RotFuchs 225 – Oktober 2016

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Die von Arnold Schölzel in seinem Beitrag „Wer profitiert vom Brexit?“ herausgearbeiteten Standpunkte möchte ich voll und ganz unterstützen. Die imperialistischen Mächte sind sich nur bis zu einem gewissen Grad einig, vornehmlich im Kampf gegen links. Doch wenn es um die Durchsetzung eigener Interessen gegen die anderer Großmächte geht, überrascht das Verhalten des britischen Kapitals keineswegs. Wie sich nun zeigt, ist Großbritannien nicht gewillt, weiterhin unter deutscher Vorherrschaft zu bleiben. Vorsorglich warnt Finanzminister Schäuble schon mal davor, daß das britische Beispiel in anderen EU-Mitgliedsstaaten Schule machen könnte, was sicher als Kampfansage gegen deutsche Herrschaftsansprüche verstanden werden müßte.

Hans-Georg Vogl, Zwickau

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, der im Ergebnis eines Volksentscheids erfolgte, brachte „Europa“-Politiker um Angela Merkel in Schwierigkeiten. Die Folgen für die EU und die deutsch-britischen Beziehungen sind noch nicht abzusehen. Und schon scheint der bundesdeutschen Kanzlerin neues Ungemach bevorzustehen. Tony Blair, als Premier wichtigster Partner in London, droht Schimpf und Schande, vielleicht eine Anklage.

Im Auftrag des Unterhauses hat Sir John Chilcot in siebenjähriger Arbeit einen Bericht fertiggestellt, in dem die Rolle der britischen Regierung im Krieg gegen Irak analysiert wird. Im Bericht wird festgestellt, daß es für die Teilnahme Englands am Krieg gegen Irak keine völkerrechtliche Grundlage gab. Der Beschluß 1441 des Sicherheitsrates war keine Ermächtigung zum militärischen Eingreifen. Blair habe ihn einfach unterminiert. Der Premier hatte seine Entscheidung mit Informationen des Geheimdienstes begründet, wonach Saddam Hussein über chemische, biologische und atomare Waffen verfügt haben soll. Diese Waffen wurden nie gefunden, weil sie in Irak nicht existierten. Die erfundene Existenz von Massenvernichtungswaffen dort war lediglich der Vorwand für die Eroberung des irakischen Erdöls.

BRD-Kanzler Schröder entschied sich anders. Er weigerte sich, Deutschland in einen Krieg um das irakische Öl zu verwickeln und trotzte dem Druck aus Washington und der Opposition, die damals von Angela Merkel geführt wurde. Die Christin übte sich in der Rhetorik des Säbelrasselns, die sie inzwischen perfekt beherrscht. Zu erinnern ist daran, daß sie am 13. Februar 2003 im Bundestag dem Kanzler vorgeworfen hat, „seit Wochen auf einem Irrweg“ zu sein. Wie die „Washington Post“ meldete, habe sie sich für die Teilnahme Deutschlands am Krieg gegen Irak ausgesprochen. Inzwischen bekennt sie: „Wir Deutschen haben nun auch eine Verpflichtung, unserer neuen Verantwortung umfassend gerecht zu werden. Das schließt auch die Beteiligung an militärischen Operationen zur Herstellung von Stabilität und Sicherheit ausdrücklich ein.“

Am 7. Juli 2016 erläuterte sie vor dem Bundestag die vom NATO-Gipfel in Warschau gefaßten Beschlüsse. Sie plädierte dafür, daß die Bundeswehr in Irak zur Gewährleistung von mehr Sicherheit Ausbildungsmaßnahmen übernehmen solle. Zugleich verkündete sie, die Ursachen für die Flüchtlingswelle aufdecken zu wollen. Über ihre eigene Rolle als faktische Komplizin der NATO-Verbündeten USA und England bei der Zerstörung der irakischen staatlichen Strukturen verlor sie kein Wort. Ihr Säbelrasseln von damals richtet sich nun gegen Moskau.

