Neues über die Weiße Rose
Eine informative Dokumentation zur Geschichte der Weißen Rose haben Ulrich Chaussy und Gerd R. Ueberschär erarbeitet. Sie wurde unter dem Titel „Es lebe die Freiheit!“ vom S.-Fischer-Verlag im Februar 2013 herausgebracht und weist eine neue Qualität auf. Erstmals wurden die zentralen Dokumente der Widerstandsgruppe kommentiert und historisch exakt eingeordnet, ihre bestimmenden Akteure vor dem Hintergrund des Kriegsgeschehens dargestellt. Dadurch werden einerseits die verbindenden Elemente der Sozialisation der bestimmenden Mitglieder der Gruppe, andererseits ihre unterschiedlichen Wege in den Widerstand, die individuellen Ziele ihres Wirkens und auch der jeweilige Anteil deutlich erkennbar. Die Beweggründe für die hektische Aktivität der NS-Bürokratie, den „Fall Weiße Rose“ in wenigen Tagen „abzuschließen“ – also die Akteure der Flugblattaktion zu ermorden, was bereits am 22. Februar 1943 geschah –, sind klar zu erkennen. Die Hinrichtung von Hans Scholl und Sophie Scholl sowie von Christoph Probst erfolgte nur vier Stunden nach der Urteilsverkündung. „Es handelt sich … um den schwersten Fall hochverräterischer Flugblattpropaganda, der sich während des Krieges im Altreich ereignet hat“, erklärte der Oberreichsanwalt beim „Volksgerichtshof“.
Der Band enthält alle Dokumente über die Aktion der Weißen Rose am 18. Februar 1943 in der Münchener Universität und die mutigen weiteren Aktivitäten, Reproduktionen der sechs Flugblätter, biographische Angaben zu den Beteiligten der Weißen Rose, die Anklageschrift vom 21. Februar 1943, das Urteil des „Volksgerichtshofes“ sowie die öffentliche Wahrnehmung der Widerstandsgruppe zwischen 1943 und dem Kriegsende. Hervorzuheben sind vor allem zwei erstmals veröffentlichte Dokumente: die Protokolle der Vernehmungen aller späteren Angeklagten der Weißen Rose und ein im Auftrag der Gestapo angefertigtes Gutachten des Altphilologen Prof. Richard Harder. Nach Kriegsende gelangten die Protokolle in die Hände der Roten Armee und wurden einem Moskauer Sonderarchiv zugeordnet. Jahre später übergaben die sowjetischen Behörden das Aktenmaterial der DDR. Es blieb – im Zentralen Parteiarchiv und teilweise im Archiv des MfS gelagert – bis 1990 unter Verschluß.
Im Ausland war die mutige Tat der Scholl-Gruppe sehr schnell bekannt geworden. Am 27. Juni 1943 würdigte Thomas Mann das Handeln der jungen Antifaschisten in einer Rede über BBC London.
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