Breites Spektrum linker Kräfte
würdigte die Befreier vom Faschismus
Patrik Köbele sprach in Rostock
Unsere Regionalgruppe hatte in kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit weiteren linksorientierten Vereinen, Organisationen und Parteien eine fünfteilige Veranstaltungsreihe zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus vorbereitet.
Daran beteiligten sich u. a. das Rostocker Friedensbündnis, die hiesigen Gruppen der SDAJ und der DKP, die VVN-BdA Rostock, die Kommunistische Plattform der Partei Die Linke in Mecklenburg-Vorpommern, der Verband zur Pflege der Tradition der NVA und der Grenztruppen der DDR, Regionalgruppe Rostock, die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e. V. (GRH) und die Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung (ISOR).
Die abschließende Hauptveranstaltung fand in der Gaststätte „Nordlicht“ im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen statt. Dort war 1992 von rechtsextremen Gewalttätern ein verbrecherischer Brandanschlag rechter Gewalttäter auf das Ausländerwohnheim für Vietnamesen erfolgt.
Aufgrund des von uns solidarisch unterstützten Streiks der Lokomotivführergewerkschaft GDL konnten der Referent, Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, und der Liedermacher Achim Bigus nicht wie vorgesehen anreisen. Dennoch fehlten sie bei der Veranstaltung nicht. Patrik hatte sich kurzerhand in sein Auto gesetzt und die lange Fahrt aus Essen auf sich genommen, während unser Vorstandsmitglied Uwe Kramp auf Anhieb bereit war, Achim aus Hamburg abzuholen.
Der Chor der Volkssolidarität leitete gemeinsam mit Kindern aus der Jüdischen Gemeinde das bewegende Programm ein. Bekannte Lieder – in Russisch und Deutsch vorgetragen – animierten viele Gäste zum Mitsingen.
Im Programm besaß der Wunsch nach Frieden absoluten Vorrang, aber auch das Erinnern an das von den deutschen Faschisten über die Völker der UdSSR gebrachte Leid. Ein jüdisches Lied „Mandelzweig soll blühen“ sowie „Katjuscha“ und „Kalinka“, aber auch der „einfache Frieden“ von Gisela Steineckert/Klaus Schneider und „Immer lebe die Sonne“ riefen bei den Zuhörern tiefe Gefühle hervor.
Das Chorprogramm hätte es verdient gehabt, für sich allein gewürdigt zu werden. Danke, Renate Schaller!
Bevor Patrik Köbele die Gedenkrede hielt, trug Achim Bigus Widerstands- und Partisanenlieder vor.
Patrik verwies eingangs darauf, daß er eine ganz andere Biographie als die meisten Anwesenden habe, da er als Westdeutscher aus jenem Teil der BRD komme, in dem der 8. Mai stets nur als Tag der Kapitulation und Niederlage betrachtet worden sei.
Die deutschen Kommunisten um Ernst Thälmann hätten frühzeitig vor dem aufkommenden Faschismus gewarnt. Ihre Wertung: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg“ habe sich als richtig erwiesen und dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Der DKP-Vorsitzende forderte dazu auf, den Widerstand von Kommunisten, standhaften Sozialdemokraten, Christen und anderen aufrechten Antifaschisten gegen die Nazi-Diktatur stets in Ehren zu halten und mit aller Entschiedenheit gegen jegliche Formen der Geschichtsverfälschung aufzutreten. Die Tatsache, daß das sowjetische Volk die Hauptlast des Krieges getragen und den größten Anteil an der Zerschlagung des Faschismus gehabt habe, müsse im Bewußtsein möglichst vieler Menschen erhalten bleiben. Dabei dürfe man nicht den Mut und die Leistungen von Angehörigen der anderen Armeen der Antihitlerkoalition geringschätzen. Dennoch sei die Frage legitim, warum die Regierungen der USA und Großbritanniens erst so spät die zweite Front eröffnet hätten.
In seiner frei und sehr emotional vorgetragenen Rede würdigte Patrik die Errungenschaften der DDR, die mit der konsequenten Verfolgung von Kriegs- und Naziverbrechern sowie der Überführung der entscheidenden Produktionsmittel in Volkseigentum Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden geschaffen habe.
Am Schluß der Veranstaltung wurde nicht nur den Akteuren, sondern auch allen Organisationen und Vereinen, die sich an der Veranstaltungsreihe beteiligten, herzlich gedankt. Sie hatten gemeinsam den Beweis erbracht, daß es möglich ist, zu wichtigen Anlässen unterschiedliche linke und antifaschistische Kräfte zusammenzuführen. Dabei sollten absolute Gleichberechtigung und Solidarität untereinander – auch bei differierenden Positionen in dieser oder jener Frage – an erster Stelle stehen.
Um so bedauerlicher war die Tatsache, daß sich der Vorstand des Kreisverbandes Rostock der Partei Die Linke nicht zu einer Zusammenarbeit mit den eingangs erwähnten Kräften bereit erklärte, obwohl ein großer Teil der Basismitglieder diese Verweigerung bedauert.
Ungeachtet dessen werden wir auch in Zukunft die Aktionseinheit aller linken und antifaschistischen Kräfte auf der Grundlage fairen Miteinanders suchen.
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