Kurzsichtigkeit und Größenwahn verbinden sich zu einer explosiven Mischung. Mit der jüngsten, nach dem kaiserlichen Vorbild „Gott strafe England!“ inszenierten antibritischen Medienkampagne werden Stimmen wieder lauter, die fordern, daß in der EU nur noch deutsch gesprochen wird.

Prof. Dr. Horst Schneider

Beim Stöbern in einer Buchhandlung stieß ich auf die Zeitschrift „Deutsche Geschichte. Europa und die Welt“. Darin eine ganzseitige Anzeige für Bernd Schwippers Buch „Deutschland im Visier Stalins“.

Es wurde als „militärgeschichtliche Sensation“ angekündigt, das „die These vom ,Überfall‘ endgültig widerlegt“ …

Seriöse Historiker bestätigen, daß der Krieg gegen die Sowjetunion von deutscher Seite von Anfang an als Vernichtungskrieg geplant war. Stalin hielt sich strikt an den mit Hitler geschlossenen Vertrag, und der Überfall der faschistischen deutschen Wehrmacht traf die Rote Armee völlig unvorbereitet. Nur so sind die Anfangserfolge und das rasche Vordringen der Wehrmacht zu erklären.

Stalin wollte den Frieden für den weiteren Aufbau der Sowjetunion sichern. Daß dann doch Panzer statt Traktoren produziert werden mußten, das erzwangen die deutschen Aggressoren!

Überrascht war ich, ja erschrocken, daß ein ehemaliger Generalmajor der NVA als Autor angegeben wurde. Es läßt sich wohl nicht vermeiden, daß es immer und überall „faule Äpfel“ gibt …

Nicht überrascht haben mich die Presseorgane, die sich überschwenglich über das Machwerk äußerten: einmal die „Junge Freiheit“ und dann die „Deutsche Militärzeitschrift“. Das sind die Wölfe, mit denen Bernd Schwippers heult.

Aber wir haben ja unseren „RotFuchs“! So habe ich mich sehr über den aufklärenden Leserbrief von Oberst a. D. Hans Linke aus Suhl gefreut. Die angekündigte Beilage zum Oktober-Heft mit der ausführlichen Kritik des Buches kann ich kaum erwarten. Es zeigt sich immer wieder: der „RotFuchs“ ist notwendig!

Norbert Kornau, Hannover

Angesichts des NATO-Aufmarsches an der Westgrenze Rußlands und der Begründung desselben mit einer „Annexion“ der Krim durch Rußland sollten wir uns näher mit dem Völkerrecht befassen.

Kanzlerin Angela Merkel hat sich hinter diese Aktionen gestellt und zugleich betont, mit Rußland müsse auch der Dialog geführt werden. Dialog worüber? Woran wäre denn Rußland interessiert? Doch daran, nicht als Aggressor, als Annexionist be- und verurteilt zu werden. Und was müßte das Interesse der NATO und der BRD-Politik gegenüber Rußland sein? Eigentlich die Einhaltung der Integrität, die Unverletzlichkeit der Grenzen von Ländern und Staaten, meine ich.

Das ist Völkerrecht. Das muß bewahrt und weltweit eingehalten werden. Wurde es im Falle der Krim eingehalten? Ich glaube nicht – aber warum hielt Rußland es nicht ein? Weil in der Ukraine ein gewaltsamer politischer Wechsel mit eindeutig antirussischer Orientierung – unterstützt durch NATO-Staaten – durchgesetzt wurde. So gesehen mußte sich Rußland angegriffen fühlen, konnte und durfte sich politisch verteidigen. Womit? Mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, das ebenso Bestandteil des Völkerrechts ist.

Rußland hat schnell gehandelt – vielleicht zu schnell; vielleicht hat es aber gerade dadurch einen größeren ethnischen Konflikt verhindert, eine harte politische Form der Auseinandersetzung zwischen den neuen Machthabern in der Ukraine und der ethnisch-russischen Mehrheit auf der Krim. Ich kann nicht beurteilen, wie es Völkerrechtler sehen, ob sie mehr auf die Unverletzlichkeit der Grenzen als auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker setzen.

