Olympische Spätlese 2016
Im unmittelbaren Vorfeld der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hat das politische, militärische und wirtschaftliche Kesseltreiben der NATO gegen Rußland auch den Sport erfaßt. Die NATO strebte den Ausschluß Rußlands von den Spielen an, wenn nicht ganz durchsetzbar, dann zumindest teilweise. Den notwendigen Sprengstoff hatte ARD-„Dopingexperte“ Hajo Seppelt als verdeckter Ermittler in Rußland mit versteckter Kamera zu liefern. Sein russisches Kronzeugenehepaar hat inzwischen ein geheimgehaltenes Asyl in den USA bezogen. Wie sollte sich das IOC verhalten?
Das IOC ist zu einem milliardenschweren Geschäftsunternehmen geworden, niemandem rechenschafts- oder steuerpflichtig. Finanzielle Auswirkungen seines Tuns fallen anderen zur Last.
Es kann die Milliarden zur Pflege seiner machterhaltenden Strukturen einsetzen. Dieses Geschäftsmodell erfordert, sich weltweit alle Türen offen zu halten und sich in einer polarisierten Welt nicht einseitig festlegen zu lassen. Also delegiert man strittige Entscheidungen an andere, läßt den Dingen ihren Lauf und wäscht die eigenen Hände in Unschuld, getreu dem biblischen Vorbild Pontius Pilatus. Dieses wohlüberlegte Verhalten stößt natürlich auf Kritik aus NATO-Kreisen, in Deutschland öffentlich unterstützt durch Ines Geipel, Robert Harting und Claudia Pechstein. Die Rache folgt mit dem vollständigen Ausschluß Rußlands von den Paralympics, für die das IOC nicht zuständig ist.
Das deutsche Leistungstief von Peking und London hat sich trotz 17 Goldmedaillen mit immer weniger Plazierungen unter den ersten sechs um weitere drei Prozent verstärkt.
Kanurennsport, Schießen, Reiten und Fußball konnten nicht ausgleichen, was Schwimmen, Leichtathletik, Radsport und Fechten verloren haben. Vor einem noch größeren Einbruch wurde Deutschland durch „Randsportarten“ und Amateure bewahrt. Erstmalig hörte man auch aus Führungskreisen, daß das DDR-Erbe verbraucht sei. Hat man es denn, außer der Übernahme der gut ausgebildeten Sportler, jemals angetreten?
Wie soll man aber olympische Wettkampfergebnisse in Zukunft beurteilen, wenn im Juli bei Nachkontrollen eingefrorener Dopingproben der Spiele von Peking und London 98 Dopingverstöße festgestellt und nachträglich massenhaft Medaillen und Plazierungen neu verteilt werden? Wenn im September vor Gericht ein Versuch des USA-Schwimmverbandes wegen Verjährung scheitert, der DDR ihre Medaillen der Spiele von 1976 in Montreal abzuerkennen, um nachträglich die Niederlage gegen die DDR zu korrigieren? Wenn Einkauf und Einbürgerung ausländischer Profisportler an die Stelle eigener sportlicher Entwicklungsarbeit tritt? Welcher Dopingjäger glaubt, in einer Welt des Profisportes, wo es vor allem um Geld geht, den Pharmakonzernen ein Milliardengeschäft verderben zu können? Welchen Bestandswert haben unter diesen Bedingungen noch olympische Leistungen?
Was bleibt also, außer einer sehenswerten Schau, von Olympia übrig? Eine GmbH – Großsportveranstaltung mit beschränkter Haftung.
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