Leserbriefe
An der Politik der SPD – einem Gemisch aus Lüge und Täuschung – hat sich seit 1914, in welcher Koalition auch immer sie gewesen sein mag, bis heute nichts geändert. Keineswegs anders verhält es sich bei der sogenannten großen Koalition mit der CDU/CSU. Kurt Tucholsky spießte solches Gebaren 1933 satirisch so auf: „Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem 1. August Reformistische Partei oder Partei des kleineren Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas … Vielen Arbeitern hätte der Name die Augen geöffnet, und sie wären dahin gegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So macht der Laden seine Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.“
Uwe Moldenhauer, Altena
„Hat denn die heutige Sozialdemokratie noch irgend etwas mit einer sozialistischen Partei zu schaffen? Könnt Ihr Euch August Bebel oder Wilhelm Liebknecht in den Reihen dieser Partei vorstellen, z. B. als Hamburger Bürgermeister, Seite an Seite mit den Pfeffersäcken. Oder Karl Marx und Friedrich Engels als Koalitionsminister in der Preußenregierung? Das ist unmöglich! … Alles, was die SPD den Massen im Laufe der letzten Jahre erzählt hat, erwies sich als Lug und Trug. … Wir wissen, daß wir im Namen von Hunderten und Tausenden sozialdemokratischer Arbeiter sprechen, wenn wir die sozialdemokratischen Führer des dauernden skrupellosen Arbeiterverrats anklagen und ihnen zurufen: Was habt Ihr aus der Partei August Bebels und Wilhelm Liebknechts gemacht? Aus einer Partei der Sozialisten habt Ihr eine Partei der Polizeipräsidenten, eine Partei der Minister, eine Partei gemacht, die den unglaublichsten Klassenverrat gegen das Proletariat begeht. …
Unser Appell geht an alle sozialdemokratischen Klassengenossen. Wir rufen ihnen zu: Macht Schluß mit denen, die Euch jahraus, jahrein betrogen und verraten haben!“
So sprach nicht erst Oskar Lafontaine 2013, sondern schon Ernst Thälmann im September 1931.
Cihad Rebehn, Essen
Das hätte die Occupy-Bewegung, die ihr Protestcamp in der Wall Street vor den Palästen der Banken-Verbrecher aufgeschlagen hatte, mal machen sollen! Wie Klitschko in ganz Kiew Barrikaden errichten und zum Sturz der Regierung aufrufen! Auch ohne solcherlei Gewaltakte räumte die US-Staatsmacht das Occupy-Lager einfach ab. Für Kiew aber heulen sie Rotz und Wasser, geben sie den Befehl: Der ukrainische Präsident darf nicht auf das Militär zurückgreifen, sonst setzt es Repressalien.
Seit der Oktoberrevolution geht es um die Verhinderung jeder echten Alternative zu den Plänen des Kapitals. Damit hängt auch Klitschkos Konterrevolution zusammen. Aufgeweckte bürgerliche Presseleute fragen: Wie finanziert der überhaupt seine Partei? Das liegt doch auf der Hand: CIA und BND haben ja auch die orangefarbenen Lumpen – die Textilien wie die sich damit Drapierenden – gekauft.
Übrigens: Seit der Oktobernummer ist der RF-Inhalt irgendwie treffender. Applaus!
Manfred Lowey, Kamen
Herr Klitschko sollte es lieber beim Boxen belassen. Seine politischen Auftritte in der Ukraine polarisieren nur in seinem eigenen Interesse und im Interesse seiner Hintermänner. Ich zumindest kann an der Haltung von Janukowitsch nichts Frevelhaftes erkennen. Die Anlehnung der Ukraine an Rußland hat historische Hintergründe und ist für das Land sinnvoller als die Orientierung auf eine EU, die politisch und ökonomisch auf der Verliererstrecke marschiert. Das verlogene Theater um die Ex-Oligarchin Julia Timoschenko ist kaum noch auszuhalten!
Bernd Passoth, Gera
Am 10. Dezember 2012 wurde an der früheren Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in Dresden eine neue Dauerausstellung unter dem Motto „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet“ eröffnet. Zufällig wurde ich mit einem am Aufbau beteiligten Mitarbeiter bekannt, der mich um Materialien zur Dokumentation des antifaschistischen Widerstandes bat. Da sich meine gesamte Familie aktiv am Kampf gegen das Nazi-Regime beteiligt hatte, war das kein Problem: Die Schreibmaschine, auf der die Flugblätter entstanden, gibt es noch. Mitarbeiter, welche diese Zeit nicht selbst erlebt hatten, engagierten sich sehr. So hatte ich gehofft, daß das Motto der DDR-Gedenkstätte „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ weiterhin Geltung haben würde. Doch schon am Tag der Eröffnung mußte ich etwas ganz anderes feststellen. Im ersten Teil der Exposition wird tatsächlich an den antifaschistischen Widerstand und die Opfer des Faschismus erinnert. Doch die zweite Abteilung trägt den Titel: „Strafjustiz der sowjetischen Besatzungsmacht“. Dort wird Mutschmann, der sächsische Nazigauleiter, den die sowjetische Justiz wegen von ihm begangener Verbrechen verurteilte, als „Opfer“ dargestellt. Die dritte Abteilung – sie betrifft „Opfer der politischen Strafjustiz in der DDR“ – schließt sich an. Der Terrorist Johannes Burianek, der schwerste Straftaten beging und gestand, wird hier als „Opfer der DDR-Justiz“ präsentiert. Er wurde nach geltendem Recht und aufgrund von Beweisen zum Tode verurteilt und hingerichtet, durch die BRD-Justiz aber rehabilitiert.
