Leserbriefe
Die Idee, den 70. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus in Moskau mitzuerleben, kam mir bereits im vergangenen Dezember. Damals begann gerade eine neue Welle der Hetze gegen Rußland, untermalt mit bösartigen Lügen zur historischen Befreiungstat der Sowjetarmee. Wir waren vom 5. bis 12. Mai in Moskau – zwar nur zu zweit, aber voller Begeisterung. Als Deutsche mit guten Absichten trafen wir auf gleichgestimmte Gäste aus Rostock und Riesa.
Der Parade am 9. Mai folgte die Demonstration, bei der die Kinder, Enkel und Urenkel Bilder ihrer im Großen Vaterländischen Krieg gefallenen Eltern, Groß- und Urgroßeltern mitgeführten. Es war sehr bewegend. An Straßenkreuzungen standen Gruppen mit Instrumenten, die uns bekannte russische Lieder sangen. Dort blieb ich natürlich stehen und sang einfach mit. Der russische Mensch ist ganz anders, als er BRD-Bürgern heute durch die Medien eingeredet wird. Ich habe das schon vor sechs Jahren auf der heute wieder russischen Krim erlebt, speziell in Sewastopol, wo junge Leute die Toten des 2. Weltkrieges ehrten. Wir dürfen nie vergessen, daß die Völker der Sowjetunion den höchsten Blutzoll im Kampf gegen den Faschismus erbracht haben. Das kann Deutschland nie wiedergutmachen. Was wir indes können, ist das Gedenken an die Toten und die Erinnerung an den Sieg der Roten Armee wachzuhalten.
Norbert Glaske, Eberswalde
Im Vorfeld des 50. Jahrestages der Veröffentlichung des Braunbuches am 2. Juli 1965 stellten interventionistische Künstlerinnen und Künstler im U-Bahnhof Kaulsdorf-Nord die Frage: Wer war Albert Norden? Sie hatten dazu eine thematische Installation in einem Ladenlokal am dortigen Cecilienplatz eingerichtet. Diese machte die Besucher mit der Vita des Genossen Albert Norden und dem Entstehen des international vielbeachteten, von den BRD-Oberen aus gutem Grund gefürchteten Braunbuches bekannt. Es beweist die personelle Kontinuität zwischen dem 3. Reich und dessen Bonner Rechtsnachfolgerin.
Unmittelbar nach 1990 begannen die Eliten der BRD, die Namen der Widerstandskämpfer gegen den deutschen Faschismus aus dem öffentlichen Raum Ostberlins zu entfernen. Der Sohn des in Theresienstadt ermordeten deutschen Oberrabbiners Joseph Norden war ihnen ein besonderer Dorn im Auge. Ihm verziehen sie das Braunbuch, das sie zutiefst getroffen hatte, in keiner Weise. Darin waren Hans Globke, der Kommentator der Nürnberger Judengesetze, Bundeskanzler Kiesinger, Baden-Württembergs Ministerpräsident Filbinger, Bundesinnenminister Schröder und andere Nazis in Spitzenpositionen der BRD – insgesamt 2300 Personen – entlarvt worden. Aus Rache dafür wurde der Name Albert Nordens 1992 vom Straßenschild in Marzahn-Kaulsdorf getilgt. Die Straße heißt wieder nach der Naziheroine und Kronprinzessin Cecilie Auguste Marie Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin.
Herbert Rubisch, Berlin
Nie wieder Krieg! Diesen Ruf vernahm man unablässig nach dem fürchterlichen Mordfeldzug der deutschen Faschisten. Kriegsministerin von der Leyen scheint besorgt zu sein, daß sie nicht sämtliche Kriegsschauplätze der Welt mit ihren Soldaten zu beschicken vermag. Ihre jungen „Leutnants“ müssen wie Hausierer Klinken putzen, wo das Kanonenfutter zu finden ist: an Schulen, Universitäten und ähnlichen Einrichtungen. Dort stellt man den Jugendlichen und oft sogar noch Kindern die Bundeswehr in den leuchtendsten Farben dar, als ob es für sie keine bessere Zukunft gäbe! Das „As im Ärmel“ spielt bei der Werbung keine Rolle, aber Frau von der Leyen wird sich auch um „schöne Zinksärge“ zu kümmern wissen.
Als 91jährige rufe ich Euch zu: Laßt Euch nicht in diese Falle locken!
Elisabeth Monsig, Gartz
Auf einer von Cuba si organisierten Rundreise konnten wir 1994 an Ort und Stelle erleben, welche schlimmen Folgen der völlig alleingelassene sozialistische Inselstaat nach dem Sieg von Konterrevolutionen in den Warschauer Vertragsstaaten Europas zur Folge gehabt hat. Doch unter der Führung von Fidel Castro stand Kuba die unendlich schwere „Sonderperiode“ durch. Bis heute dauert trotz eingetretener Lockerungen die 1962 verhängte US-Blockade an.
Als wir jetzt wieder drei Wochen auf der Insel waren, beruhigte uns sehr, wie überzeugend die kubanischen Genossen aus unserem Versagen gelernt haben. Sie versichern, auch unter den neuen Bedingungen anderswo begangene Fehler zu vermeiden.
