„Spiegel“-Fechterei
Wie man bürgerliche Geschichtsklitterung mit vorgetäuschter Sachkunde auf die Spitze treibt, führt uns diese Annonce des „Spiegel“-Buchverlages vor Augen. Der Erste Weltkrieg hat weder mit imperialistischer Aggression noch mit vielmillionenfachem Völkermord etwas zu tun, sondern war – hört man auf den Klang der Werbetrommel aus Hamburg – lediglich eine „Katastrophe“. Deren „Geschichte“ wird nun als etwas Unabwendbares erzählt.
Dieses Quasi-Naturereignis, das an einen Vulkan-„Ausbruch“ erinnern soll und in dessen Gefolge 15 Millionen Menschen massakriert wurden, hat – wie man immerhin erfährt – zum „Zerfall“ einst mächtiger Imperien geführt. Noch immer „treibt uns“ – wie die „Spiegel“-Autoren meinen – „diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts um“.
Allein das Wort „Urkatastrophe“ – es handelt sich dabei vermutlich um die Steigerungsform des im Titel gewählten Falschbegriffs „Katastrophe“ – offenbart die ganze Methodik reaktionärer Ablenkung und Verschleierung. In Wahrheit war die „Urkatastrophe“ nämlich ein gigantisches Genozid-Verbrechen imperialistischer Mächte, bei dem das kaiserlich-kapitalistische Deutsche Reich die Rolle des sprungbereiten Auslösers übernahm.
Der erste Weltkrieg forderte mehr als 15 Millionen Tote, er zerstörte weite Teile Europas und führte zum Zerfall einst mächtiger Imperien. Hundert Jahre nach dem Ausbruch des Krieges im Sommer 1914 zeigen Historiker und SPIEGEL-Autoren, warum diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts uns bis heute umtreibt.
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