RotFuchs 226 – November 2016

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Es ist Tradition, in Bernau bei Berlin an das Schaffen des großen DDR-Filmregisseurs Konrad Wolf zu erinnern. Es versteht sich, daß bei uns alle seine Filme bereits gezeigt wurden. Nicht in der Öffentlichkeit zu sehen war seit Jahrzehnten sein Regiedebüt als Assistent und Student der Moskauer Filmhochschule. Dieser farbige Dokumentarfilm „Freundschaft siegt“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von Mosfilm und DEFA. Er wurde in Vorbereitung und Durchführung der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin 1951 – also vor 65 Jahren – produziert.

Konrad Wolf sammelte hier seine ersten praktischen Erfahrungen an der Seite solch international bekannter Filmemacher wie Joris Ivens, Ivan Pyrjew und Andrew Thorndike.

Zu sehen ist dieser Film – eine 100minütige Dokumentation mit eindrucksvollen Bildern – am 8. November um 19 Uhr in der Breitscheidstraße 41 A (Kulturhof) im „Treff 23“, Bernau.

Als Gast erwarten wir den früheren FDJ-Landesfunktionär des damaligen Landes Brandenburg Hans Modrow.

Arbeitskreis „Konrad Wolf“, Bernau

Vor mir liegt die September-Ausgabe Ihrer Zeitschrift, in der ich den mich sehr bewegenden Artikel „Ein historischer Appell aus Hiroshima“ fand.

In der gleichen Ausgabe konnte ich in verschiedenen Beiträgen zur Kenntnis nehmen, was z. Z. alles im Rahmen eines von den USA und der NATO angeheizten Wettrüstens geschieht. Nicht nur das. Die US-Verwaltung für atomare Sicherheit ließ vernehmen, daß die ingenieurtechnischen Arbeiten für die Herstellung modernisierter atomarer Sprengköpfe vom Typ B61-12 abgeschlossen seien und  diese 2020 in Serienproduktion gehen sollen!

Am 10. Dezember 1948 wurde die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ beschlossen und von der Mehrheit der Länder dieser Erde akzeptiert. Ich stelle mir die Frage: Wie ist die gegenwärtige Entwicklung der gezielten Vorbereitung von Massenmord und der offensichtlich einkalkulierten Vernichtung der Lebensgrundlagen der menschlichen Gesellschaft mit dem Willen der Völker und den vorhandenen Erklärungen zu verstehen? Haben Parlamente und Regierungen von ihren Völkern das Mandat erhalten, Mittel, die dringend für die Bekämpfung von Hunger, Massenflucht und Umweltzerstörung gebraucht würden, für Kriegstreiberei und Wettrüsten einzusetzen?

Ich halte Ausschau nach einer politischen Kraft, die in der Lage ist, sich – über Meinungsverschiedenheiten hinweg – an die Spitze einer Bewegung zu stellen, um diese verhängnisvolle Entwicklung zu beenden.

Dr. Dieter Müller, Dresden

Medial wird dieser Tage ein Kommunalpolitiker aus Essen durch alle Runden gereicht, der von der SPD zur AfD wechselte. Bei seinen Auftritten gibt er sich als Experte in Sachen Asylpolitik aus. Dabei kommt er in höchste Erregung, wenn er die Flüchtlinge pauschalisierend als Wirtschaftsflüchtlinge beschreibt und jede Differenzierung vermissen läßt, oder wenn er von unbegleiteten jungen Asylsuchenden eifert, die zuerst nach dem Fitneßstudio fragen.

So heizt man die Stimmung gegen Asylsuchende, Fremde, andere Religionen und Anderssein an. Medien geben ihm eine Tribüne und betreiben das üble Spiel mit.

Am Asylthema scheiden sich mehr als die Geister. Linke Politik muß die Ursachen und Wurzeln der Fluchtbewegungen, der Armut, des Elends, der Kriege, der Kolonialisierung und wirtschaftlicher Ausbeutung nicht nur allgemein, sondern konkret benennen, mit Name und Adresse. Die Klassen- und Machtfragen in der Welt, die imperialen Ziele der USA, EU, NATO, Deutschlands müssen aufgedeckt und diskutiert werden. Welche konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse bringen das hervor? Wir brauchen eine Politik, die allen in ihrer Heimat ein friedliches, menschliches Leben läßt.

