RotFuchs 197 – Juni 2014

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Auf der Krim haben Mehrheiten Selbstbestimmung im Sinne des Völkerrechts praktiziert. Zugleich macht eine zu ihrer Amtszeit nicht unumstrittene Ex-Ministerpräsidentin der Ukraine von sich reden. Die an die Öffentlichkeit gelangten Äußerungen Julia Timoschenkos sind so ungeheuerlich, daß sie abstoßen und erschrecken. Da spricht ein Mensch, blind vor Haß und voller faschistischer, nationalistischer Irrungen und erklärt, den russischen Präsidenten mit einer Kalaschnikow in den Kopf schießen und allen Russen gleiches antun zu wollen.

Wäre dieses Verhalten krankhaft, müßten medizinische und geistliche Hilfe angeboten werden – auch bei wenig Hoffnung auf Erfolg. Hier aber hat ein Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte eine künftige „Regierungserklärung“ vorweggenommen.

Die Haltung zu solchen realen Drohungen einer im öffentlichen Leben stehenden Person wird zeigen, wie ehrlich sich die führenden Staatenlenker um die Bewahrung des Friedens bemühen. Eskalation ist kein Weg eines notwendigen Miteinanders in kritischen Zeiten.

Dr. Wilfried Meißner, Chemnitz

Das Scheitern Napoleons ist bekannt: Von den 500 000 Soldaten, mit denen er 1812 in den Rußlandfeldzug ausrückte, blieben ihm nach der entscheidenden Schlacht von Borodino noch knapp 100 000 Mann. Hitlers Borodino hieß Stalingrad. Allein in dieser Schlacht wurden 700 000 Tote gezählt. Die meisten waren Sowjetbürger, überwiegend Russen. Von den 230 000 deutschen Soldaten überlebten 6000. Die elf Millionen im Krieg gefallenen Rotarmisten fehlten nach 1945 beim Aufbau einer modernen UdSSR und der Erschließung des ungeheuren Reichtums im größten Land der Erde. Das können die Russen nicht vergessen, und wir Deutschen sollten uns angesichts der Entwicklung in der Ukraine von dem durch die Medien geprägten antirussischen Feindbild verabschieden. Das permanente Vorrücken der NATO bis zur russischen Westgrenze, die von Obama diktierten militärischen Drohgebärden mit deutschen Kampfjets und die geforderte Anhebung der Rüstungsausgaben erhöhen die Kriegsgefahr.

Karl-Heinz Mruck, Kassel

Aus der Sicht von EU und NATO kann es in Sachen Ukraine nur einen Schuldigen geben: den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dabei liegt der Ursprung dieser Krise bereits um Jahre zurück. Nach dem Anschluß der DDR an die BRD erhielt Rußland vom Westen die Zusage, die NATO werde sich nicht in östlicher Richtung ausdehnen. Doch schon bald rückte der Westen von den in der Pariser Charta fixierten Prinzipien für das neue Europa ab. Der Beschluß über die NATO-Erweiterung tat ein übriges, wobei die BRD federführend mitwirkte. Inzwischen sind zwölf ehemals sozialistische Staaten oder Teilstaaten in die NATO hineingezogen worden. Die Installierung der Raketensysteme in Polen und Tschechien, die angeblich Iran abschrecken sollen, sind keine vertrauensbildende Maßnahme. Man kann sie aus Moskauer Sicht durchaus als Bedrohung auffassen.

In Europa wird es keine Sicherheit ohne und schon gar nicht gegen Rußland geben.

Wilfried Steinfath, Berlin

Nach einem NATO-Bombenkrieg gegen Jugoslawien wurde die Republik Kosovo gegründet. Man trennte sie von der Bundesrepublik Jugoslawien ab, die nach dem Verlust Kroatiens, Sloweniens und Bosnien-Herzegowinas zunächst außer Serbien nur noch Montenegro und Mazedonien umfaßte. Die Zerschlagung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien war ein Programm des Westens, durch das nationalistische Kräfte ermuntert wurden. Ähnliches plante man auch mit der Russischen Föderation, nachdem sich bereits die nichtrussischen früheren Sowjetrepubliken verselbständigt hatten. Im Visier waren Tschetschenien, Abchasien und Südossetien. Das programmierte Angriffsziel hieß von Beginn an Rußland, wobei die USA, deren NATO-Verbündete und viele Nichtregierungsorganisationen den Ton angaben.

Die Krimrussen haben die Vorgänge in Kiew genau beobachtet, wie es auch in der Ostukraine mit ihrer bedeutenden Industrie und oftmals überwiegend russischsprachigen Bevölkerung der Fall ist. Warum führt sich der Westen plötzlich als Moralwächter auf? Seine Kriege auf dem Balkan, in Irak, Libyen und Afghanistan sowie die inszenierten Unruhen in Syrien ebenso wie die Waffenlieferungen der Imperialisten in diese Regionen sprechen doch eine beredte Sprache.

