RotFuchs 223 – August 2016

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Als vor 75 Jahren, am 22. Juni 1941, deutsche Truppen die Sowjetunion angriffen, erhielt der am 1. September 1939 begonnene Krieg eine Dimension, die es in der Geschichte der Menschheit bis dahin noch nicht gegeben hatte. In das Gebiet von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer fielen 3,7 Millionen deutsche und mit ihnen verbündete Soldaten ein. Bekanntlich endete dieses Unternehmen am 8. Mai 1945 in Berlin mit der vollständigen Kapitulation der Angreifer. Doch zu welchem Preis! Etwa 60 Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren, davon 27 Millionen aus der Sowjetunion und ca. 6 Millionen Deutsche, von den Zerstörungen einmal ganz abgesehen. Man sollte meinen, daß dies eine Lehre sei, die folgende Generationen nie vergessen werden, vor allem auch in Deutschland.

Doch weit gefehlt. Zum 8. Mai 2016, insoweit geschichtsträchtig, gelangten Informationen an die Öffentlichkeit, daß die Militärplaner aus dem deutschen Verteidigungsministerium erstmals zusätzliche Stellen schaffen wollen. Ursula von der Leyen begründet den neuen Rüstungsbedarf ausgerechnet mit einem angespannten Verhältnis zu Rußland und einer angeblichen Bedrohung. Gegenwärtig liegt die gesetzlich beschlossene Obergrenze bei 185 000 Soldaten. Diese soll gänzlich wegfallen.

In diesem Jahr gab Angela Merkel auf der Hannover-Messe dem US-Präsident Barack Obama die Zusage, daß auch Deutschland Militär an der russischen Grenze stationieren wird. Deutsche Kampfflugzeuge waren bereits im letzten Jahr im Baltikum im Einsatz.

In der BRD scheint man der Illusion anzuhängen, daß mit Aufrüstung und Atomwaffenmodernisierung ein neuer Waffengang gegen Rußland diesmal erfolgreich verlaufen könnte. Ist denn nicht bekannt, daß ein Krieg gegen Rußland heute immer ein Atomkrieg sein würde, der keinen Sieger kennt? Allen öffentlichen Beschwichtigungsreden von Politikern sollte man ihr tatsächliches Handeln gegenüberstellen. Am 8. und 9. Juli 2016 wird die NATO in Warschau den größten Militäraufmarsch an der russischen Grenze beschließen, verbunden mit ständigen Manövern.

Wenn wir uns diesem Irrsinn nicht widersetzen, ist unser Leben in großer Gefahr.

Horst Neumann, Bad Kleinen

Wenn ehrliche Bürger, weil sie gehört hatten, daß sich unehrliche Leute in ihrer Gegend angesiedelt hätten, die schon wegen Diebstahl angezeigt wurden, ihre Wohnung stets ordentlich verschließen und sich vielleicht noch einen Wachhund anschaffen, wird ihnen das niemand verdenken. Wenn sich aber Kriegslärm erhebt und kriegsgewohntes Gesindel sich rund um Rußlands Grenzen festsetzt, sind Rußlands Vorkehrungen zur Verteidigung für die USA und die NATO ein Grund, noch aggressiver gegen dieses Land vorzugehen. Hoffen wir, daß die westlichen Kriegsherren Respekt vor der entschlossenen Verteidigungsbereitschaft des russischen Volkes zeigen. Der nächste große Krieg wäre uns sonst sicher. Der Frieden ist kein Geschenk des Himmels und im Kapitalismus ständig in Gefahr. Er muß immer verteidigt oder erkämpft werden. Tretet den Hetzern entgegen, laßt es nicht zu, ob in der Familie, auf der Straße oder wo auch immer, daß Haß gegen andere Völker geschürt wird!

Elisabeth Monsig, Gartz

Seit Anfang Juni findet in Osteuropa ein riesiges Militärmanöver der NATO statt. Geplant war eine Übung mit ca. 31 000 Soldaten. Sein Name „Anakonda 16“ ist Programm.

