Spanienkrieg und proletarischer Internationalismus
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
ich freue mich, hier auf der Gedenkveranstaltung zum 72. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns, an den 80. Jahrestag des Beginns des Spanischen Krieges 1936–1939 – landläufig unzutreffend Spanischer Bürgerkrieg genannt – zu erinnern. Man kann sehr wohl sagen, daß der 2. Weltkrieg auf europäischem Boden 1936 in Spanien begann.
Mein Name ist Reinhardt Silbermann. Ich vertrete die Initiative Antifaschistische Hafentage Hamburg „Wolf Hoffmann“. Wolf Hoffmann war ein einfacher Seemann, er war Spanienkämpfer und wurde 1942 im KZ Groß Rosen von den Faschisten ermordet. Er ist Symbol für viele einfache Arbeiter, die im Kampf gegen Faschismus und für eine Welt ohne Ausbeutung und Krieg ihr Leben ließen.
Der Spanische Krieg begann im Juli 1936 mit einem Militärputsch Francos, um die rechtmäßig gewählte Volksfrontregierung zu stürzen. Spanien war zu dem Zeitpunkt eines der rückständigsten Länder Europas, geknebelt von reaktionären Kräften der Aristokratie, Großgrundbesitzer, Kapitalisten, dem Staat und der katholischen Kirche. Es war gezeichnet u. a. von Analphabetentum und mittelalterlicher Armut. Spanische Arbeiter und Bauern gingen teils mit bloßen Händen gegen die revoltierenden Militärs vor und besiegten sie an vielen Orten. Außerhalb Spaniens entstand eine beispiellose Welle der Solidarität. Tausende Freiwillige aus über 50 Ländern, im wesentlichen Arbeiter und davon in ihrer Mehrzahl Kommunisten, gingen auf gefährlichen Wegen über die Pyrenäen und über den Seeweg nach Spanien, um mit der Waffe in der Hand den Faschismus zu bekämpfen. Denen, die gingen, war klar: geht der Kampf verloren, gibt es einen 2. Weltkrieg.
Die Volksfront, bestehend aus verschiedenen fortschrittlichen Strömungen, war die Hoffnung vieler Millionen auf eine menschenwürdige Existenz. In dieser Volksfront hatten die bürgerlichen Parteien die Mehrheit. Für den Großteil der Spanier stand der Sieg über die Faschisten an erster Stelle und nicht die linksradikalen Hinterlandexperimente, ausgedacht weit weg von der Front. Die Masse der Spanier erkannte sehr schnell, wer am effektivsten im Kampf gegen die Faschisten an vorderster Front stand – das waren die Kommunisten. Erwähnt sei hier nur das berühmte 5. Regiment, beispielhaft im Kampf und in der Disziplin. Die Mitgliederzahl der Kommunistischen Partei Spaniens wuchs in wenigen Monaten um das Vielfache – und das nur, weil es Moskau oder die Moskauer Führung so wollte? Es waren sowjetische Panzer, die die Faschisten vor Madrid zurückschlugen und sowjetische Flugzeuge, die großen Anteil am Sieg bei Guadalajara hatten. Die Spanier sahen, wer ihre Freunde waren und unterstützten die Forderung der Kommunisten, die Faschisten zu besiegen und die Republik zur retten.
