Werner Klemke zum 100. Geburtstag
Werner Klemke (12.03.1917 — 26.08.1994) war einer der populärsten Buchgestalter und Graphiker der DDR. Beliebt war er für seine fröhlichen Kinderbuchillustrationen. Der Kater auf dem Titelblatt der Zeitschrift „Magazin“ wurde zu seinem Markenzeichen. Daß der bekannte Weißenseer Künstler ein wohlgehütetes Geheimnis hatte, entdeckte 2011 die niederländische Filmemacherin Annet Betsalel im Archiv der Jüdischen Gemeinde im niederländischen Bussum: Als junge Wehrmachtssoldaten retteten Werner Klemke und Johannes Gerhardt Juden vor der Deportation, indem sie mit ihren künstlerischen und grafischen Fertigkeiten falsche Papiere ausstellten.
Gerühmt wurde von Kennern und Sammlern vor allem Klemkes künstlerische Vielseitigkeit. Vielseitig – das ist in der Tat die treffendste Bezeichnung, denn so gut wie kein Tätigkeitsfeld gebrauchsgraphischer Arbeit blieb von ihm unbestellt: Briefmarke und Bühnenbild markieren die rein größenmäßigen Pole – dazwischen Programmzettel, Zeitschriftentitel, Illustrationen, Plakate, Schallplattenhüllen, Signets, Exlibris, Bildschirmgrafik und Bücher, Bücher, Bücher (in der Berliner Tatjana-Mawrina-Bibliothek befinden sich über 320 von ihm illustrierte Werke – 70 davon wurden als „Schönstes Buch der DDR“ ausgezeichnet).
Horst Kunze schrieb 1976: „Sein bleibendes Verdienst ist es, aus der Misere der Nachkriegszeit heraus einer graphischen Kunst zum Siege verholfen zu haben, die durch ihre Menschenachtung und Menschlichkeit, durch Charme, Witz und Humor, durch Wirklichkeitsbezogenheit viele Menschen erreicht, künstlerisch gebildet oder ihnen überhaupt erst die Augen für künstlerische Anliegen, Aufgaben und Möglichkeiten geöffnet hat.“
„Der Schoß ist fruchtbar noch,
aus dem das kroch!“
(Bertolt Brecht)
Grafik: Werner Klemke (1960)
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