Die Anakonda ist eine Würgeschlange aus der Gattung der Boas. Die Zielrichtung ist eindeutig. Rußland soll in den Würgegriff der Anakonda (NATO) genommen werden. Entgegen aller Abkommen und Versprechen haben die USA und ihre NATO-Partner Rußland mit der Behauptung, es sei eine Bedrohung, bereits heute quasi umzingelt.

An dieser Drohkulisse nehmen auch Soldaten der deutschen Bundeswehr teil. Zur Erinnerung: Am 22. Juni 1941 wurde die Sowjetunion von Hitlerdeutschland in verbrecherischer Absicht überfallen. Wie muß sich wohl ein Volk fühlen, wenn nach 75 Jahren unter anderen auch wieder deutsche Truppen an seiner Landesgrenze stehen?

Es ist bekannt, daß die Bundesregierung beabsichtigt, ein neues Weißbuch über die deutsche Sicherheitspolitik herauszubringen. Darin soll die Aussage enthalten sein, daß Rußland für Deutschland kein Partner mehr sein könne, da es angeblich die europäische Friedensordnung beargwöhne. Hierzu ist festzustellen, daß es nicht Rußland, sondern die USA und die NATO mit der BRD an der Spitze sind, welche die Friedensordnung – so es noch eine gibt – global infrage stellen.

Wilfried Steinfath, Berlin

Bücher gehören zum wertvollsten Kulturgut der Menschheit. Dabei gibt es Bücher, die dem Humanismus, dem friedlichen und toleranten Miteinander der Menschen dienen. Und es gibt jene, die das Verwerfliche und Zerstörerische im Zusammenleben der Menschen propagieren. Zu Recht haben wir in der DDR letztere als Schmutz- und Schundliteratur gekennzeichnet und verboten.

Zu ihr gehört zweifellos Hitlers „Mein Kampf“. Dieses Machwerk, das den Völkerhaß, den Haß auf Juden, den Rassenwahn zum Inhalt hat und den Krieg verherrlicht, wird in der BRD wieder verlegt und kann gekauft werden. Wie man hört, war es ein Bestseller und die erste neue Auflage in wenigen Tagen vergriffen.

Die Verleger, denen Moral und Ethik offensichtlich völlig fehlen und die ausschließlich ihre klingenden Kassen im Blick haben, begründen ihr Vorgehen mit der Behauptung, das Buch sei ein geschichtliches Dokument. Man habe es schließlich mit begleitenden Kommentaren versehen. Doch damit nicht genug. Sie sind der Meinung, es sei sogar als Schulbuch geeignet.

Auf der einen Seite fordern Politiker scheinheilig, Maßnahmen gegen Rechtsextremismus auf der Straße und in den Köpfen zu ergreifen, auf der anderen Seite wird zugelassen, daß Hitlers geistige Ergüsse bundesweit verbreitet werden können, was nur zu noch mehr Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Chauvinismus führen kann und dem Erstarken der rechten und faschistischen Kräfte in der BRD dient.

Wo bleibt der Protest der Linken und der jüdischen Opferverbände?

Peter Truppel, Cottbus

Die vom Burda-Medienkonzern herausgegebene „Super-illu“ widmet sich in großer Aufmachung der Frage „Was bleibt von Gauck?“

In einer Reihe von Zuschriften, überwiegend von Personen in Regierungsverantwortung oder in anderen Führungsfunktionen, wird eine direkt widerwärtige Lobhudelei vom Stapel gelassen, in der auch ein gleichartiger Beitrag von Bodo Ramelow nicht fehlt.

Meine Haltung zu Gauck steht dazu im krassen Gegensatz – und zweifellos bin ich mit ihr nicht allein. Von Gauck bleibt der bittere Nachgeschmack, daß ein deutscher Präsident aus der geschichtlichen Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt hat und wie ein Militärpfarrer in Erscheinung trat – man denke nur an seine berüchtigte Rede an der Führungsakademie der Bundeswehr vom 20. Juni 2012 in Hamburg, in der er Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland ausdrücklich billigte. Er sagte: „... daß es wieder deutsche Gefallene gibt, das ist für unsere glückssüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.“ Als ehemaliger Pfarrer müßte Herr Gauck eigentlich das christliche Gebot „Du sollst nicht töten!“ beherzigen und propagieren!