Ein politischer Höhepunkt der Reise erwartete uns im Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) in Havanna. Hier trafen wir mit Fernando González, einem der nach langjähriger US-Haft freigekämpften fünf kubanischen Kundschafter, zusammen, der sich auch bei uns herzlich für die Solidarität bedankte. Wenn wir das 1994 in Kuba Gesehene mit unseren jetzigen Eindrücken vergleichen, können wir unseren Freunden nur höchste Bewunderung zollen. Auch deswegen bitten wir Euch, weiterhin mit schärfster und wenn nötig auch mit bissigster Zunge im besten linken Monatsblatt deutscher Sprache die Wahrheit über die Entwicklung in Kuba und der Welt zu schreiben.
Dietmar Rausch, Gera
Ohne Zweifel hat der Zusammenbruch der mit der Sowjetunion verbunden gewesenen sozialistischen Staaten Europas den stockreaktionären Kräften in den USA und nicht nur dort einen enormen Schub verschafft. Besonders ausgeprägt sind diese Wirkungen im militärischen Bereich. „Hannibal ante portas“ hieß es einst. Doch dieses Mal sind es NATO-Raketen fast „vor den Toren“ Moskaus! Der „russische Bär“ reagiert kaltblütig darauf. Denn im Ernstfalle wäre auch das Land am anderen Ufer des Atlantiks erstmals von Gegenschlägen atomarer Art betroffen.
Es geht den USA und der NATO darum, den Bären gehörig zu reizen. Dafür gibt es vielerlei Methoden, und man kann sich nicht allein auf auswärtige Kräfte verlassen. Wichtig ist den Gegnern Rußlands vielmehr, im Lande selbst zumindest mittelfristig stärker Fuß zu fassen. Das funktioniert erfahrungsgemäß ziemlich einfach, denn Unzufriedene gibt es schließlich überall. Derartige Konstrukte könnten aus allen möglichen Anlässen zu Demonstrationen aufrufen, die sich zu Unruhen ausweiten lassen. Es ist naheliegend, daß dieser vorerst noch kleine Teil der russischen Gesellschaft Putin und seiner Politik nicht nur mit Haß begegnet, sondern auch auf dessen Abgang hinarbeitet.
Dr. agr. Günther Freudenberg, Bernburg
In der letzten Woche jedes Monats warte ich fiebernd auf den Beginn des nächsten, um endlich den neuen „RotFuchs“ aus dem Briefkasten nehmen zu können. Interessante und aufschlußreiche Artikel sind dafür verantwortlich, daß man stundenlang mit dem Lesen verbringt. Jetzt aber will ich mich selbst kurz zu einem Thema äußern. Bekanntlich hat Nikita Chruschtschow, Sohn eines ukrainischen Bergarbeiters und in den 50er Jahren Generalsekretär der KPdSU, die zuvor Bestandteil des russischen Zarenreiches und der RSFSR gewesene Halbinsel Krim willkürlich der Ukrainischen SSR zugeschlagen. Inzwischen wurden die ehemaligen Sowjetrepubliken eigenständige Nationalstaaten, darunter auch die Ukraine. Die Krim kehrte nach einem völkerrechtlich einwandfreien Referendum zu Rußland zurück. Chruschtschows Willkürakt wurde von der überwältigenden Mehrheit der Krimbewohner aufgehoben. Es ist grotesk, das als „Völkerrechtsverbrechen“ zu bezeichnen, wie es Frau Merkel in Moskau getan hat.
In Wahrheit geht es um etwas ganz anderes: die strategische Bedeutung der Krim, einer Halbinsel zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer. Was noch viel wichtiger ist: Der russische Strom Don mündet ins Asowsche Meer und ist durch den Wolga-Don-Kanal mit der Wolga, die im Kaspischen Meer mündet, verbunden. Das sind strategische Wege in das Innere Rußlands. Putin hat den entsprechenden Überlegungen der NATO-Strategen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Klaus Glaser, Schwarzenberg
Die Krim ist weder ur-russisches noch ur-ukrainisches Gebiet, sondern war Jahrhunderte von nichtslawischen Völkern besiedelt. Von 1478 bis 1783/92 hatte das Kahnat der Krimtataren und -nogaier, welches weite Teile des „ukrainischen“ Festlands umfaßte, eine Art „Assoziierungsabkommen“ mit der „Hohen Pforte“ des Osmanischen Reiches. Diese Vorgeschichte sollte nicht im Interesse einer „glatten“ Geschichtsdarstellung unterschlagen werden.
Dr. Hermann Wollner, Berlin
Am 4. Juli fand am hiesigen Denkmal für die ermordeten drei Antifaschisten Max Niklas, Walter Richter und Artur Thiermann eine Veranstaltung zu ihren Ehren statt. Auf den Tag genau vor 80 Jahren waren die drei Widerstandskämpfer umgebracht worden. Die Feier wurde vom Verein AKuBiZ e. V. Pirna ausgerichtet. Die Tochter des einzigen Überlebenden Hans Müller gab einen kurzen Einblick in das kampferfüllte Leben ihres Vaters.