Roland Winkler, Aue

Zum Leitartikel Arnold Schölzels „Mußte Europas Geschichte in den 1. September 1939 münden?“ im September-RF möchte ich folgendes bemerken:

Auch manche Historiker, die früher anderes schrieben, behaupten jetzt, daß der Abschluß des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes vom August 1939 den Weg für den Überfall des faschistischen Deutschland auf Polen frei machte. Ich halte das für kompletten Unsinn. Auch wenn die sowjetische Regierung dem deutschen Vorschlag nicht zugestimmt hätte, wäre die faschistische Kriegsmaschinerie nicht mehr aufzuhalten gewesen. Behauptet wird auch, daß der Einmarsch der Roten Armee in Polen am 17. September 1939 entsprechend dem beiderseitigen Geheimabkommen dem Land den Todesstoß versetzt habe. Die polnische Armee war aber zu diesem Zeitpunkt bereits besiegt. Die Kapitulation erfolgte am 18. September 1939. Die von Polen nach dem Krieg 1920 gegen Sowjetrußland okkupierten westukrainischen und westbelorussischen Gebiete wurden wieder in die UdSSR zurückgeführt. Die Westmächte hätten ihren Bündnispartner Polen im September 1939 durch einen sofortigen Angriff auf Deutschland unterstützen müssen. Statt dessen taten sie nichts und führten den „seltsamen Krieg“ (drôle de guerre).

Möglicherweise wäre der Zweite Weltkrieg zu verhindern gewesen, wenn die Westmächte auf die sowjetischen Vorschläge für ein kollektives antifaschistisches Sicherheitssystem eingegangen wären. Sie hätten schon gegen den Einmarsch der Naziwehrmacht 1936 in das entmilitarisierte Rheinland vorgehen müssen, ebenso gegen die Angliederung Österreichs 1938. Mit dem Münchner Abkommen 1938 wurden die Weichen auf Krieg gestellt. Die britische und die französische Regierung glaubten, die deutsche Aggressivität auf die Sowjetunion umlenken zu können.

Es ist richtig, vom angeblichen Ende des kalten Krieges zu sprechen. Schließlich ist unübersehbar, daß den USA China und Rußland als Hindernisse auf dem Weg zur Weltherrschaft gegenüberstehen. Es ist zu hoffen, daß es im Westen vernunftbegabte Politiker und Militärs gibt, die begreifen, daß ein Angriff auf Rußland und China den eigenen Untergang bedeuten würde.

Kurt Laser, Berlin

Es ist gut, daß der „RotFuchs“ eindeutig zu den Fragen von Krieg und Frieden Stellung bezieht. Was ich als junger Mensch im 2. Weltkrieg erlebte, darf sich nie wiederholen! Deshalb ist Aufklärung über die Ursachen von Kriegen so wichtig.

Die Stadt meiner Kindheit und Jugend Breslau – heute Wrocław – erhielt von den Nazis den Titel „Des Führers treueste Stadt“. Dort gab es alljährlich „Tage der deutschen Wehrmacht“ mit Paraden auf den ausgedehnten Oderwiesen in Breslau-Oswitz und Besichtigungsmöglichkeiten in den Kasernen, die das Volk, besonders uns Kinder und Jugendliche, auf den geplanten Krieg einstimmen sollten. Er begann am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen.

58 Divisionen mit etwa 1,5 Millionen deutschen Soldaten standen bereit, die im Großen Weichselbogen zwischen Krakau (Krakow) und Bromberg (Bydgoszcz) stationierte polnische Armee anzugreifen und zu vernichten.

Im Januar 1943 wurde auch ich durch Wehrmachtsoffiziere, die in meiner Paul-Keller-Mittelschule Freiwillige für den Kriegsdienst warben, auf den Einsatz als „Volkssturm-Mann“ zum Stellungsbau an der deutsch-polnischen Grenze geworben. Die faschistische Propaganda wirkte. Ich wurde Soldat, beteiligte mich – gemäß dem Auftrag vom „Durchhalten bis zum letzten Atemzug“ und zum bedingungslosen Gehorsam – an der Zerstörung meiner geliebten Heimatstadt.