Sein Haß auf die DDR ist sicher besser zu verstehen, wenn man an seine Erziehung im Elternhaus denkt. Die Mutter war seit 1932, der Vater seit 1934 Mitglied der Nazipartei, sie waren also „alte Kämpfer“ der braunen Mordclique. Was den Vater anbetrifft, so wird er von Gauck stets nur als „Seemann“ oder „Kapitän“ erwähnt – er war jedoch Kapitän der faschistischen Kriegsmarine! Hinzu kommt der bedeutende Einfluß, den sein Onkel Gerhard Schmitt auf ihn hatte. Dieser war bereits seit 1931 in der Nazipartei und ab 1934 hauptamtlicher SA-Führer!

Was mich betrifft, so bleibt die Genugtuung, daß der erste und einzige Präsident der DDR, unser unvergessener Wilhelm Pieck, nach wie vor Ehrenbürger meiner Heimatstadt Plauen ist. Seine Worte „Die Partei lehrte mich, unerbittlich gegen die Imperialisten und Militaristen und ihre Kriegsverbrechen zu kämpfen“, sind auch in der Gegenwart von höchster Aktualität.

Heinz Behrendt, Plauen/Vogtland

Die Partei Die Linke sollte die alten Gleise der Macht verlassen, endlich auch an wirkliche Veränderungen denken und sich nicht in die Spiele der anderen Parteien einbinden lassen. Wieso rufen manche schon wieder nach Rot-Rot-Grün und bringen keine phantasievollen eigenen Vorschläge, die wirklich in das System eingreifen und uns nicht zum „Wurmfortsatz“ anderer degradieren?

Das Karussell der politischen Illusionen – von „Ein Ruck muß durch das Land gehen“ (Roman Herzog) bis „Deutschland muß mehr Verantwortung in der Welt übernehmen“ (Joachim Gauck) – soll sich weiterdrehen. Warum denken wir nicht einfach neu und fragen nach dem Sinn des Bundespräsidialamtes. Brauchen wir rauschende Sommerfeste im Schloß Bellevue und wohlgesetzte Sonntagsreden, wenn Tausende Kinder in Deutschland von Armut und Familien von den Hartz-Gesetzen betroffen sind und deutsche Soldaten (mit pastoralem Segen) im Ausland zu Tode kommen? Bisher gab es kein Veto eines deutschen Bundespräsidenten gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr oder Forderungen nach Gesetzen, welche die stete Umverteilung von unten nach oben beenden.

Raimon Brete, Chemnitz

Die Andrew-Thorndike-Beilage im Mai-„RotFuchs“ ist große Klasse!

Solch ein Werk wie „Das russische Wunder“ wird immer Bestand haben.

René Senenko, Hamburg

Die von Euch gestaltete Beilage zu Klaus Steiniger fand ich sehr eindrucksvoll.

Rudolf Schwinn, Bonn

Zur RF-Website:

Schöne übersichtliche Menüführung und gelungene Umgestaltung!

Der Website-Relaunch (die völlige Neugestaltung eines Internet-Auftritts) ist gut gelungen; auch das Archiv ist prima und übersichtlich gestaltet.

War früher öfter mal – und jetzt anscheinend länger nicht, da der Relaunch mir unbekannt war – auf Eurer Seite, um mal Dinge aus einer anderen Perspektive und jenseits des Medienkartells der bürgerlichen Presse zu lesen.

Werde jetzt wieder öfter reinschauen. Bitte auch künftig den Perspektivenwechsel möglich machen!

Alles Gute und weiter so!

Peter Wertz, Köln

Eure neue Website ist sehr gut, gefällt mir!

Andrea Wohlfahrt, Hemmingen

Kürzlich erschien in der „WAZ am Sonntag“ ein Artikel unter der Überschrift „Konrad Adenauer wehrte sich mit Anzeigen gegen Gegner“. Darin werden die Leser über folgenden Sachverhalt informiert: „Die Bundesregierung unter Kanzler Konrad Adenauer (CDU) hat in ihrer Amtszeit von 1949 bis 1963 Hunderte Strafanträge wegen „politischer Beleidigung“ gestellt. Dies geht nach ,Spiegel‘-Recherchen aus Akten im Bundesarchiv hervor. Diese Verfahren führten demnach allein bis Ende 1952 zu mehreren Dutzend Gefängnisstrafen von durchschnittlich drei Monaten.“

Bleibt festzuhalten: Der Tatbestand einer „Staatsbeleidigung“ wurde in der Alt-BRD nicht etwa übergangen, sondern verfolgt und zur Anklage gebracht. Viele Betroffene gingen ins Gefängnis.