Peter Jahn, Dresden
Mit Freude habe ich im Dezember-RF gelesen, daß Gisela Steineckert jetzt zu unseren Autoren gehört. Bei der Erwähnung dieses Namens denke ich sofort liebevoll an den Oktoberklub, an das Lied „Komm, wir malen eine Sonne“ oder an die Eulenspiegel-Zeit zurück.
Gisela Steineckert gehört für mich zu den großen Künstlerinnen der DDR und der Gegenwart, nicht nur, weil sie vielseitig engagiert war und ist. Ihre Gedichte und Lieder sind feinfühlig und tiefgründig, dabei aber sehr einfach. Ich fühle mich von ihr angesprochen, weil sie mit Witz und Verstand zwischenmenschliche Beziehungen darstellt.
Gisela hat den Mut zu bekennen, daß sie gern in unserer DDR gelebt hat. Sie steht für linke Positionen und eine antifaschistische Haltung. Das bringt einem in der BRD bekanntlich nicht nur Freunde ein. Für mich ist sie ein Vorbild, wie sie mit 82 noch so viel Power hat, unermüdlich durch das Land tourt und ihrem Publikum Wertvolles vermittelt. Ihr Text „Mein neues Nein“ im „RotFuchs“ hat mich zutiefst berührt. Ich stimme ihr zu: Wir Frauen und Mütter hatten in der DDR alle Entwicklungschancen, was berechtigte Kritik im Detail natürlich nicht ausschließt.
Ingrid Buchhorn, Güstrow
Klaus Steiniger gebührt aus meiner Sicht eine doppelte Gratulation: einmal dafür, daß es ihm gelungen ist, seinen eigenen Nachwuchs in die richtige Spur zu setzen, was man dem ausgezeichneten Leitartikel „Über Junge und Alte“ entnehmen kann. Zweitens dafür, daß er Gisela Steineckert offenbar fest an unsere Zeitschrift hat binden können. Es ist für uns Alte – ich bin 91 –, die wir zur Aufbaugeneration nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten und in der gesellschaftlichen Entwicklung der jungen DDR die Zukunft eines gesamtdeutschen Staates erblickten, immer wieder deprimierend, wenn wir auf Meinungen 20- bis 30jähriger stoßen, denen inzwischen ein absolut unsinniges Bild vom ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden beigebracht wurde. Ich höre aber auch von Älteren, die es eigentlich besser wissen müßten, die törichte Auffassung, daß die uns nachfolgenden Generationen angeblich völlig andere Probleme als wir hätten, weil sie in einer ganz anderen Zeit leben. Keine Frage: Wissenschaft und Technik haben gewaltige Sprünge gemacht, geblieben aber ist das von der kapitalistischen Produktionsweise und den entsprechenden Eigentumsverhältnissen bestimmte Wesen der Dinge: der Klassenkampf, die zunehmend geschickter verschleierte Ausbeutung, die heimtückische Art, Kriege anzuzetteln oder sich in diese einzumischen.
Hier gibt es für marxistisch-leninistisch Gebildete ein weites Betätigungsfeld.
Helmuth Hellge, Berlin
Der Leitartikel „Über Junge und Alte“ hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. 1925 geboren, erlebe ich schon die vierte Staatsordnung. Im Herbst 1946 – der Krieg lag hinter mir – machte ich mich auf den Heimweg nach Sachsen. Ich wurde Milchleistungsprüfer, war jeden Tag bei einem anderen Bauern. Alle hörten den RIAS. 1951 wurde ich zu einem Lehrgang für Viehwirtschaftsberater delegiert. Die Dozenten dort beeindruckten mich sehr. Ich spürte, daß sie selbst von dem überzeugt waren, was sie uns im Politunterricht vermittelten. So Sozialist geworden, zog ich nun im Heimatdorf von Bauer zu Bauer. Meine Frau und ich traten bald in die SED ein. Am 21. Dezember 1952 gründeten wir die vierte LPG im Kreis. Wir gingen mit Elan daran, die anderen Bauern von dem neuen Weg zu überzeugen. Dann wurde ich vom Kreis zu einer LPG delegiert, die völlig am Boden lag. Das war eines der größten Abenteuer meines Lebens.
Heute vertritt mein Sohn die Linkspartei in unserem Stadtrat. Viele einstige SED-Mitglieder haben die Segel gestrichen. Schabowski hat es ihnen vorgemacht. Doch wir bleiben unserer Sache treu. Diesen Standpunkt habe ich auch vor einer Schulklasse und in mehreren Bauernversammlungen dargelegt.
