RotFuchs 234 – Juli 2017

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

U-Boote für Israel und Waffen in alle Welt … Die Bundesrepublik zeichnet sich durch immense Rüstungsexporte aus und schafft somit Voraussetzungen für Tod und Verderben für viele unschuldige Menschen. Damit dies gut gelingt, wird auch noch kräftig geschmiert.

Die schwarz-rote Bundesregierung steht Gewehr bei Fuß und sanktioniert das Treiben mit dem explosiven Exportgeschäft. Der alte Wirtschaftsminister und neue Außenminister Gabriel trägt dafür maßgeblich und tatkräftig die Verantwortung. Der bisherige Außenminister und neue Bundespräsident redet über Frieden, aber hat bisher diesem kriegerischen Treiben auch keinen Einhalt geboten.

Aber auch eine Mehrheit im Bundestag fördert das Geschäft mit dem Tod, indem die Auslandseinsätze der Bundeswehr ausgeweitet werden statt die Soldaten zurückzuholen. Konsequente Friedenspolitik müßte die Auflösung von Militärbündnissen fordern und endlich die Auslandseinsätze der Bundeswehr sowie die Rüstungsexporte sofort beenden.

Auch aus Brüssel Unfaßbares! Linke Europaabgeordnete schlagen sich auf die Seite der Troika und unterstützen damit den sozialen Kahlschlag in Griechenland. Damit nimmt die Fraktionsvorsitzende der Linken im Europaparlament die weitere Verelendung der Griechen billigend in Kauf und stimmt dem Ausverkauf des Landes an Finanzhaie und Spekulanten zu. Dies ist ein Schlag ins Gesicht derer, die sich linker Politik im Interesse der Mehrheit der griechischen Bevölkerung verpflichtet fühlen und dafür aktiv kämpfen. Ein solch devotes Verhalten konterkariert die massiven Proteste (Generalstreik) im Lande. Geboten wäre der aktive Kampf derLinken gegen die Austerität und Privatisierung sowie Solidarität mit den finanziell Gebeutelten. Leider ist unübersehbar, daß Die Linke für die sicher komplizierte gesellschaftliche Entwicklung in Griechenland kein Konzept hat, nicht einmal eine antikapitalische Position und schon gar keine solidarische Haltung. Sie trabt der neoliberalen Entwicklung in Europa nur stoisch hinterher.

Raimon Brete, Chemnitz

Wieder stehen deutsche Panzer an der russischen Grenze, und die Regierung plant, die Bundeswehr zu verstärken und mit neuester Waffentechnik auszustatten. An dieser Grenze wirken wieder „ausgegrabene“ und zeitbezogen angepaßte Feindbilder. In mir löst die Vorstellung kriegerischer Konflikte zwischen der NATO, Deutschland und Rußland traumatische Gedanken und Erschütterungen aus. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Rußland – von den Folgen des 2. Weltkrieges noch nicht genesen – nach kriegerischen Auseinandersetzungen „giert“. Haben doch die Russen den Frieden genauso nötig wie wir. Mit mehr Einsicht in objektive Veränderungen der Geschichte und Beachtung der Befindlichkeiten und berechtigten Sorgen der Russen wäre auch das Problem der Ostukraine lösbar. Wo bleibt die Einhaltung der Verpflichtungen des NATO-Rußland-Vertrages? Diese Entwicklung birgt nicht minder große Gefahren. Und der Blick über den Ozean nach Amerika kann nicht beruhigen. Ganz aktuell erklärte sich der amerikanische Präsident zu einer umfassenden Modernisierung und Erweiterung der amerikanischen Streitkräfte, einschließlich des atomaren Waffenarsenals nach der Grundhaltung „Wer uns an unserem Tun hindert, ist unser Feind – Feinde werden wir liquidieren“. Wer bedroht Amerika? Ich erinnere an den Tod von Dr. Martin Luther King und John F. Kennedy und an den schrecklichen Tod Tausender Menschen im World Trade Center von New York. Diese Ereignisse waren wieder Menschenwerk. Nicht die Erde, die Natur, unsere kleine Welt bedrohen uns, sondern eine „Handvoll“ gewissenloser Profiteure, denen es nicht nur um die Sicherung, sondern um die Maximierung ihres Profits im Interesse ihrer Machtvorstellungen geht.