Udo Hammelsbeck, Drübeck

Am 24. April 1920 entfesselte Polens damaliger Machthaber Josef Pilsudski mit dem Überfall auf die Ukraine den dritten imperialistischen Interventionskrieg gegen Sowjetrußland. Am 6. Mai fiel Kiew in die Hände der polnischen Truppen. Die Rote Armee kämpfte sich bis auf Polens Gebiet zurück. Die Entente-Mächte organisierten über deutsche Häfen und Bahnlinien Militärhilfe für Warschaus erzreaktionäre Machthaber. Andererseits solidarisierten sich deutsche Arbeiter, vor allem Kommunisten und linke Sozialdemokraten, mit den in schwerem Kampf stehenden Rotarmisten. Die Losung hieß damals: „Hände weg von Sowjetrußland!“ Waffen- und Munitionslieferungen konnten blockiert werden, doch Polens Aggressivität war nicht zu zügeln. Mitte August 1920 wurde die Rote Armee in der Schlacht an der Weichsel geschlagen, und bis zum Waffenstillstand am 20. Oktober ging auch das Wilnagebiet verloren.

Daran wird man angesichts der Forderungen der Warschauer Tusk-Regierung erinnert, die NATO möge doch erhebliche Truppenkontingente in Ostpolen stationieren.

Cornelia Noack, Beeskow

Besonders am Beispiel des Jugoslawienkrieges vor 15 Jahren wurde deutlich, wie auch unter einer Regierung aus SPD und Grünen das Grundgesetz mit Füßen getreten wird. Heute vollzieht sich ähnliches unter der Groko aus CDU/CSU und SPD mit dem AWACS-System aus Geilenkirchen, das in der Ukraine-Krise zum Einsatz gelangt.

Wie richtig war doch die Feststellung des KPD-Vorsitzenden Max Reimann vor dem Parlamentarischen Rat, die Kommunisten stimmten zwar gegen das Grundgesetz, würden aber die ersten sein, die es eines Tages zu verteidigen hätten. Das gilt heute besonders für Artikel 26 Abs. 1, der lautet: „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“

Es ist hohe Zeit, die Merkel-Gabriel-Regierung an weiteren Grundgesetz-Brüchen zu hindern.

Uwe Moldenhauer, Altena

Wenn ich den peinlichen Formulierungs-Mißgriff „Mutti Merkel“ in Zeitungen der Partei Die Linke oder neuerdings selbst in der UZ meiner Partei, der DKP, entdecke, bin ich über den Mangel an Sensibilität entsetzt. Auch die Gänsefüßchen ändern daran nichts.

Würde je eine Mutter zulassen, daß alle fünf Sekunden auf der Erde ein Kind verhungert, obwohl genug Nahrung für alle da ist? Wäre es einer Mutter eigen, darüber zu jubeln, daß es endlich gelungen sei, bin Laden per Mordbefehl aus dem Weißen Haus in Pakistan umzulegen? Was gelten bei Merkel die Menschenrechte und das Völkerrecht? „Mutti“? Eine Vielzahl anderer Attribute wäre hier angemessen.

Elke Prieß, Potsdam

Die Erinnerung daran, daß Panzer der Roten Armee den hitlerfaschistischen Staat niederwalzten, veranlaßte die selbsterklärten Rechtsnachfolger des „3. Reiches“ in der BRD zu Kapriolen des Hasses und der Verleumdung. Springers „Bild“ und „BZ“ als journalistische Nachahmer übler Vorbilder aus vergangenen Zeiten spielten bei der Initiierung einer „Petition“ an den Bundestag die Schlüsselrolle: Sie verlangten die sofortige Entfernung der beiden „Russenpanzer“ aus dem Berliner Tiergarten. Man richtet die Attacke gegen die an der Befreiung Berlins beteiligt gewesenen T34, die Teil des sowjetischen Ehrenmals auf Westberliner Boden sind.

Die Namen unter dieser „Petition“ sprechen für sich. Professionelle Brunnenvergifter wie Knabe und Steinbach führen den Reigen an.

Siegfried Wunderlich, Plauen

Ich hatte Gelegenheit, mich an einer Protestaktion gegen den Aufmarsch zur „Ehrung“ im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommener lettischer Angehörigen der Waffen-SS in Riga zu beteiligen. Unsere Gruppe war von der VVN/BdA entsandt worden.

Da stand ein Häuflein von etwa 100 Antifaschisten, darunter 30 aus der BRD und etwa 70 Einheimische überwiegend russischer Nationalität, gegen rund 2000 vergreiste lettische Nazis und deren Anhang. Die Faschisten marschierten – an der Spitze ein Pfarrer und geschützt von einem Großaufgebot der Polizei – unter offensichtlicher Zustimmung zahlreicher Personen zum Freiheitsdenkmal. Dabei trugen die Mörder von einst Transparente mit irreführenden Losungen: „Wir sagen nein zu Kommunismus und Nazismus“ lautete eine der Parolen.

Nachdenklich und mit der Frage beschäftigt, was zu tun ist, um dieser Entwicklung nicht nur hierzulande, sondern europaweit Einhalt zu gebieten, kehrte ich heim.

