Briefmarken offenbaren den Charakter eines Staates
Philatelistische Visitenkarte der DDR (6)
Während das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Entschädigung von Angehörigen der Opfer des barbarischen Luftangriffs auf das serbische Städtchen Varvarin durch NATO-Flugzeuge, zu deren Verband auch Maschinen der Bundesluftwaffe gehörten, ohne Skrupel zurückwies, wurde im französischen Oradour-sur-Glane eine rührselige Show in Szene gesetzt. Bundespräsident Joachim Gauck, dessen Vater ein hoher Nazi-Offizier war, schloß an der Stätte deutscher faschistischer Kriegsverbrechen den französischen Staatschef und Pseudo-Sozialdemokraten François Hollande tränenreich in die Arme.
Demgegenüber ehrte die DDR – der von Männern und Frauen des Widerstandes gegründete deutsche Staat des Friedens, der Völkerfreundschaft und des Antifaschismus – herausragende Persönlichkeiten des Kampfes gegen die Hitlertyrannei auch philatelistisch auf eindrucksvolle Weise. Dreimal – 1962, 1972 und 1982 – erinnerte ihr Ministerium für Post- und Fernmeldewesen durch graphisch einprägsam gestaltete Postwertzeichen an Georgi Dimitroff – den Helden von Leipzig –, der im Reichstagsbrandprozeß als bulgarischer Kommunist und späterer Generalsekretär der Komintern den in der Pose eines Anklägers auftretenden Hitler-Intimus Hermann Göring zum Angeklagten gemacht hatte. Solche Marken wären den postalisch Verantwortlichen des Staates der Globkes und Oberländers – schwerbelasteter Nazis im unmittelbaren Umfeld des ersten BRD-Kanzlers Konrad Adenauer – wohl kaum in den Sinn gekommen.
Der deutsche Kommunist und Held der Sowjetunion Dr. Richard Sorge, der Moskau als dessen Kundschafter in der Tokioter Nazibotschaft – ohne bei Stalin ein Echo zu finden – als erster über das Datum des bevorstehenden Überfalls auf die UdSSR unterrichtet hatte, erfuhr durch die DDR 1976 dieselbe Würdigung.
Die Deutsche Post ehrte mit ihren Editionen ermordete Antifaschisten vieler Länder Europas, darunter die französische Résistance-Kämpferin Danielle Casanova, den Tschechen Julius Fučik, dessen „Reportage unter dem Strang geschrieben“ in aller Welt Verbreitung fand, die niederländische Studentin Johanna Janetje Schaft, den Generalsekretär der Polnischen Arbeiterpartei Paweł Finder, die sowjetische Partisanin Soja Kosmodemjanskaja, den belgischen Schriftsteller René Blieck, den österreichischen Wissenschaftler Alfred Klahr, den spanischen Arbeiterführer José Diaz, den ungarischen Parteijournalisten Julius Alpari und die sieben Brüder Cervi, die als italienische Partisanen allesamt ihr Leben geopfert hatten.
Die Frage, ob die BRD – der imperialistische deutsche Staat – wohl ähnliches zu bieten hat, erledigt sich von selbst. Der beschränkt sich auf die Verhöhnung der Opfer von Varvarin und theatralische Gesten eines in leeren Worthülsen geübten Politikasters mit Kanzelerfahrung.
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