Bundesverteidigungsministerium
wich einer „RotFuchs“-Anfrage aus
US-Nuklearwaffen in der Eifel
Sage und schreibe 23 Jahre nach der Annexion der DDR durch die BRD ist das „vereinigte“ Land noch keineswegs aus dem Schatten des Kalten Krieges herausgetreten. Im rheinland-pfälzischen Luftwaffenstützpunkt Büchel sollen nach verläßlichen Informationen etwa 20 US-Atombomben lagern. Jede von ihnen verfügt über die 26fache Sprengkraft jener Bombe, welche von der U.S. Air Force am 6. August 1945 auf Hiroshima abgeworfen wurde. Dieses ungeheuerliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit kostete 222 000 Einwohner dieser japanischen Großstadt entweder sofort oder in den darauf folgenden Monaten das Leben – von den bis heute nachwirkenden Spätfolgen ganz abgesehen.
Die anhaltende US-Kernwaffenstationierung allein wäre Grund genug, den Fliegerhorst im Landkreis Cochem-Zell fest im Auge zu behalten. Doch erst vor wenigen Monaten vernahm man im Bundestagswahlkampf zu diesem äußerst brisanten Thema kein Sterbenswörtchen. Nicht einmal die sonst so lautstark als Anti-Atompartei Nr. 1 auftretenden Bündnis 90/Die Grünen ließen hierzu etwas verlauten. Auch CDU-Kanzlerin Angela Merkel, die nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Sachen Kernenergie fluchtartig die Fronten gewechselt hatte, ließ die heikle Angelegenheit unerwähnt. Die bundesdeutsche NATO-Treue und das Kuschen vor den USA besitzen gegenüber der Sicherheit der eigenen Bevölkerung absoluten Vorrang. So hat der durch die schwarz-gelbe Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Kernkraft bis 2022 im derzeitigen politischen Vokabular – übrigens bedeutungsschwer als Energiewende verkauft – seinen bitteren Beigeschmack behalten.
Nach Ansicht ausländischer Experten sollen die dortigen US-Atomwaffen übrigens nicht hinreichend gegen Feuergefahr geschützt sein. Im Katastrophenfall könnte radioaktives Plutonium von den Sprengköpfen austreten und die Umgebung großflächig verseuchen.
Wie aus US-Militärkreisen verlautet, ist die Gefahr, die von den in der BRD stationierten Kernwaffen ausgeht, jenseits des Atlantiks durchaus bekannt. Deshalb vermeidet man auch jede Bewegung der nuklearen Sprengköpfe. Bei NATO-Manövern seien die entsprechenden Einheiten strikt angehalten, sie in ihren unterirdischen Quartieren zu belassen. Die US-Streitkräfte erwägen derzeit – wie verlautet –, die auf deutschem Boden lagernden Nuklearwaffen zu „modernisieren“. Es geht um den Einbau von Steuerungssystemen, um die bisher nur als Abwurfgeschosse dienenden Todesbringer in präzisionsgesteuerte Fernwaffen zu verwandeln.
Im Pressestab des Bundesverteidigungsministeriums reagierte man auf entsprechende Anfragen der RF-Redaktion zu diesem brisanten Thema mit dem ausweichenden Verweis auf das zuständige Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe in Köln-Wahn. Dort ließ man sich lediglich folgende Stellungnahme abringen: „Die Informationspolitik zu Nuklearstreitkräften der NATO unterliegt aus Sicherheitsgründen den Geheimhaltungsregeln des Bündnisses, an welche die Bundesregierung in Kontinuität aller ihrer Vorgänger gebunden ist. Dies gilt auch für Fragen nach Anzahl, Beschaffenheit und vermuteten (bestehenden oder ehemaligen) Lagerorten von sowie dem Umgang mit Nuklearwaffen. Demzufolge werden Aussagen und Behauptungen hierzu weder bestätigt noch dementiert oder kommentiert.“ Der letzte Satz läßt erkennen, daß der Stich ins Wespennest nicht gerade danebengegangen ist.
Gegenwärtig werden weltweit mehr als 20 000 Atomsprengköpfe gelagert. Wenn 127 Staaten im März 2013 während der Osloer Regierungskonferenz die vollständige Abschaffung aller Kernwaffen forderten und US-Präsident Obama im Vorjahr in seiner Berliner Rede davon sprach, daß diese Waffengattung keine Sicherheit schaffe, dann sollte man diese Spitzenpolitiker beim Wort nehmen und die Einlösung ihrer Versprechen fordern.
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