Werner Döring, Hohnstein
In jeder Ausgabe lese ich so Merkenswertes, daß ich es ausreiße und archiviere. Auch im Dezember-RF lernte ich Neues und wurde auf Zusammenhänge hingewiesen: Der „Heuchler und Roßtäuscher“ Gauck und dessen „Dienerschaft“ ist durch Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ noch besser zu verstehen. Auch „Schläfer auf Abruf“ und „‚Christen‘ löschen Christen aus“ fand ich stark. Leider habe ich keinen Platz mehr in meinen Regalen, um alle RF-Nummern vollständig aufzubewahren. Sie wären es wert.
Dr. Manfred Lotze, Hamburg
Die abschließenden Bemerkungen von Dr. Vera Butler in ihrer im RF 191 veröffentlichten Zuschrift, wonach das DDR-Schicksal nicht zuletzt „auch im Zusammenhang mit innenpolitischen Unzulänglichkeiten betrachtet werden“ müsse, kann ich aus eigener Erfahrung nur unterstützen.
Ich erinnere mich an die Zeit des Beginns meiner Mitgliedschaft in der SED. Ich trat ihr 1947 als 17jähriger bei. Damals war es üblich, vor jeder Mitgliederversammlung proletarische Kampflieder zu singen. Im Parteilehrjahr arbeiteten wir sehr intensiv die „Geschichte der KPdSU“ durch. Später trat dann in zunehmendem Maße der sinnwidrig interpretierte Fürnberg-Text „Die Partei, die Partei, die hat immer recht …“ in den Vordergrund. Die im Statut verankerte Kritik und Selbstkritik von unten geriet mehr oder weniger ins Hintertreffen. Dazu kam später die Tendenz zur Entwicklung einer aufgeblasenen Millionenpartei.
Ich erinnere mich noch daran, wie mir mein Vorgesetzter in der Parteiversammlung nach einem kritischen Diskussionsbeitrag anschließend die Frage stellte, ob ich die Absicht gehabt hätte, eine Kampfabstimmung zu provozieren. Seitdem hielt ich mich mit meinen Aussagen zurück. So ist es wohl auch anderen gegangen. Das hat der Partei in ihrer Entwicklung nicht gutgetan.
Siegfried Schlenker, Olbernhau
Der Artikel einer einstigen protestantischen Pastorin und eines früheren Pfarrers „Wenn immer mehr Särge kommen …“ entspricht zutiefst meiner politischen Position zur Bundeswehr als einer aggressiven Einsatzarmee des deutschen Imperialismus. Die Lektüre dieses Artikels führte mich in meine Kindheits- und Jugendjahre in Breslau, dem heutigen Wrocław, zurück. Protestantisch erzogen, nahm ich in den 30er Jahren am Konfirmationsunterricht teil, wo uns der Pfarrer die Weltkriegsschlachten an der Somme mit detaillierter Schilderung deutscher Heldentaten schmackhaft zu machen versuchte. Er warf sich mit seinem dort erworbenen Eisernen Kreuz 1. Klasse in Positur.
Später erzog mich die faschistische Führung im Geiste des Völkerhasses. Bei der Beerdigung von Gleichaltrigen verneigten sich die Wehrmachtspfarrer vor den Toten und riefen im Beisein von NS-Führungsoffizieren zum Weitermachen auf.
Die mich außerordentlich berührenden Ausführungen Edda und Helmut Lechners haben diese Erinnerungen wieder erstehen lassen und mich erneut veranlaßt, jenen Angehörigen der Roten Armee und des Nationalkomitees Freies Deutschland zu danken, die mich als Verwundeten nicht nur körperlich genesen ließen, sondern auch über das Wesen imperialistischer Kriege aufklärten.
Armin Lufer, Berlin
„Deutsche, kommt nach Polen, Eure Panzer sind schon dort!“ Mit Entsetzen las ich, daß sich Tomasz Kwarcinski vom Stadtrat Zagans – einer zwischen Cottbus und Wrocław gelegenen Stadt – an den Seelen dortiger Kinder verging. Die Bundeswehr musterte 119 Leopard-Panzer aus, die Polen für 110 Millionen Euro zugesprochen wurden. Zwei Standorte bewarben sich darum. Der erste befindet sich in einem Warschauer Stadtbezirk, der andere ist die 11. Panzerdivision in Zagan. Dortige Schulkinder wurden animiert, mit handgemalten Bildern die „Anschaffung“ zu unterstützen. Eifrig malten nun die kleinen Polen den Leopard mit jenem deutschen Hoheitszeichen, unter dem ihre Großeltern ausgeraubt, unterdrückt und umgebracht wurden. Was einst die Waffe der NATO-Krieger war, die auch gegen das sozialistische Polen eingesetzt werden sollte, wird nun durch Kinder des Landes umworben.
Gönnerhaft grinste de Maizière, als er seinem damaligen Warschauer Kollegen die Panzer mit gebender und nehmender Hand überantwortete. Im gut
20 Kilometer entfernten Swiętoszów wurden vor elf Jahren schon einmal 120 Leoparden aus der BRD freigelassen. Danach trauerten 40 polnische Mütter und Väter um ihre in Afghanistan gefallenen Söhne.