Mitglieder unserer RF-Lesergruppe werden die Pflege des Denkmals übernehmen, da die Altenberger Stadtverwaltung wenig Interesse daran bekundet hat. Zu DDR-Zeiten wurden an dieser Stelle junge Sportler der SG Dynamo Zinnwald in das Bezirkstrainingszentrum aufgenommen. Es trug den Ehrennamen „Max Niklas“.
Peter Roetsch, Altenberg
In den 90er Jahren hielt ich mich aus geschäftlichen Gründen wiederholt in Belarus auf. Unter anderem auch in Neswitsch, ungefähr 20 km von Minsk entfernt. In dieser kleinen Stadt gab es ein Schloß, das früher dem polnischen Fürsten Radziwill gehört hatte. Es diente jetzt als Sanatorium. Der Direktor des dortigen Flachskombinats lud uns zu einem Rundgang durch den weitläufigen Schloßpark ein. Dabei kamen wir an einer Eiche vorbei, in deren unmittelbarem Umfeld während des Krieges 5000 Juden von Deutschen erschossen worden waren.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Landrat von Neswitsch. Sein Onkel kam während des Krieges im KZ Buchenwald um. Er erzählte mir vom Besuch einer Delegation aus Nordrhein-Westfalen. Zu vorgerückter Stunde habe ihm einer der Gäste vorgemacht, wie sein Vater als Nazi-Flieger am „Rußlandfeldzug“ teilgenommen hätte. Mit Gesten und Bemerkungen machte er nach, wie dieser Minsk aus der Luft bombardiert und beschossen habe. Ich schämte mich für diesen Deutschen.
Mit der gleichen Arroganz werden von gewissen BRD-Bürgern Vorgänge in der Ukraine, die man selbst mitinszeniert hat, bewertet. Da erdreistet sich eine deutsche Kanzlerin – zumal noch in der DDR sozialisiert – nach zwei verheerenden Kriegen, die ihre Landsleute vom Zaun brachen, den Russen und anderen Völkern in der Welt vorschreiben zu wollen, was sie zu tun und zu lassen hätten. Von Leuten dieses Schlages will ich nicht regiert werden. Ich habe sie nicht gewählt und empfinde für ihre Politik nur Verachtung.
Reiner Neubert, Berlin
Ich bekomme Ihre Zeitung immer von meiner Bekannten aus Leipzig zugesandt. Gestern stockte mir der Atem, als ich im Zusammenhang mit Griechenland das Wort „Treuhandfonds“ vernahm. Hinzu kamen die Termini Staatsbesitz, Verkaufsplan und Deregulierung – alles Begriffe, die wir aus der DDR-Schlußphase, als man uns zum Kotau zwang, noch im Gedächtnis haben. Wenn es so weitergeht, wird Berlin sicher bald zur Hauptstadt Europas!
Adelheid Krinke, Chemnitz
Mit seinem Artikel zu Griechenland hat Klaus Steiniger bei mir und meiner Frau Erinnerungen geweckt. Es ist zwar schon über ein halbes Jahrhundert her – aber am 2. Dezember 1960 standen wir am Fuße jener Fahnenstange, von welcher Manolis Glezos einst die Nazi-Flagge heruntergerissen hatte.
Als Direktor des Pädagogischen Instituts Kyritz hatte mir die FDJ-Kreisleitung vorgeschlagen, auf eigene Kosten an einer Mittelmeerkreuzfahrt von Jugendtourist teilzunehmen. Anschließend habe ich über das von uns Erlebte in der Märkischen Volksstimme eine mehrteilige Reportage veröffentlicht.
Helmuth Hellge, Berlin
Pyrrhussiege pflastern den Weg unserer Königin zur erneuten Errichtung eines Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation: Der Grexit ist verhindert und sogar ein „Marxist“ … bekehrt worden. Podemos in Spanien verliert Anhänger, weil alle Patrioten plötzlich lieber in der EU bei „Mutti“ bleiben wollen, und auch die „Separatisten“ in der Ukraine ziehen ihre schweren Waffen ab, weil einige von ihnen wohl doch lieber an der Seite Poroschenkos von „Mutti“ beschenkt werden wollen, statt ihren selbstbestimmten schweren Weg zu gehen. Welch Wunder an Umkehr zu Freiheit, Demokratie und Menschenliebe hat das große liebende Licht der CDU bei all den verirrten Schafen bewirkt. … Und noch mehr solche Wunder dürfte Europa erleben, je freigiebiger „Mutti“ ihre Gaben an lernwillige Schäfchen verteilt. Am deutschen Wesen soll Europa genesen! Unsere absolute Königin war das „Beste“, was Europa passieren konnte. Soviel Größenwahn stellt selbst die USA in den Schatten.
Kornelia Mücksch, Schkeuditz
Kriegsspiele an der russischen Grenze, Ausweitung der Kriege im Nahen Osten und militärische Tests von Waffen zur Vorbereitung eines möglicherweise sogar atomaren Krieges zeigen das Maß der Gefahr. 2013 haben nicht weniger als 46 % aller Staaten an Kriegen oder Bürgerkriegen teilgenommen oder sind von ihnen überzogen worden – so viel wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das soll Normalität werden.