Es ist offensichtlich, daß gesellschaftliche Ereignisse, Entscheidungen und Strukturen, also die Art und Weise, wie regiert wird, Unsicherheiten oder Sicherheiten bewirken, Demokratie zerstören oder bewahren. In diesem besonderen Jahr der Bundestagswahlen in Deutschland stellen sich viele die Fragen nach ihrer Zukunft im Alter, der gesundheitlichen Fürsorge ohne Ansehen der Person nach Familienstand, Alter, Beruf oder Funktion sowie nach umfassenden Bildungschancen für die Jugend. Ist es nicht so, daß ein Staat, dem die Demokratie (also die Volksherrschaft) am Herzen liegt, darum ringen müßte, daß es den „Alten“ wie den „Jungen“ an der nötigen Wertschätzung und Hilfe nicht fehlt und diejenigen, welche die Hauptlast der Werteschaffung zu tragen haben, gesicherte, angemessene Arbeits- und Lebensbedingungen vorfinden?

Dr. Wilfried Meißner, Chemnitz

Zu Hans Fischer: Halt! Stehenbleiben!, RF 229

Bezugnehmend auf diesen Artikel möchte ich unterstreichen: Einen Schießbefehl für DDR-Grenzer gab es nicht.

Aber in der BRD wurde „legal“ geschossen, wie in der Arbeit von Klaus Huhn „Über Todesschüsse an der Westgrenze“ (Spotless, Edition Ost) nachzulesen ist. Der Schießbefehl war enthalten im „Gesetz über den Waffengebrauch des Grenzaufsichtspersonals vom 2. 7. 1921 (Reichsgesetzblatt 1921, S. 935), in der Dienstanweisung (zum Gesetz über den Waffengebrauch vom 2. 7. 1921) und neu gefaßt vom 3. 9. 1951. Außer Einschränkungen erfolgte keine Außerkraftsetzung des Schießbefehls vom 2. 7. 1921. In der Zeit von 1946 bis 1952 wurden bei Aachen 31 Menschen (Kaffeeschmuggler) von Zöllnern erschossen, die sich auf den Schießbefehl berufen konnten.

Es lohnt sich, das Büchlein zu lesen.

Joachim Heimer, Berlin

Wie bekannt wurde, ist der Bau eines „Einheitsdenkmals“, das in Form einer Wippe errichtet werden soll, geplant. 8,5 Millionen Euro soll dieses kindische Großspielgerät kosten – ein krasses Beispiel von Geldverschwendung durch Politiker, die sich im Denken und Handeln weit von den „Normalbürgern“ entfernt haben.

Uns als frühere DDR-Bürger würde diese Wippe schmerzlich in Erinnerung rufen, wie wir nach der Annexion unseres Staates regelrecht verschaukelt wurden – denken wir nur an die radikale Privatisierung unserer Betriebe in Stadt und Land durch die Treuhandanstalt, an deren Spitze eine Frau Breuel stand, die sich dabei durch besondere Brutalität hervortat. Bekanntlich fielen die westlichen Firmen wie die Aasgeier über unsere volkseigene Wirtschaft her und übernahmen die Betriebe oft nur, um riesige Subventionen zu kassieren bzw. steuerliche Begünstigungen zu erhalten und die Betriebe dann zu liquidieren.

Den Befürwortern der gigantischen Einheitswippe sollten wir bei den Veranstaltungen ihrer Parteien vor der Bundestagswahl die sinnlose Geldverschwendung vor Augen führen. Die vorgesehene riesige Summe könnte man im gesamtgesellschaftlichen Interesse besser für soziale Zwecke oder das Bildungswesen verwenden.