Heute rühmt sich die deutsche Rüstungsindustrie ob ihrer vollen Auftragsbücher, verkauft den steigenden Export von Rüstungsgütern in alle Welt als Garantie für „sichere“ Arbeitsplätze. Deutsche Soldaten beteiligen sich an Kriegseinsätzen in immer mehr Ländern, machen sich schuldig an Tod, Elend und Vertreibung von Millionen Menschen.

Wieder werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum „Tag der Bundeswehr“, wie einst bei den Nazis zum „Tag der Wehrmacht“ gelockt und so auf den Waffengang vorbereitet. Wieder geht es gegen Rußland. NATO und USA haben militärische Stützpunkte mit Waffenarsenalen und Abschußrampen für Raketen- und Kernwaffen, auch im Westen der BRD.

Dieser Waffenring um Rußland, der längst gezogen ist, diene – so wird behauptet – nur zur Abwehr eines möglichen russischen Überfalls. Wie damals, als die Hitlerfaschisten vor den russischen „Untermenschen“ warnten, wird erneut mit volksverdummender Kriegsrhetorik versucht, die Menschen für einen neuen „Feldzug“ gegen Rußland zu gewinnen. Die in einem solchen Fall eintretenden Folgen wären mit denen aus der bedingungslosen Kapitulation der Festung Breslau, wie ich sie am 6. Mai 1945 erlebte, nicht mehr vergleichbar.

Armin Lufer, Berlin

Mutter und ich saßen beim Abendbrot in unserem schönen und sicheren Hermsdorf u. Kynast im friedvollen Riesengebirge. Mutter sprach über die Nachrichten des Tages mit mir. „Der Führer hat befohlen, mit der Wehrmacht in Polen einzumarschieren, denn die Polen würden unsere Sicherheit bedrohen.“ Ich nahm das alles nicht so dramatisch und dachte, daß der „Führer“ schon wissen wird, was er tut. Ich hatte auch nicht an das Wort „Krieg“ gedacht. Mutter aber sagte: „Es ist Krieg.“ Unsere Sorge galt Großmutter, die jetzt nicht bei uns weilte. Sie war zu Tante Rosel nach Teuplitz bei Forst gefahren. Ja, wir machten uns Sorgen um Ömse, so nannten wir liebevoll unsere Großmutter.

Draußen dämmerte es schon, aber vom Küchentisch aus war der Kynast im Schein der untergehenden Sonne deutlich zu sehen. Da klopfte es kurz, Großmutter war zum Glück wieder sicher zu Hause. Doch sie war sehr ernst. Ich höre sie noch heute sagen: „Wir haben Krieg und keine Sicherheit mehr.“ Das waren Worte, die mit meiner Stimmung so gar nicht zusammenpaßten. Erst zu einer späteren Zeit begriff ich deren Ernst. Großmutter war eine sehr kluge, weise Frau. Sie ahnte bestimmt etwas vom politischen Kampf ihres Sohnes, meines Onkels Herbert. Und kannte die Ursachen seiner häufigen Abwesenheit. Doch darüber hat sie nie gesprochen – im Interesse der Sicherheit für die Familie.

Heute ist der Frieden wieder bedroht, vielleicht so sehr wie noch nie. Ein Krieg wäre um vieles gefährlicher als jeder vergangene. Ihn zu verhindern hat einen Preis, der von allen getragen werden muß, die in Sicherheit leben wollen. Ist das nicht erstrangige Aufgabe aller, die Verantwortung tragen dafür, daß die Arche Erde nicht untergeht, sondern sicher gesteuert wird?

Dr. Wilfried Meißner, Chemnitz

War das Wahlergebnis in Mecklenburg-Vorpommern schon deprimierend, um so erschreckender die Reaktion des Spitzenkandidaten Holter, der umgehend und ohne innezuhalten sofort die Frage nach der Schuld für die Wahlniederlage beantwortete und gleich nach einer Regierungsbeteiligung rief. Welch eine Arroganz und Weltfremdheit in der Beurteilung der tatsächlichen politischen Verhältnisse und Befindlichkeiten der Wähler, ganz abgesehen von der der Mitglieder und Sympathisanten der Linkspartei. Der Landesverband setzt mit seiner mehr als oberflächlichen und an den Realitäten vorbeigehenden unkritischen Einschätzung der politischen Lage sowie Erwartungen noch eins drauf. Unter der Ägide dieser Spitzenfunktionäre erreichte die seit Jahren andauernde Talfahrt in der Zustimmung zur Politik der Partei Die Linke bei den Bürgern nunmehr ihren Tiefpunkt. Aber man will so weiterwursteln und sich an der Macht beteiligen. Kein Besinnen, keine Analyse, kein Blick ins Parteiprogramm und keine zwei Blicke in die Lebensverhältnisse und die Erwartungen der Menschen an linke Politik.