Thomas Bagger, Leiter des Planungsstabs in Steinmeiers Auswärtigem Amt, schreibt in der US-Zeitschrift „The Washington Quarterly“: „Es ist sehr wahrscheinlich, daß dauerhafte und parallel verlaufende Krisen nicht mehr die Ausnahme, sondern eher die Regel der Außenpolitik in einer zunehmend zerbrechlichen globalisierten Welt sind.“
Daß eine den Globus umspannende Destabilisierung und all diese Kriege etwas mit den Weltmachtambitionen der USA und dem maßgeblich durch die BRD mitgeprägten Kurs der NATO zu tun haben, verschweigt Herr Bagger allerdings.
Horst Neumann, Bad Kleinen
Der Beitrag Zbigniew Wiktors „Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht eines polnischen Marxisten“ im Juli-RF hat mir sehr gut gefallen. Wahrscheinlich hätten ihn außer dem „RotFuchs“ nicht viele Presseorgane in Deutschland gedruckt. In den einleitenden Sätzen steht, daß am 8. Mai 2015 an dem beeindruckenden Denkmal des polnischen Soldaten und des deutschen Antifaschisten im Berliner Friedrichshain Deutsche und Bürger anderer Nationen die polnischen Helden ehrten. Ich habe den Eindruck, daß den jetzt Polen Regierenden weder das Denkmal noch die Teilnahme von Soldaten ihres Landes am Kampf gegen den Faschismus an der Seite der Roten Armee sonderlich gefallen.
Nationale polnische Verbände waren an den Kämpfen gegen die faschistische deutsche Wehrmacht beteiligt. Sie operierten jedoch nicht selbständig, sondern innerhalb der 1. Belorussischen und der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee an verschiedenen Abschnitten. An den Kämpfen um Berlin waren unter sowjetischem Kommando die 1. und die 2. Polnische Armee beteiligt, ferner das 1. Polnische Gemischte Luftkorps mit 390 Kampfflugzeugen, dazu andere polnische Einheiten einschließlich einer Panzer- und einer Kavallerie-Brigade. Polnische Verbände nahmen an den Operationen um den S-Bahnhof Tiergarten und die Charlottenburger Technische Hochschule teil. Am 2. Mai 1945 kapitulierte die Berliner Garnison der Wehrmacht. Bevor die polnischen Divisionen wieder in die 1. Polnische Armee eingegliedert wurden, hißten sie auf der Siegessäule in Tiergarten und auf dem Brandenburger Tor die polnische Flagge. Insgesamt sind in der Berliner Operation 2300 polnische Soldaten gefallen und 8000 verwundet worden.
Dr. Kurt Laser, Berlin
Als ich im Juli-RF die Beiträge „Helden des Roten Oktober“ las, freute ich mich, daß neben Feliks Dzierzynski auch Joseph Gutsche geehrt wurde.
Nach der Rückkehr aus Rußland trat Joseph Gutsche zunächst der USPD bei. Er wirkte als militärischer Berater und Organisator bei den bewaffneten Kämpfen in Berlin. 1920 wurde er Mitglied der KPD, nahm am Hamburger Aufstand teil und war danach Mitarbeiter des ZK der Partei. 1923/24 besuchte er einen militärpolitischen Lehrgang in Moskau. Wegen Hochverrats befand er sich anschließend drei Jahre im Zuchthaus Sonnenburg. 1930 emigrierte Joseph Gutsche in die UdSSR, wurde dort Mitglied der KPdSU (B) und war mehr als ein Jahrzehnt Regimentskommissar der Roten Armee. Während des Großen Vaterländischen Krieges nahm er gemeinsam mit seinem 1919 geborenen Sohn Rudolf als Partisan und Aufklärer an den Kämpfen in der Ukraine teil. 1945 kehrte Joseph Gutsche nach Deutschland zurück, wo er sich in KPD und SED organisierte. Zunächst Mitarbeiter der Dresdner Stadtverwaltung und Direktor des Industriekontors, war er von 1947 bis 1949 Präsident des Landeskriminalamtes Sachsen. Anschließend übernahm er als Leiter die Verwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft in Sachsen, die ab Februar 1950 zur Landesverwaltung Sachsen des MfS wurde. 1952 war Joseph Gutsche Leiter der Bezirksverwaltung Dresden des MfS. Ab Januar 1953 übte er leitende Funktionen in der Berliner Zentrale aus. Letzter Dienstgrad des 1957 Berenteten war Generalmajor. Eine Berliner Straße trägt seinen Namen.
