Meine Erfahrungen mit
den „Antinationalen“
In der letzten Zeit hört man immer wieder etwas über diese skurrile Bewegung. Hier in Potsdam im alternativen Jugendzentrum „Freiland“ fand vor kurzem eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto „never united“ statt. Unterstützt wurde die Reihe unter anderem von der Amadeo-Antonio-Stiftung, die auch von der Ford Foundation, einem amerikanischem Großkonzern, finanziert wird. Mir wurde von den Veranstaltern erklärt, daß sie als Gegenveranstaltung zu den Treffen der Regionalgruppe Potsdam des „RotFuchs“-Fördervereins bestimmt sei, die wir dort regelmäßig durchführten. Wir hatten schon vorher feststellen müssen, daß dieses Jugendzentrum unter dem Einfluß der „Antideutschen“ stand. Hatte man uns doch kurzfristig für eine Veranstaltung mit Reiner Braun die Raumnutzung untersagt mit dem Vorwurf, er sei ein „Querfrontler“. Das gleiche war schon ein Jahr zuvor bei einer Veranstaltung über den Konflikt Israel – Palästina geschehen, für die wir Irene Eckert, Mitglied des Arbeitskreises „Für Friedenspolitik – Atomwaffenfreies Europa“, gewonnen hatten. Sie wurde bezichtigt, Antisemitin zu sein.
Auch der DKP war eine Zusammenkunft zum Thema faschistische Ausschreitungen in Odessa untersagt worden. In Gesprächen erklärte man uns, der Begriff „Antideutsche“ sei, weil er in Verruf gekommen wäre, ausgetauscht worden durch das Wort „Antinationale“. Selbstverständlich waren wir bei den Veranstaltungen anwesend. Der Saal war gefüllt mit vorwiegend jungen Menschen, die weitgehend widerspruchlos das, was ihnen dort geboten wurde, aufnahmen. Gestört haben nur wir mit unseren Ansichten. Nach den Ausführungen des ersten Referenten wurde uns endgültig klar, was es mit den „Antinationalen“ auf sich hat. Keine Kritik am USA-Imperialismus, Schuldzuweisungen nur an Rußland. Wenn man etwas gegen die Politik der USA sagte, war man Anti-Amerikaner, wenn man Verständnis für Rußland zeigte, war man ein „Russenfreund“, wenn man den Wahrheitsgehalt bürgerlicher Medien anzweifelte, war man „Verschwörungsideologe“. Kritisierte man die Siedlungspolitik Israels im Westjordangebiet und im Gazastreifen, war man Antisemit. Verleumdet wurden die Friedensbewegung, die Ostermärsche, ehrenwerte Persönlichkeiten wie Edgar Snowden, Evelyn Hecht-Galinski, Konstantin Wecker, Eugen Drewermann, die gesamte Linke, die VVN/BDA – kurzum, alle Gegner des kapitalistischen Systems und die aktivsten Friedenskämpfer.
Den Vogel schoß dann Jan Rathje von der Amadeo-Antonio-Stiftung ab, der in seinen Ausführungen über Bernie Sanders, Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei der USA, herzog. Dieser erklärte, daß 1 % der Bevölkerung der USA 50 % des Gesamtvermögens des Landes besitzen und 99 % die anderen 50 %, was in einem Verhältnis von 1 zu 99 steht.
Ich fragte ihn: „Sie verteidigen hier das kapitalistische System.“ Die Antwort: „Ja, das ist eben so.“
Anschließend erläuterte er ein Zehnpunkteprogramm mit Vorschlägen, wie man mit Kritikern umgehen müsse: isolieren, nicht wahrnehmen, ignorieren und ähnliches. So ist dann auch mit uns verfahren worden. Man hat uns die Zusammenarbeit aufgekündigt und die weitere Nutzung der Räumlichkeiten im „Freiland“ untersagt.
Was tun? Die Argumente der „Antinationalen“ sind inzwischen in Teilen der Linkspartei, in bestimmten Antifa-Gruppen, auch in linken Presseorganen zu hören. Sie wirken wie ein Spaltpilz in den antikapitalistischen Organisationen und Gruppierungen. Anklang finden sie bei Jugendlichen, weil sie aktiv gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Nazis auftreten, sie zu Gegenaktionen organisieren und das dafür nutzen, unter ihnen ihre diffusen und unserer Sache schädlichen Positionen zu verbreiten.
Der „RotFuchs“ steht für die Einheit aller wahren linken und Friedenskräfte. Den „Antinationalen“ sollten wir gemeinsam mit unseren Verbündeten eine deutliche Abfuhr erteilen. Sie sind das Werkzeug unserer ideologischen Gegner, die die größte Gefahr für ihr kapitalistisches System in der Einheit der linken Kräfte und der Friedensbewegung sehen.
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