Leserbriefe
Für Annie Lacroix-Riz, emeritierte Professorin für zeitgenössische Geschichte an der Universität Paris, war der Tod von Prof. Dr. Kurt Gossweiler am 15. Mai Anlaß zu folgender Erklärung: „Von diesem ewig jungen Kommunisten, der noch mit hundert Jahren E-Mails schrieb, gibt es gegenwärtig nur ein Werk auf Französisch: ,Hitler, l’irrésistible ascension? Essais sur le fascisme‘ (Hitler, der unaufhaltsame Aufstieg? Aufsätze zum Faschismus). Aden Editions, Brüssel 2006. Diese Studie, welche die Funktion des Nazismus und seiner führenden Köpfe sowie des großen Kapitals erläutert, beweist die Lebendigkeit eines angeblich toten Marxismus. Trotz des gegenwärtigen Triumphs eines langen und wirksamen Kreuzzugs gegen eine solche Klassenanalyse findet man in der Persönlichkeit Kurt Gossweilers die Zukunft wissenschaftlicher Geschichtsbetrachtung.“
Dr. Eva Ruppert, Bad Homburg
Zu Horst Schneider und Vladimiro Giacché:
Über die Produktion falscher Geschichtsbilder (RF 234, Beilage)
Wir hatten Gelegenheit, einen Blick in die Beilage der Juli-Ausgabe zu werfen und sind der Meinung, daß diese Texte außerordentlich geeignet sein könnten, unter der Nachwuchsgeneration Überzeugungsarbeit zu leisten.
Könnte ich 3 Exemplare per Post bekommen?
Dr. Siegfried Lietz, Potthagen
„Auf ins Jahr 1917!“ So hieß eine Revue, die Tom Kühnel am Schauspielhaus Hannover inszenierte und die danach auch bei den Ruhrfestspielen aufgeführt wurde. Daß an dieser Stelle die Große Sozialistische Oktoberrevolution verunglimpft wurde, verwundert nicht. Etwas anderes ist es schon, wenn das ND am 20. Juni unter der Überschrift „Geisterbahn mit Lenin“ diesem Spektakel eine ganze Seite widmet. Rezensent ist natürlich dessen Hauspoet Hans-Dieter Schütt. Dieser ist dafür bekannt, daß er bei seinen Besprechungen meistens seine eigene Befindlichkeit bekundet und seinen Haß auf den Sozialismus und die DDR zum Ausdruck bringt. Dabei hat er doch in dieser Zeit Karriere gemacht!
Schütt meint zu dem Spektakel, es sei die „romantische bis rotzige Umschreibung einer zustandssprengenden Idee“, es sei „ein fragendes Abklopfen herumgeisternder Leninismus-Trümmer“. Lenin war für Schütt ein „Genie des Massen mobilisierenden Putsches“. Es lassen sich nicht alle Absurditäten aufzählen, die der Artikel von Schütt enthält. Zum Teil werden die Kommentare auch durch das blödsinnige Stück provoziert. Da bittet das Kabarett die Operette zu einem Tanz, dem Foxtrottel. „Lenin mit Hammer und Sichel. Von oben bis unten gleichsam eine Pappnase. Ein augenfunkelndes Geisterbahnwesen, überm eigenen Sperrholz-Mausoleum hockend.“ Für Schütt ist Stalin nicht der Verderber von Lenins Ideen, sondern er ist die Konsequenz. Als eine lebenswerte (westliche) Erfahrung sieht Schütt an, unbehelligt von ideologischen Doktrinen geblieben zu sein. Als hätte es die Doktrin des Faschismus nie gegeben …
Vielen Dank für den Beitrag von Horst Schneider in der Beilage zum „RotFuchs“, Nr. 234!
