„RotFuchs“-Leserkonferenz

RotFuchs-Redaktion

Bericht von der 2. Leserkonferenz:
Wärme – Optimismus – Solidarität

Pünktlich zum 5. Jahrestag der Erstausgabe des „RotFuchs“ fand in Berlin eine Konferenz seiner Leser mit rund 200 Teilnehmern statt. Sie war geprägt von Solidarität, Herzlichkeit und Optimismus. Die Beiträge widerspiegelten das.

Ein Höhepunkt besonderer Art war das Konzert der Dresdner Singegruppe „Ernesto Che Guevara“, die, ursprünglich selbst aus der FDJ-Singebewegung hervorgegangen, den vielen anwesenden Alt-FDJlern Beifallstürme entlockte. Von „Bau auf, bau auf“ über Gisela Steineckerts „Einfachen Frieden“, unser wohl populärstes Kinderlied „Kleine weiße Friedenstaube“ bis zu „Bandiera rossa“ hatte die Gruppe ein erlesenes Programm für diesen Anlaß zusammengestellt.

Manchem Graukopf wurden die Augen feucht angesichts der Bewahrung bester DDR-Tradition durch die jungen Sänger und Musikanten. Nicht nur bei „Spaniens Himmel“ stimmten alle ein – eine Reverenz auch an das professionelle Niveau der Vorträge. Aufmerksam nahmen die Anwesenden die Zeugnisse internationaler Wertschätzung für den „RotFuchs“ entgegen.

Vom fernen Australien kam eine von Dr. Vera Butler unterzeichnete Grußbotschaft der Gesellschaft für Internationale Studien und aus Wroclaw ein Brief von Prof. Dr. sc. Zbigniew Wiktor im Auftrag der kürzlich wiedergegründeten Kommunistischen Partei Polens. Für die KPML (r) aus Schweden überbrachte deren Internationaler Sekretär Erik Anderson herzliche Grüße. Er berichtete vom Kampf schwedischer Kommunisten um die Sammlung der antiimperialistischen Kräfte angesichts der aktuellen Kriegsgefahr. Eberhard Kornagel begrüßte die Konferenz im Auftrag der Budapester Karl-Marx-Gesellschaft und ihrer Zeitschrift „Dialektika“, die sich um die Verbreitung des Marxismus- Leninismus und die Bewahrung der reichen Erfahrungen der ungarischen Kommunisten bemüht. Der ehemalige Partisan Thanassis Georgiu brachte die Wertschätzung der brüderlich verbundenen griechischen Kommunisten zum Ausdruck. „Auch bei uns in Hellas ist eine sozialdemokratische Partei am Ruder, die sich ein wenig vom Kriegskurs der USA distanziert hat. Das ist gut, sorgt aber auch für Illusionen. Deshalb dürfen wir nicht nachlassen. Fast jeden Tag finden Kundgebungen unter Beteiligung der KKE statt.

"Auf Vorschlag von Prof. Dr. Hans Fischer erklärten die Teilnehmer einmütig ihre Solidarität mit Slobodan Milosevic, der noch immer den Torturen eines infamen „Kriegsverbrecherprozesses" ausgesetzt ist, mit den als „Miami 5“ bekanntgewordenen fünf Patrioten Kubas, die als politische Gefangene in den USA eingekerkert sind, und den zu langen Haftstrafen verurteilten Antifaschisten Kurt Stand und Terry Squillacote. Zuvor hatte Dr. Hans Kaiser über deren Schicksal in den USA berichtet.

Alle Diskussionsbeiträge enthielten Aussagen, Bekenntnisse und Aufrufe gegen die im Nahen Osten zündelnden USA-Imperialisten. Herausragend, mitreißend, klar in der Sprache war die Rede des 84jährigen Spanienkämpfers und Shoa-Überlebenden Fritz Teppich. Den Massen werde verheimlicht, daß ein Krieg gegen Irak auch katastrophale Folgen für Deutschland hätte. "In den 70er Jahren, als wir den Kampf gegen den NATO-Raketenbeschluß organisiert haben, fühlten sich die Leute unmittelbar bedroht, weil sie wußten, daß die Pershing II auch auf Deutschland gerichtet waren. Die Zeit wird wiederkommen, zu der wir in Westberlin 140 000 Menschen vor dem Schöneberger Rathaus versammeln", sagte er in Vorahnung der nur eine Woche später stattfindenden Demonstration der 500 000. „Menschen wie ich haben sich oft den Vorwurf gemacht, nicht genug getan zu haben. Es gilt das Wort des alten Ossietzky: Nur solange Frieden herrscht, kann Krieg abgewandt werden.