Eng ist der Spanische Krieg mit den Namen unserer Transport- und Hafenarbeiter Ernst Thälmann und Etkar André verbunden. Bereits 1936 trugen Bataillone den Namen Ernst Thälmann, Etkar André und 1937 auch den Namen Hans Beimlers. Das erste Bataillon der Internationalen Brigaden, das Bataillon „Etkar André“ verhinderte mit den Bruderbataillonen „Commune de Paris“ und „Dombrowski“ und mit den Kolonnen Duruttis den Einfall der Faschisten nach Madrid. Hitler und Mussolini unterstützten sofort die Putschisten mit Soldaten und modernsten Waffen. Und wer half der Spanischen Republik? Die Antwort der westlichen Demokratien während des gesamten Krieges war Nichteinmischung. Anfänglich vertraute die Sowjetunion dieser Vereinbarung. Jedoch erkannte sie sehr schnell die Verlogenheit dieser sogenannten Nichteinmischung. Man sah, daß die westlichen Demokratien mit den Faschisten sympathisierten und in der Volksfront die rote Gefahr sahen. Unter dem Druck der konservativen Regierung Englands und französischer konservativer Kreise annullierte Frankreich bereits abgeschlossene Waffenlieferungsverträge und sperrte die Lieferung bereits bezahlter Waffen und Flugzeuge an die Spanische Republik. Und nicht nur das, man machte auch Geschäfte mit den Faschisten. Die USA, die nicht dem Nichteinmischungskommitee angehörten, setzten der Verlogenheit der „Nichteinmischung“ noch die Krone auf. US-Konzerne schickten verdeckte Lieferungen von Kriegsmaterial an Franco: Bomben, Treibstoff und Fahrzeuge! US-Firmen lieferten den Francofaschisten mehr LKWs als Nazideutschland und Italien zusammen!
Nur die Sowjetunion und – mehr moralisch – Mexiko unterstützten die Republik mit Versorgungsgütern und Waffen. Es war aufgrund der Seeblockade sehr schwierig, die Republik zu versorgen – einer Seeblockade, die übrigens England und Frankreich gemeinsam mit Nazideutschland und Italien durchführten. Die französische Republik ließ während der gesamten Kriegsdauer fast keine sowjetischen Waffen über die Grenze nach Spanien. So standen u. a. Anfang 1939 Hunderte sowjetischer Flugzeuge an der französischen Grenze, ohne diese passieren zu können!
Nachfolgende Behauptungen werden bis heute in linken Kreisen verbreitet und sind leider in diesem Jubiläumsjahr eingepackt in primitivsten Antikommunismus und Antisowjetismus. Es wird z. B. schlichtweg behauptet, die Sowjetunion habe die Aushändigung des spanischen Goldschatzes zur Bedingung von Hilfs- und Waffenlieferungen gemacht. Das ist falsch! Gerne wird auch unterstellt, daß hauptsächlich nur alte Waffen geliefert wurden. Auch das ist falsch! Der Anteil an älteren Gewehren war nur unbedeutend. Eine weitere Behauptung ist, die Sowjetunion habe die Waffenlieferungen 1938 eingestellt. Auch das ist gelogen!
Ein weiteres Beispiel: Ich zitiere einen von einer großen linken Stiftung geförderten „Historiker“: „Kommunisten drängten die Revolution durch Entführungen, Folter und Morde zurück.“ Diese Aussage ist eine gezielte Verleumdung! Die tragischen Mai-Ereignisse 1937 in Barcelona mit Hunderten von Toten werden somit in der logischen Konsequenz den Kommunisten angelastet. Angefacht wurden diese Kämpfe aber nachweislich von Hinterlandrevoluzzern und Linksradikalen in Katalonien. In verachtenswerter Weise hetzten diese Elemente Arbeiter gegen Arbeiter. Wer aber Arbeiter auf Arbeiter hetzt, ist ein Feind der Arbeiterklasse und verliert jede Legitimation, in ihrem Namen sprechen zu dürfen.
Diese heutigen Antikommunisten werden nie begreifen, daß proletarischer Internationalismus die tragende Säule der sozialistischen Sowjetunion war. Woher sollen sie es auch wissen, denn ihre Sichtweise entspricht ihrer Klassenlage, nämlich der von kleinbürgerlichen Krämerseelen. Sie haben Meinungen, aber keinen Klassenstandpunkt.
Wir haben nach der Konterrevolution diesen notorischen Lügnern und Antikommunisten im Gewand des Antisowjetismus allzuleicht das Feld überlassen.
Setzen wir ihnen unseren festen Klassenstandpunkt entgegen und entlarven wir ihre Lügen! Würdigen wir den selbstlosen Kampf unserer Interbrigadisten im Geiste Ernst Thälmanns!
Ich grüße euch aus der Stadt Ernst Thälmanns mit dem Ruf der Massen aus dem Spanischen Krieg:
Viva Rusia! Viva Brigadas Internacionales!
Viva la Republica! No Pasaran!
Rot Front!
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