Hermann Jacobs, Berlin

Die „Berliner Woche“ veröffentlichte vor einiger Zeit eine Meldung unter dem Titel „Jubelfeier abgesagt“. Es handelte sich um die im August vom Verein Unentdecktes Land und der „RotFuchs“-Regionalgruppe Berlin-Lichtenberg organisierte Veranstaltung aus Anlaß des 55. Jahrestages der Sicherung der DDR-Staatsgrenze.

Da es sich hierbei um eine Falschinformation handelte, schickte ich der Zeitung einen Brief, in dem es sinngemäß heißt: Nein, die „Jubelfeier“ wurde nicht abgesagt, da irren Sie, weil es gar keine gegeben hat. Aber die Veranstaltung hat stattgefunden – gegen alle Widersacher!

Ich habe daran teilgenommen und weiß daher, daß vom in Moskau beschlossenen Mauerbau als einer „Niederlage des Sozialismus“ in Deutschland die Rede war – es war eben nicht gelungen, bei offenen Grenzen den Sozialismus aufzubauen. Zu viele Menschen verließen 1960/61 die DDR, die meisten wegen des höheren materiellen Lebensstandards westlich der Grenze. Westberliner kauften zudem im Osten ein und alles mögliche auf. Es ging um die Existenz der DDR, die mit dem Bau der Mauer gesichert werden konnte. Kein Wort jedenfalls von einer „Jubelfeier“. Aber: „There was no alternative“ wie ein Kennedy-Zitat bestätigt.

Dr. Volker Wirth, Berlin

Joachim Gauck gibt auf! Nun ist es endlich soweit. Im Februar 2017 scheidet er als Bundespräsident aus seinem Amt. Forsch, in straffer, aufrechter Haltung, fast im Exerzierschritt ging er, als er am 6. Juni diese Botschaft in seinem Amtssitz Schloß Bellevue in Berlin verkündete, ans Mikrofon und gab seine Depesche wehleidig der Öffentlichkeit bekannt. Für eine zweite Amtszeit stünde er nicht mehr zur Verfügung.

In mir löste diese Tatsache einen Schrei der Erlösung aus. Von Beginn an war seine Personalie für das höchste Amt der BRD ein Fehlgriff. In Ostdeutschland begegneten ihm die Menschen bei öffentlichen Auftritten – wie vor einiger Zeit in Sebnitz (Sächsische Schweiz) und im Frühjahr bei einem Besuch in Bautzen – mit Buhrufen. Es kam zu tumultartigen Szenen und verbalen Angriffen. Nicht vergessen ist sein Auftritt im ZDF am 17. April 1991, bei dem er dem Moderator androhte: „Für Ihre Fragestellung möchte ich Ihnen am liebsten eine knallen.“ Offensichtlich hatten ihn unbequeme Fragen ins Mark getroffen. Man sollte nicht vergessen: Gauck war der „Herr über alle Akten“ der Staatssicherheit. Nach gerichtlicher Feststellung genoß er selbst vielfältige Privilegien in der DDR. An diesen wird es ihm auch nach Ausscheiden aus seinem Amt nicht mangeln.

Walter Krüger, Güstrow

Ich habe mich sehr gefreut über den in der Juli-Ausgabe des RF erschienenen Beitrag zu Peter Gingold, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Er, seine Frau Etty und auch seine Tochter Silvia – das wohl pominenteste Opfer des sogenannten Radikalenerlasses und als solches einst mit Berufsverbot bedroht – stehen beispielhaft für ein lebenslanges Engagement im Interesse unserer gemeinsamen Sache. Etty und Peter haben den Nazismus in Frankreich erlebt und sich nachhaltig für den Antifaschismus eingesetzt. Peter war auch einer der Nebenkläger im Prozeß gegen den Gestapo-Chef von Paris, Kurt Lischka, und dessen Handlanger Hagen und Heinrichsohn, als diese sich 1979/80 vor dem Landgericht Köln – dank der Initiativen der Klarsfelds – verantworten mußten.