Heinz Behrendt, Plauen/Vogtland

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel meint, uns gehe es ja gut, dann ist es ein Schlag ins Gesicht derer, die von Hartz IV leben müssen oder von der Grundsicherung. Und wenn man die vielen Obdachlosen sieht, frage ich: Wem bitte geht es gut? Dieses Land ist eins der reichsten, und dennoch sind nicht wenige Menschen von Armut betroffen. Das ist eine Schande! Wer Kinder- und Altersarmut oder die allgemeine Armut leugnet, macht es den drei Affen nach – nichts hören, nichts sehen und nichts sagen ... Wer Armut verhindern will, muß für eine Umverteilung des Reichtums von oben nach unten sorgen und Steuergelder für mehr soziale Gerechtigkeit anstatt für Aufrüstung einsetzen.

René Osselmann, Magdeburg

Ich beschäftige mich in letzter Zeit mit der zehnbändigen „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner (1924–2014). Die Entwicklung des Christentums von seiner Urform begann in dem Moment kriminelle Formen anzunehmen, als es um 312 nach Chr. umgewandelt wurde zur Institution Kirche, besonders der katholischen. Die Herausbildung dieser Institution war keineswegs einheitlich. Viele sich als christlich bezeichnende Sekten stritten sich – einfach ausgedrückt – wie die Kesselflicker um die richtige Deutung und Auslegung der Botschaften und Handlungen von Jesus, Paulus und anderen Heilsbringern. Jeder beanspruchte auf seine Weise das alleinige Recht auf die Wahrheit. Und das taten sie nicht etwa mit geistreichen Disputationen, sondern mit brachialer Gewalt, mit Lug und Trug, mit Intrigen, Mord, Totschlag, Brand, Vergewaltigung, Folter und Kriegsverbrechen.

Deschner beschreibt diese Entwicklung akribisch, nennt Namen, Daten und Tatbestände. Dabei handeln sowohl Bischöfe, Päpste, Könige und Kaiser von Anbeginn an in einer unheiligen Allianz. Die Gründe für dieses unsägliche Vorgehen waren stets – neben der Behauptung, im Besitz der alleinseligmachenden christlichen Wahrheit zu sein – Geld, Gold, Grund und Boden, Immobilien und vor allem Macht.

Es sind über Jahrhunderte hinweg die gleichen Mittel und Methoden der damaligen klerikalen und monarchischen Herrscher, mit denen sich der Kapitalismus müht, seinen Ewigkeitsanspruch durchzusetzen. Christentum und Kapital bilden eine Symbiose.

Siegfried Wunderlich, Plauen

Zu Hermann Jacobs: Sozialismus „mit oder ohne Wertgesetz“? (RF 232)

Hermann Jacobs ordnet in seinem Beitrag dem Geld und damit dem Wertgesetz ausschließlich die Funktion zu, eine „nach dem Leistungsprinzip regulierte Verteilung an Individuen“ zu vermitteln. Im weiteren hält er es für gut, daß sich in der DDR mit den unmittelbaren Geldeinahmen der Betriebe kein ökonomisches Recht mehr verband.

Daraus ergeben sich eine Reihe Fragen:

Warum soll das Leistungsprinzip ausschließlich auf Individuen angewandt werden, statt auf Betriebskollektive, wo doch der kollektive Charakter der Arbeit stetig zunimmt? Wie soll eigentlich die individuelle Leistung gemessen werden, wenn vom Ergebnis des Kollektivs abstrahiert wird? Gibt es im Sozialismus etwa nicht gut und schlecht arbeitende Betriebe? Muß nicht ein Anreiz dafür sorgen, daß die Werktätigen sich Sorgen ums Ganze machen, statt zu sagen: Diese Havarie ist nicht meine Schuld?

