RotFuchs 194 – März 2014

Vor Dresdens Bild

Max Zimmering

Licht, Wasser, Ruhe, Dresdens Silhouette,
der Frauenkirche abendliches Bild –
als ob der Maler es erschaffen hätte –
in Anmut und in Frieden eingehüllt.

Das Bild, es schwand. Von Macht und Gier geblendet
verfiel ein Volk der braunen Niedertracht.
Es kam der Krieg: der Friede roh geschändet,
und über Dresdens Anmut tiefste Nacht.

Die Kirchenkuppel, selbstbewußt errichtet
als Ausdruck einer stolzen Bürgerschaft,
sie barst, sie starb vom Phosphorbrand vernichtet,
sie, das Symbol des Wohlstands und der Kraft.

Heut mahnen ihre Trümmer, mahnt ihr Schweigen,
indes ringsum ein neues Dresden blüht,
und auf den Brücken strahlt der Lichterreigen,
der – sich im Wasser spiegelnd – gleißend glüht.

Licht, Wasser, Ruhe: Dresdens Silhouette.
Es ist als sprächen Brücken, Himmel, Fluß:
Seid wachsam Menschen! Legt ihn an die Kette,
den Würger Krieg, der endlich sterben muß.

(1961)