturellen Erbes wurden die Kulturträger erniedrigt, wurde 1989/90 Platz geschaffen für die Kulturindustrie des Westens.“

Ganz sicher aber werden die Bibliothek und das Museum dieser Kulturindustrie zumindest etwas von ihrem Platz streitig machen. Unterstützen und besuchen wir die Einrichtungen Peter Sodanns!

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

In Herbert Klingers Beitrag „Hitlers ‚Wunderwaffen‘-Debakel“ (RF 188) ist davon die Rede, daß V-Raketen in Konzentrationslagern produziert wurden.

Ein Außenlager „Laura“ des KZ Buchenwald befand sich im „Fröhlichen Tal“ unweit der Ortschaft Schmiedebach. Es wurde 1943 in einem Schieferbruch errichtet. Dieser bestand aus einem Tagebau und unterirdischen Hallen. Beide wurden für Tests von Triebwerken der V2 genutzt. Die Gefangenen pferchte man in eine zum Schlafsaal umgebauten Scheune, wo sie auf mehrstöckigen Holzverschlägen schliefen.

Bis zum Todesmarsch im April 1945 befanden sich dort rund 2600 Häftlinge, von denen etwa 550 starben. In den Ortschaften entlang der Marschroute wurden zu DDR-Zeiten Gedenksteine für die Opfer aufgestellt.

Nach Übergabe des von US-Truppen befreiten Gebiets an die Sowjetarmee demontierte man die Anlagen und sprengte die unterirdischen Hallen, was Anfang der 60er Jahre leider zu einem schweren Grubenunglück führte. Seitdem wird Schiefer hier nur noch im Tagebau gefördert.

Zwischen 1965 und 1968 erforschten Schüler der Wurzbacher Polytechnischen Oberschule „Geschwister Scholl“ die Geschichte des Lagers. Bis zum Ende der DDR bestand die Arbeitsgemeinschaft „Laura – die Hölle im Schieferberg“. Sie unterhielt viele Kontakte zu ehemaligen Häftlingen. Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen wurden publiziert. Seit 1998 besteht der Förderverein Gedenkstätte Laura e. V.

Lutz Wolfram, Harth-Pöllnitz

Kürzlich entdeckte ich auf einem Bahnhof ein Plakat. Es bestand aus zwei Porträts: Links sah man Martin Luther King, rechts Barack Obama. Beide blickten sich an. Über Kings Foto standen dessen berühmte Worte „I have a dream“ (Ich habe einen Traum.). Der Text zu Obama lautete hingegen: „I have a drone“ (Ich habe eine Drohne.). Viele Passanten waren beeindruckt oder fühlten sich irritiert.

Dr. Ulrich Sommerfeld, Berlin

Ausgangspunkt des Artikels von Horst Neumann „Revolutionen brauchen Köpfe“ im RF 188 war die Frage eines Lesers, wie es möglich sei, „daß ein kleines Quantum Abtrünniger und Verräter ausreicht“, um den Sozialismus zu Fall zu bringen.

Ist das aber wirklich so gewesen? In der Sowjetunion begann schon während der 70er Jahre eine kaum merkliche Zersetzung, die sich von Parteitag zu Parteitag verstärkte und schließlich zu einem Zerfallsprozeß führte. Am Ende waren es Leute wie Gorbatschow und Jelzin, die sich zu Revisionisten wandelten und dem Sozialismus in der UdSSR, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, den Rest geben konnten. Was Hitler nicht schaffte, erreichten sie schleichend.

Die Führung der SED wehrte sich zwar gegen Gorbatschows Kurs, bekam aber ihre eigenen Probleme leider nicht in den Griff. Wenn wir in der SED damals über die Partei redeten, sagten wir manchmal ironisch: „Die Partei ist doch auch nur e i n Mensch!“ Höchst selten wurde Erich Honecker im Politbüro widersprochen, obwohl es manche Bedenken gab, so zur Preispolitik in bezug auf Artikel des Grundbedarfs, zu Mieten und Dienstleistungen. Und vor allem über die Ergebnisse der Volkskammerwahlen mit um die 98 Prozent schüttelten selbst Gutwillige den Kopf.