Dr. Kurt Laser, Berlin
Zu „Frieden und Völkerrecht statt globalisierte NATO“ (RF 234, S. 6)
Was wurde beim G20-Gipfel erreicht? Der Möchtegern-US-Weltgendarm wurde isoliert – positiv! Das Gespräch mit China – positiv! Das Gespräch Putin-Trump – ein kleiner Lichtblick! Die Bürgerkriegsübung der Polizei – negativ. Die Berichterstattung der Medien: sehr einseitig: Pseudolinke Chaoten (kriminelle Brandstifter, Diebe, Körperverletzer, Steinewerfer) wurden hochgespielt, die mehr als 76 000 friedlichen Demonstranten auf der zentralen Kundgebung gegen G20 wurden unterbelichtet.
Ich habe einige Fragen: Wieviel Waffen exportierten die NATO-Staaten in Krisengebiete? Wie viele Menschen wurden damit umgebracht (in Afghanistan, Irak, Syrien, Jemen, in Afrika) oder in die Flucht getrieben? Wer macht mit Waffenexport, Krieg, Flüchtlingen Profit?
Horst Jäkel, Potsdam
Am 8. Juli hat ein breites Bündnis internationaler kapitalismuskritischer Gruppen eine friedliche Protestdemonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20“ mit über 76 000 Teilnehmern durchgeführt. Am Zielpunkt Millerntorplatz gab es ein regelrechtes Volksfest mit regem Zustrom Tausender weiterer Menschen. Über 30 friedliche Kundgebungen, Umzüge und der Alternative Gipfel in der Kampnagel-Fabrik fanden nur wenig mediale Aufmerksamkeit. Sie waren unerwünscht, weil systemkritisch. Thomas de Maizière, Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und Innensenator Andy Grote hatten schon im Vorfeld zwei Ziele: die Provokation und Niederschlagung autonomer Gruppen und die Diffamierung aller linken Systemkritiker als „geistige Urheber und Unterstützer krimineller linksextremer Terroristen“ – gleichzusetzen mit Faschisten und Dschihadisten.
Wer Kriege im Nahen Osten führt und Afrika durch Neokolonialismus ausbeutet, mußte letztendlich Flüchtlinge und auch Dschihadisten ins eigene Land bekommen. Ein Wohlstandswunder-Deutschland als „Insel der Seligen“ gibt es nicht.
Die „schönen Bilder“ von Glanz und Gloria des weitgehend erfolglosen Gipfeltreffens sind verbrannt. Erbärmlich jetzt das Wahlgezänk von SPD und CDU mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Und dann die bedrohliche, gemeinsam mit der AfD betriebene mediale Hetzkampagne gegen alle Linken! So will man Panik verbreiten und von eigener Verantwortung ablenken, um Zustimmung für den Rechtsruck erlangen.
Jobst Heinrich Müller, Lüneburg
Nach dem G20-Gipfel und den teilweise schweren Ausschreitungen rückt das Ergebnis dieses Gipfels in den Hintergrund. Niemand fragt, ob dieses Treffen der mächtigsten Staatschefs der Welt ein Erfolg war! Nach meiner Meinung mitnichten, denn für die normale Bevölkerung in der Welt ist nichts dabei herausgekommen, und die ärmsten Länder haben auch weiterhin das Nachsehen. Einziges Resultat: Es wurden weitere Freihandelsabkommen auf den Weg gebracht, und wir alle wissen ja, daß der „kleine Mann“ sowieso nichts davon hat! Aber o.k., wenden wir uns den Gegenprotesten zu. In den Medien wird kaum darüber berichtet, wieviel Tausende von Menschen friedlich gegen diesen Gipfel in Hamburg auf die Straße gingen. Das einzige, was herumgeistert und in vielen Medien zu lesen und zu hören war, sind die zum Teil schweren Ausschreitungen und die Zerstörungswut. Und nun wird bei nicht wenigen Bürgern das alte Feindbild wieder entdeckt! So wird schnell – gerade aus den Unionsparteien – erneut der Ruf nach härteren Gesetzen und mehr Überwachung der linken Szene laut und die Forderung, sämtliche linken Zentren zu schließen. Auch wird schnell der politisch Schuldige gefunden: Es ist natürlich der politische Gegner – Die Linke, das war doch auch nicht anders zu erwarten! Doch wir lassen uns nicht diesen schwarzen Peter in die Schuhe schieben! Wer jetzt polarisiert und alles, was dem Anschein nach links sein könnte, einfach mal so kriminalisiert, der macht sich des billigsten Populismus schuldig! Anstatt im Schema-F-Verfahren gegen alles, was links ist, zu wettern, brauchen wir eine schonungslose Aufklärung des gesamten G20-Gipfels, ohne daß irgend etwas unter den Teppich gekehrt wird. Natürlich müssen Ausschreitungen aufgeklärt werden, denn Gewalt, egal von wem sie ausgeht, ist keine Lösung! Wir, Die Linke, stehen für Frieden und soziale Gerechtigkeit, und das lassen wir uns nicht von den anderen Parteien in Abrede stellen!