Dem selbstzerstörerischen Werk einiger PDL-Funktionäre muß Einhalt geboten werden, und der politische Wille der Mitglieder und Sympathisanten dieser Partei darf nicht der Selbstverliebtheit von Amts- und Mandatsträgern geopfert werden.

Raimon Brete, Chemnitz

Nach der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern titelte „Bild“ auf Seite 1: Schreck-Pomm! Man war wie immer undankbar im Osten und hatte wieder einmal falsch gewählt, wo es doch an der Küste fast keine Ausländer gibt. Doch inzwischen wird behauptet, es gehe eigentlich gar nicht um Syrer oder Afghanen, die seien nur eine „Chiffre“ für „tiefer liegende“ Unzufriedenheiten. Ja, welche denn?

Wer diese Frage ernsthaft stellt und beantworten will, muß zurück in jene Zeit, als die Ostdeutschen sich aufrafften, ihre Republik umzukrempeln. Da witterte man drüben endlich Morgenluft, nach geschlagenen 40 Jahren des Warten-Müssens! So eine Chance für westdeutsche Hoferben, abhanden gekommenes Eigentum „heim ins Reich“ zu holen, würde so schnell nicht wiederkehren. Also los! Aus „Wir sind das Volk“ wurde über Nacht „Wir sind ein Volk“; hunderttausend Deutschlandfahnen inklusive, geliefert frei Haus, ebenso der Spruch: „Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zu ihr!“ Ein Leichtes für finanzkräftige Revanchisten, die angeschlagene DDR zu übertölpeln. Doch es war schnell Schluß mit lustig und gerührten Wiedersehenstränen der smarten Brüder und Schwestern. Zugriff! hieß die Devise. Wir alle wurden vorgeführt, entkleidet, beraubt. Danach gab’s Einheitsanzüge von Aldi, bunt und schön, außerdem: Arbeit Null, Einkommen Null, Würde Null. Aber auch Stimmen gab’s, nicht nur die von Arnulf Baring – ihr wißt schon, die von den „verzwergten und verhunzten Ostlern“, die zu nichts zu gebrauchen sind –, sondern auch Stimmen, die mahnten: Wenn Ostdeutschland weiter so niedergebrannt wird, fällt es Großdeutschland irgendwann auf den Fuß. Jetzt fällt „es“! Schon lange fällt es, jetzt immer schneller.

Die Linkspartei hätte den Fall stoppen können. Sie hätte die Gefrusteten, Verstörten, Verarmten, Entmutigten in ihre Gemeinschaft aufnehmen müssen, um mit ihnen gemeinsam für einen Systemwechsel einzutreten: Weg mit dem Kapitalismus, her mit dem Gemeineigentum, her mit Gerechtigkeit und Chancengleichheit!

Die Partei Die Linke – ihre Funktionäre hätten es gekonnt – hat es nicht getan. Sie haben Reden gehalten, Saläre kassiert, aus den Näpfen der Reichen gegessen und die Armen vergessen. Holter und Ritter hier, Ramelow und andere anderswo. Und wo sie mitregiert haben, wie in Meck-Pomm, hat sich ihre Anzahl hernach halbiert, oder sie haben, wie in Berlin, mit dem Schleifen sozialer Rechte selbst die Konservativen überholt. Nicht einmal gegen Kriege sind sie mehr (unter bestimmten Umständen, die das Kapital ihnen diktiert).

Und sie empfinden keine Schuld an ihrem Wahldebakel, biedern sich weiter an, mitzuregieren. Linke wie ich mit aufrichtigem Veränderungsanspruch wählen und unterstützen die DKP; sie wird bald mehr Stimmen erhalten. Es mag noch dauern, bis sich Erfolge einstellen, doch sie werden kommen.