Noch ein Wort zum „RotFuchs“. Auch die jüngste Ausgabe las ich als ehemaliger Chefredakteur der „Schweriner Volkszeitung“ wieder neugierig und mit Interesse für dieses und jenes von der ersten bis zur letzten Seite. Ich bestaune die Ausdauer beim regelmäßigen Verfassen der niveauvollen Leitartikel.

Hans Brandt, Banzkow

Der Beitrag „Revolutionen brauchen Köpfe“ weckt Zweifel in mir. Die Rolle, die Persönlichkeiten in der Geschichte spielten, ist unbestritten. Mitunter wird sie übertrieben dargestellt, ein anderes Mal unterschätzt. Das Wirken von Lenin, Ho Chi Minh, Fidel Castro und Hugo Chávez hat mit Sicherheit großen Einfluß auf die Entwicklung in ihren Ländern und darüber hinaus gehabt. Auch Mao Tse-tung hatte bedeutenden Anteil am Sieg der chinesischen Revolution, doch seine Politik des „Großen Sprunges“ und die „Kulturrevolution“ fügten China großen Schaden zu.

Entscheidend aber sind in allen Fällen die Volksmassen. In Rußland waren sie angesichts ihrer sozialen Lage bereit, den Bolschewiki zu folgen. In Kuba und Venezuela sehen die Menschen, was in anderen Ländern Lateinamerikas geschieht. Für die Niederlage des Sozialismus in der DDR wird mitunter in erster Linie die überalterte Partei- und Staatsführung mit ihren Fehlentscheidungen verantwortlich gemacht. Doch leider wollte eine Mehrheit der DDR-Bevölkerung offensichtlich den Anschluß an die brutale kapitalistische Marktwirtschaft. Dabei ist relativ unerheblich, ob es solche Tendenzen schon vor 1989 gab oder ob sie auf die verstärkte westliche Propaganda danach zurückzuführen sind.

Dr. Kurt Laser, Berlin

Mit großer Zustimmung habe ich den Leitartikel „Erinnern an Auschwitz“ im September-RF gelesen. Ich kann die dort getroffenen Feststellungen und Mahnungen nur nachhaltig unterstützen, werden wir doch durch die Realität belehrt, wie notwendig diese sind. Ich hoffe, mit meinem Buch, welches anläßlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Auschwitz-Prozesses erscheint, dazu einen Beitrag leisten zu können. Dort sind erstmals wichtige Passagen aus dem Schlußvortrag des Nebenklagevertreters Prof. Dr. Kaul und dessen Erwiderungen auf die Ausführungen der Verteidigung abgedruckt.

Rechtsanwalt Ralph Dobrawa, Gotha

Dr. Sigmund Jähn, DDR-Fliegerkosmonaut und erster Deutscher im Weltraum, war vor einiger Zeit in der ProCurand Seniorenresidenz in Strausberg zu Gast. Fast dreieinhalb Jahrzehnte nach seinem Flug in den Kosmos hielt der gebürtige Vogtländer einen Lichtbildervortrag über die Raumfahrt von Ziolkowski bis in unsere Tage. Die Bewohner des Hauses interessierten sich vor allem auch für den Menschen Sigmund Jähn. Nach seinem Weltraumflug war er nach Strausberg versetzt worden. Zuvor hatte er viele Jahre im Jagdfliegergeschwader 8 der NVA in Marxwalde gedient. Von 1979 bis 1990 war Sigmund Jähn dann Chef Kosmische Ausbildung im Kommando der LSK/LV in Eggersdorf.

Auch als Hochdekorierter fuhr Sigmund Jähn noch immer jeden Tag mit dem Fahrrad zum Dienst, bis ihm sein Vorgesetzter das untersagte. Am 2. Oktober 1990 endete seine Zugehörigkeit zur NVA. Damals 53jährig, erhielt er einen Beratervertrag der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, in deren Auftrag er noch oft im russischen Sternenstädtchen zu tun hatte.