Michael Brix, Potsdam

Der vom RF nachgedruckte ND-Beitrag Gisela Karaus über die roten Kapos im KZ Buchenwald hat mich tief erschüttert, nicht zuletzt auch wegen der herabsetzenden Äußerungen des derzeitigen Verwalters der Gedenkstätte – eines Westimports.

Robert Siewert habe ich persönlich kennengelernt. Ohne den unter Einsatz des eigenen Lebens von ihm und anderen organisierten Widerstand hätte es keine Selbstbefreiung der Buchenwaldhäftlinge gegeben. Ich begegnete ihm auf dem Ettersberg. Damals war ich mit meiner Brigade an den Außenanlagen beschäftigt, als er auf mich zukam und fragte, welcher Partei ich angehörte. Ich sagte ihm, daß ich Gewerkschafter sei. Ein längeres Gespräch über die „Judenfrage“ schloß sich an. Seitdem weiß ich, daß auch dieses Problem eine Klassenfrage ist.

Später war ich bei einem Treffen ehemaliger Buchenwaldhäftlinge auf dem Ettersberg zugegen. Hier sah ich, wie herzlich weitaus jüngere Polen Robert Siewert begrüßten. Einige nannten ihn sogar Papa. Ein anderes Mal traf ich den ehemaligen Kapo – er war inzwischen Vizepräsident der Landesverwaltung Sachsen-Anhalts –, als wir Bauleute den SMAD-Befehl 209 zur Errichtung von Neubauernhöfen umsetzten. Er nahm mir die Kelle aus der Hand, und alle wunderten sich, wie ein Vizepräsident mauern konnte. Robert war – wie wir erfuhren – als Maurergeselle auf Wanderschaft, als er in der Schweiz Lenin begegnete. Der gab ihm den Rat, das „Kommunistische Manifest“ gemeinsam mit anderen zu lesen und über jeden Absatz zu debattieren.

Günter Vehoff, Hagenow

Der RF-Beitrag über die roten Buchenwald-Kapos erinnert mich an eigene Erlebnisse: Im Herbst 1963 arbeitete ich mit meinen Schülern gerade am „Wilhelm Tell“, als der Fachberater für „Deutsche Sprache und Literatur“ Walter Schwandt zwei Stunden in unserer 10. Klasse hospitierte. Danach ließ er mich wissen, daß der Rat des Kreises über einen Weiterbildungsplatz in Weimar während der Sommerferien verfüge. „Ich gebe ihn Dir. Es ist das Beste, was bei uns überhaupt für Lehrer im Fach geboten wird“, sagte er.

Walter Schwandts Prognose bewahrheitete sich. Die Mitarbeiter in den Klassischen Stätten gaben sich mit uns etwa 30 Teilnehmern aus allen Bezirken der DDR große Mühe. Aus diesem und einem weiteren Besuch in Weimar ergab sich für Schüler der 10. Klassen unserer damaligen Brüssower Hermann-Matern-Oberschule zwischen 1965 und 1990 jeweils eine Exkursionswoche im zweiten Schulhalbjahr. Daran nahmen insgesamt über 1250 Schüler teil. Sie besuchten neben den Klassischen Stätten (Nationalmuseum, Wohnhäuser von Goethe und Schiller, Gartenhaus u. a.) immer auch die Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald.

Am 11. April 1965 kam es im Glockenturm zu einer Begegnung mit Stefan Jerzy Zweig – dem „Buchenwaldkind“. Er war dort mit Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm beschäftigt. Die Schüler baten ihm um Autogramme, die er ihnen gewährte. Bei dieser Gelegenheit nannte er Bruno Apitz, den Autor des Buches „Nackt unter Wölfen“, seinen „literarischen Vater“.

Walter Wiemer, Brüssow

Unlängst ging ein Foto durch die Presse, das die Erinnerung an 1914 wachrief. Es zeigte Soldaten in Eisenbahnwaggons, welche die Losung „Auf nach Paris!“ trugen. Zu jenen, die sich dem verbrecherischen Krieg widersetzten, gehörten auch Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterjugend aus Rostock. Karl Gau berichtete darüber in seiner 1976 erschienenen heimatgeschichtlichen Publikation: „So kam es, daß sich 1916/17 die Gruppe ,Wilde Rose‘, zu der auch ich gehörte, aktiv für die sofortige Beendigung des Krieges einsetzte. … Die Stunden des Zusammenseins waren unsere glücklichsten. Aber die Freude währte nicht lange. Neue Jahrgänge mußten sich stellen. So wurde einer nach dem anderen aus unserer Kampfgemeinschaft gerissen. Nach kurzer Ausbildung mußten alle an die Front. Ihr Abschied erinnerte an Galgenhumor: ‚Na, dann mal gut in den Himmel!‘ oder ‚Auf Wiedersehen im Massengrab in Flandern‘. … Viele kamen nicht wieder.