Hans-Peter Wokittel, Berlin
In der Juli-Ausgabe des „Deutschen Ärzteblattes“ stieß ich auf einen dort nicht alltäglichen Beitrag. Er erinnerte mich an die Situation der DDR vor dem
13. August 1961. Es ging um die massenhafte Abwerbung von Medizinern aus Rumänien. Überschrift „Der weiße Aderlaß scheint nicht zu stoppen“. Am gefragtesten seien im Ausland vor allem Fachärzte mit Erfahrung auf einer Intensivstation. In den Westen gingen in der Regel qualifizierte Ärzte und Pfleger, „in die der rumänische Staat viel Geld investiert hat, wovon er nichts zurückerhält“. Was die BRD mit den eingesparten Ausbildungskosten an guten Taten vollbringen könnte, vermag man sich kaum vorzustellen. Aber die hiesige Obrigkeit legt lieber alles in Waffen an, natürlich nur zur „Vorwärtsverteidigung“.
MR Dr. med. Marlene Reiteritsch, Innernzell
Es ist mir ein Bedürfnis, Euch zu schreiben. Seit einigen Jahren bin ich RF-Abonnentin. In der Juli-Ausgabe beeindruckte mich besonders Klaus Steinigers Leitartikel. Ich kann jedes Wort darin unterstreichen. Insgesamt erscheint mir diese Ausgabe unserer Zeitschrift besonders wichtig zu sein – vor allem für die Jungen, die sonst nicht mehr die Wahrheit darüber erfahren, wie es im Sozialismus war und wo die Welt heute steht. Vor zwei Jahren war ich mit meiner Schwester in Bautzen, um einen Vortrag unseres Täve zu hören. Der Saal war übervoll, so daß wir auf Tischen sitzen mußten. Täve prägte dort einen wichtigen Satz: „Wir müssen 100 Jahre werden, damit wir der Jugend sagen können, wie wir wirklich in der DDR gelebt haben.“ Seit 1947 bin ich politisch organisiert und tätig. Solange ich lebe, werde ich Marxistin bleiben.
Elfriede Lukas, Zittau
Früher Sekretär für Agitation und Propaganda der SED-Kreisleitung Angermünde, bin ich seit Jahren „RotFuchs“-Leser. Mich freut, daß darin jeder so schreiben kann, wie er die Dinge sieht. Die vordergründigen Phrasen, derer wir uns in der Partei zu DDR-Zeiten nur allzugerne bedienten, haben mehr geschadet als genützt. Natürlich betrachte ich den Sozialismus im Vergleich mit dem Kapitalismus nach wie vor als die weitaus bessere Gesellschaftsordnung und glaube, daß ihm trotz allem die Zukunft gehört, wenn es die Menschen denn wollen.
Noch ein verspätetes Wort zu Hans Rehfeldts Beitrag in der März-Ausgabe über den Wohnungsbau großen Stils bei bezahlbaren Mieten. Die Tatsachen bezweifelt niemand, wenn mich aber Bürger nach der Anzahl der baupolizeilich gesperrten oder abgerissenen Häuser fragten, dann wurde es oftmals kritisch. Denn darüber berichtete man kaum. Von den billigen Mieten konnten nämlich die Altbauwohnungen nicht unterhalten werden. Die Folge war der Verfall historischer Stadtkerne.
Mit der wachsenden Kaufkraft bei stabil niedrigen Preisen hielt unser Warenangebot nicht Schritt, was zur Unzufriedenheit beitrug. Aus meiner Sicht haben wir durch die unzureichende Beherrschung der eigenen Entwicklung oftmals selbst den gegnerischen Einfluß gefördert.
Alfred Wendt, Angermünde
Am 19. Juni sprach Oberst a. D. der NVA Bernd Biedermann, ehemaliger Militärattaché der DDR in Beijing, der auch zeitnah viele Verbindungen zu Politikern, Diplomaten und Armeeangehörigen Rußlands wie Chinas unterhält, im Harzkreis vor einer etwa 40köpfigen Runde. Anwesend waren auch Freunde aus seiner beruflichen Tätigkeit in den 90er Jahren beim Kampfmittel-Räumdienst. In seinem Vortrag dokumentierte unser Gesprächspartner präzise die strategischen und taktischen Schwerpunkte des chinesischen Militärs, die konsequent gegen die aggressiven Militärbasen auf fernöstlichen Inseln, Flugzeugträger der USA sowie Kriegsschiffe Japans und Südkoreas gerichtet sind. Er nahm Bezug auf die wirtschaftliche und politische Annäherung zwischen Rußland und China, wobei die derzeitige Abkehr Europas vom russischen Markt auch für China Bedeutung hat. Rußland ist das flächenmäßig größte und bodenschatzreichste Land sowohl Asiens als auch Europas. Interessant war es zu erfahren, wie sich jüngste Beschlüsse der KP Chinas auf die Lebensqualität des Volkes auswirken und wie die Energiewende mit Atomreaktoren, aber ohne langfristige und kostspielige Aufbewahrung von Brennstäben, bewältigt wird. Es ist gut zu wissen, daß militärische Sicherheit und Unangreifbarkeit in China zu den Grundfesten gehören.