Insbesondere die Rolle der betrieblichen Leiter steht hier in Frage. Wie will ich deren individuelle Leistung be„wert“en, ohne das betriebliche Ergebnis in Betracht zu ziehen? Es ist daher auch kein Zufall, daß die Rolle des Marktes und damit des Wertgesetzes im Sozialismus im Rahmen der Reformen zum Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft rehabilitiert wurde.

Witold Fischer, Jena

Die Diskussion „Sozialismus ,mit oder ohne Wertgesetz‘ “ ist mir angesichts der praktischen Erfahrungen beim Aufbau des Sozialismus zu theoretisch. Hier stehe ich ganz bei der Zuschrift von Helmut Müller zur Rede von Egon Krenz, in der vor Vereinfachung gewarnt wird.

Die wichtigste Erkenntnis Lenins war, daß die Wirtschaft ohne Warenproduktion, ohne Geld und ohne marktwirtschaftliche Kräfte nicht aufgebaut werden kann. Damit brach er mit der Vorstellung, daß die Errichtung der sozialistischen Gesellschaft mit der Abschaffung der Warenproduktion verbunden sei. Lenins Anhänger verstanden ihn nicht mehr: Statt die Warenproduktion abzuschaffen, trat er für die Entfaltung des Marktes, die Stabilisierung der Geldzirkulation und die Wiederzulassung kapitalistischer Unternehmen ein!

Die Autonomie der Betriebe sah Lenin als Voraussetzung an, damit die staatliche Planung funktioniert, wie in seiner Schrift „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“ nachzulesen ist.

Also: Das sozialistische Eigentum wird zunächst vom Staat lediglich verwaltet, indem er die „Garantie für die ökonomische Selbstbefreiung und Selbstentwicklung der Werktätigen übernimmt“. Deshalb ist „Staatseigentum“ nicht zugleich „Staatsbesitz“ an den Produktionsmitteln. Der Staat verhindert damit nur, daß Sonderinteressen einzelner geltend gemacht werden, und sichert den Übergang ins genossenschaftliche Eigentum.

Das Staatseigentum erfüllt seine sozialistische Funktion auch oder erst recht, wenn es nicht die einzige Eigentumsform ist, wenn es richtig realisiert wird, d. h. eine richtige Verbindung von Eigentum und Arbeit und eine Teilhabe des Produzenten an der Aneignung hat.

Die Marktgesetze bleiben daher für längere Zeit relevant, da der Warenverkehr im Wirtschaftsverkehr der verschiedenen Eigentumsformen fortbesteht.

Horst Joachimi, Berlin

Anstatt sich erneut auf einen schon bisher ergebnislos verlaufenen Streit einzulassen, wäre es vielleicht doch sinnvoller, zunächst nochmals auf Vorgaben zurückzugreifen, die uns der Wissenschaftliche Sozialismus zu diesem Thema überliefert hat, zusammengefaßt:

„Also I. ‚lange Geburtswehen‘; II. ‚erste Phase der kommunistischen Gesellschaft‘; III. ‚höhere Phase der kommunistischen Gesellschaft‘ “. (Lenin, Marxismus und Staat, Berlin 1960, S. 47)

Wir haben es demnach mit einer einheitlichen, in sich identischen Gesellschaftsformation („Kommunismus“, „kommunistische Gesellschaft“) zu tun, deren Phasen sich im wesentlichen nur durch das Verteilungsprinzip unterscheiden. Ihr vorgelagert und ausdrücklich davon abgehoben sind „lange Geburtswehen“, mit anderen Worten eine Übergangsphase oder Zwischenstadium, das sich logischerweise nur aus Elementen der alten und Elementen der zukünftigen Gesellschaft zusammensetzen kann. Ökonomisch gesprochen würde es sich dann um eine Kombination des kapitalistischen Wertprinzips („Kapitalismus“) einerseits mit dem sozialistischen Planprinzip andererseits handeln. In seiner optimalen Kombination ergibt das – politisch einen Staat vom Sowjettypus vorausgesetzt – den „Staatskapitalismus der außergewöhnlichen Art“ (Lenin), wie er sich sowohl während der NÖP-Periode in der Sowjetunion als auch in der VR China, seit der Einführung der „sozialistischen Marktwirtschaft“, voll bewährt hat.