Erst die Oktoberrevolution gab uns die Hoffnung, daß der Völkermord ein Ende finden werde.“

Dr. Johanna Jawinsky, Roggentin

Unlängst brachte „Bild“ Fotos, die eine Lehrerin mit Schülern des Suhler Gymnasiums in FDJ-Hemden und -Blusen zeigten. Die Schlagzeile der Springerpresse lautete: „Abi-Klasse spielt DDR“. Diese Bilder waren nicht im Unterricht entstanden. Wie in jedem Jahr fanden auch diesmal vor dem Abi sogenannte Motto-Tage statt. Dabei setzen sich die Teilnehmer auf fröhlich-satirische oder auch ernsthafte Art mit Problemen aller Gesellschaftsformationen – vom Altertum bis in die Gegenwart – auseinander. Diesmal stand das Thema DDR zur Auswahl. Niemand nahm daran Anstoß. Allein die Schreiberlinge des anrüchigen Boulevardblattes verlegten die Spielstätte einfach in den Geschichtsunterricht einer Klasse. Die betroffenen Schüler bezeichneten den „Bild“-Beitrag als Frechheit und stellten sich in einem offenen Brief hinter ihre diffamierte Lehrerin. Das Schulamt erteilte ihr dennoch eine Mißbilligung.

Bei diesem Schmierentheater hatte der Hohenschönhausener Knast-Direktor Knabe seine Hand ebenso im Spiel wie beim Strafprozeß vor einem Berliner Landgericht gegen zwei junge Leute, die Blauhemden der FDJ getragen hatten.

Hans Linke, Suhl

Habt Dank für die „RotFuchs“-Hefte! Sie sind eine Perle im Medien-Gewirr.

Ich habe eine Bemerkung zur abgedruckten Rede von Chief Seattle. Vorausschicken möchte ich, daß ich mich seit Jahrzehnten mit den nordamerikanischen Indianern thematisch befasse. Ich besitze mehrere hundert Bücher darüber und hatte auch ein gutes Verhältnis zu Lakota Tashina (Prof. Lieselotte Welskopf-Henrich).

Die Rede Seattles ist oft gedruckt, erweitert und modernisiert worden. Sie gilt als umstritten, da es verschiedene Texte und Interpretationen gibt. Im Buch „Meine Worte sind wie Sterne“ von William Arrow Smith und Michael Korth befindet sich eine Aufnahme des Häuptlings, die als einziges Seattle-Foto bezeichnet wird. Auch in Frank Waters Buch „Tapfer ist mein Volk“ sieht man dasselbe Foto. Woher hat der RF seine Illustration? Die Kleidung des abgebildeten Indianers entspricht nicht der des Volkes der Duwamish, dessen Existenz als Stamm im Jahre 1910 aufhörte.

Renate Bölsche, Beetzsee, OT Brielow

Bemerkung der Redaktion: Das Foto wurde von Google als Aufnahme „Chief Seattles“ ausgewiesen.

RF

Die Pussy-Riot-Mädchen geistern noch immer durch die Gesellschaft. Sie werden vom Westen als „Aktivistinnen“ bezeichnet, weil sie gegen Rußland Gift und Galle versprühen. Übrigens fiel bei ihren Haßgesängen in der Kirche mehrfach das Wort „Gottesscheiße“. Die Religion ist im russischen Volk tief verwurzelt. Selbst bei Genossen fand man nicht selten in einer Ecke ihrer Stube das Heiligenbild mit einem Lämpchen davor. Der üble Mummenschanz der Pussy-Riot-Mädchen konnte nicht ungestraft bleiben. Wenn westliche Politiker solche Personen noch immer auf den Schild heben und öffentlich zu Wort kommen lassen, stellen sie sich damit nur selbst bloß.

Gerda Huberty, Plauen-Neundorf

Mit großem Interesse las ich im RF 194 den Artikel Prof. Wagners „Für ein marxistisches Ausbruchs-programm“. Auch ich halte das Thema des Übergangs vom hochentwickelten Kapitalismus zum Sozialismus für sehr wichtig. Eigentlich müßte es auf der Tagesordnung jeder sich als sozialistisch oder kommunistisch bezeichnenden Partei und Organisation an oberster Stelle stehen.

Mit Prof. Wagners Prämissen stimme ich im wesentlichen überein. Vor allem halte ich die Bündnisbereitschaft gegenüber unterschiedlichen marxistischen Kräften im gemeinsamen Kampf gegen den Kapitalismus für unerläßlich. Eines der größten Hindernisse im Ringen um den Sozialismus ist derzeit die Spaltung der Arbeiterbewegung. Wie soll dieser erreicht werden, wenn sich die verschiedensten linken Kräfte untereinander bekämpfen, statt eine Front gegen den gemeinsamen Feind zu bilden. Wenn das Ziel das gleiche ist, sollten ideologische Differenzen möglichst zurückgestellt werden. Dabei ist mir klar, daß dies nicht dazu führen darf, jede Position innerhalb des Bündnisses für den Sozialismus zu akzeptieren. Doch sollte die Einbeziehung von Sozialisten, aufrichtigen Demokraten und progressiven Christen nicht nur erwogen, sondern als zwingende Notwendigkeit betrachtet werden.