Cornelia Noack, Beeskow
Ingo Wagners Beitrag „Putsch in der Dynamo-Halle“ (RF 191) argumentiert überzeugend. Die DKP hatte zur selben Zeit auch ihre Probleme mit auf Veränderung drängenden „Strömungen“. Die Hamburger „Neuerer“ um den damaligen Bezirksvorsitzenden Wolfgang Gehrcke machten sich Sorgen wegen der finanziellen Situation der Partei. Die bisherige Unterstützung durch die SED fiel plötzlich weg. Man müsse wahrscheinlich sämtliche hauptamtlichen Mitarbeiter entlassen, das Erscheinen der UZ als Tageszeitung, selbst einer wöchentlichen Ausgabe, sei in Frage gestellt. Er rechne damit, daß sich die DKP demnächst auflösen werde, sagte Gehrcke lt. UZ vom 6. 12. 1989.
Schon drei Tage später verkündete der NDR seinen Rücktritt. Am selben Tag wurde Gysi in Berlin als Vorsitzender der SED/PDS gewählt. Da lag es nahe, nunmehr „gesamtdeutsch“ zu denken und sich nach erfahrenen Helfern umzuschauen.
1989 verlor die DKP – nicht nur in Hamburg – viele Mitglieder. Es waren fast ausnahmslos Genossen, die den Zusammenbruch der sozialistischen Staaten Europas nicht verkrafteten, denen aber auch die „Strömungen“ keine Perspektive boten. Die letzte Aktion der „Neuerer“ – die Liquidierung der DKP – sollte „Silvester ab 20 Uhr“ in der Hamburger Fischauktionshalle gefeiert werden. Motto: „Der letzte Walzer“. Es war der Tag, an dem vor 71 Jahren Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg die KPD gegründet hatten. Ich selbst bin Mitglied von KPD und DKP seit 1955.
Kurt Henseleit, Hamburg
Ich schlage die Nr. 191 des RF auf und finde mich als „Held der Dynamo-Halle“ wieder! Dann lese ich, daß ich auch noch Putschist gewesen sei, schließlich hätte ich sogar den Untergang der DDR mit eingeleitet. Junge, Junge, ein kleiner bedeutungsloser Genosse und dann auf einmal so entscheidend mitverantwortlich!
Jeder weiß, daß die DDR durch Gorbatschow und andere an die BRD verkauft worden ist.
Der Stalin-Kult wurde jahrzehntelang mit großem Eifer betrieben und brachte uns, vor allem als wir Jugendliche waren, in fast religiöse Verzückung. Damit mußte auf diesem Parteitag endgültig Schluß gemacht werden. An eine Aufgabe der DDR war überhaupt nicht zu denken.
Hans Remmel, Neuzelle/OT Kobbeln
Bemerkung der Redaktion: In der DDR hat es seit 1953 keinen Stalin-Kult mehr gegeben!
RF
Am Außerordentlichen Parteitag habe ich als Delegierter mit beschließender Stimme teilgenommen. Ich fuhr nicht in Aufbruchstimmung nach Berlin, sondern mit dem Gedanken: Retten, was zu retten ist – unsere Partei und unser Land. Als „Türöffner“ für den Sieg der Konterrevolution fühlte ich mich damals nicht. Auch habe ich nicht die Genossen des MfS zum „Freiwild“ erklärt. Im Vorfeld des Parteitages erschien von mir folgender Text:
„Als bei der Demonstration in Spremberg am 28. Oktober, welche auch die ‚Lausitzer Rundschau‘ nicht verheimlicht hat, gefordert wurde: ‚Schließt Euch an, wir brauchen jeden Mann‘, dachte ich, ja, dieser Aufruf entspricht unserer Zeit, denn wir brauchen tatsächlich jeden.
Doch mein Optimismus wurde gedämpft, als es hieß: ‚Stasi in die Produktion!‘ Wußten die vielen friedlichen Demonstranten nicht, daß es westlich von uns nicht nur einen, sondern gleich drei Geheimdienste gibt, deren Auflösung nicht zur Debatte steht?
Ich glaube, was wir jetzt dringend brauchen, ist äußerer Frieden und innere Sicherheit. Das aber nicht gegen unsere Sicherheitsorgane, sondern mit ihnen.“
Diese öffentliche Stellungnahme hat mir damals viel Ärger und Anfeindungen eingebracht.
Siegfried Duske, Biedenkopf
Es ist richtig und wichtig, daß Ihr Euch endlich zu China äußert. Die dortige Entwicklung verläuft spannend. Das 3. Plenum hat ja die Weichen in Richtung auf einen privaten Bankensektor gestellt, die Büchse der Pandora ist aber schon längst geöffnet. Wo da am Ende ein Sozialismus herauskommen soll, bleibt in der Tat fraglich. Ja, es verbessern sich die Indikatoren des Landes immer mehr. Ebenso allerdings die soziale Ungleichheit. Mit einer sozialistischen Wirtschaft haben die bestehenden Strukturen wenig zu tun.