Nebenbei bemerkt: Falls man der Dialektik treu bleiben, also keine Konzessionen an das altmetaphysische Identitätsprinzip (a = a) machen will, muß man sich schon zu der Einsicht bequemen: Kapitalismus ist nicht gleich Kapitalismus.

Angesicht der historischen Erfahrungen eines halben Jahrhunderts, die Pariser Kommune eingerechnet, sah sich Marx zu einem letzten Wort über die historische Perspektive veranlaßt, das man durchaus als eine Mahnung verstehen kann: Die Arbeiterklasse hat „keine fix und fertigen Utopien durch Volksbeschluß einzuführen …“, sie hat „lange Kämpfe, eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse durchzumachen, durch welche die Menschen wie die Umstände gänzlich umgewandelt werden“. (MEW 17, 343)

Dr. Manfred Höfer, Leipzig

Zur Rede von Egon Krenz über die Gründe unserer Niederlage, RF 228 und 229:

Zu dieser Rede veröffentlichte der „RotFuchs“ im Mai einen Leserbrief von Horst Nörenberg aus Potsdam, zu dem ich mich äußern und folgende Details in Erinnerung rufen möchte:

  • Das Politbüro der SED hatte auf einer Sitzung am 26. Juli 1968 über eine Umbewertung der Erzeugerpreise entsprechend dem tatsächlichen Aufwand, was eine Erhöhung der Konsumgüterpreise zur Folge gehabt hätte, beraten. Walter Ulbricht konnte sich damit nicht durchsetzen.
  • Trotz der beeindruckenden Entwicklung der DDR-Ökonomie mit Hilfe marktwirtschaftlicher Elemente widersetzte sich Erich Honecker der Industriepreisreform 1964, der größten und tiefgreifendsten ökonomischen Operation im Rahmen des Neuen Ökonomischen Systems.
  • Die Bedeutung der Arbeitsproduktivität wurde von Zeit zu Zeit in der Öffentlichkeit wohl erwähnt, ihr Stellenwert im Kampf um Fortbestand oder Untergang unseres Staates aber hat man dort, wo Beschlüsse gefaßt wurden, nie wirklich erkannt. Kompetente Ökonomen der DDR kamen nicht zu Wort.
  • Die Haltung zum Volkseigentum konnte im Bewußtsein der Werktätigen niemals gefestigt werden.
  • Seit Mitte der 70er Jahre setzte mit der Einführung der Mikroelektronik eine Wende ökonomischer Art ein. Bis dahin wettbewerbsfähige Erzeugnisse des Maschinenbaus konnte die DDR-Wirtschaft kaum noch absetzen, und wenn, dann nur über den Preis, was ein Verlustgeschäft für unser Land war.

Später stellte Erich Honecker einen Mikrochip des Kombinats Robotron der Presse vor. Die DDR unterhielt Geschäftsbeziehungen zu Toshiba in Japan, ein führender Produzent der Mikroelektronik. Auf die Frage, ob der Konzern der DDR nicht mit Know-how helfen könne, kam eine positive Antwort. Man einigte sich darauf, daß die DDR den geforderten Preis von 20 Millionen US-Dollar bezahlte. Im Gegenzug konnte wenig später der Chip offeriert werden. Solche Geschäfte sind im Kommerz nicht verwerflich, doch die Öffentlichkeit hätte darüber informiert werden müssen, um nicht ein falsches Bild zu zeichnen.

  • Im Oktober 1981 wandte sich Leonid Breschnew an Erich Honecker und informierte ihn über den ökonomischen Zustand der UdSSR, die er mit den Verhältnissen von 1918 verglich, wie Egon Krenz darlegte. Mit dem Wissen um diese Dinge, die Belastungen durch das Wettrüsten, den NATO-Doppelbeschluß, die Embargo-Politik usw. hätte man spätestens zu diesem Zeitpunkt grundlegende Schlußfolgerungen im RGW ziehen müssen.

