Briefmarken offenbaren den Charakter eines Staates
Philatelistische Visitenkarte der DDR
(Teil 9)
Die DDR wäre ihrer Klassennatur nach kein sozialistischer Staat gewesen, hätte sie sich nicht als Arbeiter-und-Bauern-Macht definiert. Ihre sozialen Strukturen waren auch organisatorisch stabil untersetzt. In den frühen Jahren nach der demokratischen Bodenreform spielte vor allem die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe/Bäuerliche Handelsgenossenschaft (VdgB/BHG) eine maßgebliche Rolle. Ihre Aufgabe war es nicht zuletzt, der Landbevölkerung im allgemeinen und den Inhabern einzelbäuerlicher Betriebe im besonderen den „Schritt vom Ich zum Wir“ nahezubringen und zu erleichtern. „Das Dorf“ und die dort Lebenden waren auch in der politischen Struktur des Landes fest verankert.
Zu den vier anderen Parteien der DDR – sie alle erkannten die führende Rolle der Arbeiterklasse und der SED an – gehörte neben die Mittelständler und Freiberufler, zumindest partiell, vertretenden Liberal- und Nationaldemokraten aus LDPD und NDPD sowie der DDR-CDU als der Partei in den sozialistischen Aufbau einbezogener Christen auch die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD). Mit der SED war sie auf dem Lande eine starke und allenthalben präsente gesellschaftsverändernde Kraft, deren aktives Wirken bei der zunächst schrittweisen, dann aber umfassenden sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft unverzichtbar war.
Mandatsträger der DBD gehörten sämtlichen gewählten Organen der Staatsmacht an – sie waren von der Gemeindevertretung bis zum Staatsrat der DDR in diesen fest verankert. Um es konkret zu machen: Der leider verstorbene langjährige „RotFuchs“-Mitstreiter Leonhard Helmschrott – er gehörte später der DKP an – versah nicht nur die Aufgaben des Chefredakteurs der DBD-Tageszeitung „Bauernecho“, sondern leitete zeitweilig auch die Volkskammerfraktion seiner Partei und war Mitglied des Staatsrates. – Das Gewicht einzel- und genossenschaftsbäuerlicher Kräfte, die ebenfalls Eigentümer ihres Grund und Bodens geblieben waren, diesen aber wie ihr Vieh zwar oftmals zögernd, am Ende aber recht bewußt in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) eingebracht hatten, widerspiegelten nicht zuletzt auch etliche Serien graphisch eindrucksvoll gestalteter Postwertzeichen. Im Laufe der Jahre erschienen, zeugten sie von der technisch-organisatorischen und sozialen Entwicklung auf dem Lande und brachten das Gewicht der den Staat mittragenden Klasse zum Ausdruck.
Heute machen wir unsere Leser mit einer kleinen Auswahl von DDR-Briefmarken bekannt, die in einem Staat der Kapitalisten und Großagrarier wohl kaum denkbar gewesen wären. Es handelt sich um die Serien „Zehn Jahre Bodenreform“ (1955) und „Moderne Technik in der Landwirtschaft“ (1977) sowie die Einzel-Edition 35 Jahre LPG (1987).
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