Lichtenberger Initiative kämpft
für farbenfrohen Nicaragua-Giebel
Zweite Rettung eines Wandbildes
In ihrer Ausgabe vom 27./28. Juni d. J. brachte die „Märkische Oder-Zeitung“ auf der Grundlage von Informationen der in dieser Angelegenheit seit langem leidenschaftlich engagierten Berlinerin Christel Schemel einen bemerkenswerten Beitrag von Steffi Bey. Er flankierte eine farbige Reproduktion des vielen Berlinern vertrauten und ans Herz gewachsenen Kunstwerkes, das zu den weltgrößten Wandbildern naiver Malerei zählt. Hier der Wortlaut des Artikels:
Unspektakulär, einfach nur weiß. So präsentiert sich der Giebel des Hauses Skandinavische Straße 26 in Lichtenberg. Wer heute an dem Wohngebäude vorbeikommt, wundert sich über die schlichte Wand. Denn auf der 255 Quadratmeter großen Fassade war bis 2013 noch das Gemälde „Nikaraguanisches Dorf – Monimbó 1978“ zu sehen.
„Ein farbenfrohes Bild, das regelrecht leuchtete“, schwärmt Christel Schemel. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Joachim und einer Handvoll Gleichgesinnter kämpft die zierliche Frau jetzt ein zweites Mal für seine Rekonstruktion. Das Original war 1985 von dem nikaraguanischen Künstler Manuel Garcia Moia geschaffen worden.
„So eine Handschrift hat kein anderer“, sagt die 63jährige. Sie ist fasziniert von dem Maler, der den Giebel einst im Auftrag des Ostberliner Magistrats gestaltete. Er verewigte dort seinen Heimatort Monimbó – das indianische Viertel von Masaya. 1978 schlug dort das Somoza-Regime einen Aufstand blutig nieder. Hunderte Menschen fanden dabei den Tod. Moias Bild erzählt vom Kampf der Indios, aber auch von ihrem Alltagsleben sowie der Schönheit der Natur.
Als vor zehn Jahren das inzwischen privatisierte Haus an der Skandinavischen Straße saniert wurde und das Wandbild zu verschwinden drohte, wurde Christel Schemel schon einmal aktiv. Damals sammelte sie Spenden für eine Reproduktion. Das Original sollte unter einer Wärmedämmung verschwinden. „Es war ein schöner Erfolg, als 2005 das neue, alte Kunstwerk eingeweiht wurde“, erinnert sich die Initiatorin.
Doch nach und nach bröckeIte die bunte Fassade. Große Putzstücke platzten ab, trafen Autos und Passanten. Aus Sicherheitsgründen ordnete das Bezirksamt Lichtenberg schließlich 2013 den vollständigen Abriß der Wandbild-Kopie an. Es folgten Rechtsstreitigkeiten zwischen Hauseigentümer, Baufirma und Farbhersteller, die mittlerweile beigelegt sind, wie Christel Schemel erzählt.
Geblieben ist der Wille der Bezirksverordneten, des Bezirksamtes und der Initiative, für den Erhalt des Nikaragua-Giebelwandgemäldes durch eine erneute Reproduktion des Kunstwerkes. Inzwischen wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen. „Für die künstlerische Arbeit sind rund 53 000 Euro nötig“, sagt Schemel.
Für die Fassadensanierung stehen 49 000 Euro Versicherungsgelder zur Verfügung. „Wir brauchen dringend Spenden, um das Vorhaben noch in diesem Jahr umzusetzen“, betont die Lichtenbergerin. Zudem wolle man, daß auch der Bezirk Verantwortung für das Wandbild übernimmt. „Wir möchten, daß auch der Bezirk unseren Gestattungsvertragsentwurf unterschreibt“, erklärt Christel Schemel. Wesentlicher Bestandteil solcher Verträge ist die Einräumung und Regelung von Nutzungsrechten.
Lichtenbergs Bürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) läßt den Entwurf jetzt zum wiederholten Male vom Rechtsamt prüfen. Und sie betont: „Wir unterstützen in jedem Fall organisatorisch, moralisch und finanziell die Wiederherstellung des Kunstwerkes.“ Mehr könne sie dazu gegenwärtig nicht sagen.
Infos bei Christel Schemel, Telefon 030 / 559 87 33
P. S.: Als im August mit den Arbeiten begonnen wurde, zeigte es sich, daß das unter der Dämmschicht verborgene Original des Wandbildes in einem so guten Zustand erhalten ist, daß nun nicht nur über eine erneute Kopie, sondern über eine Restaurierung des Kunstwerks nachgedacht wird.
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