1. Mitgliederversammlung
des „RotFuchs“-Fördervereins
Empfindungen auf der 1. Mitgliederversammlung:
Wärme und Gleichklang
Am 4. November 2001 fand die 1. Mitgliederversammlung des "RotFuchs"-Fördervereins statt. Mit weit über 100 Mitgliedern und Gästen aus fast allen Regionen der Bundesrepublik – allein 7 Genossen kamen aus Teterow – war zwar nur knapp die Hälfte der "RotFüchse" anwesend, jedoch der Blaue Salon des alten ND-Gebäudes bis zum Bersten gefüllt.
Gewichtiger noch als die geographische Breite: die politische Vielfalt der durch die Teilnehmer repräsentierten Auffassungen, Strömungen und Organisationen; sie reichte von Kommunisten der DKP, der KPD und der Kommunistischen Plattform der PDS über weitere PDS-Genossen, Parteilose und linke Christen bis zu Vertretern der Friedensbewegung.
Das Hauptreferat hielt Prof. Dr. Hans-Heinz Holz. Er sprach "zur Lage". Wie stets beeindruckte der namhafte Philosoph und Historiker durch geschliffene, allen verständliche Sprache und zwingende Logik der Gedanken. Bevor er sich dem Thema zuwandte, würdigte er Leben und Wirken unseres erst kürzlich verstorbenen Genossen Karl-Eduard von Schnitzler, für den er sehr persönliche Worte fand. Die Teilnehmer schlossen sich in einer Gedenkminute an.
Hans-Heinz Holz eröffnete seinen Vortrag mit der Feststellung, daß die Welt entgegen allen von den Medien suggerierten Behauptungen seit dem 11. September keine andere sei. Der noch aggressiver gewordene Imperialismus habe seine Maßnahmen von langer Hand vorbereitet. Ausgehend von der alten Frage "cui bono?" (Wem nützt es?) meinte er, daß man die Präzision der Flugleistungen der Attentäter "sicher nicht in einem Ausbildungslager im Hindukusch" erlernen könne.
Seit 1990 verfolge der Imperialismus ungehindert und ohne jede Rücksicht seine Politik. Diese "Schamlosigkeit hat sich u. a. in einer ungeheuren Welle von Fusionen, Vernetzungen und Verquickungen im Bereich der großen Kapitalgruppen niedergeschlagen; jener Bewegung, die man heute mit dem Modewort »Globalisierung« bezeichnet." Im Gegensatz zu Theoretikern auch der eigenen Partei verneinte Holz strikt den Anbruch einer neuen Phase des Kapitalismus und wies darauf hin, daß solche Entwicklungen bereits von Marx im 24. Kapitel des 1. Bandes des "Kapital" beschrieben worden seien; "als ein notwendiger Prozeß, der sich innerhalb der Kapitalbewegung ereignen muß". Dies führe zu der seit Jahren zu beobachtenden "Überakkumulation" und der damit verbundenen mörderischen Konkurrenz im Kampf um Märkte und die letzten Rohstoffreserven. Das Aufsaugen der einen durch die andere Kapitalgruppe erfolge auch heute vom nationalen Standort der jeweiligen Gruppe aus. Die heimische politische Macht würde benutzt, um die jeweils eigenen Zentralisierungsabsichten durchzusetzen.
"Der Konkurrenzkampf führt so zu einer Verschärfung der Interessengegensätze zwischen den imperialistischen Metropolen." Dies habe durchaus auch eine militärische Komponente. Dazu zitierte er die Äußerung einer dem Pentagon nahestehenden amerikanischen Zeitschrift, wonach man spätestens 2015 damit rechne, daß die Weltmacht USA von anderen Großmächten in die Schranken gefordert werde; dies wolle Washington zuvor mit allen Mitteln verhindern. Anhand vieler aktueller Beispiele erläuterte der Redner die trotz verbaler Solidarität an manchen Stellen bereits offen zutage tretenden Gegensätze zwischen den imperialistischen Hauptmächten, was sich auch im Einsatz militärischer Kräfte ausdrücke. "Wir haben einen Gegner, der nicht nur für jeden einzelnen, sondern für die Gattung Menschheit gefährlich ist."
Ob der Imperialismus das Überleben der nächsten Generation unmittelbar gefährde, oder ob er – wie einige behaupten – über die "Globalisierung" zu einer Friedensordnung in der Welt gelangen könne – darüber dürfe es keine Kompromisse geben, konstatierte der Gast aus der Schweiz. Unter starkem Beifall würdigte er den Nachhall der DDR-Friedenspolitik, wie er sich bei den jüngsten Berlin-Wahlen manifestiert habe. Man wünschte sich, daß dieser Teil des Referats Grundlage für den analytischen Abschnitt des neuen DKP-Parteiprogramms würde.
Abschließend kam Hans Heinz Holz auf akute Fragen der Organisation des antiimperialistischen Kampfes, des Wirkens der Kommunisten und der Kommunistischen Partei zu sprechen. Er bedauerte das Ausscheiden des "RotFuchs" aus der DKP, ohne allerdings die Verursacher dieser Entwicklung zu benennen.