Richtig ist, daß Revolutionen in den hochentwickelten kapitalistischen Staaten derzeit nicht wirklich zu erwarten sind. Ich hege im Gegenteil sogar die Befürchtung, daß auf unserem Kontinent in nicht allzu ferner Zukunft eher wieder mit weiteren Rückfällen in die Barbarei des Faschismus als mit sozialistischen Revolutionen zu rechnen ist.

Übrigens halte ich die „Rehabilitierung“ des Begriffs Kommunismus als höchste Form der Demokratie für eine wichtige Voraussetzung jedes Übergangsprogramms.

Stefan Dahn, Halle

Gedanken zu dem begrüßenswerten Ausbruchs-programm-Artikel von Prof. Wagner beginnen bei mir mit der Frage: Was ist eigentlich eine nichtrevolutionäre Etappe? Ist das eine Zeit, in der Friede, Freude, Eierkuchen herrschen? So etwas hat es in der Geschichte von Klassenkämpfen nie gegeben.

Der Aufruf Ingo Wagners geht von der Mitwirkung möglichst vieler Menschen aus. Als Subjekte des Nachdenkens über ein Ausbruchsprogramm erwähnt Ingo Wagner außer der DKP als Impulsgeber auch den „RotFuchs“, was ich ausdrücklich gutheißen möchte. Die im Artikel geforderten politisch-ideologischen Voraussetzungen, die beim „RotFuchs“ vorhanden sind, möchte ich dahin gehend ergänzen, daß es in diesem Falle wohl weniger um die unmittelbare Teilnahme am politisch-ökonomischen Ringen und mehr um die dritte Kampfform – den theoretischen Beitrag – geht.

Angeregt durch Prof. Wagners Artikel habe ich Lenins „Was tun?“ noch einmal gelesen und dabei festgestellt, daß seine Gedanken – verglichen mit einem früheren Studium in einer anderen Gesellschaftsordnung – für mich heute einen ganz anderen Stellenwert besitzen.

Zurück zur Eingangsfrage: Revolutionäre oder nichtrevolutionäre Etappe? War denn die Zeit zwischen 1900 und 1905, in der Lenin „Was tun?“, „Zwei Taktiken …“ und „Ein Schritt vorwärts …“ schrieb, anders geprägt als die heutige?

Helmut Müller, Berlin

Zum Beitrag von Erika Belz „Quo vadis, DKP?“ möchte ich bemerken: Die wissenschaftliche Weltanschauung der Kommunisten ist der Marxismus-Leninismus. Demgegenüber bedienen sich die Reformisten in der DKP nur des Begriffs Marxismus. Für Leute wie Leo Mayer ist Lenin kein Klassiker. Zum 85. Geburtstag des langjährigen DKP-Vorsitzenden Herbert Mies – eines standhaften Marxisten-Leninisten – fehlte in der UZ-Glückwunsch-Annonce u. a. der Name seines Nachfolgers Heinz Stehr, der unter Herbert bereits verantwortliche Funktionen innehatte. War das deshalb so, weil dort der Name Patrik Köbele stand? Stehr war von der Durchsetzbarkeit der revisionistischen Sekretariatsthesen in der DKP überzeugt. Sein Motto „Ob alle Genossinnen und Genossen diesen Weg mitgehen, wird sich zeigen“, war eine latente Drohung.

Wir sind keine Linkssektierer, wie andere behaupten, sondern verfolgen nach dem 20. Parteitag der DKP eine den Massen zugewandte kommunistische Politik. In unserem Stadtteil sind wir in der Initiative „Nordbremer Bürger gegen den Krieg“ fest verankert. Diese hat seit 2001 insgesamt 610 Straßenkundgebungen durchgeführt – jede Woche eine. Wir sind aktive Unterstützer des „Gustav-Heinemann-Bürgerhauses“, arbeiten in der Willkommensinitiative für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge, übernehmen Patenschaften für Migranten und organisieren internationalistische Spendensammlungen für Kuba und Haiti. Mit dem Olivenölprojekt auf Kreta üben wir gemeinsam mit anderen Friedensfreunden aktive Solidarität.

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Bei uns in Bayern fanden unlängst Kommunalwahlen statt. Unser Ortsverband der Partei Die Linke zeigte sich kämpferisch. Wir hatten die letzten vier Jahre mit 52 Mitgliedern den Grundstein gelegt. So wurde die Hürde für die Unterstützer-Signaturen zur Zulassung locker genommen. Viele unserer Sympathisanten sahen in der Briefwahl ihre Chance, uns zu unterstützen. Denn das komplizierte Wahlsystem mit den vielen Kandidaten war nicht für jedermann überschaubar. Etliche Wähler, vor allem aus Osteuropa, baten uns, ihnen den Ablauf der Wahl zu erklären. Wir hatten sie vier Jahre lang mit Sozial- und Rentenberatung sowie kulturellen Aktivitäten betreut.

Durch eine Hetzkampagne der SPD gegen mich und unseren Kreisvorsitzenden fühlten sich viele Wähler verunsichert. Sogar Polizei, Kripo und Justiz kamen zum Einsatz. Das zielte auf Einschüchterung.

