Wie sich die Bundeswehr mit Mölders schmückt
Das Wahlkreisbüro der bayerischen Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter (Die Linke) übersandte der RF-Redaktion eine Reihe aufschlußgebender Materialien zu einer koordinierten Kampagne der sich auf die Pflege bestimmter Nazi-Traditionen spezialisierenden „Mölders-Vereinigung“. Diese operiert insbesondere von der Kaserne des Taktischen Luftwaffengeschwaders JG 74 der Bundeswehr aus, wo sie auch über eigene Räume verfügt.
Wer war Werner Mölders? Der höchstdekorierte und der Jugend von den Hitlerfaschisten unablässig als Idol offerierte Oberst der Luftwaffe Hitlers und Görings gehörte als Kampfflieger-Pilot zunächst der berüchtigten „Legion Condor“ an. Zwischen 1936 und 1939 wütete diese auf seiten der Franco-Faschisten nicht nur gegen die Truppen der Spanischen Republik und die ihnen zu Hilfe geeilten Internationalen Brigaden, sondern vor allem auch gegen die Zivilbevölkerung des Landes. Das baskische Guernica war die erste Stadt, die noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges durch den Luftterror der Legion ausgelöscht wurde. Daran waren „Mölders und seine Männer“, wie ein damals in Millionenauflage verbreiteter Nazi-Bestseller hieß, beteiligt. 32 Jahre lang trug das jetzt im Zentrum einer Kampagne zur „Rehabilitierung“ der faschistischen Wehrmacht stehende Neuburger Jagdgeschwader 74 der Bundesluftwaffe den Namen „Werner Mölders“. Auf Antrag der Linkspartei entzog ihm der Bundestag am 11. März 2005 diesen Namen.
Dem RF liegt ein in der Lokalpresse erschienener Artikel von Gunter Lange vor, in dem der Zwei-Sterne-General a. D. und frühere Kommodore des genannten Geschwaders als Mitglied der „Mölders-Vereinigung“ seiner Empörung über den seinerzeitigen Namensentzug Ausdruck verleiht und zur abermaligen Teilnahme an dem alljährlich auf dem Flugplatzgelände in Zell stattfindenden „Ehrenappell“ auffordert.
Unter der Schlagzeile „Werner Mölders ist rehabilitiert“ und mit einem Riesenfoto des einstigen Legionärs der Faschisten – meldete sich Lange zu Wort.
Am 18. September 2015 forderte er in seinem ganzseitigen Beitrag die unverzügliche Aufhebung des Parlamentsbeschlusses. 32 Jahre lang sei Mölders – „einer der berühmtesten Fliegeroffiziere der Luftwaffe“ – der „Traditionsgeber!“ für sein Geschwader gewesen. In diesem langen Zeitraum habe es „die vom Verteidigungsministerium beauftragte und vom Bundespräsidenten gebilligte Mölders-Tradition gut gepflegt“. Der in den Schuhen des Nazi-Obristen stehende BRD-General verzichtete nicht auf Attacken gegen die Linkspartei, die sich ja „schon immer in die Tradition der Internationalen Brigaden gestellt“ habe. Demgegenüber hätten die Bundesverteidigungsminister von Rühe (CDU) über Scharping (SPD) bis zur Anfangsphase Strucks (SPD) im Hinblick auf diesen Namen „keinerlei Handlungsbedarf“ gesehen. Von dem in den eigenen Reihen unter Druck geratenen Letztgenannten sei zumindest die Fortführung der Zusammenarbeit des Geschwaders mit der „Mölders-Vereinigung e. V.“ ausdrücklich gebilligt worden. 2013 habe Thomas de Maizière (CDU) ihm gegenüber brieflich erklärt, daß er mit der „pauschalen Verurteilung von Wehrmachtssoldaten wie im Fall Mölders nicht einverstanden“ sei.
„Werner Mölders ist als Mensch und Soldat rehabilitiert“, verkündete General Lange. „Er wurde im katholischen Glauben und zur Vaterlandsliebe erzogen.“ Damit steht wohl außer Zweifel, was für ein „Vaterland“ die genannten Akteure als das Ihre betrachten.
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