Seit 1982 war Sigmund Jähn Ehrenbürger von Strausberg – ein Titel, den er nach dem Oktober 1990 mit dem Schließen des Ehrenbuches verlor. Erst sehr viel später kamen die Strausberger Stadtverordneten nicht umhin, ihm diese Würde erneut zuzuerkennen.

Heinz Pocher, Strausberg

Ich möchte dem Artikel „Ukrainische Nazis und ihre Wurzeln“ (RF 188) von Willi Gerns noch etwas hinzufügen. Als Autor des Buches „Rechte in der Rada“ war ich durch die linke ukrainische Bewegung „Antifaschist“ zu einer Informationsveranstaltung nach Kiew eingeladen worden. Sie erwies sich als Pressekonferenz im Journalistensaal der Ukrainischen Nationalen Nachrichtenagentur UNIAN. Dort wurde die von „Antifaschist“ herausgegebene Zitaten- und Aussagen-Sammlung zum ukrainischen Nationalismus vorgestellt. Aus Vergangenheit und Gegenwart werden darin Äußerungen zur Ideologie und zu den Untaten der ukrainischen Nationalisten dokumentiert – übrigens auch mehrere Aussagen meines Buches. Ich wurde dort als deutscher Publizist eingeführt, dessen bisherige Veröffentlichungen heikle Themen aufgegriffen und einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Ultrarechten geleistet hätten.

Helmut Wagner, Berlin

Die Energienetze der BRD für Gas und Strom befinden sich nahezu vollständig in Privathand. Sie gehören – der Absicht nach „für ewige Zeiten“ – den vier großen Konzernen E.ON, RWE, Vattenfall Europe und Energie Baden-Württemberg. Welches Privatunternehmen aber gestattet einem Politiker, in seine Geschäfte hineinzureden? Frau Dr. Merkel bildet da keine Ausnahme: Diktiert sie etwa den Giganten der Branche „ihre“ Neue Energiepolitik? Das Gegenteil ist der Fall. Lobbyisten und Politiker haben die Pflicht, alles nur Erdenkliche zu tun, damit den Energiekonzernen auch in den nächsten Jahrzehnten steigende Profitraten gesichert werden. Allein dafür sind sie in Amt und Würden, erhalten sie ihre „runden“ Bezüge.

Wer die Netze besitzt, hat auch das Sagen bei der Energieversorgung. „Mit den Netzen verdienen wir inzwischen so viel, daß wir auf den Gas- und Stromverkauf verzichten könnten“, äußerte in diesem Zusammenhang ein E.ON-Vorstandsmitglied.

Die berechtigte Forderung nach Umwandlung der privaten Energieversorgung in eine öffentliche kommunale Daseinsvorsorge, um die kostengünstige Bereitstellung von Strom und Erdgas zu sichern, ist mit dem Profitstreben der Energiekonzerne völlig unvereinbar.

Dr. Wolfgang Schacht, Wandlitz

Am 1. September, dem Weltfriedenstag, hatten Parteien sowie in- und ausländische Friedensinitiativen wie alljährlich zu einer Demonstration aufgerufen, die vor dem Brandenburger Tor begann. Auch ich war als diesmal einzige Vertreterin der KPD mit einer weithin sichtbaren Parteifahne beteiligt. Unterwegs wurde ich von zwei Polizisten mit der Begründung aus der Demo herausgeholt, ich führte „das Symbol der verbotenen KPD“ mit mir. Nach Wegnahme der Fahne forderten mich die Beamten auf, ihnen zum Einsatzwagen zu folgen. Sie ignorierten die von mir betonte Tatsache, daß die 1990 – also noch zu DDR-Zeiten – in Ostberlin gegründete KPD nicht verboten sei. Die Zulassungsurkunde steht ja im Internet. Während der sich hinziehenden „Behandlung“ dachte ich daran, daß sich KPD-Mitglieder in der gesamten Geschichte der kommunistischen Bewegung ständiger Verfolgung ausgesetzt sahen. Nun war auch ich betroffen.

