RotFuchs 235 – August 2017

Stimmen aus aller Welt über die DDR

RotFuchs-Redaktion

Solange der sozialistische deutsche Staat, die DDR, existierte, haben sich immer wieder Persönlichkeiten aus der ganzen Welt bei oder nach Besuchen über die DDR geäußert. Zum 30. Jahrestag am 7. Oktober 1979 hat die Auslandspresseagentur Panorama DDR über hundert solcher Stellungnahmen in einem Buch vereint.

Entstanden ist so ein Mosaik persönlicher Erfahrungen und Erkenntnisse, die jeweils ein Stück gesellschaftlicher Wirklichkeit widerspiegeln. Stellvertretend für die anderen veröffentlichen wir hier einige dieser Äußerungen – Älteren zur Erin­nerung, Jüngeren zur Verdeutlichung dessen, was die DDR für die Welt – und für uns – war.

Marie Jarošová

Marie Jarošová

Stellvertreterin des Vorsitzenden
des Tschechischen Nationalrates,
Vorsitzende des Ortsausschusses in Lidice
(1920–1998)

Der erste deutsche sozialistische Staat in der Geschichte hat viel erreicht, was zu seinem wachsenden Ansehen in der Welt beiträgt. Wir Tschechen und Slowaken freuen uns über seine Erfolge und sind glücklich, nach den vielen Jahren Feindschaft einen deutschen Staat zum Nachbarn zu haben, mit dem uns eine feste Freundschaft und friedliche Zusammenarbeit verbinden.

Jahrestage pflegen eine geeignete Gelegenheit zur Rückschau auf das Erreichte zu sein. Und wenn ich in die Vergangenheit zurückblicke, dann kann ich nicht anders beginnen als mit der für unsere Völker schwersten Zeit. Ich bin eine der Frauen, die von den Hitlerfaschisten nach der Ausrottung von Lidice am 10. Juni 1942 ins Kon­zentrationslager Ravensbrück gebracht wurde. Dort, wo Frauen aus 18 Nationen gefangengehalten wurden, habe ich auch deutsche Kommunistinnen und andere Demokratinnen kennengelernt, die uns mit ihrem unbeugsamen Widerstand gegen den Faschismus Mut und Kraft gaben. Vielen von uns haben sie das Leben gerettet und ließen uns ihre unermüdliche Fürsorge zuteil werden. Nach der Befreiung sahen wir Deutschland in Schutt und Trümmern.

Jahre später kam ich in die DDR und be-merkte überall großen Elan und Begeisterung für den friedlichen sozialistischen Aufbau. An den leitenden Stellen saßen Menschen, deren antifaschistische Vergangenheit die Gewähr dafür bot, daß sich die Geschichte nicht wiederholen kann. Ich konnte mich auch davon überzeugen, daß die Jugend im Geiste des Humanismus, der Demokratie und der Völkerverständigung erzogen wird.

Im Jahre 1955 wurde in Lidice der Garten der Freundschaft und des Friedens ange­legt. Es war ein Symbol, daß die erste Sendung von 8000 Rosenstöcken aus der DDR kam und von Rosa Thälmann, der Witwe des großen Kommunisten und Kämpfers gegen den Faschismus Ernst Thälmann, überbracht wurde.

Prof. Jao de Freitas Branco

Prof. Jao de Freitas Branco

Musikwissenschaftler,
Präsident der Gesellschaft Portugal–DDR
(1922–1989)

Ich kenne die DDR aus persönlichem Erleben fast zwanzig Jahre, und ich glaube, über viele Aspekte des Lebens in diesem Land und seiner Entwicklung gut informiert zu sein. Ich habe in dieser Zeit die Gewißheit über einen nicht nur stän­digen, sondern auch gleichbleibend großen und bewunderungswürdigen Fortschritt erlangt. Wenn man mich fragen würde, auf welchem Gebiet ich diese kontinuierliche Entwicklung am meisten gespürt habe, dann würde ich vor allem zwei Aspekte nen­nen: den Städtebau und -Wiederaufbau und das Leben der Bevölkerung, das sich im Bild der Straßen, im Äußeren der Menschen und ihren Aktivitäten widerspiegelt.

Wenn ich diese beiden Gesichtspunkte besonders anführe, dann, weil ich sie für grundlegend halte. Denn was den Städtebau betrifft, so setzt seine so offensichtliche und beeindruckende Entwicklung eine ausgezeichnete Planung, Methodik und prak­tische Arbeitskapazität voraus, die zutiefst Ausdruck des Wertes und der Wirksam­keit eines Staates sind. Was den zweiten Aspekt betrifft, so meine ich, daß der wach­sende Wohlstand, die ständig sichtbare allgemeine Lebensfreude des Volkes der DDR einen wesentlichen ethischen Wert im Sinne von „Mens sana in corpore sano“ besit­zen, wie ich ihn in Ländern der kapitalistischen Welt nicht getroffen habe.

