USA-Realität:
Ein schwarzer Präsident und Schwarze als Freiwild
Polizisten auf Menschenjagd
Die jüngsten rassistischen Polizeiattacken im Süden der Vereinigten Staaten haben die Aufmerksamkeit auf eine neue Konjunktur im Gebrauch rassistischer Symbole und Traditionen gelenkt, die aufs engste mit Amerikas Sklavenhalter-Vergangenheit verbunden waren, schrieb der australische Publizist Rob Gowland in seiner wöchentlichen „Guardian“-Kolumne. „Das Hissen der blutgetränkten Flagge der Südstaatler-Konföderierten über dem Capitol des Bundesstaates Alabama war das jüngste Beispiel rassistischer Exzesse dieser Art.“
Die Losung „Es gibt keinen anderen Weg als den amerikanischen“ hat auch in der Gegenwart ihren Hintersinn nicht verloren. Das halbe Jahrhundert des Zurückweichens der nach wie vor machtvollen und einflußreichen Schwarzenhasser vor Martin Luther Kings damals sogar vom Weißen Haus zähneknirschend in Rechnung gestellter Bürgerrechtsbewegung ist Geschichte. Inzwischen greifen die eigentlichen Machthaber des Landes, besonders aber deren extrem rassistische Polizei, wieder auf ihre alten Methoden zurück. Der von bis an die Zähne bewaffneten Bütteln ausgehende pauschale Terror gegen Schwarze potenzierte sich jüngst in zwei grausigen Verbrechen uniformierter „Ordnungshüter“.
Entsetzen erfaßte Millionen redlicher US-Bürger, als die offizielle Reaktion auf den polizeilichen Mord an dem zwölfjährigen Afroamerikaner Tamir Rice aus Cleveland bekannt wurde.
Eine Park-Überwachungskamera hatte das Geschehen im November 2014 minutiös aufgezeichnet. Die Bilder zeigten Tamir zunächst beim Herumspazieren auf dem Gelände eines Erholungszentrums. Im Picknick-Pavillon sitzend, zeigte er dann einen Gegenstand, der später als Spielzeugpistole identifiziert wurde. Plötzlich fuhr eine aus zwei Mann bestehende motorisierte Polizeistreife vorbei. Timothy Loehmann, ein als besonders übler Schwarzenhasser bekannter Beamter, sprang mit entsicherter Waffe aus dem Jeep und schoß das Kind nur Sekunden später in den Leib. Keiner der beiden Polizisten leistete dem Schwerverletzten Erste Hilfe. Als Tamirs 14jährige Schwester Tajai das Recreation Center verließ, um ihrem Bruder zu helfen, legten ihr die Beamten Handschellen an. Auch seine Mutter Samaria wurde hart bedrängt. Als schließlich ein herbeigerufener Ambulanzwagen den schwerverletzten Schüler ins Krankenhaus der County brachte, war es bereits zu spät. Neun Stunden danach starb Tamir. Bis zum Frühherbst 2015 war das Verbrechen noch immer nicht geahndet. Mr. McGinty, Staatsanwalt der Cuyahoga County, wurde eine von 60 000 Bürgern unterzeichnete Petition mit der Forderung nach Aburteilung des Täters übergeben. Der reichte die Eingabe postwendend an den zuständige Richter in Cleveland weiter. Dieser leitete weder ein Verfahren ein, noch ließ er den uniformierten Mörder arretieren, sondern gab die Akte einfach an McGinty zurück. Es werde seine Zeit dauern, bis sich eine Grand Jury des Falles annehmen werde, ließ ein Sprecher der Staatsanwaltschaft verlauten.
Nicht minder gespenstisch waren auch die Umstände der Festnahme, Arretierung und des angeblichen Selbstmordes der 28jährigen Afroamerikanerin Sandra Bland. Die von ihren Freunden als lebenslustig und optimistisch beschriebene junge Frau hatte am 10. Juli bei einem renommierten College in Texas, dessen Studentin sie gewesen war, mit Aussicht auf Erfolg um eine Anstellung nachsuchen wollen. Dazu war sie mit dem Auto in Chicago aufgebrochen und wollte nach dem texanischen Prairie View, als sie plötzlich durch einen weißen Polizisten herausgewunken wurde. Der Beamte zerrte Sandra gewaltsam aus dem Wagen und beschuldigte sie, einen Fahrbahnwechsel nicht angezeigt zu haben.
Der Polizist bedrohte die junge Frau mit gezogener Waffe und brachte sie dann gefesselt zum Gefängnis von Hempstead, dessen Leiter Sheriff R. Glenn Smith eine lange Latte an Schwarzen begangener Willkürakte auf dem Gewissen hat. In dessen „Obhut“ blieb sie drei Tage, bis Freunde die geforderte Kaution von 5000 Dollar gestellt hatten. In Kenntnis ihrer unmittelbar bevorstehenden Freilassung soll sich Sandra Bland – Polizeiangaben zufolge – in ihrer Zelle erhängt haben. Landesweit wurden in den USA mehr als 300 000 Unterschriften für eine Petition mit der Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung des dubiosen Geschehens gesammelt.
RF, gestützt auf „People’s World“, New York
Nachricht 896 von 2043