Zu den im Anschluß an den Beitrag von Horst Schneider im August-RF gegebenen Buch-Tips zum Verbot der KPD durch das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1956 möchte ich noch ein Buch ergänzend empfehlen: „… ist zu exekutieren“, das von meinem Kollegen Friedrich Karl Kaul 1981 im Verlag Neues Leben Berlin veröffentlicht wurde und von mir 2006 nach Ergänzung und Fortschreibung im selben Verlag neu herausgegeben worden ist. Professor Dr. Kaul war einer der Prozeßvertreter der KPD im Verbotsprozeß und hat seine Eindrücke aus unmittelbarem Erleben in dem Buch wiedergegeben.

RA Ralf Dobrawa, Gotha

Mit der Gründung der „Zentrale für Heimatdienst“ 1952 und ihrer spezifischen Ausrichtung ab 1955 wurde die BRD ein Land mit verordnetem Antikommunismus. In Bildungseinrichtungen und Betrieben war entsprechendes Schulungsmaterial zuhauf zu finden. Ich besorgte mir das „Taschenbuch 1959“, welches das genannte Amt an Schüler aushändigte. Auf Seite 18 steht folgender Text: „Wo sich aber ein einzelner oder eine Gruppe über das Recht hinwegsetzen oder gar willkürlich selbst bestimmen, was Recht ist, dort herrscht die Diktatur. Der Staatsbürger lebt in ständiger Angst und Unsicherheit vor der Allmacht des Staates, denn es gibt niemand, der verbindlich sagen kann, was rechtens ist und was nicht. Vor allem: Niemand wagt darüber etwas zu sagen! Weil damit dem Unrecht Tür und Tor geöffnet sind, können wir die Diktatur auch als Unrechtsstaat bezeichnen.“

Ich überlegte, wo ich so etwas schon einmal gelesen hatte. Ich fand es im Thüringer Koalitionsvertrag,  den SPD, die Partei Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen aufgesetzt hatten. In der Präambel dieser Vereinbarung steht: „[…] weil jedes Recht und jede Gerechtigkeit in der DDR ein Ende haben konnte, wenn einer der kleinen oder großen Mächtigen es so wollte, weil jedes Recht und jede Gerechtigkeit für diejenigen verloren waren, die sich nicht systemkonform verhielten, war die DDR in der Konsequenz ein Unrechtsstaat“.

Wissen diese Verantwortungsträger nicht, daß in der Bundeszentrale für Heimatdienst sehr viele beschäftigt waren, die schon in der Zeit des Hitlerfaschismus führende Positionen einnahmen? Auch Kriegsverbrecher wie der estnische Faschist Hjalmar Mäe, der für seine Untaten zu einem der Hauptverantwortlichen des Landes erklärt wurde, fanden sich im Kreis dieser Einrichtung. Die DDR informierte schon 1975 über den gesuchten Kriegsverbrecher. Im vom Akademie-Verlag herausgegebenen Buch „Deutschland im zweiten Weltkrieg“ ist zu lesen: „In Estland wurde der berüchtigte estnische Faschist Landrat Dr. Hjalmar Mäe eingesetzt, der mit der SS-Einsatzgruppe A nach Tallinn zurückgekehrt war.“

Für mich unfaßbar, daß SPD und auch Die Linke keine Skrupel hatten, solch geistiges „Gut“ in ihren Koalitionsvertrag aufzunehmen. Kommt das doch einem Verrat an alle Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftern, die ihren Kampf gegen den Faschismus mit dem Leben bezahlen und grausamste Folterungen über sich ergehen lassen mußten, gleich.

Johann Weber, Ruhstorf

Inzwischen wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein neuer Landtag gewählt. Sowohl die Partei Die Linke als auch die DKP bewarben sich um den Einzug in ein Landesparlament.

