Trauert nicht, organisiert Euch!
Zum Tode von Erik Neutsch
Der Lebensweg des die „Spur der Steine“ literarisch nachvollziehenden großartigen DDR-Schriftstellers Erik Neutsch hat sich am 20. August vollendet. Der 82jährige ist in seinem Haus in Halle gestorben.
Seit 2002 war Erik Abonnent unserer Zeitschrift und ein engagiertes Mitglied des „RotFuchs“-Fördervereins. Nur zwei Monate vor seinem Tod hatte er den RF-Chefredakteur einmal mehr angerufen, um sich in einer ihm wichtigen Angelegenheit Auskunft geben zu lassen.
Der Arbeitersohn und klassenkämpferische Journalist der Hallenser SED-Bezirkszeitung „Freiheit“, der später das oftmals steinige Feld der DDR-Literatur ideenreich, mutig und kritisch-kreativ beackerte, war ein Mensch zum Anfassen. Mit Werken wie „Auf der Suche nach Gatt“ und dem Zyklus „Der Friede im Osten“ hat Erik Neutsch Pflöcke des unverfälschten sozialistischen Realismus eingeschlagen. Die geschworenen Gegner der DDR aber kaprizierten sich auf sein bekanntestes Werk – den mit Manfred Krug und unserem unvergeßlichen RF-Freund Eberhard Esche verfilmten Roman „Spur der Steine“. Sie taten das nicht etwa, um das vielschichtig-facettenreiche Buch, das eindeutig für den sozialistischen Weg der DDR Partei ergreift, zu würdigen, sondern in der Absicht seiner Fehlinterpretation. Mit der den klaren Blick verstellenden bourgeoisen Brille versuchten sie, Neutschs Werk in ihrem Sinne auszulegen.
Der Roman hätte indes weder die bürgerliche Literaturkritik noch die gleichgeschalteten Medien in Wallung versetzt, wäre da nicht ein peinlicher Eklat nach der Potsdamer Uraufführung des Streifens gewesen, der sich gegen SED und DDR ausschlachten ließ.
Erik Neutsch hat den seinerzeitigen Ärger hinuntergeschluckt und ist der kommunistisch-sozialistischen Sache treu geblieben.
Der „RotFuchs“ gedenkt eines wahren Menschen, großen Künstlers und sprachgewaltigen Kämpfers mit den auf einen Kassiber geschriebenen letzten Worten des 1915 in Utah erschossenen proletarischen Helden Joe Hill: „Trauert nicht, organisiert Euch!“
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