Trotz allem errangen wir zwei Mandate im neuen Stadtratsgremium. Da ich selbst 13 Jahre in der SPD aktiv war und deren Wahlkampfgepflogenheiten kenne, konstatiere ich: Dort lief es nicht anders ab als bei uns. Auch die Genossen der SPD verwiesen auf die Briefwahl und füllten vor allem für Rußlanddeutsche und ältere Bürger die Unterlagen mit aus, um sie anschließend zur Post zu bringen. Den „altgedienten Parteien“ wurde das gestattet, uns aber kreidete man es an und bezichtigte die PDL sogar der „Wahlfälschung“. Ich frage mich: Warum werden Sozialisten und Kommunisten in Bayern noch immer wie Schwerverbrecher behandelt?

Hannes Färber, Stadtrat in Grafenwöhr

In seinem Beitrag „Keine Fußnote der Geschichte“ schreibt Horst Winter aus Ilmenau im RF: „Vor Jahren begab sich eine Delegation des Bundestages nach Finnland, um die dortige Volksbildung kennenzulernen. Man tat dabei so, als ob es die DDR nie gegeben hätte, obwohl doch die Finnen in den 80er Jahren wesentliche Erfahrungen in der DDR gesammelt und von ihr übernommen haben.“

Beim Lesen dieser Zeilen fiel mir eine Passage aus Walter Womackas Buch „Farbe bekennen“ ein. Dort heißt es: „Mag sein, daß Margot Honecker von Wein und Mode nichts verstand. Aber sie hat mit anderen Pädagogen ein Bildungswesen organisiert, das etwa die Finnen vor ihrer Schulreform zu Beginn der 70er Jahre aufmerksam studierten und von dem sie vieles übernahmen. Resultat: Bei der berühmten PISA-Studie wurden sie Spitzenreiter, während hierzulande nicht nur Unternehmer über die Unbildung der Auszubildenden klagten. Jedes Bundesland strickt sich eigene Bildungspläne und -regeln, nahezu jeder Kultusminister meint, sich ein Denkmal in Gestalt einer Schulreform setzen zu müssen. Kaum ein Land in Europa sündigt so wie die föderale Bundesrepublik seit Jahrzehnten auf diesem Felde, nirgendwo sonst ist die Schule derart zum Experimentierfeld gemacht worden.“

Diese Feststellungen scheinen mir als einem langjährig Verantwortung tragenden Mitgestalter des DDR-Volksbildungswesens den Nagel auf den Kopf zu treffen.

Helmuth Hellge, Berlin

Beim Lesen des Beitrags von Siegfried R. Krebs „Lüftung eines Lügenschleiers“ fiel mir eine Notiz von Mitte Januar 1989 aus meinem Zettelkasten ein. Damals hatte ich festgehalten: Im ND wird die Bildung eines Verbandes der Freidenker vorbereitet. … Prof. Dr. Helmut Klein, der Vorsitzender wurde, berichtet zur Entstehung des DDR-Verbandes, er sei Ende 1988 eines Morgens vom Leiter der Propagandaabteilung des ZK, Gäbler, angerufen und mit der Nachricht von der beabsichtigten Gründung eines DDR-Freidenkerverbandes konfrontiert worden.

Gäbler zu Klein: „Im ZK haben wir beschlossen, daß Du die Sache übernimmst“ … „Habt Ihr Euch die Sache überlegt?“ erkundigte sich der Auserwählte. Antwort: „Da gibt es nichts mehr zu überlegen, da ist alles überlegt. Ihr habt … Planstellen, Räumlichkeiten, Auto, Finanzen – alles ist geregelt. Lies Dir die Statuten durch!“

Klein machte darauf aufmerksam, daß im vorgesehenen Statut ganze Passagen wörtlich aus dem des sozialdemokratischen Freidenkerverbandes der BRD abgeschrieben worden seien. Geändert werde nichts mehr. Der Generalsekretär habe bereits alles unterschrieben, erfuhr er von Gäbler. So spielte sich sozialistische Demokratie im Verständnis bestimmter Leute im ZK an der Jahreswende 1988/89 ab!

Diese hier knapp zusammengefaßten Aufzeichnungen aus meinem Zettelkasten oder aus dem Protokoll sollte man nicht zum Typischen des Systems erheben. Das dort der Nachwelt Erhaltene trifft natürlich nicht überall, nicht ständig, schon gar nicht für alle zu. … Das wirklich Typische mußte nach 1989 schleunigst unter den Teppich gekehrt werden, damit alle Deutschen wieder auf gleich niedrigem bis jämmerlichem allgemeinem Kulturniveau dahindümpeln können. Denn was ist das, was da auf einigen Zetteln an Ärger abgelassen wurde, gegen die kulturellen und ethisch-moralischen Glanzleistungen derer, die verkündeten: „Marx ist tot und Jesus lebt.“