Der RF-Regionalgruppe Schwerin war das Anlaß genug, gemeinsame mit anderen linken Vereinen Kandidaten der PDL und der erstmals in Mecklenburg-Vorpommern kandidierenden DKP zu einer Veranstaltung unter dem Thema „Linke Politik oder Regierungsbeteiligung?“ einzuladen. Peter Ritter, hiesiger parlamentarischer Geschäftsführer der Linkspartei, und Erich Bartels von der Landes-DKP sagten zu und stellten sich den Fragen der Gäste.

In einem sachlich geführten Meinungsaustausch wurden die unterschiedlichen Positionen beider Landesverbände sichtbar.

Während der PDL-Vertreter Opposition im Parlament als eine Arbeit für den Papierkorb empfindet, unterstreicht die DKP ganz im Sinne von Rosa Luxemburg die Notwendigkeit, „die parlamentarische Tätigkeit zur Aufklärung der Arbeiterklasse und systematischen Kritik an der herrschenden Politik“ zu nutzen.

Mit dem Hinweis auf die bereits vor Jahren formulierten Positionen zur DDR klammert die Linkspartei dieses Thema bis zu einer möglichen Regierungsbeteiligung aus. Dagegen bekennt sich die DKP zu einer gerechten und differenzierten Bewertung der DDR als der größten Errungenschaft des revolutionären Kampfes der deutschen Arbeiterbewegung.

Die Genossen des DKP-Landesvorstands erklärten, daß sie nicht als Konkurrenten zur Linkspartei antreten, sondern all jenen Bürgern eine Stimme geben wollen, die ihr Vertrauen in die Politik der PDL verloren haben.

Einig waren sich die Teilnehmer der Versammlung darin, daß bei aller Bedeutung kommunalpolitischer Fragen die Aufklärung und Mobilisierung für die Erhaltung des Friedens auch auf Landesebene ins Zentrum des Wahlkampfes gehört.

Es sei gut und nachahmenswert, sagte der stellvertretende Vorsitzende des RF-Fördervereins Wolfgang Dockhorn, daß Mitglieder der PDL und Kommunisten zusammenkommen und sich über ihre Positionen austauschen. 

Peter Dornbruch und Rainer Stankiewitz, Schwerin

Klaus Steiniger kommt in seinem letzten Leitartikel „Anleihen bei Goethe“ in der Juni-Ausgabe des RF auf die perfide Meinungsumfrage („Bild“ und ZDF) nach dem beliebtesten und berühmtesten Deutschen zurück, woraus dann per TED Herr Adenauer ermittelt wurde. Nachdem in der letzten Fortsetzung der Sendung Gefahr drohte, daß es Karl Marx werden könnte, drehte der Moderator noch einmal auf und wies die Zuschauer darauf hin, daß sie in der Sendepause noch die Möglichkeit hätten, ihre Meinung kundzutun. Und siehe da, es hatte wieder einmal funktioniert mit der „Meinungsumfrage“. Der „beliebteste und berühmteste“ Kandidat war dann auf einmal Konrad Adenauer. Überhaupt kam da eine illustre Reihenfolge zustande, die einem alten Marxisten verdeutlicht, auf welcher Kultur-Unterstufe sich das „Vaterland“ befindet. Daß Karl Marx dann jedoch den dritten Platz unter den einhundert Ermittelten einnahm, hat die Macher von ZDF und „Bild“ sicher sehr geschmerzt und spricht heute noch Bände.

Da man meinen lebenslangen Dichterfreund Heinrich Heine unter den letzten in der Auflistung der „Bildzeitung“, auf Platz 96, schob, regte sich bei mir großer Unmut, um das sanft auszudrücken. Und nun finde ich in der Juni-Ausgabe des RF den schönen Beitrag von Marianne Walz „Hier irrte Heine“. Auf der Titel-Seite Klaus Steiniger und Heine, auf Seite 16 Marianne Walz und Heine – soviel Zufall gibt es – sieh mal an!