Johann Weber, Ruhstorf (Niederbayern)

Mitte Mai fand an der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ Bogensee und in Naturfreundehaus Üdersee das 11. Treffen ehemaliger Studenten, Lehrer und Mitarbeiter statt.

Aus diesem Anlaß haben wir die von Prof. Dr. Oliver Rump gestaltete Ausstellung über Tamara Bunke (Tania la guerrillera) präsentiert. Elisabeth Dietze-Brigeschke, eine Jugendfreundin von Tamara und ehemalige Studentin der Jugendhochschule, eröffnete sie. 150 Teilnehmer unseres Treffen nutzten die Gelegenheit, sich über Leben und Kampf von Tamara Bunke zu informieren. Da fast alle Teilnehmer früher selbst aktiv in der FDJ tätig waren, war ihnen Tamara Bunke keine Unbekannte. In vielen interessanten Gesprächen kam nicht nur die Sorge über die gegenwärtige komplizierte Lage Lateinamerikas zum Ausdruck, sondern auch die Achtung vor einer bemerkenswerten Frau, die für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker dieses Kontinents ihr Leben gab.

Uwe Künzel, Thale

Die Forderung der BRD-Regierung nach einer Rente mit 73 wird durch die Aussage einer Studie des „Instituts der deutschen Wirtschaft“ (IW), wonach die Jungen deutlich länger arbeiten müßten, gestützt. Die Jungen? Also alle bis zum 73. Geburtstag, weil die „Jugend“ ja angeblich die Rente für die Senioren „erarbeiten“ müsse. Norbert Blüm hat wiederholt gesagt, „Die Rente ist sicher“ und „Guter Lohn – gute Rente“.

Die Gewerkschaft fordert einen „gerechten Lohn“ als Voraussetzung für eine gute Rente. Die Begriffe „guter Lohn“ und „gerechter Lohn“ sind hier offensichtlich identisch. Zu fragen wäre, ob solche Löhne im Zeitalter der Globalisierung und der chaotischen Zustände in vielen Teilen der Welt überhaupt noch realisierbar sind. Ja, sie sind realisierbar, besonders in Deutschland. Warum? Die Wirtschaft boomt, Arbeitsproduktivität und Wertschöpfungen sind um ein Vielfaches im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrzehnten gestiegen, und Gewinne und Profite werden immer größer. Unter diesen Bedingungen können Unternehmer Arbeitern und Angestellten durchaus gerechte Löhne bzw. Gehälter als Voraussetzung für eine gute Rente im Alter zahlen.

Aber was sind das für Löhne und Gehälter? Das sind existenzsichernde Löhne und Gehälter, die mindestens dem Wert der Ware Arbeitskraft entsprechen.

Der Wert der Arbeitskraft wird bestimmt durch die Kosten aller Lebensbedingungen, die zur Entwicklung und Weiterentwicklung des Menschen notwendig sind. Dazu gehören aber nicht nur die materiellen Güter, sondern auch die kulturellen und geistigen, insbesondere Bildung und Erziehung, Ausbildung, Weiterbildung, ferner gesellschaftliche Aktivitäten und Freizeittätigkeiten. Die Größe des Wertes der Arbeitskraft wird außerdem durch die Qualifikation des Arbeiters bestimmt.

Man könnte meinen, daß das Zahlen gerechter Löhne und Gehälter an alle Arbeiter und Angestellten doch die Profite der Unternehmer zum Teil senken würde. Ja, das stimmt und es ist gerechtfertigt, weil der größte Teil der Wertschöpfung der Waren durch die Arbeiter produziert wird und diese haben Anspruch auf Löhne und Gehälter und im Alter auf Renten, die ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Keine Angst, die Profite der Unternehmer werden auch dann immer noch um ein Vielfaches größer sein als das Einkommen der Arbeiter.