Wolfgang Schröder, Schöneiche

In der Rede Egon Krenz’ zu den Gründen unserer Niederlage werden diese m. E. nicht klar genug benannt. Im Sozialismus ist das Ziel der Produktion die Bedürfnisbefriedigung, nicht wie im Kapitalismus, wo der Markt Angebot und Nachfrage regelt. Der Preis der Waren hätte den Aufwand an vergegenständlichter Arbeit widerspiegeln müssen. Das aber hat er nicht einmal ansatzweise getan. Die Folge künstlich niedrig gehaltener Preise ist der Verlust an Wertschätzung des gestützten Produkts, wie wir es in der DDR erlebten. Mit der Politik der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik und dem Wohnungsbauprogramm als dessen Kern hat sich die DDR übernommen. Wir haben damit unsere Maschinen aufgefressen, statt in Produktion wurde in Konsumtion investiert. Walter Ulbricht war klar, daß der Sozialismus vor allem eine starke ökonomische Basis braucht, deshalb der Versuch, mit der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) unser Land weiterzuentwickeln. Doch die Verantwortung dafür, daß dieser Versuch abgebrochen wurde, liegt im wesentlichen bei der sowjetischen Führung in Moskau, für welche die DDR letztlich zum Handelsobjekt wurde. Die fehlende innerparteiliche Demokratie in der KPdSU führte schließlich dazu, daß sich in der Sowjetunion eine Schattenwirtschaft entwickeln konnte, die, als sie stark genug war, auch den Anspruch hatte, sich durchzusetzen.

All das zeigt, daß die Kaderpolitik in Verbindung mit der Entwicklung der sozialistischen Demokratie entscheidend ist für den Erfolg.

A. Zahn, München

Zu Renate Fausten: Raúl Castro, RF 232

In der Rezension des Buches „Raúl Castro – Revolutionär und Staatsmann“ lese ich: „Volker Hermsdorf zeigt auf, wie Raúl Castro dadurch, daß er den Revolutionären Streitkräften schon in den 60er Jahren über die Verteidigung des Landes hinaus Aufgaben in der landwirtschaftlichen Produktion und bei der Unterstützung des Tourismus und staatlicher Betriebe zugewiesen hatte, die Grundlagen für das Überleben Kubas in der sogenannten Sonderperiode nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion legte.“

Es ist unstrittig, daß die landwirtschaftliche Produktion die Basis des menschlichen Lebens ist – ganz unabhängig vom gesellschaftlichen System eines Landes. Die Meinung, daß eine militärische „Sonderwirtschaftszone Landwirtschaft“ das „Überleben“ eines Volkes sichert, halte ich für sachlich nicht korrekt. Im Fall Kubas waren und sind die von der FAR bewirtschafteten Farmen voll damit ausgelastet, die Streitkräfte und die „Nomenklatura“ mit Lebensmitteln zu versorgen. Der Rest der Bevölkerung mußte auch schon in den 90er Jahren sehen, wie er über die Runden kommt.

Was der politische Zusammenbruch der Sowjetunion mit dem Fortbestehen der landwirtschaftlichen Produktion in Kuba zu tun hat, läßt sich ebenfalls nicht in einem Satz darstellen. So wie es in der Rezension steht, könnte man auf den Gedanken kommen, daß die kubanische Landwirtschaft vollständig von der Sowjetunion abhängig war. So war es aber nicht.