In Kuba sehe ich keine Gefahren wie in China. Dort hat man dem „chinesischen Modell“ bereits eine klare Absage erteilt. Da es in Kuba nur 3000 Staatsunternehmen bei elf Millionen Einwohnern gibt, bleibt die Wirtschaftsstruktur überschaubar. Außerdem hat Kuba bereits voll ausgebaute und flächendeckende Sozialsysteme sowie eine gut ausgebildete Bevölkerung, für die der Erhalt des Sozialismus Priorität besitzt. Man ist stolz auf das Errungene.
Das künftige kubanische Modell sieht eine effizientere Verwaltung des staatlichen Eigentums vor, ohne die Besitzverhältnisse zu ändern, wobei Marktmechanismen in kontrollierter Umgebung eingesetzt werden.
Auch nach Raúl Castro sehe ich für Kubas Zukunft rot. Miguel Diaz-Canel – Klaus und Bruni Steiniger haben ja vor Jahren ausführlich mit ihm sprechen können – scheint wirklich der richtige Mann für den Job Nr. 1 zu sein.
Marcel Kunzmann, Jena
Ich war ab Juni 1949 in der CDU und habe dank eines guten Lehrers an der Berufsschule die Irrungen und Wirrungen der ersten Jahre durchgestanden. Nach dem Herbst 1989 – also nach 40 Jahren – kehrte ich wie Wolfgang Mäder, unser damaliger Neubrandenburger Bezirksvorsitzender, der CDU den Rücken. Ich war übrigens der einzige aus dem Suhler Bezirkssekretariat, der nicht mit wehenden Fahnen zur West-CDU überlief.
Als ich seinerzeit Mäders Vortrag zur Geschichte der DDR-CDU – er lag einer früheren Ausgabe des RF als Sonderdruck bei – seinem Suhler „Amtsbruder“ zum Lesen gab, sagte der nur: „Wegschmeißen!“ Im November 1989 hatte er noch erklärt, daß an der führenden Rolle der SED „nicht gerüttelt“ werde. Schon im Januar 1990 versagte sein Erinnerungsvermögen. Der Träger des Vaterländischen Verdienstordens und Inhaber anderer Dekorationen vergaß völlig, was zuvor sein Leben bestimmt hatte. Ähnlich verhielten sich viele einstige Weggefährten.
Der „RotFuchs“ war mir für das neue Engagement ein guter Berater und Begleiter. Ich wünsche Euch weiterhin guten Erfolg bei der Arbeit.
Günter Weiß, Suhl
Seit ich mich für den RF und die „junge Welt“ als Lektüre entschieden habe, bin ich immer aktuell und gut informiert. Ich begrüße vor allem Eure gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Eine Hand-in-Hand-Arbeit aller Linken – vor allem in der Öffentlichkeit – wäre zum Vorteil sämtlicher Beteiligter. Mir gefällt auch der herzliche Umgangston im „RotFuchs“, dem ich früher unter Genossen häufiger begegnete.
Als Kameramann beim Regionalfernsehen wurde ich wie Vertreter aus Wirtschaft und Kommunalpolitik des öfteren von der Jägerbrigade 37 der Bundeswehr nach Frankenberg zu Neujahrsempfängen eingeladen. Bis 2001 ging es in den Ansprachen um Kriegsberichterstattung aus Bosnien und Afghanistan. Man tue alles, daß die Soldaten unversehrt wieder nach Hause kämen, sagte der Kommandeur. Im Januar 2001 sprach man erstmals von der Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee, da mit Wehrpflichtigen keine Wirtschaftskriege zu machen seien. Bei solchen Empfängen erfuhr ich von den Kommandeuren, was sie als „Ultima ratio“ für einen Krieg betrachteten. Nach Libyen und Syrien wissen wir es genauer.
Manche Linke, vor allem die „Reformer“, preisen in entscheidenden Auseinandersetzungen mit dem Kapitalismus die Innovationskraft der Marktwirtschaft. Wenn man nur die IT-Branche, Handy und Computer betrachtet, ist das Entwicklungstempo durchaus beeindruckend. Doch bei uns in der DDR sprachen wir von der planmäßigen proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft. Heute gleiten dem Staat wichtige Prozesse aus der Hand, weil der Markt als heilige Kuh dem Selbstlauf überlassen bleibt. Erfahrene Wirtschaftsjournalisten sollten im RF die innovativen Leistungen des Kapitalismus zumindest relativieren.
Wolfgang Lange, Flöha
Für 2014 wünsche ich mir noch öfter so ehrliche, analytische Beiträge wie den von Horst Neumann im RF 191. Mehrere Jahre im größten Mikroelektronischen Betrieb der DDR in Frankfurt (Oder) für das betriebliche Erholungswesen verantwortlich und überdies Vorsitzender einer Abteilungsgewerkschaftsleitung (AGL), habe ich besonders in den letzten Jahren vor der Konterrevolution öfter als zuvor genau das erlebt, was Genosse Neumann beschreibt. 1969 aus der SED ausgeschlossen, verlor ich weder meine Gesinnung noch meine Bindung zur Arbeiterpartei.