Klaus J. Hesse, Berlin

Als vor einigen Jahren Klaus Steiniger bei uns in Plauen war, nahm ich eine Ausgabe des „RotFuchs“ mit. Nachdem ich diese Zeitschrift gelesen hatte, beschloß ich, sie zu abonnieren.

Ich lese nun fast jeden Beitrag mit Interesse und habe die meisten RF-Hefte an ehemalige Kollegen und Bekannte weitergegeben. Es freut mich, daß einige nun ebenfalls Abonnenten des „RotFuchs“ geworden sind.

Mir ist keine gleichwertige Publikation bekannt. Was den „RotFuchs“ so wichtig macht, ist die realistische und aktuelle Darstellung politischer, ökonomischer und kultureller Themen, die einfach zu verstehen sind, weil auf Fremdwörter weitgehend verzichtet wird. Das gilt besonders für die Anglizismen, von denen es in der kapitalabhängigen Presse nur so wimmelt.

Ich freue mich nicht zuletzt darüber, daß der bisherige Chefredakteur der „jungen Welt“ die RF-Redaktion verstärkt hat.

Willi Ronz, Plauen

Ich möchte darauf hinweisen, daß der im Beitrag von Dr. Karl-Heinz Otto (Juli-RF) genannte Tag der Gründung der DRV berichtigt werden muß. Ho Chi Minh hat die DRV nach der siegreichen Augustrevolution am 2. September 1945 auf dem Ba-Dinh-Platz in Hanoi für das ganze Vietnam ausgerufen – nicht 1954 nach der Schlacht von Dien Bien Phu.

Johanna Mothes, Erlau

Im Februar 1952 stürzte ich beim Holzholen von einem Felsen in die Zschopau, trug schwere Kopfverletzungen davon, der linke Arm war gebrochen. Das 7. Schuljahr wäre damit gelaufen. Aber es kam anders. Damals gab es an unserer Grundschule sogenannte Lernaktive, die dazu dienten, leistungsschwachen Mitschülern zu helfen. Ich – monatelang ans Bett gefesselt – wurde ein spezieller Fall. Dank der Jungen Pioniere, die damals meine Nachhilfestunden absicherten, kam ich gerade zu den Abschlußprüfungen der 7. Klasse wieder auf die Beine und legte diese mit dem Notendurchschnitt von 1,8 ab, übrigens die beste Note, die ich je hatte und die ich auch zum Schulabschluß der 8. Klasse verteidigen konnte. Die Vorsitzende der Pionierorganisation der DDR war damals Margot Feist,  die spätere Volksbildungsministerin der DDR.

Ich war zwar furchtbar auf den Kopf gefallen, dadurch aber nicht dümmer geworden. Und ich konnte von einem Volksbildungssystem profitieren, das der Devise folgte: „Keinen zurücklassen, alle erreichen, jeden gewinnen!“

Peter Pöschmann, Döbeln

Im Mai-RF wurde der Beitrag von Adelheid Klinke „Aus dem Erfahrungsschatz einer Werbe-Designerin“ veröffentlicht, in dem sie sich zur DDR-Werbung in Allgemeinen und im Konkreten, u. a. auch zur Deutschen Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG), äußert. Dazu sind einige richtigstellende Bemerkungen notwendig. Die DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft), zuletzt DEWAG Kombinat für Werbung mit dem Stammbetrieb Berlin, unterhielt in Berlin, Leipzig, Dresden und Erfurt Hauptbetriebe mit den Säulen Werbedienst (Export- und Binnenmarktwerbung, Anzeigenverwaltung u. a.) sowie Werbeproduktion mit vier bis sechs produzierenden Gewerken. In allen übrigen Bezirksstädten existierten nur reine Werbedienstbetriebe bzw. kleinere Zweigbetriebe. Außerdem gehörten zum Kombinat mit mehr als 3000 Beschäftigten verschiedene Spezialbetriebe (industrielle Herstellung von Standbauelementen und deren Vermietung, Modellbau, Fotoproduktion, Siebdruck, Fahnenstickerei …). Diese Leistungen flossen im Auftrag der SED-Bezirksleitungen und des FDJ-Zentralrats vorrangig in den weltweit betriebenen Messe- und Ausstellungsbau ein (wenn kommerziell, realisiert durch DEWAG im Auftrag der INTERWERBUNG – einer Einrichtung des Ministeriums für Außenhandel hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Zielstellung), aber auch in den Sektor Sichtagitation und Stadtgestaltung (Realisierung von politischen Großveranstaltungen, Pressefesten und Parteitagen sowie von Demonstrationen plus ständiger Sichtagitation). Auch die Gestaltung der beliebten Weihnachtsmärkte erfolgte teilweise durch die DEWAG.

