RotFuchs 198 – Juli 2014

Entdeckung eines Chronisten

Wie faschistoide Kirchenkreise
Hitler mit Gott verwechselten

Wilfried Steiniger

Bei meinen heimatkundlichen Forschungen zur Ortsgeschichte bekam ich auch das hiesige Evangelische Kirchenblatt in die Hand. Dabei stieß ich auf den Artikel des Pfarrers Bruno Mohr über seine „seelsorgerische Tätigkeit“ bei der faschistischen Legion Condor während des Volksverteidigungskrieges gegen Franco, Hitler und Mussolini in Spanien (1936–1939). Mir war dieses Maß an Zusammenarbeit der Kirche mit den Faschisten unbekannt. Da es auch anderen RF-Lesern ähnlich gehen dürfte, habe ich den Beitrag für die Zeitschrift abgelichtet.

Als Feldgeistlicher bei der Legion Condor

Von Pfarrer Bruno Mohr, Madrid

Pfarrer Bruno Mohr, der während des Krieges in Spanien als einziger deutscher Pfarrer das evangelische Deutschtum kirchlich betreute, versah neben diesem Amt auch den Dienst als Feldgeistlicher bei der Legion Condor. Er gibt darüber dem „Evangelischen Pressedienst“ folgenden Bericht:

Mit den Paraden in Madrid und Leon vor General Franco und dem ehrenvollen Empfang in Deutschland fand der Dienst der deutschen Freiwilligen in Spanien seinen Abschluß. In dem weltgeschichtlichen Entscheidungskampf in Spanien standen sie unter Einsatz ihrer Kraft und ihres Lebens auf ihrem Posten und waren vor der Welt ein hervorragendes Beispiel an Tapferkeit und Leistung. Daß die Legion Condor zugleich der deutschen Heimat und Wehrmacht zu Achtung und Ansehen im Ausland verhalf, ist uns Auslandsdeutschen eine besondere Freude.

Ich bin stolz darauf, daß ich in dieser Auslandstruppe den kirchlichen Dienst während der letzten Jahre leisten durfte. Es war nicht ganz leicht, diesen umfangreichen Dienst mit den Aufgaben in den zahlreichen deutschen Gemeinden zu verbinden.

Nachdem ich Madrid zu Beginn des Krieges mit der gesamten deutschen Kolonie verlassen hatte, war ich 1937 nach Spanien zurückgekehrt mit dem Auftrag, das evangelische Deutschtum kirchlich zu betreuen und deutsche Gottesdienste in allen national-spanischen Städten zu halten. Da ich während des Krieges der einzige deutsche Pfarrer in National-Spanien war, mußte ich wegen dieses doppelten Auftrages die Arbeit in den Gemeinden leider oft einschränken. Aber ich habe diesen vielseitigen Dienst stets mit großer Freude geleistet.

… Welch unvergeßliches Erlebnis für uns alle, wenn in diesen Feierstunden auf dem Flugplatz über uns die Maschinen donnerten oder in den vorderen Stellungen der Flakbatterien die Einschläge der schweren Geschosse ringsherum erdröhnten! Dazu der tiefblaue spanische Himmel mit strahlender Sonne über den grausamen Schlachtfeldern! Wie oft war die Erinnerung an schmerzliche Verluste unter den Kameraden noch lebendig! Ich bin zuversichtlich, daß in diesen Gottesdiensten vorne vor dem Feind das verlesene Bibelwort in manchem Herzen Frucht getragen hat, so wie es unseren Vätern und Vorvätern in dem Leid der Kriege immer von neuem eine Quelle der Kraft gewesen ist.

So gedenke ich voll Freude dieses schönen Dienstes in Spanien, dem auch ich selbst wertvollste Erlebnisse und Erfahrungen verdanke.