Dr. agr. Hermann Wollner, Berlin

Die Geschichte hat uns gelehrt, daß soziale Veränderungen für die Mehrheit der Menschen nur dann möglich sind, wenn sich das Wahlprogramm konsequent auf das Fundament des gültigen Parteiprogramms bezieht. Das Taktieren und Abwägen, inwiefern Kompromisse mit einem zukünftigen Koalitionspartner eingegangen werden können, nützt einer linken Partei nur dann, wenn sie ihr festgeschriebenes Ziel, nämlich die Überwindung des Kapitalismus, nicht aus den Augen verliert. Das seit Jahren andauernde Verschleudern von gesellschaftlichem Eigentum, aufgrund leerer kommunaler Kassen, läßt selbst den Traum Sahra Wagenknechts von der Wiederherstellung einer „sozialen Marktwirtschaft“ zur Utopie werden. So ist auch die Chance unserer Parteiführung in weite Ferne gerückt, sich mit dem Sofortprogramm der DKP, einem für jedermann verständlichen und konsequenten Programm als Alternative, in einem Bündnis gemeinsam auf den Weg zu machen.

Peter Dornbruch, Schwerin

Erstmalig nach der politischen Wende trafen sich aus gegebenem Anlaß Zöllnerinnen und Zöllner der Dienststelle Seifhennersdorf/Oberlausitz. Der Anlaß lag fünfzig Jahre zurück. Am 1. Mai 1967 hob sich 22 Jahre nach dem 2. Weltkrieg ein neu errichteter Schlagbaum zwischen dem tschechischen Industrieort Varnsdorf und dem bevölkerungsreichsten Dorf der DDR – Seifhennersdorf. Ich war – damals schon mit guten Tschechischkenntnissen – und Abonnent der Zeitschriften „Tschechoslowakei für Sie“ und „Motor-Revue“ natürlich mit meiner ČZ 175 unter den Augenzeugen. Ein halbes Jahrhundert später trafen sich die aktivsten und leidlich gesunden „Filzstifte“, so die landläufige Bezeichnung von Zöllnern, am 28. April 2017 an ihrer ehemaligen Arbeitsstelle.

Wieviel deckungsgleiche Erinnerungen kamen dabei hoch, beginnend von der Wohnungsvermittlung bis hin zum Familienurlaub: die Grenzlage meines Arbeits- und Heimatortes, die landschaftlichen Schönheiten des südlich gelegenen Nachbarlandes und die geknüpften Freundschaften zu Fachkollegen der Textilmaschinenbauer-Zunft ließen mich die Staatsgrenze dutzendmal privat und dienstlich passieren. Komischerweise nie problembehaftet – und doch mit kleinen privaten Tricks, von denen ich mittlerweise weiß, daß sie erfahrenen Zöllnern allesamt bekannt waren.

Arndt Bretschneider, Dresden

Seit März habe ich Gelegenheit, den „RotFuchs“ zu lesen. Mit Freude stellte ich fest, daß die Schriftstellerin Gisela Steineckert einen festen Platz bei Euch hat. Seit vielen Jahren schmücken ihre Werke mein Bücherregal.

Ich gratuliere dem „RotFuchs“ dazu, daß monatlich Beiträge von ihr erscheinen. Es ist eine große Bereicherung! Ihre Sprache ist ausdrucksstark und wird bis heute von DDR-Bürgern verstanden – auch das, was oft unausgesprochen zwischen den Zeilen steht.

Brigitte Topfstädt, Berlin

Vor kurzem habe ich das Buch „Eiszeit“ von Eberhard Panitz gelesen. Heute schreiben wir das Jahr 2017, und die Gefahr, in die Eiszeit zurückkatapultiert zu werden, ist allgegenwärtig. Wie aber hat er bereits 1983 ein solches die gesamte Menschheit betreffendes Atomkriegs-Untergangsszenario beschreiben können?

Warum ist dieses Buch nicht in der Öffentlichkeit diskutiert worden? Ich hatte nie davon gehört oder gelesen, obwohl ich aufmerksam alle Neuerscheinungen verfolge. Andere Produktionen von Panitz haben einen großen Bekanntheitsgrad. Bei der letzten Zusammenkunft der AG Senioren bei der Linken habe ich nachgefragt, niemand wußte davon. Zur Herbstmesse 2016 war es unter den Neuerscheinungen im ND angezeigt, also ist es neu aufgelegt worden.