Ich hatte einmal die Gelegenheit, am Tag der Wahlen zu den Volksvertretungen in der DDR fünf oder sechs Wahllokale aufzusuchen und mich mit den Wählern zu unterhal­ten. Es waren Bürger mit den unterschiedlichsten Berufen, vom Theaterangestellten bis hin zur Ärztin, die auch verschiedenen politischen Parteien angehörten. Ich ge­langte am Ende zu der Schlußfolgerung, daß mit ungeheurer Ernsthaftigkeit gear­beitet wurde, um die Interessen aller zu berücksichtigen. Und so waren die Wähler fest davon überzeugt, ihr gemeinsames Programm der Fortführung des wirtschaft­lichen und sozialkulturellen Fortschritts des Volkes verwirklichen zu können.

Als Musikliebhaber kann ich nicht umhin, auch die hohe Qualität des Musikschaffens in der DDR zu erwähnen. Davon überzeugten mich nicht zuletzt zwei äußerst bemer­kenswerte Aufführungen in der Komischen Oper Berlin und in Dresden – letztere er­lebte ich im Rahmen der herrlichen Musikfestspiele im Mai/Juni 1978. Es waren zwei Werke mit progressivem Inhalt, die jedoch nichts rein Propagandistisches oder ober­flächlich Tendenziöses an sich haben – ich meine die Opern „Schuhu und die fliegende Prinzessin“ (nach Peter Hacks) von Udo Zimmermann und „Litauische Claviere“ (nach Johannes Bobrowski) von Rainer Kunad.

Was ich von meinem beruflichen Standpunkt aus am meisten bewundere – und wo­rauf ich als Portugiese in gewisser Weise neidisch bin, ist außerdem der beispielge­bende Umfang und die Vollständigkeit des Musiklebens in der DDR, das aus einem ganzen Bildungssystem hervorgeht und der geistig-kulturellen Bereicherung des Volkes dient. Dies geschieht stets im Sinne einer ethisch-sozialen Integration, die auf und durch das kollektive Bewußtsein orientiert ist, die auf die freundschaftliche An­näherung der Völker und somit auf den Frieden gerichtet ist.

Enrique Pastorino

Enrique Pastorino

Generalsekretär des Weltgewerkschaftsbundes (WGB)
(1918–1995)

Was ich fühle, fühlen sicher auch viele andere werktätige Menschen in der Welt. Aus verständlichen Gründen bringen wir der Deutschen Demokratischen Republik eine besonde­re Zuneigung entgegen. Die DDR ist ein sozialistisches Land, das nach seiner Gründung schwere Jahre erlebte und sich vom ersten Tag seines Bestehens gegen antikommu­nistische Verleumdungen und revanchistische Hetze behaupten mußte. Das alles richtete sich gegen den Aufbau eines friedliebenden demokratischen Staates, der das Erbe von Marx, Engels, Bach und Goethe angetreten hat, in dem die größten humanis­tischen Traditionen fortbestehen, aber der Geist Bismarcks, Krupps und Hitlers kei­nen Platz mehr hat. Zwanzig Jahre lang haben Arbeiter in aller Welt für die Anerken­nung der DDR gekämpft, und daran hatte auch der WGB einen Anteil. Den überzeu­gendsten Beweis aber für den Charakter dieses jungen Staates lieferte das eigene Volk.

Wenn heute Ausländer in die DDR kommen, so entdecken sie einen modernen Staat mit einer gut entwickelten Industrie und einem hohen Lebensstandard. Die Familien- und Sozialpolitik würde ich ohne weiteres als beispielgebend bezeichnen, hier gibt es weder Arbeitslose noch Ausbeuter, weder Arme noch Millionäre. In dieser Gesell­schaft wird täglich der lebendige Beweis für die Überlegenheit des Sozialismus er­bracht.

Wiederholt konnte ich mich davon überzeugen, wie die Gewerkschaften in der DDR ihre Verantwortung und Aufgaben gegenüber den Werktätigen wahrnehmen. Sie ge­nießen ihr Vertrauen, weil sie sich für das Wohl ihrer Mitglieder, für die ständige Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen einsetzen.

Innerhalb des WGB ist der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund besonders aktiv. Er hat sich die Achtung und Zuneigung der Werktätigen vieler Länder erworben, vor allem besonders jener, die er im Kampf gegen Kolonialismus und Neokolonialismus, gegen Rassismus und Faschismus wirksam unterstützt. Die Werktätigen der DDR bekunden ihre Solidarität in konkretester Form mit Geldspenden, mit Lieferungen von Ausrüs­tungen, Medikamenten und Nahrungsmitteln, der Entsendung von Technikern und der Ausbildung von Studenten.