Zur Formulierung von Adelheid Klinke „zentralgeleitet“ ist zu sagen, daß sich die DEWAG als SED-Parteibetrieb einer doppelten Anleitung und Kontrolle „erfreute“, nämlich einmal durch die Abteilung Agitation sowie im besonderen Maße durch die Abteilung Finanzverwaltung und Parteibetriebe (Struktur, Personal, Ausstattung/lnvestitionen, Finanzen, Ergebnisse). Dazu kamen noch die direkten Einflußnahmen der jeweiligen SED-Bezirksleitungen bei Großveranstaltungen und der allgemeinen Stadtgestaltung im Sinne einer wie selbstverständlich in Anspruch genommenen Dienstleistungsfunktion durch die DEWAG.

„Chef der DEWAG …“ war nicht der genannte (Fachdirektor) Dr. Martin Degen, sondern seit 1974 der leider schon verstorbene Generaldirektor (und RF-Autor) Dr. Manfred Böttcher. Daß die Autorin dies verwechselte, ist mir rätselhaft. 

Hans-Joachim Wagner, Berlin

Wir können, was Engels an den englischen Arbeitern feststellte, auch an Arbeitern in unserem Lande beobachten: „Sie fragen mich, was die englischen Arbeiter von der Kolonialpolitik denken? Nun, genau dasselbe, was sie von der Politik überhaupt denken … Es gibt hier ja keine Arbeiterpartei, es gibt nur Konservative und Liberal-Radikale, und die Arbeiter zehren flott mit von dem Weltmarkts- und Kolonialmonopol Englands.“ (W. I. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. In: LW Bd. 22, S. 288 f.).

Die kapitalistisch-imperialistische Propaganda hat im Begriff der Konsumtion jenen mächtigen Hebel entdeckt, mit dem sich die gesellschaftlichen Verhältnisse wesentlich als welche interpretieren lassen, in denen der Kunde König ist und deshalb alles bestimmt: Der Kunde verändert – auf der Ebene des herrschenden Bewußtseins als dem Bewußtsein der Herrschenden – die Welt, indem er ist, was er ißt, trägt, fährt … konsumiert. Von Produktionsverhältnissen, Besitzenden und Besitzlosen ist hier überhaupt nicht mehr die Rede und vom Menschen als solchem erst auf der Stufe des Kunden – und mit welch verheerenden Konsequenzen für das gesellschaftliche Bewußtsein der Massen und das Selbstbewußtsein der einzelnen!

Daniel Hohnerlein, Ludwigsburg

Wie überall im Land haben sich die Zirkel Schreibender Arbeiter nach der Konterrevolution aufgelöst oder wurden heimatlos, verloren die Leiter oder die Mitglieder. Nur wenige Zirkel konnten sich bei anderen Institutionen angliedern oder als Schreibgruppen etablieren. Auch etliche neue, zum Teil bei den Volkshochschulen, sind entstanden, aber unter anderen Voraussetzungen und mit anderen Zielen. Da heute das Geld über den Druck entscheidet, nicht die Qualität, gibt es viele seltsame Auswüchse, die wenig mit Literatur zu tun haben.

