Marx schrieb das Gründungsdokument
der Ersten Internationale
Am 28. September 1864 – vor 150 Jahren – fand in der Londoner St. Martins Hall eine Versammlung statt, an die aus vielen Gründen erinnert werden sollte. An jenem Tag konstituierte sich die Internationale Arbeiterassoziation, die als Erste Internationale in die Geschichte einging. Dieses für die Bewegung des klassenbewußten Proletariats epochale Ereignis bleibt unauslöschlich mit Karl Marx verbunden. Und das nicht nur, weil er als Vertreter der deutschen Arbeiter an der Gründung teilnahm und in den Generalrat der Internationale gewählt wurde, sondern vor allem auch deshalb, weil er der geistige Vater der Gründungsdokumente gewesen ist. Leser des Kommunistischen Manifests wissen, daß es mit der auch vom „RotFuchs“ verinnerlichten Forderung schließt: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Die Erfahrungen aus den Revolutionen der Jahre 1848/49 in Berlin, Paris, Wien und Prag lieferten den Beweis, wie stark die jeweiligen Erhebungen aufeinander Einfluß hatten, andererseits aber auch, wie isoliert sie noch voneinander stattfanden. Marx und Engels hatten das Geschehen gründlich analysiert. Sie ergänzten ihre theoretischen Erkenntnisse durch praktisch-politische Tätigkeit. So spielten sie eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Ersten Internationale. Marx verfaßte die Inauguraladresse, deren Text zum Programm wurde. Dort finden wir viele Aussagen, die bis heute Allgemeingültigkeitswert besitzen: „Aber die Herren von Grund und Boden und die Herren vom Kapital werden ihre politischen Privilegien stets gebrauchen zur Verteidigung und zur Verewigung ihrer ökonomischen Monopole“, liest man.
Als Widerhall der Adresse erfolgte schon bald die Gründung von Arbeiterparteien in Europa, die sich der Vormundschaft der Bourgeoisie entzogen und auf den Sozialismus als Ziel orientierten. Ein wichtiger Wegbereiter war die deutsche Sozialdemokratie unter Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Ihre Solidarität mit der Pariser Commune gehört zu den Ruhmesblättern der deutschen Arbeiterbewegung.
Von aktueller Bedeutung auch für die heutige Linke war und bleibt, was die Inauguraladresse zur Außenpolitik gesagt hat. Sie verlangt, daß die Arbeiterparteien einen eigenen Kurs gegen die Rüstungs-, Kriegs- und Eroberungspolitik der Kapitalisten entwickeln. Es sei Pflicht der Arbeiter, „in die Geheimnisse der internationalen Politik einzudringen, die diplomatischen Akte ihrer respektiven Regierungen zu überwachen, ihnen wenn nötig entgegenzuwirken; wenn unfähig zuvorzukommen, sich zu vereinen in gleichzeitigen Denunziationen und die einfachen Gesetze der Moral und des Rechts, welche die Beziehungen von Privatpersonen regeln sollten, als die obersten Gesetze des Verkehrs von Nationen geltend zu machen“.
Marx meißelte in den Text die Worte: „Der Kampf für eine solche auswärtige Politik ist eingeschlossen im allgemeinen Kampf für die Emanzipation der Arbeiterklasse.“
In den verflossenen 150 Jahren erwies sich, wie verhängnisvoll es war, wenn Arbeiterführer von diesem Prinzip abwichen, gleich ob 1914, 1933 oder später.
Zugleich zeigt ein Blick auf diese anderthalb Jahrhunderte, welche entscheidende positive Wirkung die Oktoberrevolution mit Lenins „Dekret über den Frieden“, der Anteil der Sowjetunion am Sieg über die Hitlerbarbarei und der Beitrag der DDR zur zeitweiligen Begrenzung der Macht des deutschen Imperialismus hatten.
Das Werk der Ersten Internationale muß nicht nur gebührend gewürdigt, sondern auch entschlossen und ohne Abstriche fortgesetzt werden.
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