Rainer Stankiewitz, Crivitz

Die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern bringen es erneut an den Tag. Der Weitblick fehlt der Führung der Linkspartei in diesem Land. Während die Bundesspitze noch die soziale Gerechtigkeit als wichtige Strategie zum Tragen bringt, zeigte die Führung in Mecklenburg-Vorpommern im Wahlkampf davon zuwenig. Dagegen gab es eine vordergründige Show von Provinzialismus und Pragmatismus. Hier ist Pragmatismus als bürgerliche Weltanschauung gemeint, die die Wahrheit auf die momentane Nützlichkeit reduziert. Dieses Denken erreichte seinen Tiefpunkt in „Piep, piep, ich hab’ Euch lieb!“ Dabei scheint nicht klar zu sein, daß Mecklenburg-Vorpommern ein Teil des imperialistischen Deutschland ist und die große Bundesmacht auch im kleinen ländlichen Nordosten der BRD regiert. Dabei müßten die großen politischen Themen ins Blickfeld gerückt werden – das andere Deutschland, das andere Mecklenburg-Vorpommern in Frieden, ohne Auslandseinsätze deutscher Soldaten, in Solidarität und Widerstand, der Sozialraub der Bundesregierung und das Erinnern daran, daß Frauen mit 60 Rente erhielten, Kinder gleiche Bildungschancen hatten, Gesundheit nicht vom Geldbeutel abhing – Errungenschaften der DDR, von denen führende Politiker der Linkspartei heute kaum reden wollen. Doch wer sich seiner Geschichte schämt, hat keine Zukunft.

Karl Scheffsky, Schwerin

Mitglieder der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) führten im Vorfeld der Wahlen zur Staatsduma, die am 18. September stattfanden, eine Wahlaktion vor größeren Handelszentren durch. Sie verteilten die Gebietszeitung „Swerdlowsker Prawda – Kurs für Veränderungen“ sowie Abzeichen mit den Fotos der „Kinder des Krieges“ und dem Bildnis Marschall G. K. Schukows. Außerdem wurden Unterschriften für die Annahme des „Sozialen Gesetzbuches des Urals“ gesammelt.

Die Aktion fand bei den Menschen auf der Straße reges Interesse, das so groß war, daß die in der Nähe stehenden Vertreter anderer Parteien gezwungen waren, auf andere Straßen auszuweichen, da ihnen und ihren Werbeartikeln niemand Aufmerksamkeit schenkte.

Ein dreißigjähriger Mann des Tschkalowsker Stadtbezirkes nahm zusammen mit einer Gruppe von Freunden Zeitungen und Faltblätter „Kurs für Veränderungen“ mit und erklärte, daß er die Kommunisten wählen wird. Zwei Arbeiter aus Tadschikistan, die in einer Tankstelle arbeiten, interessierten sich dafür, wie man Mitglied in der KPRF werden kann und wie sie jetzt zu unterstützen sei. Ein etwa Fünfzigjähriger aus dem Ordschonikidser Stadtbezirk drückte seine Begeisterung über die Rede des Vorsitzenden der KPRF G. A. Sjuganow bei den letzten Debatten über das Bildungssystem aus. Auch er betonte, daß er für die Kommunistische Partei stimmen wird, da sie den Bürgern sachkundig und aufgeschlossen gegenübertrete und sich für die Belange des Volkes einsetze. Dank der Initiative der Swerdlowsker Kommunisten konnte beispielsweise erreicht werden, daß den Mitarbeitern eines Betriebes (MUP) nach über acht Monaten endlich der Lohn ausgezahlt wurde.

Keine andere Partei öffnet so aufrichtig und energisch ihr Herz für die Sorgen der vom schweren Leben gezeichneten Menschen, die sich bedanken für die Hilfe bei der Lösung der verschiedensten Lebensprobleme, für den menschlichen Umgang, für die Unterstützung im Kampf gegen die Willkür städtischer Beamter.

Anton Ipatow, Jekaterinburg (aus dem Russischen von Cilly Keller)

Wenn es um das Wort Freiheit geht, sind es besonders Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck, die es im Munde führen. Doch lassen wir lieber jene zu Wort kommen, denen weder die eine noch der andere je das Wasser reichen kann.