Da ich meinen Personalausweis nicht bei mir hatte, fuhren mich die Polizisten in ihrem Einsatzwagen nach Hause, um an diesen zu gelangen. Die Teamleiterin der Polizei meinte nach mehreren Telefonaten, möglicherweise sei die 1990 gegründete KPD doch nicht verboten. Die Fahne trage jedoch das Symbol der 1956 vom Verbotsurteil betroffenen Partei. Wie ich erfuhr, hatten sich in der Vergangenheit polizeiliche Vorgesetzte wegen einer solchen „Verwechslung“ entschuldigen müssen. Ein diesbezügliches Schreiben trage ich jetzt für alle Fälle immer bei mir.

Sylvia Feldbinder, Berlin

Frieden, Frieden und immer wieder Frieden höre ich nicht nur von den Linken. Ist der Weltfrieden damit gemeint …? Der Wunsch nach globaler Harmonie, das Urbedürfnis der Menschheit, ist ein Unterfangen, an dem sich manche Parteien noch weitere 150 Jahre debattierend aufhalten könnten. Zu Herzen gehende Gala-Spendenaktionen für die Opfer werden immer wieder inszeniert, doch nach wie vor finden Kriege statt. Die Polit-Gaukler und Wortjongleure mißbrauchen das Wort Frieden als leere Phrase, als politisch-existenzsicherndes Standbein für etablierte Parteien, Wirtschaftsmagnaten und Medien-Moguls – mir wird dabei ganz übel!

Frieden im Kapitalismus ist eine leere Phrase, ein Widerspruch in sich selbst.

Peter Dornbruch, Crivitz

Ich möchte mich zu dem Beitrag unserer kritisch-solidarischen Freundin Prof. Dr. Heidi Urbahn de Jauregui äußern. Seit fast einem Vierteljahrhundert suchen wir nach den wahren Ursachen des Untergangs der DDR, der UdSSR und anderer sozialistischer Staaten. Dabei müssen wir uns vor der Gefahr von Verallgemeinerungen – auch bei der Schuldzuweisung – hüten. Sollten wir nicht besser differenzieren, wenn wir über „die führenden Leute der DDR“, „die Schriftsteller“, „die SED-Mitglieder“ sprechen?

Ein so charakterloser Typ wie Schabowski, der es bis zum Chefredakteur des ND und zum 1. Sekretär der Berliner SED-Bezirksleitung brachte, sollte niemals mit den ehrenhaften Genossen Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Otto Grotewohl und Erich Honecker in einen Sack gesteckt werden. Die SED-Parteiführung läßt sich auch nicht mit den Jakowlews, Gorbatschows, Jelzins und Schewardnadses vergleichen.

Der Schriftsteller Stefan Heym degradierte die DDR zu einer „Fußnote in der Geschichte“, während Peter Hacks die rhetorische Frage stellte: „Wessen sollten wir uns rühmen, wenn nicht der DDR?“

Die SED hatte 2,3 Millionen Mitglieder und Kandidaten. Nur recht wenige sind nach der Konterrevolution, als ihnen der Wind ins Gesicht blies, an Bord geblieben.

Ohne Zweifel hat es auch in der DDR kleine oder größere Sumpfblüten wie den an feudale Zeiten erinnernden Jagdkult gegeben. Das hat uns sehr geschadet. Wir wissen um die Defizite der DDR und auch, daß wir die Wahrheit nicht gepachtet haben.

Es ist gut, einen sachlichen, fairen Gedankenaustausch zur Frage der Ursachen unserer Niederlage auf marxistischer Grundlage fortzusetzen, dabei aber stets historische, politisch-moralische, ökonomische, psychologische und personelle Zusammenhänge nicht aus dem Auge zu verlieren.