In Brandenburg an der Havel gab es zwei Zirkel Schreibender Arbeiter, einen am VEB Stahl- und Walzwerk, geleitet von Dietrich Hohmann, und einen am IFA Getriebewerk unter der Leitung von Dieter Höhne. Da beide Betriebe die Kulturhäuser schlossen und die Leiter nicht mehr bezahlt wurden, fanden sich nur wenige Zirkelmitglieder, die weitermachen wollten. Diese schlüpften dann als Havelländer Autorengruppe unter das Dach des Kulturbundes e. V. und trafen sich wie gewohnt, um zu diskutieren und ihre Arbeiten vorzustellen. Sie veranstalteten zweimal im Jahr eine öffentliche Lesung, die gut besucht wurde. Nachdem der Fontane-Klub als Zusammenkunftsort wegen Betriebskostenzuschußforderungen nicht mehr zur Verfügung stand, mehrere Mitglieder austraten oder starben und niemand mehr die Leitung übernehmen wollte, fanden sich noch fünf Schreibende zusammen, davon nur ein ehemaliges „Zirkel“- Mitglied. Inzwischen sind es wieder sechs Schreiblustige, die sich wie gewohnt treffen und weiterhin die Tradition der Frühjahrs- und Herbstlesungen pflegen. Sie werden mit etwa 30 Zuhörern gut besucht. Diese „Überlebenden“ gehören weiterhin zum Brandenburgischen Kulturbund e. V.

Eine Förderung wie in der DDR ist im Kapitalismus überhaupt nicht denkbar.

Beate Bölsche, Beetzsee

Im Februar 1986, als ich mit einem politischen Kabarettprogramm durch die Lande reiste, spielte mir ein Veranstalter ein wahrscheinlich vertrauliches Schreiben des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung in die Hände, das von einem gewissen Kubatz unterzeichnet und an die Friedrich-Naumann-Stiftung in Königswinter gerichtet war.

Bei der Lektüre dieses Schreibens standen mir die Haare zu Berge! Das wird verständlich, wenn man daraus die folgenden Sätze liest, die ich hier wörtlich zitiere: „Der Jahresbericht der hauptamtlichen Jugendoffiziere der Bundeswehr 1985 hat gezeigt, daß politische Realitäten nicht hinreichend wahrgenommen werden. So werden den USA zum Beispiel Überlegenheitsstreben, Kriegführungsdenken und geringes Interesse an Ergebnissen der Rüstungskontrollverhandlungen vorgeworfen. Eine generelle Bedrohung durch die Sowjetunion und den Warschauer Pakt wird zwar gesehen, die Ursachen  für den West-Ost-Konflikt jedoch zunehmend nicht mehr der Sowjetunion allein angelastet. In dem Maße, wie die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Politik geringer bewertet wird, nimmt die positive Einschätzung der Sowjetunion zu. Daraus folgt der Auftrag für uns alle, durch intensive und zielgerichtete Aufklärungsarbeit den Bürgern die Bewertung der Zusammenhänge zu erleichtern …“

Theodor Weißenborn, Gerolstein-Gees

Für viele Mitstreiter des Arbeitskreises „Kultur- und Bildungsreisen“ in der GBM ist der „RotFuchs“ ein treuer und wertvoller Weggefährte. Als kleines Dankeschön laden wir hiermit alle interessierten „Rotfüchse“ zu unserem alljährlichen Herbsttreffen – diesmal am Sonnabend, dem 19. November, im Schloß Diedersdorf – herzlich ein. Es spricht der Botschafter der Russischen Föderation in der BRD Wladimir Grinin. Neben einem interessanten Kulturprogramm werden die Reisevorhaben für 2017 vorgestellt.

Die Abfahrt der Busse erfolgt um 9.30 Uhr am Ostbahnhof (Ecke Andreasstraße). Die Kosten für die Veranstaltung betragen 23 € und beinhalten Busfahrt, Mittagessen und Kaffeetrinken. Die Bezahlung erfolgt im Bus. Interessenten melden sich bitte telefonisch unter 030 / 557 83 97 oder schriftlich an GBM/Arbeitskreis „Kultur- und Bildungsreisen“, Weitlingstr. 89, 10317 Berlin.

Klaus Radzinski, Berlin