RotFuchs 191 – Dezember 2013

Geriestertes über Riester

KAZ

Die in Nürnberg erscheinende „Kommunistische Arbeiterzeitung“ (KAZ) – wir veröffentlichten in unserer Septemberausgabe bereits deren Beitrag über den Vorbestraften Peter Hartz – stellte ihren Lesern ebenso kurz wie präzise auch den aufschlußreichen Lebensweg Walter Riesters vor. Dessen Name steht für die Privatisierung der Rentenversicherung im Interesse gigantischer Dienstleistungskonzerne. Wie bei Hartz handelt es sich auch bei Riester um einen intimen Parteifreund solcher SPD-„Größen“ wie Multimillionär Gerhard Schröder, Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel – das Wort „Genosse“ wäre eine Beleidigung aller ehrlichen Sozialdemokraten, die sich eher mit August Bebels Vermächtnis als mit den Mauschlern einer Großen Koalition verbunden fühlen.

1957 Ausbildung zum Fliesenleger
1957 Eintritt in die IG Bau-Steine-Erden
1966 Eintritt in die SPD
Meisterprüfung, dann Akademie der Arbeit, Frankfurt/M.
Jugendsekretär beim DGB-Landesbezirk Baden-Württemberg
Sekretär IG-Metall-Verwaltungsstelle Geislingen
2. Bevollmächtigter IG-Metall-Verwaltungsstelle Geislingen
1980 Bezirkssekretär beim IG-Metall-Bezirk Baden-Württemberg
1988 Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg
1988 Mitglied des SPD-Parteivorstandes
1993 2. Vorsitzender der IG Metall
Aufsichtsratsmitglied bei Audi, Bosch, Daimler-Chrysler,
Heideidruck, Rheinmetall, Thyssen, WMF
1998 Maschmeyer, Eigentümer des Finanzvertriebs AWD, fördert Schröders Kandidatur
1998 Minister für Arbeit und Sozialordnung im Schröder-Kabinett bis 2002
1998 Mitglied des Bundestages bis 2009
2002 Im Dienst der Finanzindustrie: Im Jahr 2009 gab Riester 69 bezahlte Tätigkeiten neben seinem Mandat an. Rund 50 davon betrafen die höchste Stufe (Verdienst ab 7000 Euro). Demnach hat Riester für Vorträge bei verschiedenen Versicherungsfirmen in den vergangenen Jahren mindestens 404 000 Euro erhalten, auch mehrfach bei Maschmeyers AWD
2009 Aufsichtsrat des Finanzdienstleisters Union Asset Management Holding
2009 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

Die Lage der Rentenversicherung hatte sich zwischen 1991 und 1995 dramatisch verschlechtert: Die westdeutsche Rentenversicherung übernahm bei der Einverleibung der DDR Zahlungen an die Kollegen aus dem „Anschlußgebiet“, die zwar in ihre dann von der Allianz übernommene und geplünderte DDR-Rentenkasse eingezahlt hatten, aber nicht in jene der BRD. Der drohende Kollaps der BRD-Rentenversicherung schuf die Basis für ein „Geschäftsmodell“, das zusätzliche Riesenprofite für Banken und Versicherungen versprach. „Private Alterssicherung“ hieß das Zauberwort! Die Stichworte für diese Chance hatten Schwarz und Gelb geliefert: „Mehr Selbstverantwortung und weniger Staat“ war ja die Aussage in der Diskussion um die Zukunft der Renten. Riester: „Die DRV kann nicht mehr eine ausreichende Rente gewähren – private Vorsorge ist unumgänglich.“ Nach der Verlagerung von der staatlichen zur privaten Altersvorsorge stehe die Finanzdienstleistungsbranche „vor dem größten Boom, den sie je erlebt hat“, sagte der Gründer des Finanzvertriebs AWD, Carsten Maschmeyer. 1998 spendierte er 650 000 D-Mark für Schröders Landtagswahl in Niedersachsen. Der gewann sie und war damit Kanzlerkandidat anstelle von Lafontaine. Schröder und – mit ihm Riester – machten sich in Berlin breit. Nachdem sein AWD mit dem Verkauf privater Altersversorgung der größte Finanzvertrieb Europas geworden war, veräußerte ihn Maschmeyer an den Swisslife-Konzern. Der muß sich nun mit Tausenden Privat- und Strafklagen wegen Betruges befassen und hat den Namen AWD gestrichen. Milliardär Maschmeyer investiert inzwischen anderswo.