„RotFuchs“-Wegbereiter (Teil 9):
Ghassem Niknafs
Als Kind einer Beamtenfamilie 1942 in Iran geboren, habe ich sehr früh die Brutalität des Imperialismus in meiner Heimat kennenlernen müssen. Als Zehnjähriger war ich Zeuge des US-gelenkten Militärputsches gegen Irans nationale Regierung Mossadegh, wobei ein Mitschüler von den Putschisten angeschossen wurde. Der Polizeichef meiner Geburtsstadt Kerman, ein Mitstreiter Mossadeghs, wurde von den Söldnern der Putschisten zuerst mit Schlagstöcken malträtiert und dann durch Messerstiche ermordet. Es folgte die Hinrichtung unzähliger Patrioten – vor allem von Offizieren der Armee, die der Tudeh-Partei angehörten. Tausende und aber Tausende Demokraten wurden festgenommen, Wellen furchtbaren Terrors prägten auf Dauer auch die neuere Geschichte Irans.
Mein Leben und Lernen in der BRD begann mit einer Besichtigung der „Berliner Mauer“ im Rahmen einer Klassenreise. Drei meiner unbelehrbaren Lehrer am Studienkolleg Hamburg erzählten im Unterricht immer neue Horrorgeschichten aus der Zeit ihrer Kriegsgefangenschaft in der UdSSR. Sie taten das so, als hätte man sie dorthin zu einer Urlaubsreise eingeladen.
Beim Besuch des Schahs im Jahre 1967 prügelten die aus Teheran mitgebrachten Schlägertrupps unter BRD-Polizeischutz auf iranische Demokraten ein, während uns als den konsequentesten Gegnern der Diktatur Prozesse wegen „Landfriedensbruchs“ angehängt wurden!
Doch das Leben hierzulande eröffnete uns auch größere Chancen: Einerseits ließen sich gewisse demokratische Spielräume für Protestaktionen gegen die Willkür in Iran nutzen, andererseits hatten wir jetzt – vor allem dank der Existenz der DDR – Zugang zur Literatur der marxistischen Klassiker, was uns politische Zusammenhänge besser verstehen ließ.
Die Kraft der internationalen Solidarität überwand oftmals Terror und Unterdrückung in meiner Heimat. So mußte das Todesurteil gegen den derzeitigen Generalsekretär der kommunistischen Tudeh-Partei noch unter dem Schahregime aufgehoben werden. Allerdings konnte er erst im Zuge der Revolution von 1979 aus der Haft befreit werden. Auch in der Islamischen Republik, die dem folgte, zeigte der internationale Druck Wirkung.
Die Niederlage des Sozialismus und die Annexion der DDR versetzten den Fortschrittskräften Europas einen schweren Schlag. In der BRD konnten – aus meiner Sicht – leider allzuwenig links Eingestellte begreifen, von welcher zentralen Bedeutung es hätte sein müssen, die Errungenschaften der DDR zu verinnerlichen und zu verteidigen.
Während des 13. Parteitags der DKP, deren Mitglied ich auch bin, lernte ich 1997 Genossen Klaus Steiniger kennen, der damals Berliner Bezirksvorsitzeder der Partei und Redakteur der Zeitschrift „Anstoß“ war. Mit großem Interesse verfolgte ich das Wirken der eine gewisse Rolle im Kampf gegen opportunistische Tendenzen innerhalb der Partei spielenden Gruppe Berlin-Nordost. Seit Jahren gehöre ich dem Vorstand des RF-Fördervereins an. Heute ist der „RotFuchs“ als marxistische Publikation aus der politischen Landschaft der BRD nicht mehr wegzudenken. Ich betrachte ihn als Orientierungspunkt bei der Suche nach einer gemeinsamen Basis organisierter und nichtorganisierter Kommunisten, Sozialisten und anderer fortschrittlicher Kräfte. Auch auf internationaler Ebene unterstützt die Zeitschrift klassenorientiert, zuverlässig und wegweisend deren vielfältige Kämpfe.
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