Horst Jäkel, Potsdam

Ich gehöre zu den Internetlesern Eurer Zeitschrift. Es ist interessant und meist hochwertig, was Ihr publiziert. Kompliment! Ich habe von 1975 bis 1985 in der Internationalen Abteilung des FDJ-Zentralrats gearbeitet. Später war ich Abteilungsleiter im Amt für Jugendfragen und zuletzt Leiter der Internationalen Abteilung im Amt für Jugend und Sport der DDR. Daher kenne ich Eberhard Aurich persönlich ganz gut. Mein Eindruck ist, daß wir es uns mit den Betrachtungen darüber zu einfach machen, weshalb wir gescheitert sind. Wenn wir es mit der Gestaltung des Sozialismus ehrlich gemeint haben – und davon gehe ich aus –, sollten wir uns auch zu einer tiefgründigen, sachlichen und redlichen Analyse durchringen. Das wären wir auch denjenigen schuldig, die es hoffentlich noch einmal versuchen wollen. Dabei sollte keiner – es sei denn, außerordentliche Gründe sprächen dafür – ausgeschlossen werden.

Wer eine Niederlage verkraften muß, der kann sicherlich auch eine konträre Meinung aushalten. Statt sich ernsthaft mit den Ursachen des Niedergangs auseinanderzusetzen, debattieren wir darüber, ob Eberhard Aurich als ein Karrierist und einer der Väter der Niederlage zu betrachten sei. Wir sollten uns um die historische Wahrheit kümmern und dabei nicht zögern, die schmerzlichen Gründe der Niederlage des Sozialismus auf deutschem Boden zu benennen und zu analysieren. Dabei helfen uns weder ein Gott noch ein Kaiser, noch ein anderes höheres Wesen, sicher aber Marx, Engels und Lenin.

Herbert Grießig, E-Mail

Drei Artikel der Septemberausgabe befassen sich mit der Frage, woran der Sozialismus in Europa gescheitert sei. Johann Weber betont die schwierigen Ausgangsbedingungen. Das ist sicher richtig, doch wenn man bedenkt, was die Sowjetunion unter noch viel komplizierteren Bedingungen zu leisten vermochte, kann darin wohl kaum die entscheidende Erklärung liegen. Prof. Heidi Urbahn de Jauregui verweist auf den verlorenen Glauben an den Sieg des Sozialismus bei führenden Funktionären und – daraus folgend – auf die Entfremdung der Spitze vom Volk und den Verlust an Motivation. Auch das ist richtig beobachtet.

Aber wie ging die Siegeszuversicht verloren, die ja in den Anfangsjahren der DDR mit Händen zu greifen war?

In der UdSSR versprach Chruschtschow, die USA binnen weniger Jahre im Lebensstandard zu überholen. Das war eine völlig unrealistische Perspektive, ganz zu schweigen von dem Versprechen, die Sowjetbürger würden bis 1980 im Kommunismus leben. Wer den Mund zu voll nimmt, muß sich nicht wundern, wenn sich das Volk nach dem Platzen der Prahlereien von einer solchen Führung frustriert und zynisch abwendet.

Horst Neumann stellt zu Recht die wichtige, manchmal sogar entscheidende Rolle von Führungspersönlichkeiten in den Vordergrund. Was aber sind deren entscheidende Merkmale?

Erstens müssen sozialistische Führer die marxistische Theorie erfassen und erfolgreich anwenden, die richtige Linie entwickeln und in der revolutionären Organisation verankern.

Zweitens müssen sie ein Kollektiv von Politikern schaffen, welches die Klasse und die Massen dafür gewinnt und mobilisiert. Gelingt das, lassen sich sogar ernste politische Fehler korrigieren, ohne die Loyalität der Menschen zu verlieren. Voraussetzung: keine Schönfärberei! Wenn sich solche Führer auch noch wie Lenin durch Charisma und Bescheidenheit auszeichnen, ist das um so besser.

