RotFuchs 188 – September 2013

Wo ein Nazi-„Rassenforscher“ Namensgeber bleiben darf

West-CDU hält an Willy-Klenck-Weg fest

Günter Waldeck

Bei uns in Lamstedt heißt seit den 60er Jahren eine Straße nach dem für seine „heimatkundlichen Forschungen“ 1956 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Erzfaschisten Willy Klenck. Nachdem die niemals verhehlte, doch lange Zeit verharmloste Vergangenheit des einstigen Dorfschullehrers nicht länger bagatellisiert werden konnte, entzündete sich an der Haltung zu diesem ideologischen Exponenten des NS-Regimes eine heftige Auseinandersetzung. Sie blieb keineswegs nur ein kommunaler Konflikt, sondern sorgte in der ganzen Region für Aufsehen und Proteste.

Vier Schülerinnen, die sich „Gruppe Zebra“ nennen, und ihr engagierter Geschichtslehrer Thomas Doege er-gründeten in zweijährigen Nachforschungen wichtige Details zur üblen Rolle Willy Klencks. Dabei stellte sich heraus, daß dieser während des „1000jährigen Reiches“ keinesfalls ein bloßer Mitläufer, sondern ein Einpeitscher ersten Ranges gewesen ist. Die engagierten „Zebras“ stellten sich mit dieser Arbeit in die Tradition ihrer Bildungsstätte „Am Hohen Rade“, die 2004 mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet worden war.

Die „Cuxhavener Nachrichten“ schilderten das Resümee der „Zebra“-Recherche: „Auf jeden Fall gehört Willy Klenck zur Reihe gewissenloser ‚Schreibtischtäter‘, die dem NS-Regime aus Überzeugung und mit großem Eifer zugearbeitet haben.“

Der von interessierter Seite als „schlichter Heimatforscher“ Ausgegebene wird in der Schülerdokumentation total demaskiert. 1943 war Klenck das „Rassenpolitische Amt Ost-Hannover“ anvertraut worden. Ein Jahr später trat er an die Spitze der Lüneburger Forschungsstelle „Rasse und Raum“. In seinen Publikationen sprach der den Weg nach Auschwitz ideologisch vorbereitende Ultra-Rassist schon 1934 von „minderwertigen Menschen, die man unfruchtbar machen“ müsse. Für „Juden, Neger, Zigeuner, asoziale Elemente und Gauner“ sollten spezielle Karten angelegt und deren Duplikate „übergeordneten Dienststellen“ zugänglich gemacht werden, forderte das NSDAP-Mitglied Klenck in seinem Machwerk „Deutsche Volkssippenkunde“.

Auf einem dem Lamstedter Straßenschild samt Konterfei des Faschisten zugeordneten Erläuterungstext zur Person wird dieser als „verdienstvoller Pädagoge“ dargestellt, wobei man aus Klencks krimineller Vergangenheit kein Hehl macht. „Mitglieder Tausender Familien“ seien aufgrund einer von ihm initiierten „rassekundlichen Erhebung“ fotografisch erfaßt worden, wobei man auch ihre Schädelformen vermessen habe, erfährt man dort. Und weiter: Klencks „Ergebnisse über Sippenforschung“ seien „vom NS-Lehrerbund übernommen worden“. Als „Beauftragter für Sippenforschung“ habe dieser „Reisen durch das gesamte Reichsgebiet unternommen“, um die „sippenkundliche Bestandsaufnahme der deutschen Bevölkerung in allen Gauen zu organisieren“.

1945 wurde der berüchtigte Rassenfanatiker nur kurz interniert, bevor er in den Schuldienst zurückkehren durfte.

Es versteht sich, daß alle antifaschistisch-demokratisch gesinnten Bürger – nicht zuletzt unter Berücksichtigung der aufschlußgebenden Forschungsarbeit der „Zebras“ und ihres Lehrers – die Forderung nach sofortiger Entfernung des Lamstedt diskreditierenden Straßenschildes erhoben. Auch die SPD-Fraktion im Gemeinderat setzte sich für eine Umbenennung des Willy-Klenck-Weges ein. Ihr Informationsblatt „Börde-Bote“ hatte schon im August 2011 auf die braune Vergangenheit dieses Namensgebers nachdrücklich hingewiesen.

Doch am Ende kam – in Anbetracht der CDU-Mehrheit im Gemeinderat und gegen die Stimmen der SPD-Vertreter eine „Lösung“ heraus, bei der der Wolf satt und das Schaf nicht gefressen werden sollte. Während es beim Namen des NS-Verbrechers blieb, wurde das Schild durch eine die bisherigen „Informationen ergänzende Zusatztafel erweitert“.

So ist unsere Forderung nach wie vor aktuell: Der Name Willy Klenck muß endlich aus unserem Ort verschwinden!