Ich bestellte es. Es dauerte Wochen, bis ich es bekam, und dann war es die DDR-Ausgabe vom Mitteldeutschen Verlag, die die Buchhändlerin in einem Antiquariat aufgetrieben hatte. Ich würde gern mit Eberhard Panitz reden. Nicht nur über die „Eiszeit“, auch über unsere Zeit, über die „Wende“ und was sie mit sich brachte, und über die Gefahren, denen wir heute ausgesetzt sind. Aktueller kann ein Buch nicht sein. Dank an Eberhard Panitz! Dieses Buch brennt sich ein. Ich habe Tage gebraucht, um mein Gleichgewicht nach diesem Leseerlebnis wiederzugewinnen. Man sollte es in alle Sprachen übersetzen und jedem zu lesen geben. Noch ist es nicht zu spät.

Beate Bölsche, Brielow

Im Juli 2016 hat Eberhard Panitz sein 1983 in der DDR erschienenes Buch überarbeitet, ergänzt und aktualisiert. Bis über das Jahr 1989 hinaus und bis heute ist diese Geschichte unwirklich geblieben. Sie muß unwirklich bleiben!

Die Neufassung ist im Verlag Wiljo Heinen erschienen und unter der ISBN 978-3-95514-028-1 lieferbar (216 Seiten, 14,00 €).

RotFuchs-Redaktion

Zu R. Richter: Die Blockade …, RF 229

Das Buch „871 Tage“ kann man nicht wieder weglegen, wenn man mit dem Lesen begonnen hat. Es hat mich erschüttert und gleichzeitig beschämt, ein Deutscher zu sein, obwohl ich der nächsten Generation angehöre.

Das Foto auf dem Cover zeigt ein kleines Mädchen mit der großen Schleife im Haar (Ninel Koribskaja), die festgehalten hat, was damals während der Leningrader Blockade geschah – ein Dokument, das die Erinnerung wachhält und die Heutigen mahnt.

Ich war vor etwa fünfzig Jahren einige Monate in Leningrad, habe dort auch an einem Vortrag über die Heldentaten der Bevölkerung während der 871 Belagerungstage teilgenommen. Das Gehörte und Gesehene hat mich damals emotional bewegt, aber nicht so sehr wie das Lesen dieses Buches. Es ist unvorstellbar, daß die Menschen zur Zeit der Blockade um jeden Krümel Brot, jede Schöpfkelle Grütze und jede Tasse Suppe kämpfen mußten, um nicht zu verhungern. Selbst Tafelleim wurde zu Sülze gemacht. Millionen haben das Martyrium nicht überlebt.

Voller Stolz erfüllt die Leningrader noch heute, daß die faschistische Armee die Stadt Leningrad nicht einnehmen konnte.

Johann Helbig, Rostock

Vor einiger Zeit las ich im „PreußenSpiegel“ eine kleine Notiz, die mich empörte. Es wurde mitgeteilt, daß eine Kreuzung an der Rosa-Luxemburg-Straße in Potsdam nun den Namen des früheren Bundeskanzlers Konrad Adenauer trägt. Vor Jahren gab es noch heftigen Protest gegen dieses Vorhaben – damals mit Erfolg. Still und heimlich wurde diese Benennung nun vorgenommen. Die Stadtverwaltung wolle, wie sie mitteilte, an einen „herausragenden Politiker“ erinnern – der allerdings seinerzeit als Oberbürgermeister wegen Untätigkeit von den amerikanischen Besatzern aus dem Amt entfernt wurde. Als Kanzler standen ihm dann alte Nazigeneräle bei seinen Plänen zur Wiederaufrüstung und Militarisierung der BRD zur Seite. Es ist für mich nicht nachzuvollziehen, weshalb nun ein Platz in unserer Stadt nach ihm benannt wurde.

Elke Prieß, Potsdam