Dipl.-Ing. Dietrich Koschwitz und
Dr. med. S. Bertz, Magdeburg
Der „RotFuchs“ ist für uns allmonatlich ein wertvolles politisches Bildungsjournal, dessen Lektüre mich geradezu süchtig gemacht hat. Ich melde mich nun zu Klaus Steinigers Leitartikel in der Juli-Ausgabe zu Wort. Der Beitrag „Zur Mär vom russischen Imperialismus“ behandelt ein brisantes und umstrittenes Thema. Wir sollten die darin dargelegte Position zur „komplizierten Dialektik“ der Lage in Rußland und China emotionslos, ohne Wunschvorstellungen, also sachlich und rationell unterstützen.
Die materiellen und ideellen Voraussetzungen für den Übergang zu einer neuen, höheren Form der Gesellschaft reifen in einem historisch sehr langen Prozeß heran. Marx hat ja ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich eine Gesellschaftsformation nicht einfach überspringen läßt. Wohin Rußland steuert, ist schwer vorauszusagen. Aber ich finde, daß Putins sichere Hand und Lawrows besonnene Außenpolitik beruhigend auf die Entwicklung in der Welt einwirken. Sie halten die Kräfte in den USA und der NATO in ihrer Aggressivität zurück.
Dabei kann China ein wichtiger Faktor sein. Vielleicht braucht es zunächst einen kapitalistischen Weg, um die notwendige Reife für den Sozialismus zu gewinnen. Die Frage, ob China sozialistisch ist oder nicht, erscheint mir müßig. Allerdings finde ich selbst, daß die kapitalistischen Elemente in der chinesischen Wirtschaft keineswegs nur rudimentär sind. Doch am wichtigsten scheint mir zu sein, daß mit Rußland, China und den übrigen BRICS-Staaten eine Achse der Friedenssicherung in der Welt im Entstehen ist.
Arno Reinhold, Schwerin
Mit der Juli-Ausgabe des RF ist es nun amtlich: Die VR China sei – wie Rußland, dessen Gesellschaftsform als „verlauster Kompradoren-Kapitalismus“ dargestellt wird, „ebenfalls nicht sozialistisch“. Diese Positionsbestimmung erfolgt ohne jede Notwendigkeit für die Herausarbeitung der zutreffenden Thesen des Leitartikels – ist also eine gewollte politische Festlegung. Sie ignoriert die gewaltigen Anstrengungen der KPCh für eine ausgeglichene Entwicklung aller Regionen Chinas zugunsten der Menschen und die damit zusammenhängenden riesigen Planungsleistungen. Ist die „Suche nach der Furt“ (Helmut Peters) nun mit Zwischenstopp in der „linken Ecke“ abgebrochen?
Dr. Walter Lambrecht, Zingst
Leider gehöre auch ich schon zum alten Eisen. Aber das ist für mich kein Hinderungsgrund, mich politisch zu betätigen. Im vergangenen Jahr habe ich in Wolgast unsere zersplitterten und schwindsüchtigen Basisgruppen der Partei zu einem Ortsverband zusammengeführt. Ich wurde als 87jähriger zum Vorsitzenden vorgeschlagen und nahm die Wahl mit der Bemerkung an: „Kommunist ist man bis zum letzten Atemzug – oder man ist nie ein richtiger Kommunist gewesen.“
Am 70. Jahrestag der Befreiung veranlaßten wir den Bürgermeister, vor unserem OdF-Denkmal eine Kundgebung zu organisieren, an der besonders auch Schüler der älteren Jahrgänge teilnahmen. Nach dem Bürgermeister und der Stadtvertretervorsteherin habe ich über Erfahrungen meines Lebens berichtet, wobei ich mich direkt an die jungen Freunde mit den Worten wandte: „Laßt Euch nicht beeinflussen von den Ewiggestrigen und ihren angeblich nationalen Hetzparolen. Sie sind überhaupt nicht national. Ein solcher vorgeblicher Nationalismus war der Ausgangspunkt zweier Weltkriege. Laßt Euch nicht zu Feindschaft und Haß gegen andere Völker verführen … Was uns trennt, ist nicht die Hautfarbe.“ … Ich war auf Pfiffe vorbereitet, doch es gab gerade von den Jugendlichen stürmischen Beifall. Das stimmt doch optimistisch!
Gerhard Scholz, Wolgast
Der 1932 in Dresden geborene Jurist Arnulf Baring machte sich in der BRD als Zeithistoriker, Publizist und Autor einen sehr umstrittenen Namen. 1991 schrieb er über die Menschen der DDR, die gerade erst dem Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD beigetreten worden waren: „Das Regime hat fast ein halbes Jahrhundert die Menschen verzwergt, ihre Erziehung, ihre Ausbildung verhunzt … Viele Menschen sind wegen ihrer fehlenden Fachkenntnisse nicht weiter verwendbar …“
Seit geraumer Zeit stehen nun ausgerechnet zwei dieser „Verzwergten“ an der Spitze der BRD, weil ihre „verhunzte Ausbildung“ und ihre „fehlenden Fachkenntnisse“ offensichtlich ausreichen, der politischen Elite dieses Landes noch etwas vorzumachen. Das ist indes kein Grund zum Stolz!