René Osselmann, Magdeburg
Auf den ersten Blick möchte man der emotionalisierten Bevölkerung und deren erwünschter Empörung zu den Bildern der Gewalt und Randale während des G20-Gipfels in Hamburg zustimmen. Auf den zweiten Blick wäre Denken und Fragen-Stellen sinnvoll. Bertolt Brecht hätte sicher den Gipfel des Zynismus, der puren Heuchelei und der Machtdemonstration dahin gehend hinterfragt, um wieviel gewalttätiger das ist, was die Großmächte in der Welt seit Jahrzehnten anrichten. Wir sollten fragen, warum die Meinung der Tausenden friedlich Demonstrierenden in Hamburg von den Herrschenden ignoriert wurde. Statt dessen führte man vor, was der „Rechtsstaat“ bereit ist, gegen sein Volk an Gewaltpotential einzusetzen.
Ist es nicht auffallend, wie Gewaltszenen – offenbar herbeigewünscht und herbeigesehnt – schon Wochen vorher zum medialen Hauptthema wurden, was sich vorzüglich eignete, vom Gipfeltreffen selbst abzulenken. Wer fragt da noch nach Ergebnissen?
Schließlich darf gefragt werden, wozu es dienlich ist, den Linksextremismus in Hamburg als Hauptfeind vorzuführen. Wer kann sagen, wieviel an den Krawallen inszeniert wurde, wie viele „Verdeckte“ und Staatsdiener daran mitgewirkt haben, das gewünschte Bild zu erzeugen?
All das nennen die Regierenden den Gipfel ihrer Demokratie.
Roland Winkler, Aue
Nein, Plünderungen und Brandstiftungen sind nicht links. Nach Hamburg sind die Chefs von 20 Staaten mit zirka 10 000 Mitarbeitern gekommen, und was haben sie vereinbart? Außer Spesen nichts gewesen, gesprochen wird dagegen nur von linker Gewalt. Die friedliche Demonstration und die Exzesse der Polizei werden ausgeblendet. Doch links ist nur, wer sich für Bürgerrechte stark macht. Linke fordern die Veränderung von Besitzverhältnissen, aber nicht die Zerstörung.
Was haben sogenannte Linksautonome mit den Ausschreitungen und Gewaltexzessen erreicht? Sie gaben der Politik ein Argument zur Räumung der „Roten Flora“ in Hamburg, die vielen schon lange ein Dorn im Auge war. Das Thema innere Sicherheit wird nun zum Hauptthema des Bundestagswahlkampfes. Und die Partei Die Linke wird allein dadurch diskreditiert, daß immer wieder von linkem Terror, von Linksextremismus die Rede ist, der mit Rechtsextremismus und Islamterroristen gleichgesetzt wird.
Mich macht das Ganze sehr nachdenklich, denn: „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, daß es auch auf diese Weise geplant war“, erklärte Franklin D. Roosevelt, 32. Präsident der USA.
Stanislav Sedlacik, Weimar
Spätestens, wenn die Karawane der Weltmächtigen weitergezogen ist, wird die Frage nach den Kosten laut werden. Die Akteure, wie Hamburgs 1. Bürgermeister, Olaf Scholz, werden ja nicht müde zu erklären, daß es den Steuerzahler nichts kostet. Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), sieht das anders. In seinem Bundesland fand 2008 ein sogenannter G8-Gipfel in Heiligendamm statt. Herr Caffier bezifferte dessen Kosten für den Steuerzahler auf ca. 100 Mio. Euro. Hamburg 2017 dürfte um ein Vielfaches teurer werden.
