RotFuchs 194 – März 2014

Mittelalter modern: Saudi-Arabien

RotFuchs-Redaktion

Die mittelalterlichen Machthaber in der vordergründig neuzeitlichen saudischen Metropole Riad erschauerten angesichts der aufeinanderfolgenden, aus ihrer Sicht finsteren, wenn auch lichtspendenden Ereignisse in Tunesien und Ägypten. Der Grund dafür lag auf der Hand. Sie hielten das zwar zum Regime-, nicht aber zum Systemwechsel führende Geschehen für leibhaftige Revolutionen. So sahen sie sich zum sofortigen Reagieren veranlaßt. Gemeinsam mit ihren islamistischen Gesinnungsbrüdern in Katar ließen die Saudis von ihnen in aller Eile aufgestellte Milizen gegen Gaddafis Libyen von der Kette und unternahmen zugleich „alles Notwendige, um auch in Jemen die geheiligte Ordnung wiederherzustellen“.

In Ägypten, wo die Dinge zeitweilig außer Kontrolle zu geraten schienen, und die Möglichkeit der abermaligen Etablierung eines proamerikanischen Regimes bis zum erneuten Machtantritt der auf Pentagon-Schulen abgerichteten Militärs zunächst fraglich war, brachte König Saud vorerst die ihm ideologisch nahestehenden, durch Riad finanziell abgesicherten Moslembrüder ins Spiel. Nachdem diese ihre Mission erfüllt hatten, wurden sie von den US-hörigen Generälen wieder in die Wüste geschickt. Dabei fiel die Möglichkeit einer kurzen und blutigen Abrechnung mit der in Ägypten lebenden Minderheit koptischer Christen ab.

Auch in Syrien bedienten sich die Saudis zunächst der Moslembrüder im Kampf gegen das „Assad-Regime“, bevor Al Kaida und andere islamistische Terrorgruppen der massiven Attacke von Söldnern aus vieler Herren Länder den Weg bahnten. Angriffsziel war die „mit Teheran unter einer Decke steckende Alawiten-Herrschaft in Damaskus“.

In den 70er Jahren hatte die iranische Revolution, wie sie von ihren Protagonisten bezeichnet wird, die Alleinherrscher des saudischen Königshauses geradezu in Panik versetzt. Nicht anders reagierten die Saudis auf den in Afghanistan von Linkskräften eingeleiteten revolutionären Prozeß. So gehörten sie zu den entschiedensten Einpeitschern und Hintermännern des als Jihad bezeichneten Heiligen Krieges.

Auch in seinem unmittelbaren Umfeld läßt Riad keine „Hilfe“ aus. So rollten saudische Panzer nach Bahrain, um die gewaltsame Niederschlagung eines Volksaufstandes zu besorgen. König Saud erwies auch Katar seine „Solidarität“, als sich dort Widerstand gegen den Machthaber zu regen begann.

Heute ist Saudi-Arabien – gemeinsam mit Katar – die entscheidende Kraft hinter den „Rebellen“ in Syrien, die es im Übermaß und ohne Unterlaß mit Spenden und tödlichen Waffen aus den USA, Großbritannien und Frankreich ausstattet. Der britische Außenminister William Hague sorgte in Abstimmung mit Riad dafür, daß das Waffenembargo für Syrien aufgehoben wurde. Zur gleichen Zeit unternimmt man alles, um die von BRD-Konzernen gelieferten Chemiewaffen der syrischen Armee restlos zu vernichten. Dabei geht es nicht um Humanität, sondern ausschließlich um eine gravierende Veränderung des militärischen Kräfteverhältnisses im Nahen und Mittleren Osten zugunsten Israels und des Imperialismus.

RF, gestützt auf „The New Correspondent“, Glasgow