Die bekannte Formulierung des alten Liedes von Schenckendorf aus der Zeit der napoleonischen Kriege „Freiheit, die ich meine …“ wurde später gern auf die politische und soziale Wirklichkeit bezogen und durch die Worte „… welche meinst Du, sprich: meine oder Deine, darum dreht es sich“ ergänzt.

Mit dieser Frage nach ihrem Inhalt sollte auf die Widersprüchlichkeit dieses hohen Ideals hingewiesen werden. Die gesellschaftlichen Bedingungen des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ließen oftmals nur noch die satirische Verwendung des Freiheitsbegriffes zu. Viele Beispiele wurden damals in der Zeitschrift „Simplicissimus“ veröffentlicht und von dem großartigen Karikaturisten Th. Th. Heine illustriert. Bereits 1894 hatte der französische Dichter Anatole France in seinem Roman „Die rote Lilie“ die zwei Gesichter der Freiheit beschrieben: „Das Gesetz in seiner majestätischen Gleichheit verbietet den Reichen wie den Armen, unter den Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen.“ Nach seiner ersten Reise ins westliche Ausland hatte auch der große russische Dichter Dostojewski schon 1863 gefragt: „Was heißt ,liberté‘? Freiheit. Was für eine Freiheit? Die gleiche Freiheit für alle, in den Grenzen der Gesetze alles Beliebige zu tun. Wie kann man alles Beliebige tun? Wenn man eine Million besitzt. Wann besitzt man eine Million? Gibt die Freiheit jedem eine Million? Nein. Was ist ein Mensch ohne eine Million? Ein Mensch ohne eine Million ist nicht der, der alles Beliebige tut, sondern mit dem alles Beliebige getan wird.“

Womit wir wieder bei Merkel und Gauck wären.

Hermann Siemering, Bremen

Einmal mehr eine beeindruckende Zeitbetrachtung von Gisela Steineckert in der September-Ausgabe des „RotFuchs“. Worüber sie nachdenkt und urteilt, hat viel mit Erfahrung und Empfindung zu tun. Alles andere als billiger Zeitgeist! Leider ist auch in linken Medien – abgesehen vom spröden Inhalt – oftmals ein akademischer, um nicht zu sagen bürokratischer Ton anzutreffen. Wenn wir bei Radio DDR im Funkhaus Nalepastraße Werktätige zu Besuch hatten, war vielfach wunschgemäß Gisela Steineckert Mitgastgeber. Die Zusammenkünfte wurden Erlebnisse weit über den Alltag hinaus. Vielleicht kann man im nachhinein sagen: Eine künftige gerechte Gesellschaft hat nicht nur strukturelle Veränderungen, sondern vor allem Menschen mit Vernunft und Herz nötig.

Atti Griebel, Berlin

Die heutige Zeit ist geprägt von Hartz IV und prekärer Beschäftigung, vom Aufstreben der Rechten in Europa, rassistischen Übergriffen und brennenden Flüchtlingsunterkünften. Doch der Bauverein Halle & Leuna eG sieht das offensichtlich anders. Er lud im August zu einem Mieterfest ein und stellte es unter das Motto: „Die 30er-Jahre – Schön ist die Welt“.

Nennen wir sie beim Namen – die „Schönheiten“ dieser Dekade: 1932: 6,1 Millionen Arbeitslose in der Weimarer Republik; 1933: Machtergreifung Hitlers; 1935: Nürnberger (Rassen-)Gesetze; 1936 bis 1939: Zerschlagung der Spanischen Republik; 1938: „Anschluß“ Österreichs und Reichspogromnacht; 1939: Beginn des 2. Weltkrieges.

