RotFuchs 235 – August 2017

Lutz Jahoda: Lustig ist anders …

Unruhe im Politgefüge

Lutz Jahoda

An den Lenkern flinker Geldströme werden meine Texte – egal ob metrisch gebunden oder in Prosa verfaßt – vorbeiziehen wie Elementarteilchen am äußersten Rand der Wirklichkeit. Selbst wenn sie es zu lesen bekämen, übersetzt oder gar um die Ohren gehauen, würde sie Möwenkot auf dem Smoking mehr aufregen als meine schriftlich fixierten Attacken. Auch Politiker scheinen inzwischen immun zu sein, schütteln oder sonnen sich. Unruhe ins europäische Politgefüge brachte am Donnerstag, 23. Juni 2016, eine Volksbefragung in England. Brexit yes or no? Stay or go? Die Bevölkerung des Vereinigten Königreichs entschied sich für den Austritt aus der Europäischen Union. Was den Griechen nicht gelungen war, gelang den Briten, hieß es. Das Geran­gel aus Brüssel sei ihnen lästig geworden. Möglicherweise nervte auch Frau Merkel, wie überhaupt das erstarkte Deutschland als führende Europamacht. Die Entschei­dung war knapp. Fast sah es aus, als würden die Europa-Befürworter gewinnen. Doch zum Abend hin verschob sich das Bild, in London sogar meteorologisch kräftig unter­stützt von Blitzen, Donner und Regen. Geschichte bewegt sich, Prognosen bleiben.

Der Brexit-Song

Ob stay, ob go,
ob yes oder no:
Es wird sich nichts ändern,
vielleicht an Gewändern,
zum Schein getragen
an kritischen Tagen,
ähnlich wie diesen,
äußerlich miesen.

Denn ob stay oder go,
ob yes oder no:
Finanzoligarchen
kennen kein Schnarchen.
Der Brexit hat –
wichtig zu wissen –
den Eliten nur scheinbar
in den Hintern gebissen.

Die NATO wird bleiben,
mit Händereiben,
Frau Merkel wird
in ihr Tagebuch schreiben,
so sie eins hat:

„Egal ob mit
oder ohne Rabatt:
Ringedingding,
let me sing!
Diesmal nicht nur
just for fun:
Wir rüsten auf,
zum Hindernislauf!
Sorry, London!
Wir sind jetzt dran!“