Über wahre und über
verlogene Heldenverehrung
Viele Bundesbürger – vornehmlich im Westen der BRD lebende – verbinden mit dem Berliner Stadtteil Hohenschönhausen die Vorstellung, dort befände sich im wesentlichen die Herrn Knabe als „Gedenkstätte“ dienende einstige Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Zu dieser illustren Einrichtung – einem Mekka der Geschichtsfälscher – wird Tag für Tag ein Strom vor allem sehr junger Besucher mit Bussen aus allen Bundesländern gekarrt. Dort vermitteln ihnen professionelle Hetzer – sehr neutral formuliert – ein kaum zu unterbietendes Zerrbild der DDR. Ganz in der Nähe dieses monströsen Schauobjekts befindet sich aber eine echte Gedenkstätte, zu der sich allerdings noch keiner der behördlich georderten Busse verirrt hat.
Jüngere, welche den Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben, fragten mich unlängst, warum wir Älteren uns denn an jedem 8. Mai für Augenblicke der Besinnung dorthin begäben. Das Memorial in Hohenschönhausens Küstriner Straße ist sowjetischen Soldaten gewidmet, die noch im Mai 1945 ihr Leben für die Befreiung der eigenen Heimat, aber auch Deutscher geopfert haben.
In der nahegelegenen Konrad-Wolf-Straße stößt man auf einen großen Findling aus der Mark Brandenburg, dessen Inschrift daran erinnert, daß hier einstmals eine Synagoge gestanden hat.
Die Gedenkstätte für die Rotarmisten wurde schon unmittelbar nach Kriegsende an jener Stelle eingeweiht, an der sowjetische Einheiten in der damaligen Berliner Straße auf besonders heftigen Widerstand versprengter SS-Verbände und sogenannter Werwölfe gestoßen waren. Die Faschisten hatten sich in Wohnhäusern des Areals verschanzt und nahmen die einrückenden Soldaten der Roten Armee mit Panzerfäusten unter Feuer, was zu erheblichen Verlusten führte. Um dem Spuk ein Ende zu bereiten, gingen die Rotarmisten zu direktem Beschuß mit schwerem Gerät über. Seit langem trägt die einstige Berliner Straße den Namen des Filmregisseurs Konrad Wolf, der 1945 in sowjetischer Leutnantsuniform an der Befreiung Brandenburgs und Berlins persönlich beteiligt war.
In den 70er Jahren wurde die dortige Gedenkstätte neu konzipiert. Sie besteht jetzt es aus einer rechteckigen Rasenfläche, über die eine mit Steinplatten belegte Schneise zu einer Wand führt, auf der ein Metallrelief kämpfende Soldaten in verschiedenen Körperstellungen zeigt. Ein im Hintergrund verlaufendes Fahnenband vereint sie zu einem Ensemble. „Ruhm den Helden der Sowjetarmee“ heißt es in Russisch und Deutsch. Im Unterschied zu Knabes protzigem Gruselkabinett, für das schon Millionen verausgabt wurden, läßt die Pflege dieser schlichten Gedenkstätte leider sehr zu wünschen übrig.
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