Die abstruse Idee des Bauvereins, diese „Schönheit“ zu feiern, kann nur zwei Gründe haben: Dummheit oder Bosheit. Möglichweise hat sich der braune Filz, der mit der AfD in der BRD-Politik bereits angekommen ist, auch im ostdeutschen genossenschaftlichen Wohnungswesen breitgemacht und trifft dort nach der „Befreiung“ vom „verordneten“ Antifaschismus auf ausgemachte Geschichtsvergessenheit. Die Kombination Dummheit und Bosheit beschrieb Erich Kästner als die gefährlichste: „Wer dumm und böse ist, rennt ins Verderben.“

Sigmund Ihling, Merseburg

Über den Militärputsch in der Türkei ist viel geredet und geschrieben, noch mehr fabuliert und spekuliert worden. Politiker wie die Kanzlerin, „Wissenschaftler“ wie Hubertus Knabe bezeichneten die Türkei unter Erdoğan als Demokratie und Rechtsstaat. Die Mainstream-Medien verstärkten dies noch. Doch nun treiben mich meine Fragen um. Seit Jahren verfolgt Erdoğan brutal jede kleine oppositionelle Regung, sperrt Juristen und Journalisten nach Belieben ein und führt einen brutalen Vernichtungskrieg gegen den kurdischen Teil der türkischen Bevölkerung sowie gegen das autonome Gebiet der syrischen Kurden (Rojava). 2014 ließ er wissen, daß er sich weder an die Verfassung noch an Gesetze halten werde. Er führt die Bundeskanzlerin am Nasenring vor und benutzt erfolgreich das Flüchtlingsabkommen als diplomatische Brechstange, stachelt die in der BRD lebenden Türken zu Protesten auf und bedroht Abgeordnete des Deutschen Bundestages wegen ihrer Haltung zum Völkermord an den Armeniern. Bei Putin hätte Frau Merkel längst schärfere Sanktionen gefordert und die „Verteidigungsministerin“ die deutsche Speerspitze näher an die russische Grenze verlegt.

Die gleichen Personen, die der Türkei Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bescheinigen, beschimpfen die DDR als Unrechtsstaat. Wo nehmen sie nur die moralische Berechtigung dazu her? Moral und Politik fallen eben selten zusammen. Zum Glück gibt es für diese Leute die Doppelmoral. Sie erleichtert so manches Gewissen. So man eines hat. Politische Ehrlichkeit sieht anders aus.

Harry Pursche, Leipzig

Dank an Jobst-Heinrich Müller für seinen Beitrag im Juli-RF über das Schröpfen auf dem Wohnungsmarkt. Wieviel Schweinereien des deutschen Kapitalismus werden da auf einer Seite angesprochen! Und dabei gibt es noch viel mehr anzuklagen: Völlig intakte Wohnhäuser wurden nach der Rückwende zum Kapitalismus in Ostdeutschland (Berlin, Schwedt, Frankfurt/O., Dresden usw.) verantwortungslos abgerissen. Dazu kam die Vernichtung weiteren Volkseigentums (Betriebe, Schulen, Kindergärten, Gaststätten, Kulturhäuser – die Spitze war der Abriß des Palasts der Republik). Daß die dem Kapital verpflichteten Medien diese politisch motivierten, ökonomisch verwerflichen Schandtaten noch zu rechtfertigen versuchen, ist nicht verwunderlich.

Es klingt fast wie Hohn, daß die bürgerliche „MAZ“ ein Leserbriefchen zu diesem Thema abdruckte. Da kommen Hunderttausende Flüchtlinge aus Asien und Afrika und werden in Containern und Notquartieren untergebracht, doch der Abriß Ost geht weiter.

Da ich seit 62 Jahren in Potsdam wohne – in der DDR zahlte ich für meine 2¼-Zimmer-Wohnung 47,50 Mark der DDR; heute zahle ich für dieselbe Wohnung 467,08 € –, möchte ich zu dieser Vorstadt im „Speckgürtel“ Berlins noch einige Fakten nennen: Seit 1990 wurden alle volkseigenen Betriebe wie der VEB Maschinenbau Karl Marx, das älteste RAW Deutschlands, drei große Baubetriebe und andere plattgemacht. Gegenwärtig bemühen sich SPD, CDU, FDP und Grüne gegen den Willen der Bürger und der größten Fraktion im Stadtparlament, der Partei Die Linke, um den Abriß des größten Hotels im Stadtzentrum, den Abriß der Fachhochschule und den eines Wohnhauses für ca. 200 Mieter.