Der Hauptfaktor für eine gute Rente ist ein gerechtes Einkommen im Arbeitsalter.

Dr. Ernst-Ludwig Hischer, Rostock

Klaus Steiniger verweist in seinem letzten Leitartikel auf die Notwendigkeit politischer und allgemeiner Bildung sowie auf die großen Unterschiede im Bildungswesen der DDR und in dem der heutigen Bundesrepublik. Ein Leserbrief im gleichen Heft bringt es auf den Punkt, in dem darüber berichtet wird, daß Maxim Gorki Vertretern der jüngerer Generationen offensichtlich vollkommen unbekannt ist. In der durch Mauer und Reisebeschränkung abgeschotteten DDR kannte wohl jeder die wichtigsten kulturellen Leuchttürme nicht nur des Ostens, sondern auch der westlichen Welt. Und das nicht nur durch das BRD-Fernsehen, sondern durch die eigenen Filmprogramme in den Kinos. Ob Gabin, Belafonte, Astaire oder Jane Fonda – sie waren präsent. Auch die Bücher von Autoren wie Böll, Grass, Hemingway und Moravia oder Max von der Grün und Walraff waren in den Buchhandlungen zu finden.

Und wie sieht das heute aus? Was weiß man über die kulturellen Spitzenleistungen des sogenannten Ostens? Sicher, man kennt die Netrebko und Lang Lang, weil sie Verdi und Mozart künstlerisch vollendet interpretieren. Aber vor allem sind solche Namen wie Ai Wei Wei und die Pussy Riots präsent, weil sie politisch so wunderbar in die Landschaft passen. Das wirkliche kulturelle Leben in der DDR ist heute eine „terra incognita“, eine unbekannte Welt.

Wir werden mit Klischees bedient, die die alten Vorbehalte und Ängste aus der Zeit des kalten Krieges pflegen und neu entfachen. Ob beim „Tatort“ im Fernsehen oder in anderen Medien: Die Polen klauen Autos, die Rumänen verkaufen ihre Kinder, und die Chinesen kupfern unsere Patente ab …

Da bildet sich dieses Deutschland ein, weltoffen zu sein, weil man ja reisen kann, wohin man will. Aber herein läßt man eben nur, was paßt. Und das betrifft nicht nur Flüchtlinge und billige Arbeitskräfte, sondern auch die Kultur, die sie wollen.

Franz Tallowitz, Saterland

Im „nd“ vom 14./15. Mai war zu lesen: „Wer also eine Seele für Arbeiter hat, möge sie ideologisch in Ruhe lassen – alles funktioniert gut, was außerhalb von Gesinnungen funktioniert.“ Nach Herrn Schütts Meinung sollen wir also alles so laufen lassen, wie es bisher läuft, denn der Kapitalismus habe „mehr für die Menschen getan als der Ostkommunismus für alle seine Völker“. Da rettet den Artikel auch nicht der halbherzige Schwenk am Ende, in dem ein „Modell des Auswegs“ herbeigesehnt wird.

Ein junger, aber an dieser Gesellschaft fast verzweifelnder Mensch fragte mich, weshalb es keine Arbeiterbildungsvereine mehr gibt, um dort wenigstens mehr Wissen unter die Abgehängten und Prekarisierten dieser Gesellschaft zu bringen. Das wäre doch mal ein Gedanke – und für das „nd“ vielleicht ein Hinweis, daß man in der Zeitung in verständlicher Form über grundlegende Erkenntnisse des Marxismus und Leninismus informieren sollte, damit bereitwillige Multiplikatoren entsprechendes Argumentationsmaterial an die Hand bekommen.

Gabriele Parakeninks, Berlin

Der Vorsitzende der Partei Die Linke Bernd Riexinger hat in einem „nd“-Interview vom 13. Juni von der Notwendigkeit eines „Politikwechsels“ gesprochen, ohne sich auch nur ein einziges Mal auf Marx, Engels und Lenin zu beziehen. Doch wie soll sich ein solcher Wechsel bei Ausklammerung der marxistisch-leninistischen Gesellschaftstheorie vollziehen? Wenn Bernd Riexinger von den „ureigensten Interessen“ der Werktätigen spricht, dann muß hinzugefügt werden, daß sich sehr viele ihrer objektiven Interessen gar nicht bewußt sind, weil ihnen unsere Theorie vorenthalten wird. Die Forderung, daß die linken Kräfte Konzepte entwickeln müssen, die den Interessen der Werktätigen gerecht werden, ist, wenn man die seit 150 Jahren vorliegenden beiseite schiebt, nur Schall und Rauch.