Für die Erhaltung bzw. die Wiederherstellung des Friedens in Ländern, in denen die G20 ihre Interessen mit Waffengewalt durchzusetzen suchen, gäbe ich gern meine Steuern. Bedingung wäre: Frieden schaffen für alle!
Es gab schon viele sogenannte Gipfel – G7, G8, EU-Gipfel, NATO-Gipfel – sie alle kosteten viel Geld. Friedlicher wurde die Welt dadurch nicht. Schon im Vorfeld erklärte Angela Merkel, man solle nicht so viel erwarten. Warum dann so ein Aufmarsch der Mächtigen?
Solche Politshows mit abschließendem „Familienfoto“, wo alle brav in die Kamera lächeln, brauchen wir nicht. Die 20 Akteure hatten nicht vor, die Welt zum Vorteil der Völker zu ändern. Wie auch, wo sie doch die Interessen der mächtigen Weltkonzerne befriedigen müssen.
Derartige Veranstaltungen bringen der Menschheit nichts. Im Zeitalter von Videokonferenzen sind sie auch nicht nötig. Darum sollte man sie abschaffen!
Wilfried Steinfath, Berlin
Der G20-Gipfel in Hamburg war von den herrschenden Kreisen in Deutschland eine gewollte Machtprobe gegenüber der Bevölkerung und ein Signal, das auch über seine Grenzen hinaus gehört werden sollte. Es war eine Provokation, mit der man demonstrieren wollte, wie der Polizeistaat in Zukunft gegenüber seinem Volk (und besonders den Linken) umzugehen gedenkt, falls der Widerstand in Hamburg Schule machen sollte. Damit verteidige ich nicht „Unruhestifter“, Provokateure oder Randalierer. Sie waren in der Minderheit. Die Mehrheit brachte ihren Unmut gegen die herrschenden politischen Verhältnisse zum Ausdruck. Zu Recht stand in der „jungen Welt“: „Jetzt erst recht!“
Hans-Georg Vogl, Zwickau
In den aktuelle Umfragewerten liegt die SPD bei ca. 24 % der Wählerstimmen für die kommende Bundestagswahl. Der Abstand zur CDU/CSU beträgt „rekordverdächtige“ 15 %. Bei der ersten Bundestagswahl 1949 erzielte die SPD aus heutiger Sicht „traumhafte“ 29,2 %. Die CDU/CSU erreichte 31 %. Die SPD rechnete bei der ersten Bundestagswahl mit einem Sieg. Jedoch, es kam anders. Warum die SPD nicht in die Regierung gewählt wurde, erklärt Wilhelm Karl Gerst in seinem Buch „Bundesrepublik Deutschland unter Adenauer“, erschienen 1957 im Verlag der Wirtschaft in Berlin/DDR. Wilhelm Karl Gerst, Mitbegründer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Bonner Mitarbeiter von DDR-Zeitungen und ADN, beschreibt die Gründe, warum die SPD die Wahl verlor: „Die SPD wurde durch den Wahlausgang am 14. August 1949 in die Opposition gezwungen, ohne im eigentlichen Sinne eine Oppositionspartei zu sein. Opposition setzt revolutionären Elan voraus, von dem die SPD-Führung aber nichts wissen will. Sie bewegt sich nur in dem Rahmen, den das Grundgesetz zuläßt, ja, sie nutzt es nicht einmal aus; von außerparlamentarischen Aktionen spricht sie zwar zuweilen, ohne sie jemals auszuführen. Oftmals arbeitet sie sogar mit der Regierungskoalition zusammen, wie das z. B. bei der Vorbereitung der Wehrgesetze in den Bundestagsausschüssen der Fall war. Daß die SPD-Fraktion im Plenum gegen die Gesetze stimmte, ändert nichts an dieser Tatsache. Unter diesem Aspekt muß die Rolle der SPD-Führung im politischen Geschehen der Bundesrepublik, wie sie hier dargestellt wird, gesehen werden.“
Ich denke, aktueller kann diese Zustandsbeschreibung der SPD nicht sein.