Doch ich merkte, wie Wort und Tat, gelehrte Theorie und Praxis oftmals nicht mehr übereinstimmten. „Halt nicht solche klugen Reden“, sagten mir hohe Vorgesetzte. „Du bist auf den Platz gestellt worden, um die Probleme zu lösen. Wenn Du das nicht kannst, bist Du an der falschen Stelle.“
Mir war klar, daß ein wichtiges Grundprinzip der Partei – Kritik und Selbstkritik – mißachtet, ja sogar mißbraucht wurde. Jahrzehntelang erfolgreiche Leiter aus Partei und Staat wurden Knall auf Fall abgelöst und auf Arbeitsplätze verbannt, die weit unter ihrem Niveau lagen.
1989/90 ging es dann andersrum: Die BPO löste sich auf, das Direktorat Sozialökonomie wurde liquidiert, die Ferieneinrichtungen, an deren Schaffung ich 20 Jahre maßgeblich mitgearbeitet hatte, verschleuderte man. Auch die Arbeiterwohnheime mit 1500 Plätzen fielen den neuen Herren ebenso zum Opfer wie sieben betriebliche Kindereinrichtungen einschließlich der Pflegestation; die an die Stadt gingen. Der Berufsverkehr wurde reduziert, der Fuhrpark ein privates Unternehmen, unsere beiden Küchen und Kantinen am Ende dem Erdboden gleichgemacht. Wir alle, die wir in der sozialen Betreuung tätig waren, flogen auf die Straße. „Was wollen Sie denn?“ fragte mich einer der neuen Herren im Betrieb. „Sie sind 55, gehen in den Vorruhestand und haben ausgesorgt.“
Klaus Hilmar Luckau, Aschersleben
Prof. Horst Schneider hat seinen Beitrag im Dezember-RF, der wie immer klasse war, mit „Heuchler und Roßtäuscher“ überschrieben. Mir hat er ganz außerordentlich gefallen. Seine Aussagen decken die Überschrift ab, wobei die Bezeichnung Heuchler und Roßtäuscher noch äußerst rücksichtsvoll formuliert wurde, wenn ich daran denke, mit welcher Leidenschaft der oberste „Hüter“ der Stasi-Akten Menschen gejagt, berufliche Karrieren zerstört und manch einen mit seinem antikommunistischen Verfolgungswahn in den Tod getrieben hat. Herr Gauck handelte nicht wie ein Christ, eher wie Cäsar, der den Daumen hob oder senkte, wenn über das Schicksal von Menschen entschieden wurde. Seine eigene Biographie hat er geschönt, wobei auch Lückenhaftigkeit als Lüge zu betrachten ist. Dieser BRD-Präsident leistete einen großen Beitrag zur Aufrechterhaltung der inneren Spaltung zwischen den Menschen in Ost und West, ja, er vertiefte sie sogar. Eines muß man ihm allerdings lassen: Sein Talent als Selbstdarsteller ist unübertroffen.
Horst Franzkowiak, Hoyerswerda
Potsdam teilt sich in zwei Lager – in diejenigen, die Frieden wollen und in Kriegsverherrlicher. Diese befürworten den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Der Name spricht für sich! Zahlreiche Diskussionsrunden zu diesem Thema liefen bereits, auch ein erfolgreicher Film über preußische Geschichte von dem Astronomen Dr. Frank Bayer.
Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt! Mit diesem Wissen um das Heute ausgerüstet und angesichts der unrühmlichen deutschen Vergangenheit wäre es zwingend geboten, eine Rekonstruktion dieses kriegsverherrlichenden Kirchengebäudes nicht zuzulassen und nicht zu erlauben, dem mörderischen Krieg auch noch ein Denkmal zu setzen! Doch bei allen Debatten wurden die von Gegnern des Projekts Garnisonkirche präsentierten Argumente durch das jeweilige Podium vom Tisch gefegt.
Elke Prieß, Potsdam
Mal etwas zum sächsischen Geschichtsverständnis: Kürzlich habe ich das Buch „Schöne Grüße aus Pullach“ antiquarisch erworben. Es geht dabei um den BND. Recht erstaunt war ich über den eingedruckten Stempel: „Aus dem Bestand der Sächsischen Bibliotheken ausgesondert“. Hatte da jemand bei der Bestellung etwa einen Bildband oder einen Heimatroman erwartet? … Na ja, immerhin haben sie das offensichtlich nicht in den „Bildungsauftrag Sächsischer Bibliotheken“ passende Buch diesmal wenigstens nur aussortiert, statt es gleich zu verbrennen. Noch nicht. Das Ganze paßt schön in die Landschaft, was?
Heiko Haase, Eberswalde
Der Kabarettist Dieter Hildebrandt ist im November gestorben. Mit satirischen Mitteln hat er den Volksverarschern aus Politik und Wirtschaft sowie deren Medienlakaien gehörig den Marsch geblasen. Er war ein Künstler von Format mit einem verblüffenden Sinn für Pointen. Tritt Georg Schramm einmal in seine Fußstapfen?
