Von Häschern zu Heuchlern:
„Sorge“ um Mandela
In jüngster Zeit vergossen ausgerechnet jene ganze Ströme von Krokodilstränen, deren Vorgänger einst mit dafür gesorgt hatten, daß Südafrikas schwarzer Nationalheld Nelson Mandela 27 Jahre seines Lebens in Gefängnissen des Apartheid-Regimes – 18 davon auf Robben Island – verbringen mußte. Spitzenpolitiker der USA, deren Geheimdienste CIA und NSA seinerzeit an der Jagd auf den ANC-Führer maßgeblich beteiligt waren, „sorgen sich“ jetzt plötzlich um den äußerst fragilen Gesundheitszustand des 95jährigen. Zu den Beunruhigten zählt auch Präsident Barack Obama, dessen Amtsvorgänger einst umfassend mit den „Freunden in Pretoria“ und deren Unterdrückungsapparat kooperiert hatte. Das war so bis kurz vor dem Fall des weißen Rassistenregimes, das unter den Schlägen der von Tausenden kubanischen Freiwilligen unterstützten angolanischen MPLA und dem Druck einer weltweiten Boykottbewegung zusammenbrach. Nelson Mandela und sein Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) wurden von Washington noch auf der „Beobachtungsliste für Terroristen“ geführt, als bereits alle Messen gesungen waren.
Zahlreichen ANC-Aktivisten verweigerten die USA Jahre nach dem Sieg über das Apartheidregime die Einreise. Sie wurden einer diskriminierenden Sonderbehandlung unterworfen. Hauptgrund dafür war die Tatsache, daß der ANC, Südafrikas Gewerkschaftszentrale COSATU und die Kommunistische Partei Südafrikas (SACP) bis heute in einer losen Dreier-Allianz vereint sind.
Erst 1986, als sich Nelson Mandelas baldige Haftentlassung abzeichnete und die Tage der weißen Rassistenherrschaft in Pretoria gezählt waren, schloß sich auch das US-Repräsentantenhaus der weltweiten Forderung nach Freiheit für die Ikone des schwarzen Südafrika an. Später spielte sich Washington sogar als angeblicher Bahnbrecher im Ringen um Nelson Mandelas Freilassung auf.
Am 25. Juni 1990 traf dieser im Weißen Haus mit US-Präsident George W. Bush zusammen, der wenigstens für Augenblicke in den Glanz des Champions der antirassistischen Befreiungsbewegung einzutauchen suchte. Die Medien der Vereinigten Staaten wetteiferten in Sachen Gedächtnisschwund. Niemand in den US-Führungsetagen vermochte sich mehr daran zu erinnern, mit welcher Inbrunst das südafrikanische Apartheidregime in Washington als „Schutzwall gegen den Kommunismus“ gefeiert worden war. Bushs Pressesprecher Marlin Fitzwater antwortete auf die Frage eines Reporters, ob sich sein Präsident für die Rolle der US-Geheimdienste bei der Verfolgung und Einkerkerung Mandelas zu entschuldigen gedenke, entrüstet: „Ich mag es nicht, wenn Leute unsere Motive gegenüber Schwarzen wegen eines Zwischenfalls in Zweifel ziehen, der um mehr als 20 Jahre zurückliegt.“
Vor Mandelas 95. Geburtstag stellten die USA und deren oberster Repräsentant „große Sorge“ um dessen Gesundheit zur Schau. Die geheuchelte Geste vermochte nicht davon abzulenken, daß ferngesteuerte Killerdrohnen des in Stuttgart angesiedelten US-Kommandos Africom den schwarzen Kontinent Tag und Nacht bedrohen.
RF, gestützt auf „The Guardian“, Sydney, und „Global Research“, Kanada
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