Die Adenauer-Regierung leitete ein Verfahren gegen Wilhelm Karl Gerst wegen dieses Buches ein. Auf Drängen Adenauers hatte der Bundesgerichtshof eine Voruntersuchung gegen ihn angeordnet. Unter dem Vorwand, er habe die Bundesrepublik „verächtlich“ gemacht, sollte der Mann vor Gericht gestellt werden, obwohl dieses Buch nur in der DDR erschienen war.
Johann Weber, Niederbayern
Es darf nicht übersehen werden, daß der Hauptkonflikt zwischen den drei Monarchien – Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Katar – mit dem islamischen Terrorismus nichts zu tun hat. Die Regierungen dieser Länder, vor allem die von Saudi-Arabien, sind die Hauptförderer des internationalen islamischen Terrorismus. Bei diesem Konflikt geht es lediglich um die Durchsetzung des Führungsanspruchs in der Region, den die saudiarabischen Herrscher allein für sich beanspruchen. Die Regierung des kleinen Staates Katar akzeptiert dies nicht und betreibt ihre eigene Außenpolitik, was von den anderen Golf-Monarchien als Bruch des vermeintlichen Konsens’ betrachtet wird. Am meistens stören sich die Saudis daran, daß Katar zur islamischen Republik Iran – dem Hauptrivalen Saudi-Arabiens – gute Beziehungen pflegt.
Dr. Matin Baraki, Marburg
Zu Dr. Thomas Köhler: 60 Jahre DTSB – ein würdiges Jubiläum, RF 233, S. 14
Sehr sinnvoll, dieser Beitrag! Es würde mich freuen, von ihm oder anderen sportpolitisch beschlagenen Autoren hin und wieder einen Beitrag zu historischen und aktuellen Themen lesen zu können. Zum Beispiel interessiert mich das Gebaren um die Aufnahme bzw. Nichtaufnahme von Sportlern und Sportfunktionären in die sogenannte Hall of Fame des deutschen Sports. Interessant wäre auch eine Anknüpfung an das Buch von Klaus Huhn „Die DDR bei Olympia“.
Manfred Jantsch, Pirna
Jeden Monat freue ich mich über unseren „RotFuchs“. Der Artikel in der Mai-Ausgabe „Ehrung für DDR-Sportlegenden“ war gut und würdevoll. Diese Sportler stammten aus dem Volk und waren vom Volk geachtet und geliebt. Warum wird in der BRD nicht dafür gesorgt, daß die Doping-Vergangenheit öffentlich gemacht und aufgearbeitet wird? Woher nimmt sie das Recht, einen Sportler wie Täve Schur, den ich sehr gut kenne, zu diskriminieren?
Lothar Heimann, Crimmitschau
Das Internationale Deutsche Turnfest vom 3. bis 10. Juni in Berlin ist Geschichte. Die weltgrößte Breiten- und Wettkampfveranstaltung hatte 80 000 Teilnehmer – davon 70 Prozent weibliche – aus 3161 Vereinen in Deutschland und mehr als 3100 Gästen aus elf Ländern zusammengeführt.
Ich habe zwischen 1954 und 1987 sieben Deutsche Turn- und Sportfeste der DDR als Aktiver ebenso wie als Gestalter und Organisator miterlebt. Seit 1990 sind es sieben Deutsche Turnfeste des DTB, die ich als im Ehrenamt Tätiger begleitete. Ich war also fast immer hautnah dabei. Mein Fazit: Die Turn- und Sportfeste in der DDR wurden in und von der Bevölkerung Leipzigs intensiver wahrgenommen. Die feierliche Eröffnung, die Fahnenweihe, der Festzug, die Abschlußveranstaltung und vor allem die große Sportschau waren einmalig in ihrer Art, auch vom Zuspruch der Bevölkerung und vom Ambiente her.