Solche offensichtlich zur Entpolitisierung gedachten Sätze im ND „Sozialismus – keiner weiß zum Glück was das ist – als Traumspiel ohne soziale Grenzen“ und „… Geschichte versteht nur, wer aufhört, sie begreifen zu wollen“, helfen seinen Lesern sicher nicht, sich zu orientieren.

Helmuth Hellge, Berlin

Seit etwa zweieinhalb Jahren bin ich ein überzeugter und begeisterter Leser des „RotFuchs“. Ich glaube, neben der „jungen Welt“ ist der „RotFuchs“ das einzige Blatt, in dem man sich als Marxist und Kommunist bestätigt findet. Die PDL und ihr Zentralorgan, das „neue deutschland“, zeigen demgegenüber nur, wie man es nicht machen sollte, wenn man links fühlt und denkt.

So hat mich die Nachricht vom Tode des Genossen Klaus Steiniger erschüttert. Ich bin ihm nie persönlich begegnet, aber dennoch war er seit ca. 2½ Jahren in meiner Welt präsent. Stets habe ich mich in seiner Argumentation mit meinen eigenen Meinungen und Überzeugungen wiedergefunden. Aber ich muß auch sagen, daß die Lektüre des RF mich regelmäßig so wütend macht, daß ich das Heft erst mal beiseite lege, um mich wieder zu beruhigen. Keinem Geringeren als Karl Marx erging es seinerzeit ebenso. Ein großes Hemmnis ist, meine ich, die Gleichgültigkeit. Ihr müssen wir mit der von Marx, Engels und Lenin begründeten Theorie und unserer Überzeugungskraft entgegentreten.

Danken möchte ich den Genossen Roland Potstawa und Karl Scheffsky, die sich im RF zur gegenwärtigen Entwicklung der Beziehungen USA–Kuba geäußert haben. Beide haben mir sehr aus dem Herzen gesprochen.

Hans-Dieter Rosenbaum, Golßen

Vor einigen Jahren schien Doping nur mit DDR in Verbindung zu stehen. So nach und nach traten Dopingskandale hervor, die mancher für undenkbar hielt, dies in der westlichen Welt und in Verbindung mit profitablen Geschäften an Dopingmitteln. Jeder kann heute wissen, Doping im Hochleistungssport war und ist nie das Thema nur eines Landes, Sportverbandes oder gedopter Sportler, Funktionäre und Mediziner gewesen und ist es heute nicht. Wer ernsthaft Doping unterbinden will, der sollte das zunächst damit unter Beweis stellen, daß er Sport und Doping nicht als politische Waffe mißbraucht, wie es seit Jahren verstärkt getan wird. Offensichtlicher geht es nicht, wenn das Doping-Thema heute mit Vorliebe und gezielt politisch stets skandalisiert wird, wenn es um die Russen, die Chinesen, um Sportereignisse in diesen Ländern oder deren Erfolge geht. Anderenfalls wird es ganz klein geschrieben und sind es immer nur Einzelfälle.

Man sollte daran erinnern, wie vor Jahren gefordert wurde, daß Sport nicht politisch sein dürfe, mit Blick gen Osten. Was wir heute erleben, ist unvergleichlich politischer und dem Sport nicht mehr dienlich. Es ist zu einem schmutzigen politisch diffamierenden Geschäft geworden.

Roland Winkler, Aue

Als Autor und Publizist arbeite ich ständig mit Schriften, Dokumentationen und Erlebnisberichten über vierzig Jahre DDR und Menschen, die sie mitgestalteten. Nun halte ich das von Wolfgang Schwanitz und Reinhard Grimmer herausgegebene Buch „Erinnerungen von MfS-Angehörigen“ in den Händen. Voller Stolz stelle ich fest: Auch ich gehöre zu den „unbequemen“ Zeitzeugen. Im Juni 1958 nahm ich als junger Agronom den Dienst in einer Kreisdienststelle auf. Meine Vorgesetzten in den ersten Jahren waren bewährte Antifaschisten. Mein Weg führte über das Studium an der Fachschule für Landwirtschaft bis zum Diplom an der Juristischen Hochschule in Potsdam. Als Mitglied eines wissenschaftlichen Beirates wirkte ich bis zum Ausscheiden aus dem Dienst.

