Willy Meyer-Buer,
ein Bremer Widerstandsheld
Vor kurzem ist im Essener Neue-Impulse-Verlag die Autobiographie des 1997 verstorbenen Bremer Antifaschisten Willi Meyer-Buer erschienen. Darin hat der namhafte Widerstandskämpfer, Mitbegründer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und kommunistische Parlamentarier seine reichen Lebens- und Kampferfahrungen niedergeschrieben.
Am 20. Mai 1963, nur 18 Jahre nach der Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus, verurteilte das Landgericht Bremen Willi Meyer-Buer zu acht Monaten Gefängnis mit fünfjähriger „Bewährung“. Sein „Vergehen“: Er hatte trotz des KPD-Verbots als Einzelbewerber bei der Bundestagswahl 1961 kandidiert. Die Schilderung dieses erneuten Prozesses gegen ihn steht am Anfang seiner Lebenserinnerungen. Der Staatsanwalt beim Landgericht Bremen hielt dem erprobten Antifaschisten vor, „ein unbelehrbarer, fanatischer Anhänger der KPD“ zu sein. Fast drei Jahrzehnte zuvor hatte der Staatsanwalt des Nazi-Gerichts in Hamm dem von den Folterknechten der Gestapo geschundenen Häftling in ähnlichen Worten vorgeworfen, ein „unverbesserlicher Kommunist“ zu sein, vor dem „die Volksgemeinschaft geschützt“ werden müsse.
Am 30. April 1911 in Gelsenkirchen geboren, wurde Willi Meyer-Buer als 20jähriger Mitglied des KJVD und der KPD. Schon bald darauf brachte das deutsche Großkapital Hitler an die Macht. Der junge Bremer Kommunist ging in die Illegalität. Von den Faschisten verhaftet, wurde er sieben Jahre in Zuchthäusern und Konzentrationslagern gequält. Die Solidarität seiner kommunistischen Mithäftlinge und sozialdemokratischer Leidensgenossen half ihm, diese schwere Zeit zu überstehen. Zugleich trug sein furchtloser Einsatz für andere zum Überleben kranker und gefährdeter Kameraden bei.
Nach der Befreiung vom Faschismus engagierte sich Willi Meyer-Buer sofort beim Aufbau der KPD und in der VVN. Er wirkte an der Erarbeitung der Bremischen Landesverfassung und in einer Arbeitsgruppe für das Grundgesetz aktiv mit. Von 1946 bis 1959 gehörte er dem bremischen Parlament an, zehn Jahre der Landesbürgerschaft und nach dem 1956 verhängten KPD-Verbot noch drei Jahre der Stadtbürgerschaft, in die er als „unabhängiger Sozialist“ einzog. Selbst bürgerliche Beobachter kommen nicht umhin, dem Bremer KPD-Fraktionsvorsitzenden zu bescheinigen, er habe „sicher in der Diktion, routiniert und geschliffen, ja mitunter als brillanter Redner“ seine Aufgabe erfüllt.
Willi Meyer-Buer kämpfte von der Parlamentstribüne wie auf der Straße gegen die Remilitarisierung und die Spaltung Deutschlands durch das Adenauer-Regime. Unermüdlich klärte er andere über die Verbrechen des Faschismus auf und trat zugleich neofaschistischen Umtrieben entgegen. Ebenso unentwegt wirkte er für die sozialen Anliegen der Werft- und Hafenarbeiter, der Kriegsopfer, Parzellenbewohner und kleinen Grundstückseigentümer. Als es 1968 möglich wurde, wieder eine legale kommunistische Partei zu konstituieren, gehörte Willi Meyer-Buer zu jenen, welche in Bremen die Initiative zum Aufbau der DKP ergriffen. Viele Jahre brachte er seine reichen Erfahrungen in die Arbeit des Bezirksvorstandes der Partei ein.
Mit den Erinnerungen Willi Meyer-Buers liegt ein spannendes und lehrreiches Buch über das Leben eines mutigen antifaschistischen Kämpfers und herausragenden kommunistischen Parlamentariers vor. Ihm ist eine möglichst große Verbreitung gerade in einer Zeit zu wünschen, in der die NPD und neonazistische Kameradschaften ihr Unwesen treiben und der Skandal um die Mörderbande NSU deutlich macht, in welchem Grade die Staatsorgane der BRD auf dem rechten Auge blind sind.
Vorangestellt ist ein Vorwort des Verlages sowie ein Geleitwort seines Anwalts und Freundes Heinrich Hannover. Ein Anhang mit Presseberichten über das 1963 gegen ihn inszenierte erneute Gerichtsverfahren und die Wiedergabe einer Broschüre, in der die KPD-Fraktion der Bremischen Bürgerschaft öffentlich Rechenschaft über ihre Arbeit ablegt, runden die Publikation ab.
Willi Meyer-Buer:
Der verlorene Kampf – aber er war nicht vergebens
Neue-Impulse-Verlag, Essen 2013, ca. 300 Seiten
19,80 Euro
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