Berlin 2017 war sicher bunter und lockerer, aber die Bindung zur Bevölkerung oder ihr Mitnehmen waren kaum zu erkennen. Sonst wäre beispielsweise das 76 000 Zuschauer fassende Olympiastadion zur begeisternden „Stadiongala“ nicht mit nur 55 000 Zuschauern besetzt und die hochkarätige Turnfestgala in der Mercedes-Benz-Arena, die dreimal stattfand, mit jeweils 8000 Plätzen wenigstens einmal ausverkauft gewesen.
Bernd Schenke, Berlin
„Die Erinnerung ist unsere zweite Gegenwart.“ (Novalis)
Es erfüllt mich bis heute mit Stolz und Dankbarkeit, daß ich an einer großen Aufgabe der Sportwissenschaft der DDR an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig mitwirken konnte. … Dem Redaktions- und Autoren-Kreis des „RotFuchs“ hohe Anerkennung für die zeitgeschichtlich konsequente Bewahrung unseres wahren, gelebten Lebens in der DDR.
In bleibender, gütiger Verbundenheit,
Dr. Lothar Kalb, Leipzig
Zu Hermann Jacobs: „Sozialismus ,mit oder ohne Wertgesetz‘?“, RF 232, S. 19
Anstatt sich erneut auf einen bisher schon ergebnislos verlaufenen Streit einzulassen, wäre es vielleicht doch sinnvoller, zunächst nochmals auf Vorgaben zurückzugreifen, die uns der wissenschaftliche Sozialismus zu diesem Thema überliefert hat:
„Also I. ‚lange Geburtswehen‘; II. ‚erste Phase der kommunistischen Gesellschaft‘; III.‚ höhere Phase der kommunistischen Gesellschaft‘“. (Lenin, Marxismus und Staat, Berlin 1960, S. 47)
Wir haben es also mit einer einheitlichen, in sich identischen Gesellschaftsformation („Kommunismus“, „kommunistische Gesellschaft“) zu tun, deren Phasen sich im wesentlichen nur durch das Verteilungsprinzip unterscheiden. Ihr vorgelagert und ausdrücklich davon abgehoben sind „lange Geburtswehen“, mit anderen Worten eine Übergangsphase oder ein Zwischenstadium, das sich logischerweise nur aus Elementen der alten und Elementen der zukünftigen Gesellschaft zusammensetzen kann. Ökonomisch gesprochen würde es sich dann um eine Kombination des kapitalistischen Wertprinzips („Kapitalismus“) einerseits mit dem sozialistischen Planprinzip andererseits handeln. In seiner optimalen Kombination ergibt das – politisch einen Staat vom Sowjettypus vorausgesetzt – den „Staatskapitalismus der außergewöhnlichen Art“ (Lenin), wie er sich sowohl während der NÖP-Periode in der Sowjetunion als auch in der VR China seit der Einführung der „sozialistischen Marktwirtschaft“ bewährt hat.
Nebenbei bemerkt: Falls man der Dialektik treu bleiben, also keine Konzessionen an das altmetaphysische Identitätsprinzip (a = a) machen will, muß man sich schon zu der Einsicht bequemen: Kapitalismus ist nicht gleich Kapitalismus.
Angesicht der historischen Erfahrungen eines halben Jahrhunderts, die Pariser Kommune eingerechnet, sah sich Marx zu einem letzten Wort über die historische Perspektive veranlaßt, das man durchaus als eine Mahnung verstehen kann: Die Arbeiterklasse hat „keine fix und fertigen Utopien durch Volksbeschluß einzuführen …“, sie hat „lange Kämpfe, eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse durchzumachen, durch welche die Menschen wie die Umstände gänzlich umgewandelt werden.“ (MEW, Bd. 17, S. 343)
Dr. M. Höfer, E-Mail
Seit dem Sommersemester 2017 bin ich Seniorenstudent an der Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Rechtswissenschaften. Die ersten Kurse sind abgeschlossen, so auch der zur „Verfassungsgeschichte“. Von der Entstehung des modernen Verfassungsrechts in den USA und in Frankreich bis zur Entstehung des Grundgesetzes der BRD waren in den Vorlesungen viel Neues, viel Bekanntes und interessante Wertungen zu hören. Vielversprechend war dann schließlich das Thema „Demokratischer Neubeginn 1945 bis 1949“. Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 endete die Verfassungsgeschichte, nicht jedoch ohne den Hinweis auf die Entstehung einer neuen „Diktatur“ im Osten. Die jungen Erstsemester erfuhren nichts über die antifaschistisch-demokratische Umgestaltung in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR, nichts über die Verfassung von 1949 und schon gar nichts über die neue Verfassung von 1968, welcher eine umfassende Diskussion mit zahlreichen Änderungsvorschlägen vorausging. Da erinnerte ich mich wieder, was wir einmal gelernt hatten: daß das Recht Klassencharakter trägt.
