Merkels honorige Botschafterin
beim Vatikan
Im vergangenen Jahr ist die Merkel-Vertraute Annette Schavan als Bundesbildungsministerin zurückgetreten. Im Februar 2013 hatte sie wegen Abschreibvorwürfen zunächst den Doktortitel und dann ihr Ministeramt abgeben müssen. Ihre Dissertation beschäftigte sich auch noch ausgerechnet mit dem Thema „Person und Gewissen“. Als die Vorwürfe in die Öffentlichkeit gelangten, sie habe in großem Stil abgeschrieben, und ihr dann folgerichtig der verliehene Doktortitel entzogen wurden, ging die Dame entrüstet an die Öffentlichkeit und wies alle Vorwürfe weit von sich. Als nächstes zog sie – begleitet von einer wohlwollenden Kampagne der konservativen Medien – vor Gericht, um ihren akademischen Titel zu behalten. Sie unterlag. Das Gericht überführte sie der „vorsätzlichen Täuschung“ und bestätigte die Aberkennung des Doktortitels.
Angesichts ihres persönlichen Bildungsweges ist Frau Schavan seitdem ohne Hochschulabschluß. Das hinderte sie aber nicht daran, hinter den Kulissen für eine Fortsetzung ihrer Karriere an anderer Stelle zu wirken und zu wühlen. Schlimm genug, daß Lübecks Universität die ehemalige Bildungsministerin, die mit ihrer in großen Teilen abgeschriebenen Dissertation kein Vorbild für den wissenschaftlichen Nachwuchs sein kann, ausgerechnet mit dem Trostpflaster einer Ehrendoktorwürde versehen hat! Schnell sickerten Pläne der Bundesregierung durch, Annette Schavan zur Botschafterin der BRD beim Vatikan zu machen. Dazu erklärte der Personalrat des Auswärtigen Amtes, Frau Schavan fehlten die „Eingangsvoraussetzungen für den höheren Auswärtigen Dienst“. Und weiter: Das Ministerium dürfe grundsätzlich nicht zur „Versorgungsanstalt“ für Politiker werden.
Doch die Kanzlerin und ihr Kabinett sowie die Exministerin setzten sich durch. Die „Ehren“- und Exdoktorin wird für ein monatliches Grundgehalt von 10 228,76 Euro eine der bestbezahlten Stellen des diplomatischen Dienstes der Bundesrepublik besetzen. Frau Schavan mag in den Kreisen des Vatikans und der Vatikanbank eine Reihe ähnlich schillernder Personen vorfinden, die ihren Werdegang vielleicht sogar bewundern. Spätestens beim Papst dürfte Merkels und Steinmeiers Botschafterin jedoch ähnlich wie der ehemalige Limburger Bischof Tebartz van Elst auf Ablehnung stoßen.
Franziskus wird ihr vielleicht zwei Lektionen erteilen: die eine in Bescheidenheit, die andere in der Bedeutung der zehn Gebote für eine christliche Kirche. Im achten Gebot heißt es bekanntlich: „Du sollst nicht lügen.“
Es wirft ein mehr als schlechtes Bild auf dieses Land, daß Leute, die sich selbst moralisch disqualifiziert haben, an allen Anstandsregeln vorbei in solche Ämter gehievt werden. Das Fazit dieser üblen Versorgungsaktion ist doch: Man muß nur die richtigen Leute kennen, dann geht alles!
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