Prof. Dr. Klaus Kannapin, Neuenhagen

Gut finde ich, daß der „RotFuchs“ in seiner April-Ausgabe das „Dokumentarische Lesebuch zur Geschichte des Freidenkerverbandes der DDR“ von Horst Groschopp und Eckhard Müller ausführlich rezensiert hat. Eine Präzisierung scheint mir indes notwendig zu sein. Siegfried R. Krebs schreibt, die etwa 12 000 Mitglieder und lokalen Organisationen seien 1990 „im Nirgendwo verschwunden“. Dies ist nur bedingt richtig. Ein Teil von ihnen trat dem Humanistischen Verband (HVD) bei, darunter die Autoren des Lesebuches. Andere schlossen sich den im Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften vereinten Organisationen oder dem Bund Freireligiöser (Freigeistiger) Gemeinschaften an. Der wohl größte Teil fusionierte 1991 mit dem Deutschen Freidenker-Verband (DFV). Er umfaßt einige tausend Mitglieder. Viele, so auch ich, traten ihm erst später bei.

Gernot Bandur, Berlin

Die Autorin des Beitrags „Aus Eddas Blickwinkel: Elbflorenz heute“ im März-RF ist über den Kulturpalast Dresden falsch informiert worden. Sein Umbau wurde vom Stadtrat am 4. April 2012 beschlossen. Die Baukosten bestätigte man mit 81,5 Mill. Euro. Der Palast erhält einen neuen Konzertsaal mit exzellenter Akustik. Zusätzlich zur Dresdner Philharmonie werden das Kabarett „Herkuleskeule“ und die Dresdner Stadtbibliothek dort ihren Sitz haben. Die Bauarbeiten begannen im August 2013. Nach der Entkernung des Gebäudes sollte der Einbau der neuen Säle und Funktionsräume im 2. Quartal beginnen. Die Übergabe ist für den Herbst 2016, die Eröffnung im März 2017 geplant. Die äußere Hülle des Kulturpalastes bleibt erhalten. Auch andere denkmalgeschützte Elemente wie die Bronze-Tore, Friese und Wandbilder werden restauriert und bewahrt.

Die Autorin verwechselt offenbar Umbau und Neubau sowie deren Kosten. Es wurde kein „funktionierendes wirtschaftliches Gebäude zerstört“. Sicher scheint, daß das Haus nach dem Umbau durch drei Kultureinrichtungen effektiver genutzt werden kann als zuvor.

Dr. Sigurd Schulze, Berlin

Meine Meinung zum Beitrag „Zwei Seelen in einer Brust“ von Dr. Norbert Rogalski im April-RF. Ich habe mich 1954 als Sechsjähriger noch nicht für Fußball interessiert und daher vom Spiel BRD gegen Ungarn auch nichts mitbekommen. Später spürte ich dann aber deutlich, daß Sport nicht losgelöst von Politik gesehen werden kann. Vielfach wurde von BRD-Seite versucht, uns auf diesem Gebiet Steine in den Weg zu legen – auch mit Erfolg. Selbst als die DDR mit Hilfe ihrer Freunde eine eigene Olympiamannschaft durchgesetzt hatte, hörten die Feindseligkeiten nicht auf. Erst in den 70er Jahren, als die internationale Entspannung immer mehr Fuß faßte, normalisierte sich halbwegs die sportliche Atmosphäre.

Ich konnte nie begreifen, daß es in der DDR Menschen gab, die den Mannschaften jenes Staates zujubelten, der nur danach trachtete, uns auf allen Gebieten zu schaden. Meine Sympathie gehörte den Sportverbänden der Länder, die uns stets geholfen haben, diese feindseligen Blockaden zu durchbrechen. Da war es mir eine große Genugtuung, daß die DDR zur Fußball-WM 1974 das einzige offizielle Länderspiel gegen die BRD – noch dazu auf deren Territorium – mit 1 : 0 gewinnen konnte.

Jürgen Förster, Dresden

Heute habe ich meinen April-„RotFuchs“ bekommen. Da ich früher bei verschiedenen Sportgemeinschaften selbst Fußball gespielt habe, interessierte mich der Artikel Dr. Rogalskis. An das WM-Endspiel BRD – Ungarn von 1954 erinnere ich mich noch sehr genau. Ein Film darüber wurde in den DDR-Kinos gezeigt. Später kamen Gerüchte auf, die Ungarn hätten das Spiel „verkauft“, weil einige ihrer Spieler dann im Mercedes herumfuhren.

1955 fand im Leipziger Zentralstadion das Freundschaftsspiel SC Wismut Karl-Marx-Stadt: 1. FC Kaiserslautern statt (3 : 5). Vor dem Anpfiff herrschte eine gute Stimmung. Zahlreiche Zuschauer hielten brennende Streichhölzer hoch. Das Spiel begann mit einem Paukenschlag – 1 : 0 für den SC Wismut. Doch im Handumdrehen führte Kaiserslautern dann mit 3 : 1. Man erlebte das berühmte Hackentor von Fritz Walter. Er sprang mit vorgestreckten Armen nach vorn und beförderte den Ball mit der Hacke ins Tor – eine Meisterleistung! Insgesamt fielen acht Tore.