Stolz können wir darauf sein, daß sich immer mehr der in diesem kapitalistischen System „nicht weiter Verwendbaren“ um den „RotFuchs“ scharen und überlegen, wie dieses Deutschland auf einen menschenfreundlichen und friedlichen politischen Kurs gebracht werden könnte.
Richard Georg Richter, Cloppenburg
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich den RF-Artikel über das Vermächtnis antifaschistischer Athleten, darunter auch des Vizepräsidenten des Deutschen Fußballverbandes der DDR, Helmut Behrendt, gelesen. Er kämpfte unermüdlich gegen die Hallstein-Doktrin, die jetzt beim FC Bayern München offenbar ihre Wiederauferstehung feiert. Der beging nämlich pompös einen 25. „Deutschen Fußballmeistertitel“. Doch ein deutscher Fußballmeister wird bekanntlich nur bei einer gesamtdeutschen Fußballmeisterschaft gekürt. Zwischen 1949 und 1990 hat es eine solche aber nicht gegeben. Der FC Bayern errang in dieser Zeit zwar elfmal die Bundesligameisterschaft, die aber mit einem gesamtdeutschen Titel nicht mehr zu tun hatte als der Papst mit Luther. Der FCB ignoriert die Tatsache, daß in der DDR ebenfalls Fußballmeisterschaften stattfanden. Niemand kam aber bei uns auf den Gedanken, deren Sieger zu gesamtdeutschen Champions zu erklären. Greift der FCB also auf die Alleinvertretungsanmaßung früherer Tage noch einmal zurück? Immerhin bleiben ihm doch 14 deutsche Fußballmeistertitel, aber nicht 25.
Heinz Behrendt, Plauen (Vogtland)
Die „RotFuchs“-Diskussionen zur PDL verfolge ich mit großem Interesse, zumal ich mir als Sozialist seit einiger Zeit über die Frage eines Beitritts zu dieser Partei den Kopf zerbreche. Die PDL ist eine Sammlungspartei mit uneindeutiger Ausrichtung: Ein linker Teil strebt klar nach Überwindung des Kapitalismus, ein rechter meint über braves parlamentarisches Mitmachen und Regierungsbeteiligungen den Kapitalismus sozialer gestalten zu können und über Reformen möglicherweise zum Sozialismus zu gelangen. Und ein dritter Teil der Partei läßt sich derzeit keinem der beiden Flügel zuordnen. Das Problem der PDL – vor allem im Osten – scheint mir darin zu bestehen, daß jene, welche vor allem nach Mitregieren streben, in den bestimmenden Gremien den Ton angeben. Andererseits werden jene, welche den Kapitalismus wirklich überwinden wollen, immer mehr an den Rand gedrängt.
Unterschiedliche Auffassungen werden kaum noch respektiert. Doch es kann nicht sein, daß Sahra Wagenknechts abweichende Meinung sogar in einer Fraktionssitzung nicht mal angehört wird. Solange ich das Gefühl habe, daß wesentliche Teile der Partei nicht ernsthaft den Sozialismus wollen und sich einer kämpferischen Auseinandersetzung mit dem Kapital verweigern, bleiben bei mir Hemmungen bestehen, dieser Partei beizutreten.
Stefan Dahn, Halle
Das schlimmste Ereignis in der jüngeren Geschichte auf deutschem Boden war die als „Wende“ ausgegebene „friedliche Revolution“. Der größte Verlust, den uns die Konterrevolution zufügte, bestand vor allem in der nahezu vollständigen Enteignung der DDR-Bürger und ihrer Trennung von den Produktionsmitteln sowie in der diesen Prozeß einleitenden Preisgabe des antifaschistischen Schutzwalls. Bis zum Herbst 1989 standen die von den USA angeführten NATO-Kriegstreiber noch vor der Staatsgrenze zur DDR. Heute halten sie ihre gegen Rußland gerichteten Manöver in Polen, Lettland, der Ukraine und anderen einstigen Staaten des Warschauer Vertrages ab. Ich habe Hochachtung vor Wladimir Putin, der sich in seinen Bemühungen um die Erhaltung des Weltfriedens nicht von den US-Provokateuren aus der Ruhe bringen läßt.
Andreas Herrmann, E-Mail
Ich bin zutiefst empört über einen Artikel aus der unterfränkischen „Mainpost“, der Antikommunismus aus der untersten Schublade anbietet. Unter der Schlagzeile „Studie über Zwangsarbeit in der DDR“ kommen ein gewisser Herr Wölbern vom Potsdamer Institut für Zeitgeschichte und der Bundesbeauftragte für die „Stasi“-Unterlagen Roland Jahn zum Zuge, von denen das „Forschungsmaterial“ in Berlin vorgestellt wurde. „Die Häftlinge in der DDR hatten keine Wahl: Zwischen 15 000 und 30 000 wurden jedes Jahr unter oft widrigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen“, heißt es in der „Mainpost“. „Der Arbeitsschutz war mangelhaft. Häufige Folgen: gequetschte Finger, Schnittwunden, Knochenbrüche, Augenverletzungen, Vergiftung.“ Sinn und Zweck der Zwangsarbeit sei nicht Rehabilitation gewesen. „Dem System ging es vielmehr um Devisen – verbunden nicht selten mit Schikane gegen politisch Andersdenkende.“ Die Gefangenen seien für Arbeiten eingesetzt worden, für die sich sonst niemand fand, wird behauptet, wobei die Autoren keine Angaben darüber machen, wo die Häftlinge genau zum Einsatz gelangten. Die Folgeschäden der Zwangsarbeit seien physisch wie psychisch schwer nachweisbar, zieht sich die „Mainpost“ auf eine vage Formulierung zurück.