Die Diskussion war farbig in der Thematik, kultiviert in der Wortwahl und freundschaftlich im Ton. Sie wurde von Dr. sc. E. Thomas (Berlin) eröffnet. Er berichtete u. a. über seine Erlebnisse und Erfahrungen im "Haifischbecken der Marzahner Parteien" während des Berliner Wahlkampfes (s. hierzu S. 6 dieser Ausgabe). E. Heinz (Berlin) stellte fest: "Der Terror ist keine Erfindung eines ominösen Bin Laden". Er sei stets eines der gängigen Instrumente im Arsenal der Ausbeuterklassen gewesen. Der Redner erinnerte an die Ermordung von Rosa und Karl, die faschistischen Konzentrationslager, die USA-Atombomben auf japanische Städte, die USA-Aggressionen in Korea, Vietnam und am Golf sowie an den NATO-Überfall auf Jugoslawien. Er erhoffe sich auch künftig von "RotFuchs" und unserem Verein die Erörterung solcher Fragen von brennender Aktualität "in ihren ökonomischen, politischen und historischen Zusammenhängen". Der Verein müsse eine Organisation werden, in der Kommunisten aus der PDS, der DKP, der KPD und viele, viele parteilose Genossen zusammenfinden können.
Mit dieser Bemerkung hatte er zugleich den dominierenden Gedanken der weiteren Diskussion zum Ausdruck gebracht. Fast alle folgenden Beiträge gingen – von unterschiedlichen Standpunkten aus – auf dieses Thema ein, so G. Ackermann (Duisburg), Dr. E. Langrock (Hoyerswerda), Dr.-Ing. P. Tichauer (Berlin), A. Krämer (Gersdorf), K. Messerschmidt (Hannover), A. Torres (Jena) und B. Queck (Potsdam). Vielleicht am deutlichsten sagte es M. Balzer (Hamburg): "Wir brauchen ein gemeinsames Dach". Der "RotFuchs" müsse seine verbindende Funktion zwischen den verschiedenen marxistischen Gruppierungen weiter ausbauen.
Ein Höhepunkt der Versammlung war der Beitrag von Yshai Kalmanovitch, Mitglied des ZK des Israelischen Kommunistischen Forums. Die Kommunisten Israels stünden im schweren Kampf gegen die terroristische Politik ihrer Regierung gegenüber den Palästinensern, die die Ursache der Spannungen in der Region sei. "Der einzige Weg aus der Situation ist die Respektierung des Selbstbestimmungsrechts der Palästinenser." Das Kommunistische Forum sei vor zwei Jahren als marxistisch-leninistische Antwort auf die reformistische Politik der alten KP geschaffen worden. "Wir versprechen, den Kampf für unsere Ideen fortzusetzen, weil sie gerecht sind – wenn auch der Sieg noch weit entfernt sein mag." Herzlicher Beifall dankte dem israelischen Genossen.
In seinen resümierenden Bemerkungen zur Debatte stellte der Vereinsvorsitzende Dr. sc. G. Feldbauer, der die Beratung am Morgen eröffnet hatte, fest: "Unsere Versammlung hat gezeigt, daß wir eine Tribüne geschaffen haben, die der Zusammenführung von Kommunisten, Sozialisten und allen marxistisch-leninistisch orientierten Linken dient, ohne deren Zugehörigkeit zu Parteien oder anderen Organisationen infrage zu stellen."
Nach Informationen zur erfolgreichen Entwicklung des Vereins, die von W. Metzger und F. Mühlefeldt gegeben wurden, sprach Dr. H. Strohschein zum weiteren Umgang mit den genau vor einem Jahr erstmals im "RotFuchs" veröffentlichten "11 Forderungen". Sie seien damals auf eine unerwartet breite und lebhafte Resonanz gestoßen. Der Redner erinnerte an die Metapher von Peter Hacks: "Wessen sollten wir uns rühmen, wenn nicht der DDR." Leider habe der PV der DKP diesen Vorschlag, damals von der Gruppe Nordost präsentiert, verworfen und durch einen politisch wirkungslosen Alibi-Beschluß "ersetzt". Der Vorstand des Vereins habe bereits auf seiner ersten Zusammenkunft festgelegt, eine aktualisierte Fassung der "11 Forderungen" zu erarbeiten und schlage vor, sie erneut öffentlich zur Diskussion zu stellen. In einem einstimmig gefaßten Beschluß folgte die Mitgliederversammlung diesem Vorschlag und legte nach kurzer Diskussion fest, das überarbeitete und ergänzte Dokument sowohl im Dezember-"RotFuchs" zu veröffentlichen als auch allen uns politisch nahestehenden oder von den Forderungen berührten Organisationen als Gesprächsangebot zu überreichen.
Abschließend wählte die Versammlung die von der Satzung vorgeschriebene Revisionskommission mit Dr. Ing. P. Tichauer als Vorsitzendem und G. Klabuhn sowie A. Neumann als Mitgliedern.
Fazit: Ein alle Erwartungen übertreffender Auftakt für die weitere Profilierung des Vereins als politische Bildungsorganisation und für die Stärkung unserer immer mehr Leser findenden Zeitung. Eine Begegnung, bei der man Wärme und Gleichklang empfand.
Frank Mühlefeldt