Heute, da auch der Fußball total vom Geld beherrscht wird, interessiert mich keine Bundesliga. Es handelt sich ja nicht mehr um echten Sport. Das war einmal anders. So sperrte man den Internationalen und Spieler des Dresdner Sportklubs Richard Hofmann 1933 auf ein Jahr, weil er sich als Amateur für die Reklame einer Dresdner Zigarettenfirma zur Verfügung gestellt hatte.

Gerhard Frank, Riesa

Peter Wiese meint in seinem Leserbrief (RF 195) einen „Widersinn des Privateigentums, das eigentlich gar nichts Privates mehr an sich hat“ zu erkennen. Es ergibt aber durchaus einen Sinn, wenn man der Bedeutung des Begriffs nachspürt. Das Wort „privat“ kommt vom lateinischen privare und bedeutet rauben, berauben. Privateigentum heißt also eigentlich „das (der Allgemeinheit) geraubte Eigentum“, was doch absolut stimmig ist, meine ich.

Helga Sommer, Röthenbach an der Pegnitz

Kanzlerin Merkel hat den Griechen bei ihrem jüngsten Athen-Besuch die falsche Beruhigungspille verpaßt. Bekanntlich führt sie die Gilde der Schönfärber an. In Hellas sprach sie von „Schwierigkeiten für die Menschen“ – eine Blinde erklärte die Farbe, hatte sie doch solche weder in der DDR noch in ihrem heutigen Paradies erfahren. So nahm sie gar nicht wahr, daß im Athener „Sparpaket“ für die in Hellas während des Winters „freigestellten“ Beschäftigten der Tourismusbranche die Arbeitslosenkompensation gestrichen wurde. Angela Merkel täuschte die Griechen mit ihrer Äußerung, auch in Ostdeutschland habe es „nach der Wiedervereinigung für viele Menschen eine schwierige Phase“ gegeben. Sie behauptete also, die Not im Osten der BRD sei bewältigte Vergangenheit. Tatsächlich stecken dort wie im Westen des Landes noch immer unendlich viele Menschen in großen Schwierigkeiten. Das System Merkel hat z. B. bewirkt, daß während der Amtszeit der Kanzlerin rund 50 Millionen Arbeitslosigkeitsmeldungen bei den „JobCentern“ eingingen.

Joachim Spitzner, Leipzig

Die Zerschlagung des Hitlerfaschismus verhinderte den Absturz Europas in die Barbarei und ermöglichte etlichen Völkern des Kontinents einen demokratischen Aufbruch. Nie wieder Bomben! Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! waren damals unsere Losungen. Danach hatten wir 40 Jahre Zeit, am Sozialismus zu bauen. Trotz der Niederlage war all das nicht vergeblich. In die Geschichte geht die Erfahrung ein, daß Sozialismus möglich und besser als Kapitalismus ist.

Als Oberst und Regimentskommandeur der NVA konnte ich dazu beitragen, daß die längste Friedensperiode in der Geschichte des 20. Jahrhunderts ermöglicht wurde. Die NVA war eine Friedensarmee. Sie hat dafür gesorgt, daß an der Nahtstelle beider Systeme ein dritter Weltkrieg verhindert wurde.

Ich bereue nicht eine Minute meines Lebens in der DDR. Wer sich mit Kopf und Herz für sie einsetzen konnte, hat nicht umsonst gelebt.

Hein Friedriszik, Berlin

Im real existierenden Kapitalismus der BRD gibt es auch positive Seiten. So ist unser aller Leben inzwischen doch viel bunter und spannender geworden, als wir uns das im ach so finsteren Sozialismus hätten träumen lassen. Geht man heutzutage durch deutsche Städte, dann erlebt man grölende Glatzen, betrunkene Bettler, verwahrloste Vagabunden und prügelnde Polizisten. Man kann sich als BRD-Bürger auch das Geld für einen Abenteuerurlaub sparen: Es genügt, nachts auf die Straße zu gehen und dann mit Spannung darauf zu warten, an welcher Ecke man überfallen, ausgeraubt oder vielleicht sogar ermordet wird. Wer das Pech hat, nur krankenhausreif geschlagen zu werden, kommt wenigstens in den Genuß eines hervorragenden Gesundheitswesens. Immerhin rangiert die BRD in puncto medizinische Betreuung auf dem 17. Platz in der Welt. Auch unser Bildungssystem soll nicht versteckt werden. Jeder Bürger hat die Möglichkeit, sich umfassend zu „bild“en, beim Highlight des intellektuellen Bildungsfernsehens, also bei RTL II, opulentes Wissen aufzusaugen und durch das Studium von Hochglanzprospekten die Supermarktreife zu erwerben.

Noch ein Wort zur Meinungsfreiheit: Jeder, der im Erwerbsleben steht, hat zweifellos das Recht, die Meinung seines Chefs zu vertreten. Bei abweichenden Standpunkten aber stehen der Verfassungsschutz, die NSA und andere Einrichtungen dem Bürger zur Seite.

Johannes Scholz, Görlitz