Fritz Dittmar, Hamburg

Nach meiner Ansicht schadet es der Diskussion über Entstehen und Vergehen der DDR nicht, wenn dabei noch etwas zugelegt wird. Beides ist doch wohl nur zu begreifen, wenn die DDR in die seinerzeitige internationale Politik eingebettet wird. Ihre Gründung war eine Antwort auf Deutschlands Spaltung durch die westlichen Siegermächte. Allein daraus folgt, daß die DDR kein Staat nach westlichem Muster werden konnte. Und selbst wenn sie so gewesen wäre, wie sie nach unserem heutigen Verständnis hätte sein sollen, hätte sie den Untergang der Sowjetunion nicht zu überdauern vermocht. Allein die materiellen Ressourcen fehlten unserem kleinen Land. Und was wäre ohne den Schutz des mächtigen Verbündeten geschehen? Doch weitaus zeitgemäßer erscheint mir die Diskussion über die Frage, wie es denn weitergehen soll. Diese Diskussion anderen zu überlassen, entspricht nicht dem Kaliber unserer Aufgabe.

Siegfried Spantig, Hagenow

Ich möchte Euch meine Hochachtung und Dankbarkeit für die Herstellung und Zusendung des unersetzlichen RF versichern. Leider sind mir als Hartz-IV-Bezieher außer guten Worten, fleißiger Weiterverbreitung und gelegentlichen Leserbriefen keine Mittel zu Eurer Unterstützung gegeben. In der Augustausgabe las ich den Artikel „Als Gorbatschow nach Frisco lud“, in dem „ein bedingungsloses Grundeinkommen“ (BGE) als „reaktionär, endsolidarisierend und spaltend“ bezeichnet wird. „Es könnte das System eher zementieren“, hieß es dort.

Doch aus meiner Sicht muß es uns Sozialisten natürlich auch darum gehen, daß die weniger werdende gesellschaftlich notwendige Arbeit (die dem Artikel zufolge von 20  % der Bevölkerung bewältigt werden könnte) möglichst gerecht und zweckmäßig verteilt und entlohnt wird. Daß es dazu aber auch eines BGE oder einer „Grundsicherung“ bedarf, um nicht in einen fatalen Wettstreit um eben diese verbliebene(n) Arbeit(slöhne) zu geraten, halte ich – wie viele andere Linke – für selbstverständlich und somit die Forderung für durchaus fortschrittlich. Sie als „Luftschloßbauten“ und „ideologische Seifenblasen“ zu bezeichnen, finde ich angesichts des Elends von Obdachlosen, Asylsuchenden, Hartz-IV-Beziehern, Leiharbeitern, Niedriglohnempfängern (und des weltweiten Hungers ohnehin) als zynisch.

Thomas Movtchaniouk, Düsseldorf

Es ist wohl nicht zu übersehen, daß die drei Haupttriebkräfte des revolutionären Weltprozesses – das sozialistische Weltsystem, die kämpferische Arbeiterbewegung und die nationale Befreiungsbewegung –, von denen wir zu Recht ausgegangen sind, nach der schweren Niederlage des Sozialismus in der uns bekannten Form heute nicht mehr zur Verfügung stehen. Für Marxisten wäre es gut zu erfahren, was denn nun „die Welt im Innersten zusammenhält“ und welche Triebkräfte – dem historischen Materialismus entsprechend – heute und in Zukunft wirken.

Von den Beliebigkeiten bürgerlicher Visionäre dürfen wir uns nicht einlullen lassen. Besonders unter dem Eindruck der sich immer mehr verschärfenden Krise des Kapitalismus, die sogar unsere Gegner dazu zwingt, mal im „Kapital“ nachzuschlagen, müssen wir eine Antwort parat haben, welche die Menschen begreifen.

Peter Pöschmann, Döbeln

Im September-RF ist der Redaktion ein Fehler unterlaufen: Im Beitrag „Ein weiteres Gleiwitz der USA“ wird Sarin, ein chemischer Kampfstoff, der je nach Reinheitsgrad als farblos bis gelb-dunkelbraune Flüssigkeit produziert wird, fälschlicherweise als bakteriologische Massenvernichtungswaffe beschrieben.