Auf Vorschlag Bruni Steinigers stimmte die Konferenz einer Erklärung gegen die von Bush vorangetriebene Irak-Aggression zu, die als Kriegsverbrechen im Sinne des Völkerrechts angeprangert wurde. Auch die in getrennten Briefen an die BRD-Justizministerin erhobenen Forderungen nach einer Aufhebung des 1956 verhängten Verbots der KPD und nach Beendigung politischer Strafverfolgung von Amtsträgern der DDR und Kundschaftern des Friedens wurden durch starken Beifall unterstützt. Teil des zweiten Schreibens war das Verlangen nach Rehabilitierung und Entschädigung aller Opfer des Kalten Krieges in der Alt-BRD.

Die meisten Diskussionsredner befaßten sich mit dem „RotFuchs“, seiner Ausstrahlung auf politisch Nahestehende und seiner breiter gewordenen Thematik. Sie machten Vorschläge für das weitere Wachstum der Zeitung und brachten neue Ideen ein.

Dieter Itzerott analysierte in einer profilierten Rede die gewachsene Qualität und Resonanz des RF und dessen Beitrag zur Sammlung von Kommunisten und Sozialisten. Um mehr Wirkungsmöglichkeiten vor allem für Wissenschaftler zu eröffnen, schlug er vor, in Abständen eine Beilage mit theoretischen Artikeln ins Auge zu fassen.

Jutta Frach äußerte sich zur Notwendigkeit, Sprache und Inhalt mehr auf die Bedürfnisse junger Leute auszurichten. Dr. Hartwig Strohschein wies auf die bei weitem noch nicht ausgeschöpften Möglichkeiten der Internet-Ausgabe der Zeitung hin, die vor allem von jüngeren Lesern besucht wird.

Oberst a. D. Dr. Reinhard Grimmer vom Autorenkollektiv des MfS-Abwehr-Buches „Die Sicherheit“ bedankte sich für die Unterstützung, die er und seine Genossen stets vom „RotFuchs“ erhalten hätten. „Bisher wurden fast 8000 Exemplare unseres Buches verkauft und in 25 Veranstaltungen erreichten wir etwa 1500 Teilnehmer.“ Der Hamburger Werner Hoppe dazu: „Für uns Antiimperialisten in der Alt-BRD war die Arbeit der Genossen des MfS von unschätzbarem Wert. … Meine Vorstellungen von einem künftigen Sozialismus können sich gut mit einer Deutschen Demokratischen Republik begnügen.“

Vorschläge, die der sorgfältigen Auswertung durch Redaktion und Vereinsvorstand bedürfen, unterbreiteten auch Dr. Peter Tichauer, Dr. Fritz Welsch, Rudolf Janert, Dr. Martha Kokoschko, Hans-Georg Vogl, Wolfgang Nicolas und Frank Mühlefeldt, der für Initiativen zur Einberufung eines „Ostdeutschen Sozialforums 2004“ warb.

In seinem Schlußwort betonte Dr. sc. Gerhard Feldbauer, Vorsitzender des Fördervereins, die Versammlung zeige, „daß die Fahne nicht eingezogen ist, sondern weiterhin hochgehalten wird“. Wir kämen dem Erfordernis nach, einem neuen sozialistischen Anlauf den Weg zu bereiten – auch, wenn es ein langer Weg sein werde. Er bezog sich auf die Marxschen Analysen der Niederlagen von 1848 und der Pariser Commune. „Wir folgen der Tradition von Marx und Engels vor allem mit unserem Bekenntnis zur DDR. Es steht im Mittelpunkt unserer publizistischen und theoretischen Arbeit. Wer hier dem Druck des Klassengegners nachgibt, wird scheitern.“ Oberstes Ziel bleibe die Zusammenführung von Kommunisten und Sozialisten mit und ohne Parteibuch auf marxistischer Grundlage. Unter Bezug auf ein altgriechisches Sprichwort sagte Dr. Feldbauer, der Untergang des Kapitalismus sei gewiß, „nur die Stunde steht noch nicht fest. Kämpfen wir dafür, daß sie näherrückt“.

Frank Mühlefeldt