Die Einverleibung der DDR durch die BRD bleibt eine nie heilende Wunde. Doch welcher Staat ist nun ein Unrechtsstaat? Karl-Eduard von Schnitzler schrieb in einem Brief an mich: „Kein Kommunist hat sich für Irrtümer, Fehlentscheidungen vor Kapitalisten und deren Hofjournaille zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen. Kapitalisten weinen nicht. Ihnen fehlt die Fähigkeit zu trauern oder sich zu schämen. Auf ihrer Wertetafel steht nicht Menschlichkeit, sondern Profit.“

Adolf Eduard Krista, Worbis

Schon wieder eine Krise dieses Systems! In Großbritannien steht zuerst der Brexit und dann der Exit aus der Europäischen Union auf der Tagesordnung. Die Fremdbestimmung durch das Brüsseler Machtinstrumentarium unter deutscher Führung wurde von vielen Briten abgelehnt. Ein erkämpftes Referendum war ihre Chance auf Selbstbestimmung. In Deutschland gibt es diese demokratische Möglichkeit nicht. So hat das Votum in England eine Situation herbeigeführt, die dem Kampf um soziale Rechte und dem Ringen um die Verhinderung eines Krieges neue Impulse geben könnte. „Bild“ fragt schon mal vorsorglich: „Was ist jetzt zu tun aus Liebe zu Deutschland?“

Lenin hatte schon vor über 100 Jahren in seiner Schrift „Über die Vereinigten Staaten von Europa“ darauf verwiesen, daß ein solches Gebilde unter kapitalistischen Verhältnissen entweder reaktionär sein würde oder gar nicht zustande käme.

Karl Scheffsky, Schwerin

Mitten in Deutschland, in Thüringen, gibt es nun ausgerechnet mit einem Ministerpräsidenten der Partei Die Linke eine Kraft, die Geschichtsklitterung betreibt, den kapitalistischen Zeitgeist bedient, die DDR als „Unrechtsstaat“ verteufelt und obendrein den 17. Juni zum Feiertag erklärt. Die Kapitalisten/Imperialisten werden das erfreut zur Kenntnis nehmen, und CDU sowie SPD werden sich wundern, daß sie von „links“ überholt werden.

Die Wahrheit über die DDR wird aber deren Verleumder überleben.

Horst Jäkel, Potsdam

Friedenstaube

Brief an den Präsidenten der Russischen Föderation, Herrn Wladimir Putin

Sehr geehrter Herr Putin!

Vor 75 Jahren überfiel das deutsche Naziregime die Sowjetunion und brachte unendliches Leid über das sowjetische Volk.

Wir haben das nicht vergessen.

Um so mehr beschämt es uns, daß unsere derzeitige Regierung jedes offizielle Gedenken verweigert.

Mit Sorge erfüllt uns die Feindseligkeit, mit der die westlichen Regierungen Ihnen und Ihrem Volk zur Zeit begegnen.

Wir lehnen entschieden die Nato-Osterweiterung und den damit verbundenen Wortbruch ab.

Sie sollen wissen, daß es unser tiefer Wunsch ist, mit Rußland in friedlicher Nachbarschaft in einer multipolaren Welt zu leben.

Wir werden alles, was in unserer Macht steht, dafür tun, daß von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgeht.

Friede dem russischen Volk, Friede der Welt!

Elke Schuster, Berlin

Die Schauspielerin und Regisseurin Elke Schuster („Berliner Compagnie e.V.“) schrieb diesen Brief an Putin, nachdem in der Fernsehsendung „Panorama“ vom 23. Juni 2016 in einem Beitrag („Das Säbelrasseln zwischen NATO und Rußland“) über die aktuellen westlichen Truppenbewegungen an der russischen Grenze berichtet worden war.