Stabsfähnrich LSK/LV a.  D. Mike Otto, E-Mail

Bemerkung der Redaktion: Wir entschuldigen uns für diese Fehlleistung.

RF

Es vergeht kaum ein Tag, an dem Themen aus der DDR in bürgerlichen Medien keine Rolle spielen würden. Mal sind es die „bedauernswerten“ Kleinen, die in den Kindergärten und Kinderkrippen sozialistischem Drill ausgesetzt waren, mal ist es das DDR-Krebsregister, das nicht der Gesundheit der Bürger, sondern allein der totalen Kontrolle des Staates über sie diente. Mal ist es das Schulsystem Margot Honeckers, das nichts taugte, aber von den Finnen übernommen wurde und dort zu einem hohen Bildungsstand beitrug, mal wurden die Eltern geradezu gezwungen, ihre Kinder impfen zu lassen, auch auf die Gefahr hin, daß dadurch Masern und Keuchhusten ausgemerzt wurden. In der DDR fehlte vieles: Da gab es keine Arbeitslosen, keine Suppenküchen, keine Tafeln. Sogar die Freizeit, der Sport und die Kultur wurden den DDR-Bürgern aufgezwungen. Aber es kommt ja noch viel schlimmer: Die DDR fühlte sich dem Frieden verpflichtet. Die NVA hat als einzige deutsche Armee keinen Krieg geführt – ungeheuerlich, unglaublich!

Das allgemeine Geheul ist groß. Ja, man muß alles unternehmen, um die Vorbildwirkung der DDR endlich loszuwerden.

Horst Franzkowiak, Hoyerswerda

Als Wessi begrüße ich die vielen Beiträge des RF, die mein Wissen über Alltag, Verhaltensnormen, Probleme und Vorteile des Lebens in der DDR und ihrer Geschichte komplettieren.

Jobst-Heinrich Müllers Artikel „Bernsteins Rezept“ in der August-Ausgabe ist ein westliches Gegenstück dazu: Er stellt dem Versuch der ostdeutschen Marxisten, in 40 Jahren Sozialismus praktisch zu gestalten, die Mühen und Erfahrungen der westdeutschen Marxisten gegenüber, den politischen, juristischen, ideologischen und massenpsychologischen Tricks der Bourgeoisie der BRD Widerstand zu leisten. Ja, sie überhaupt zu durchschauen. Das sind Fallen, auf die manche Politiker in der PDL tatsächlich schlecht vorbereitet zu sein scheinen.

Müller kritisiert die Bezugnahme von PDL-Politikern auf Ludwig Erhard. Da fällt mir Sahra Wagenknechts Buch „Freiheit statt Kapitalismus“ ein. Ist sie in eine solche Falle getappt? Was an ihrem Buch auch immer zu kritisieren sein mag: Wagenknecht propagiert nicht Erhards Wirtschaftsvorstellungen, wie man das ab und zu in linken Kritiken liest, sondern wirft CDU/FDP/SPD vor, sie seien längst hinter die Parole „Wohlstand für alle“ zurückgefallen. Auch solche Veröffentlichungen haben ihren Platz im Spektrum linker Agitation, je nach Adressat und Kontext: Man braucht nicht zu verbergen, daß man Kommunist ist, wenn man mit Gegnern oder Unwissenden diskutiert, falls man die richtigen Informationen, Daten und Zahlen parat hat. Anders aber liegen die Dinge, wenn man sich mit Gedrucktem an Leute wendet, die lebenslang entpolitisiert worden sind und beim Wort „Kommunismus“ Brechreiz antrainiert bekommen haben. Wenn Bücher ihr linkes Etikett vordergründig zur Schau tragen, kann der Autor diese Sorte Leser nicht hindern, sie zuzuklappen, bevor sie auch nur bemerken, daß sie mit der inhaltlichen Kritik eigentlich einverstanden sind.

Engelbert Wengel, Frankfurt am Main