Siegfried Duske, Biedenkopf
Zeitig sind wir am Sonnabend, dem 10. Juni, mit der Niederbarnimer Eisenbahn von Beeskow nach Storkow zum dortigen „Tag der Bundeswehr“ gefahren, um uns ein eigenes Bild vom Geschehen machen zu können. 17 000, und bundesweit an den anderen 15 Standorten 270 000 Besucher, hat die „Attraktion“ angelockt. Der Marktplatz, gelegen im historischen Zentrum, war von allen Seiten vom Militär abgesperrt. Anwohner berichteten, daß sie nur mit Passierschein in ihre Wohnungen durften. Mit E-Rollstühlen „bewaffnet“ ließ man uns unkontrolliert ein, obwohl unser Aufzug (rote Windjacken und Mützen, versehen mit diversen Aufklebern (gegen die Bundeswehr in der NATO, „Kein Einsatz der Bundeswehr in Syrien“, „Amis go home“, Friedenstaube, DDR- und FDJ-Emblem und einem extra für diesen Anlaß bedruckten Shirt und unserem Parteiabzeichen) schon von weitem unser Sinnen verriet.
Wir wollten unbedingt hören, was der Militärpfarrer seinen „Schäfchen“ im Morgengebet predigte. Die SPD-Bürgermeisterin Cornelia Schulz-Ludwig und der frisch gewählte Kreistagspräsident Herr Lindemann gehörten zu den Andachtsgästen. Inbrünstig wurde Gott um das Gelingen des Soldatenwerks in aller Herren Länder angefleht und den Fleckgetarnten Segen erteilt. Keine zehn Gebote und kein Palmwedel mahnte zum Frieden auf Erden, und ein schlechtes Gewissen schien keiner der Söldner zu haben. Es mutete schon gruselig an, eine Stadt in Kriegsbewaffnung zu sehen. Selbst vor der Kirche standen die Machtinstrumente des Kapitals.
Freundlich bemühten sich alle möglichen Waffengattungen, ihre „Gäste“ (egal ob Schüler, Mütter mit ihren Kleinen auf dem Arm oder deren Väter und Großeltern) vom Sinn und der Wichtigkeit ihres Tuns zu überzeugen. Wir hatten unsere Not, irgendwie an den Geschützen vorbeizukommen, als „Krüppel“ schienen wir offenbar für die Truppe ungeeignet. In einem Zelt informierten Uniformierte über Sozialleistungen, z.B. Hilfe bei der Wohnungsbeschaffung, was mich fragen ließ, ob die Soldaten, wenn sie aus ihren Auslandseinsätzen kommen, mit Wohnungen versorgt werden, nachdem sie irgendwo welche zerstört haben. Perplex antwortete die Dame im Waffenrock mit ja. Als ich wissen wollte, ob die Angehörigenbetreuung der im Sarg Heimkommenden ihr Broterwerb sei und nach einem möglichen schlechten Gewissen bei dieser Arbeit gefragt, kam ein Nein, weil so etwas nun mal zur Bundeswehr gehöre. Ein längeres Gespräch hatte ich mit einem ca. 20jährigen, der für einen riesigen Tanklastwagen zuständig war: Er sei bereits einmal in Afghanistan gewesen und gehe bald wieder raus ins „Feld“. Ja, seine Mutter bange sehr um ihn, und sein Vater, der als NVA-Angehöriger nach dem „Beitritt“ nicht in die Bundeswehr übergelaufen sei, mache sich Sorgen. Aber der junge Mann begriff nicht, daß eine Armee eigentlich für den Schutz des Landes gedacht ist, deren Zuständigkeit hinter der Landesgrenze zu Ende ist.