Sonja Navarro, Volkach
Der interessante Beitrag Johann Webers „SBZ und DDR zahlten die Zeche“ enthielt sehr wichtige Fakten und Zusammenhänge. Doch ich vermißte die Angabe eines westdeutschen Ökonomen – meines Erachtens eines Professors –, der davon sprach, der Westen schulde der DDR mehr als 700 Milliarden DM. Kennt jemand in der Redaktion oder unter den RF-Lesern zufällig den Namen dieses Mannes und dessen exakte Zahlen?
Dr. Dieter Rostowski, Kamenz
Anmerkung der Redaktion:
Reparationsleistungen der DDR in Höhe von 99,1 Mrd. DM (1953) stehen 2,1 Mrd. DM der BRD gegenüber. Die DDR trug also 97 bis 98 % der Reparationslast Gesamtdeutschlands. Diese Angaben finden sich in einem Aufruf des Bremer Prof. Arno Peters vom 28.11.1989 an die Regierung der Bundesrepublik zur Zahlung ihrer Reparations-Ausgleichs-Schuld an die Menschen in der DDR. Daraus wird abgeleitet: Wenn die Reparationsleistungen gleichmäßig auf die Bürger ganz Deutschlands verteilt worden wären, ergäbe sich unter Berücksichtigung einer Verzinsung von 6 ⅝ Prozent eine Ausgleichszahlung der BRD an die Bürger der DDR in Höhe von 727,1 Mrd. DM. Andere Wissenschaftler – so der Kieler Prof. Fritz Baade 1965 – hatten Ausgleichszahlungen an die DDR in Höhe von 110 Mrd. DM vorgeschlagen.
RF
Gehorsam ist ein bedeutendes Ordnungsprinzip in jeder Gesellschaft und im Umgang der Menschen untereinander. Gehorsam ist aber dann nicht sinnvoll und konstruktiv, wenn sich daraus Gefahren für Mensch und Natur ergeben. Der Ordnung Verlangende und Weisungsberechtigte trägt eine große Verantwortung. Ihre Wahrnehmung ist eng mit Ethik, Moral und Menschenwürde verbunden.
Manchmal gilt es, sich über blinden Gehorsam, der auch als Kadavergehorsam bezeichnet wird, hinwegzusetzen. Verlieren Weisungsbefugte im Militär, in Wirtschaft, Kirche und Politik den klaren Blick für das Lebenswürdige und dessen Erhalt, dann ist Gehorsam keine Ermessensfrage mehr. Vielmehr wäre Gehorsamsverweigerung dann die notwendige Alternative mit allen sich daraus für den Handelnden ergebenden nachteiligen Folgen.
Können wir uns guten Gewissens vor solchen Entscheidungen „drücken“?
Dr. Wilfried Meißner, Chemnitz
Ich habe Angst davor, unsere Kinder und Enkel könnten dereinst über unsere Zeit in der DDR abfällig sprechen, uns gar als Verbrecher anklagen, weil sie der völlig irrationalen Geschichtsklitterung der Sieger Glauben schenken. Diese genießen jeden Tag, an dem weitere Zeitzeugen sterben, und mit jedem, der nicht mehr berichten kann, werden sie stärker. Darum möchte ich die „RotFuchs“-Leser aufrufen, noch mehr als bisher Erinnerungsarbeit zu betreiben, aufzuschreiben, was ihr Leben in der DDR geprägt hat, welche Erfolge und Niederlagen Teil ihres Lebenslaufes waren, welche Hoffnungen und Erwartungen sie in den bisher einzigen sozialistischen Staat auf deutschem Boden setzten. Auch welche Motive sie bewogen, für ihre Republik einzutreten und zu kämpfen. Denn wie sollen wir nachfolgenden Generationen erklären, warum die DDR eben kein Unrechtsstaat war, wenn unseren Nachkommen permanent „Stasi“-Akten links und rechts um die Ohren gewedelt werden. Du kannst nur Diener oder Opfer sein, Amboß oder Hammer, könnte sich Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen und Mitglied der „Linken“, gedacht haben, bevor er eine Koalition mit den Verlierern der Wahl einging. Unter diesen Umständen Flagge zu zeigen, hätte Mut erfordert, an dem es ihm mangelte. Nur so ist zu erklären, daß Die Linke dem ihr diktierten Koalitionsvertrag zugestimmt hat. Nur so ist zu begreifen, daß sie aus reiner Machtgier die SPD in der Mitte überholen will. Uns sollte sich die Frage stellen: Wollen wir das denn? Gibt es nicht eine Alternative dazu?
Jan Bischoff, Neustrelitz
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