Menschen mit Sachverstand und Verantwortungsbewußtsein leisten Widerstand, sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Schon zweimal gelang es, Abrißpläne der Preußen-Fanatiker zu verhindern: Das frühere Pionierhaus wurde als „Treffpunkt Freizeit“ erhalten; das neue Schwimmbad entsteht am Brauhausberg, den die Baulobby mit Villen bebauen wollte.

Dieselbe Preußen-Nostalgiker-Minderheit, die in Potsdam gern alle von der DDR errichteten Bauten abreißen lassen möchte, ist identisch mit den Kräften, die den Militaristen-Tempel Garnisonkirche um jeden Preis wieder errichten wollen. In dieser „mit brauner Asche“ bedeckten Kirche (so Friedrich Schorlemmer) wurde am 31. März 1933 der Grundstein für den II. Weltkrieg gelegt, indem der Obermilitarist Hindenburg Adolf Hitler auf den Thron hob. Am 12. April 1945 wurde dieses Gelände durch britische Bomber in Brand gesetzt. Die Geschichtsklitterer von heute behaupten demagogisch, die DDR hätte diese Kirche gesprengt. Die DDR hatte die Aufgabe, die Bombenruinen abzuräumen und für die Menschen Wohnungen und Betriebe, Kindergärten und Schulen zu errichten.

Die Abriß-Ost-Vandalen haben seit 1990 nicht Ruinen abgeräumt, sondern Wohnungen, Schulen, Betriebe und Kulturstätten im Wert von vielen Milliarden Euro bösartig vernichtet.

Horst Jäkel, Potsdam

Als 90jährige – ich bin genau 14 Tage älter als Fidel Castro – fällt mir das Lesen und Schreiben schon schwer. Aber durch den „RotFuchs“ wird mein Kreislauf – dank der vielen Autoren und Leserbriefschreiber – immer wieder angeheizt. Es gehört schon wieder viel Mut dazu, sich mit den Bürgern und den von ihnen gewählten Politikern auseinanderzusetzen. Ausdrücklich stimme ich Elke Schuster (Brief im August-RF) zu, die in ihrem Schreiben an Wladimir Putin erklärt, alles in unserer Macht stehende zu tun, damit von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgeht.

Annelies Kremkow, Leipzig

Im September-RF ist Gerda Huberty in ihrem Leserbrief ein Satz mißlungen, der den Eindruck vermittelt, als sei die NATO die Antwort auf den Warschauer Vertrag. Schauen wir in den Kalender: Die NATO wurde 1949 gegründet, und die Bundesrepublik ist ihr 1955 beigetreten.

Die sozialistischen Staaten und mit ihnen die DDR reagierten darauf im Jahre 1955 mit dem Abschluß des Vertrages über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand.

Es war also genau umgekehrt, der Warschauer Vertrag ist die Antwort auf die NATO, die sich mit dem Beitritt der BRD schon deutlich nach Osten ausgedehnt hat.

Die Berücksichtigung der Termine ist vor allem deshalb wichtig, weil deutlich wird, daß wir immer nur reagiert haben. So ist auch die DDR die Antwort auf die Gründung der BRD. Mit der Verkündung des Grundgesetzes im Mai 1949 entstand die Bundesrepublik Deutschland, die DDR wurde bekanntlich am 7. Oktober desselben Jahres als Antwort auf die Entwicklung in Westdeutschland gegründet. Diese Reihenfolge wird in den führenden deutschen Medien sehr selten erwähnt.

Rudolf Krause, Berlin

Zum Weltfriedenstag am 1. September stand die DKP in Schwedt neben der Stadtorganisation der Partei Die Linke an einem Stand. Unser eigener rechtzeitig beantragter Informationsstand wurde mit der fadenscheinigen Begründung abgelehnt, daß der Platz „belegt“ sei.

„Belegt“ war das mehrere hundert Quadratmeter große Areal aber nur von der Partei Die Linke. Die Genossen hatten dem Ordnungsamt jedoch keinen Anlaß gegeben, die DKP auszugrenzen und waren ebenso verwundert und empört wie wir.

Da rechte Organisationen nicht daran gehindert werden, ihre häufigen Informationsstände in Schwedt zu organisieren und sogar Polizeischutz erhalten, muß antikommunistischer Zeitgeist die Ablehnung des DKP-Informationsstandes diktiert haben.

Adolf Hoffmann, Strausberg