Nun hatten wir eine kleine Stärkung mit unserem mitgebrachten Kaffee nötig. Was uns plötzlich im Tiefflug über die Köpfe dröhnte, war unglaublich. So dicht über der Stadt, man konnte dem Piloten ins Gesicht sehen, das Großraumflugzeug A400M. Imponiergehabe hier, Schrecken verbreitend auf den realen Kriegsschauplätzen in der Welt. „Anschauungsmaterial“ in Hülle und Fülle – Panzer, Hubschrauber, Hunde – zu Lande, zu Wasser, in der Luft … Und mittendrin Kuchenbasar von Kindergärten, Seniorenberatungsstellen, Umweltverbänden, die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk und im Hinterkopf, daß 250 000 für die Bundeswehr arbeiten, 1907 Minderjährige, davon 689 Soldaten auf Zeit und 1209 als Freiwillige, entgegen dem Verbot der UN-Kinderrechtskonvention. Vergessen auch nicht, daß seit Gründung der Bundeswehr 3200 Soldaten in Ausübung ihres Dienstes getötet wurden …
Uns zog es zu den etwa dreißig, die sich um die vielen blauen Luftballons versammelt hatten. Da waren Vertreter der „Linken“ mit Handzetteln über die Kurmarkt-Kaserne, von UMDO, der Friedensvereinigung und wir beide von der KPD. Auf dem Weg dorthin bot sich ein fast historisches Bild des Militarismus deutscher Nation. Des Preußenkönigs Lange Kerls standen zusammen mit welchen in weißen Bundeswehrhemden und Vertretern im Kampfanzug in illustrer Runde.
Kriegsgefahr – aber nicht doch vor dem Volk, dem hat man eingeredet, daß die Bundeswehr unser Friedensstifter ist und alle mitstiften sollen, koste es, was es wolle.
Cornelia Noack, Beeskow
In der Erzgebirgskaserne Marienberg sind am 22. Juli 14 Schützenpanzer für die Reise nach Litauen auf Züge verladen worden. Sie sind für den Einsatz des Panzergrenadierregimentes 371 bestimmt.
Von dieser Nachricht betroffen, kann ich nur laut fordern: Gebietet diesem kriegerischen Wahnsinn Einhalt! Nun wird ein Bundeswehrkontingent ohne Not aus Sachsen nach Litauen entsandt. Angestachelt von der kriegerische Hysterie einiger baltischer neuer „Demokraten“ wird entgegen den nach dem kalten Krieg getroffenen Absprachen und von einer unsäglichen Russophobie geleitet, Personal und Kriegsgerät der Bundeswehr exportiert. Dies wird von deutschen Politikern verantwortet, die einmal gefordert hatten: „Schwerter zu Pflugscharen!“ Es war der lautstark verkündete Appell, Konflikte friedlich zu lösen und alle dafür notwendigen friedenspolitischen Voraussetzungen zu schaffen. Wir reden von und über Luther und schicken Soldatinnen und Soldaten sowie Panzer in die Welt. Beendet diesen lebensbedrohlichen Wahnsinn und erhebt dagegen Eure Stimme!
Raimon Brete, Chemnitz
In eigener Sache
Wer den „RotFuchs“ aufmerksam liest, weiß, daß wir neben unseren eigenen Beiträgen immer auch bewahrenswertes Historisches aus diversen „Schatzkammern“ und Aktuelles von Bündnispartnern, uns nahestehenden oder mit uns befreundeten Parteien und Bewegungen veröffentlichen.
Unabhängig davon, ob man deren Wertungen und Ansichten im einzelnen teilt oder nicht, gilt, was seit der ersten Ausgabe des RF im Impressum steht: „Die in namentlich gezeichneten Beiträgen zum Ausdruck gebrachten Auffassungen müssen nicht mit denen der Redaktion übereinstimmen.“
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