Günther Röska, Leipzig
Vom Jahrgang 1959, besuchte ich zehn Jahre die Polytechnische Oberschule, wurde als Facharbeiter ausgebildet, diente in der NVA und war bis 1989 im VEB Kabelwerk Schwerin tätig. Bis dahin hatte ich einen sicheren Arbeitsplatz, betrieb aktiv Sport und hatte keine Zukunftsängste. Den Kapitalismus kannten wir aus Büchern, von Funk und Fernsehen. Heute müssen wir unter der politischen Diktatur des Kapitals leben – in einem Land mit krassem Reichtum für wenige und himmelschreiender Armut vieler, das zugleich an verbrecherischen Kriegen gegen andere Völker beteiligt ist.
Im Herbst 2010 trat ich der Partei Die Linke bei. Seit Anfang 2013 bin ich Mitglied im RF-Förderverein. Bei den „RotFüchsen“ traf ich Genossen, bei denen ich mich von Anfang an unter Gleichgesinnten fühlte. Am 16. November wurde ich – in der Nachfolge Arno Reinholds – zum neuen Vorsitzenden unserer RF-Regionalgruppe Schwerin gewählt.
Peter Dornbruch, Zapel
1946 kam ich, 1931 geboren, als aus der damaligen ČSR Ausgesiedelter nach Thüringen. Dort heimisch geworden, war ich zunächst Maschinenschlosserlehrling, dann einige Jahre FDJ-Funktionär, von 1955 bis 1990 Angehöriger der VP, davon 30 Jahre Kriminalist, die letzten zehn Betriebskriminalist im VEB Chemiefaserkombinat „Wilhelm Pieck“. Ich habe also die Entwicklung seit den Tagen der SBZ bis zum Ende er DDR hautnah erlebt und bescheiden mitgestaltet.
Aus meiner heutigen Sicht – ich lebe jetzt im Kreis Osnabrück – war die Fluchtbewegung gen Westen die eigentliche „Achillesferse“ der DDR. Bis zum Mauerbau 1961 erfolgte ein systematisches Ausbluten, gingen doch nicht etwa Asoziale und Kriminelle von uns weg, sondern in der DDR gut ausgebildete Facharbeiter, Techniker, Ingenieure und Ärzte.
Ich entsinne mich noch genau an die Jahre 1960/61: Als FDJ-Sekretär nahm ich an den zweimal wöchentlich stattfindenden Lagebesprechungen beim Leiter des VPKA Rudolstadt teil. Schwerpunkt waren dabei stets die Berichte des Abteilungsleiters Paß- und Meldewesen zu Republikfluchten über Westberlin oder die Nichtrückkehr von Besuchern, die in der BRD gewesen waren. Als nach dem 13. August 1961 diese Bewegung zeitweilig abebbte, waren wir froh. Doch später stieg die Zahl von Antragstellern auf Ausreise rasch an. Durch die Erstürmung westdeutscher Botschaften und die Flucht über die inzwischen geöffnete Grenze von Ungarn nach Österreich wurden wir mit neuen Problemen konfrontiert. Heute noch schäme ich mich, wenn ich z. B. Bilder vom Besuch des Herrn Strauß in Dresden sehe, der dort von Ausreisewilligen bedrängt wird oder wenn ich das frenetische Freudengebrüll in der Prager Botschaft höre, als Genscher die Ausreisegenehmigung verkündete. Leider waren es überwiegend junge Leute, die in Krippe, Kindergarten, POS oder EOS gut behütet aufwuchsen, größtenteils eine solide Berufsausbildung oder ein sorgenfreies Studium genossen hatten und bereits über eigenen Wohnraum verfügten.
Siegfried Mikut, Georgsmarienhütte
Der von Cornelia Noack mit vollem Recht beanstandete Kommentar in der „Märkischen Oderzeitung“ vom 16. Oktober 2013 über eine Wiederenthüllung des Wandbilds von Walter Womacka: „Der Mensch – das Maß aller Dinge“ gipfelte in der Behauptung, das beanstandete Kunstwerk tue so, als sei die DDR ein Land gewesen, in dem das Prinzip, der Mensch sei das Maß aller Dinge, wirklich hochgehalten wurde. Gemeint ist eine Fassadenwand aus 360 emaillierten Kupferplatten am neuen Standort in der Sperlingsgasse. Der Kommentator behauptet, in Wirklichkeit gehe im Sozialismus der einzelne in der Masse auf.
Den jungen und selbstherrlichen „Sozialismus-Kenner“ müßte man fragen, was denn eigentlich so schlimm daran sei, oder ihm in Anlehnung an die „Vier Musketiere“ von Alexandre Dumas zurufen: Im Sozialismus gilt eben „Einer für alle, alle für einen!“
Cornelia Noacks Hinweis auf die liebevolle Glasgestaltung Walter Womackas an der einstigen Kinderkrippe in Eisenhüttenstadt, die „heute ein DDR-Dokumentationszentrum“ sei, wäre um ein entscheidendes Attribut zu ergänzen: Nach meiner Auffassung handelt es sich eher um ein Anti-DDR-Dokumentationszentrum. Viele vertraute und liebgewonnene Zeugnisse aus unserer alten Heimat werden dort durch ahistorisch geklitterte Inhalte auf Schrifttafeln und weiterem Beiwerk mit dem Ziel „erklärt“, die DDR und den Sozialismus zu diskreditieren.
Volker Link, Frankfurt (Oder)
Wenn man nach Demmin fährt, fallen Schilder am Straßenrand auf, die an unseren vor Jahrzehnten ausgelöschten Staat erinnern. An der Hauptstraße zwischen Anklam und Demmin liegt Tutow, wo sich das inzwischen weithin bekannte DDR-Museum befindet. Zunächst arbeitete sein Gründer und Leiter Fred Spiegel mit ehrenamtlichen Helfern auf einem ehemaligen Flugplatz der Sowjetarmee. Inzwischen ist Spiegels Truppe unermüdlich dabei, das gesamte Inventar an der neuen Stelle übersichtlich einzuräumen. Mit viel Liebe werden Sachen aus unserer Kindheit, Schulzeit und späteren Jahren dort aufbewahrt. Auch Exponate aus der frühen DDR und etliche Konsumgüter volkseigener oder genossenschaftlicher Produktion haben dort ihren Platz. Soviel ich auch suchte, ich fand allerdings kein einziges Hinweisschild auf irgendein Arbeitsamt, Obdachlosenasyl oder eine „Tafel“. Daß dieses Museum professionellen „Systemkritikern“ nicht behagt, ist verständlich.
Mir scheint es gut und verdienstvoll, daß sich dort jeder danach erkundigen kann, wie wir im Arbeiter-und-Bauern-Staat tatsächlich gelebt haben. Die Tatsache, daß uns auch manches mißlungen ist, mindert den Wert des Ganzen in keiner Weise. In Tutow können die Älteren Erinnerungen an sich vorüberziehen lassen. Die Zeitreise in die DDR lohnt sich aber besonders für jene, welche das bessere Deutschland selbst nie erlebt haben: Jüngere, ganz Junge und manche Besucher aus dem Westen. Ihnen offenbart sich eine andere Welt im Kleinen. Übrigens: Kaffee und Kuchen gibt es dort auch.
Dieter Kramp, Grevesmühlen
Die „Wahlgeschenke“ der Großkoalitionäre habe ich als Mogelpackung analysiert. „Mindestlohnregelung“: Der Einführungstermin wird weit hinausgeschoben. Der Stundenmindestlohn von 8,50 Euro bietet solchen Unternehmern Schlupflöcher, die nicht zahlen können, was in kleineren ostdeutschen Firmen nicht selten der Fall ist, oder die nicht zahlen wollen. Ihnen wird die Möglichkeit eingeräumt, die Arbeitsstundenzahl so zu verringern, daß beim Arbeiter kein Netto-Cent mehr als bisher ankommt. Der Ausweg wäre ein Monatsmindestlohn!
Weiterhin kritikwürdig ist das monatelange Gerede führender Politiker – auch Gregor Gysis – über die sogenannte Angleichung der Bezüge für Ostrentner. Reine Irreführung! Die Regierung kann die Rente ja nicht angleichen, da sie die Unternehmer nicht anzuweisen vermag, gleich hohe Löhne als Grundlage für die Rentenbeiträge und die Rentenentgeltpunkte im Osten zu zahlen. Sie ist lediglich dazu in der Lage, den Rentenwert – er beträgt derzeit etwa 92 % des Westniveaus – auf 100 % anzuheben.
Die dritte Mogelpackung war der schöngefärbte „Bericht zur deutschen Einheit“. Darin erklärte man, wie sehr die Arbeitslosigkeit im Osten gesunken sei. Kein Wunder: Bei der enormen Erhöhung der Zahl von Niedriglohnjobs, der Flucht von zweieinhalb Millionen, die sich der wirtschaftlichen Misere im Osten entzogen haben, und 500 000 „freiwilligen“ Berufspendlern mit ostdeutscher Adresse.
Joachim Spitzner, Leipzig
Für jeden Sportler, von welchem Kontinent er auch kommt oder wo er trainiert, ist die Möglichkeit einer Teilnahme an der Winterolympiade in Sotschi der höchste Lohn für fleißiges Üben, Freude und Ehre – auch ohne Joachim Gauck! Die Sportwettkämpfe an der russischen Schwarzmeerküste werden nach altbewährten Ritualen stattfinden – mit Einmarsch, olympischem Feuer und olympischem Eid – auch ohne Joachim Gauck! Es wird Erfolge und Niederlagen, Jubel und Enttäuschungen geben – auch ohne Joachim Gauck! Tausende werden den Sportlern zujubeln und Milliarden in aller Welt das Geschehen am Bildschirm verfolgen – auch ohne Joachim Gauck! Wird ihn und Obama jemand vermissen?
Gerda Huberty, Plauen/Neundorf
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